Wort der Päpste

Papst Benedikt XVI. - Hilarius von Poitiers

Geschrieben von (ksf) am 13.01.2011
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Rom (kath.net/as)

Am heutigen 13. Januar feiert die Kirche den Gedenktag des heiligen Kirchenvaters Hilarius von Poitiers (* um 315 in Poitiers; † 367 in Poitiers). Hilarius zählt zu den großen Verteidigern des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi im vierten Jahrhundert. In seinem theologischen Hauptwerk „De Trinitate“ will Hilarius die Gottheit Jesu Christi und die Einheit und Gleichheit von Vater und Sohn auf der Grundlage des Taufglaubens – des Bekenntnisses zu Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist – und auf dem rechten Verständnis der Heiligen Schrift aufzeigen.

Am 10. Oktober 2007 widmete Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Katechesenreihe über die frühchristlichen Kirchenväter seine Ansprache während der Generalaudienz dem großen Theologen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.

„Besonders schön finde ich die folgende Formulierung des hl. Hilarius“, so Benedikt XVI.: „Gott vermag weder, etwas anderes als Liebe, noch etwas anderes als Vater zu sein. Wer liebt, neidet nicht, und wer Vater ist, der ist es in seiner Ganzheit. Dieser Name duldet keine Kompromisse, so als wäre Gott in gewisser Hinsicht Vater und in anderer nicht“.

Die Treue zu Gott sei ein Geschenk seiner Gnade. Deshalb bitte der heilige Hilarius am Ende seiner Abhandlung über die Dreifaltigkeit darum, immer dem Taufglauben treu bleiben zu können: „Das ist ein Wesensmerkmal dieses Buches: Die Reflexion wandelt sich zum Gebet, und das Gebet wird wieder zur Reflexion. Das ganze Buch ist ein Dialog mit Gott“.


Anlässlich des heutigen liturgischen Gedenktags des heiligen Hilarius von Poitiers veröffentlicht kath.net die Katechese Benedikts XVI. vom 10. Oktober 2007:

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute möchte ich über einen großen Kirchenvater des Westens sprechen, den hl. Hilarius von Poitiers, eine der großen Bischofsgestalten des 4. Jahrhunderts. In der Auseinandersetzung mit den Arianern, die Jesus, den Sohn Gottes, als Geschöpf, wenn auch ein hervorragendes Geschöpf, aber eben nur als Geschöpf betrachteten, hat Hilarius sein ganzes Leben der Verteidigung des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi gewidmet, Sohn Gottes und Gott wie der Vater, der ihn von Ewigkeit her gezeugt hat.

Über den Großteil des Lebens des Hilarius verfügen wir über keine gesicherten Angaben. Die alten Quellen sprechen davon, daß er wahrscheinlich um das Jahr 310 in Poitiers geboren wurde. Aus wohlhabender Familie stammend, erhielt er eine solide literarische Ausbildung, die an seinen Schriften deutlich erkennbar ist. Er scheint nicht in einer christlichen Umgebung aufgewachsen zu sein. Er selbst spricht von einem Weg der Suche nach der Wahrheit, die ihn nach und nach zur Kenntnis des Schöpfergottes und des menschgewordenen Gottes führte, der gestorben ist, um uns das ewige Leben zu schenken. Getauft um das Jahr 345, wurde er um das Jahr 353–354 zum Bischof seiner Geburtsstadt gewählt. In den folgenden Jahren schrieb Hilarius sein erstes großes Werk, den Kommentar zum Matthäusevangelium. Es handelt sich um den ältesten uns überlieferten Kommentar zu diesem Evangelium in lateinischer Sprache.

Im Jahr 356 nimmt Hilarius als Bischof an der Synode von Béziers in Südfrankreich teil, der »Synode der falschen Apostel«, wie er selbst sie nennt, da die Versammlung von den arianerfreundlichen Bischöfen beherrscht wurde, die die Gottheit Jesu Christi leugneten. Diese »falschen Apostel« verlangten von Kaiser Konstantius die Verurteilung und Verbannung des Bischofs von Poitiers. Hilarius wurde also im Sommer 356 zum Verlassen Galliens gezwungen.

In der Verbannung in Phrygien in der heutigen Türkei kam Hilarius mit einem religiösen Umfeld in Berührung, das vollständig vom Arianismus beherrscht war. Auch dort drängte ihn seine Hirtensorge, unermüdlich für die Wiederherstellung der Einheit der Kirche auf der Grundlage des rechten Glaubens zu arbeiten, wie er vom Konzil von Nizäa formuliert worden war. Zu diesem Zweck begann er mit der Abfassung seines wichtigsten und bekanntesten dogmatischen Werkes: De Trinitate (Über die Dreifaltigkeit). Darin legt Hilarius seinen persönlichen Weg zur Erkenntnis Gottes dar und bemüht sich aufzuzeigen, daß die Heilige Schrift die Gottheit des Sohnes und seine Gleichheit mit dem Vater nicht nur im Neuen Testament bezeugt, sondern auch an vielen Stellen des Alten Testaments, wo bereits das Geheimnis Christi aufscheint. Gegenüber den Arianern besteht er auf der Wahrheit der Namen Vater und Sohn und entwickelt seine ganze Trinitätstheologie von der Taufformel her, die uns vom Herrn selbst
gegeben worden ist: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«.

Der Vater und der Sohn sind eines Wesens. Und für den Fall, daß einige Stellen des Neuen Testaments zu der Annahme verleiten könnten, der Sohn stehe unter dem Vater, bietet Hilarius genaue Regeln, um irreführende Auslegungen zu vermeiden: Einige Schrifttexte sprechen von Jesus als Gott, andere heben hingegen seine Menschheit hervor. Einige beziehen sich auf seine Präexistenz beim Vater, andere rücken den Zustand der Entäußerung (»kenosis«), seinen Abstieg bis hin zum Tod ins Blickfeld; wieder andere schließlich betrachten ihn in der Herrlichkeit der Auferstehung.

In den Jahren seiner Verbannung schrieb Hilarius auch den Liber de Synodis (Buch über die Synoden), in dem er für seine bischöflichen Mitbrüder in Gallien die Glaubensbekenntnisse und andere Dokumente der Synoden wiedergibt und kommentiert, die um die Mitte des vierten Jahrhunderts im Osten stattfanden. Während der hl. Hilarius standhaft blieb im Widerstand gegen die radikalen Arianer, zeigte er eine versöhnliche Haltung gegenüber denen, die bereit waren zu bekennen, daß der Sohn dem Vater im Wesen »ähnlich« war, wobei er natürlich versuchte, sie zum vollen Glauben zu führen, nach dem in der Gottheit des Vaters und des Sohnes nicht nur eine Ähnlichkeit, sondern eine wahre Gleichheit besteht.

Auch das scheint mir kennzeichnend zu sein: der Geist der Versöhnung, der versucht, diejenigen zu verstehen, die noch nicht zum vollen Glauben an die wahre Gottheit des Herrn Jesus Christus gelangt sind, und ihnen mit großem theologischen Verständnis hilft, zu ihm zu kommen.

Im Jahr 360 oder 361 konnte Hilarius endlich aus der Verbannung in die Heimat zurückkehren und nahm sogleich die pastorale Tätigkeit in seiner Kirche wieder auf, aber der Einfluß seines Lehramtes verbreitete sich weit über deren Grenzen hinaus. Eine im Jahr 360 oder 361 in Paris abgehaltene Synode greift die Sprache des Konzils von Nizäa wieder auf. Manche alte Autoren glauben, daß dieser antiarianische Umschwung der Bischöfe Galliens großenteils der Standhaftigkeit und zugleich der Sanftmut des Bischofs von Poitiers zu verdanken gewesen sei.

Das war genau seine Gabe: Festigkeit im Glauben und Sanftmut in den zwischenmenschlichen Beziehungen miteinander zu verbinden. In seinen letzten Lebensjahren verfaßte er noch den Tractatus in Psalmos, einen Kommentar zu 58 Psalmen, die nach dem in der Einführung des Werkes verdeutlichten Prinzip ausgelegt werden: »Es besteht kein Zweifel, daß alles, was in den Psalmen gesagt wird, gemäß der Botschaft des Evangeliums zu verstehen ist, so daß – mit welcher Stimme auch immer der prophetische Geist gesprochen hat – alles jedenfalls auf die Kenntnis des Kommens unseres Herrn Jesus Christus, Menschwerdung, Passion und Reich, und auf die Herrlichkeit und Macht unserer Auferstehung bezogen werden muß« (Instructio Psalmorum, 5).

Er sieht in allen Psalmen diese Transparenz des Mysteriums Christi und seines Leibes, der Kirche. Hilarius traf bei verschiedenen Anlässen mit dem hl. Martin zusammen: Ganz in der Nähe von Poitiers gründete der spätere Bischof von Tours ein Kloster, das noch heute besteht. Hilarius starb im Jahr 367. Sein liturgisches Gedächtnis wird am 13. Januar begangen. 1851 erklärte ihn der sel. Pius IX. zum Kirchenlehrer.

Um das Wesentliche seiner Lehre zusammenzufassen, möchte ich sagen, daß Hilarius den Ausgangspunkt für seine theologische Reflexion im Taufglauben findet. In De Trinitate schreibt Hilarius: Jesus »hat geboten, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen (vgl. Mt 28,19), das heißt im Bekenntnis des Urhebers, des Eingeborenen und des Geschenkes. Nur einer ist Urheber aller Dinge, denn nur einer ist Gottvater, aus dem alles hervorgeht. Und nur einer ist unser Herr Jesus Christus, durch den alles geschaffen ist (1 Kor 8,6), und nur einer ist der Geist (Eph 4,4), Geschenk in allen… In nichts wird eine so große Fülle als fehlend angetroffen werden können, in der im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist die Unendlichkeit im Ewigen, die Offenbarung im Bild, die Freude im Geschenk zusammenkommen « (De Trinitate 2,1).

Da Gottvater ganz Liebe ist, vermag er dem Sohn seine Gottheit in Fülle mitzuteilen. Besonders schön finde ich die folgende Formulierung des hl. Hilarius: »Gott vermag weder, etwas anderes als Liebe, noch etwas anderes als Vater zu sein. Wer liebt, neidet nicht, und wer Vater ist, der ist es in seiner Ganzheit. Dieser Name duldet keine Kompromisse, so als wäre Gott in gewisser Hinsicht Vater und in anderer nicht« (ebd., 9,61).

Deshalb ist der Sohn ganz Gott, ohne jeden Mangel oder irgendeine Verkürzung: »Wer vom Vollkommenen kommt, ist vollkommen, denn wer alles hat, der hat ihm alles gegeben« (ebd. 2,8). Nur in Jesus Christus, Gottessohn und Menschensohn, findet die Menschheit Heil. Indem er die menschliche Natur angenommen hat, hat er jeden Menschen mit sich vereinigt, »ist er unser aller Fleisch geworden« (Tractatus in Psalmos 54,9). »Er hat in sich das Wesen jedes Fleisches aufgenommen und ist durch es der wahre Weinstock geworden und trägt in sich die Wurzel jedes Schößlings« (ebd., 51,16).

Gerade deshalb ist der Weg zu Christus für alle offen – denn er hat alle in sein Menschsein hineingezogen –, auch wenn immer die persönliche Umkehr geboten ist: »Durch die Beziehung zu seinem Fleisch ist der Zugang zu Christus für alle offen, unter der Bedingung, daß sie den alten Menschen ablegen (vgl. Eph 4,22) und ihn ans Kreuz heften (vgl. Kol 2,14); unter der Bedingung, daß sie die Werke von früher aufgeben und umkehren, um mit ihm in seiner Taufe begraben zu werden im Ausblick auf das Leben (vgl. Kol 1,12; Röm 6,4)« (ebd., 91,9).

Die Treue zu Gott ist ein Geschenk seiner Gnade. Deshalb bittet der hl. Hilarius am Ende seiner Abhandlung über die Dreifaltigkeit darum, immer dem Taufglauben treu bleiben zu können. Das ist ein Wesensmerkmal dieses Buches: Die Reflexion wandelt sich zum Gebet, und das Gebet wird wieder zur Reflexion. Das ganze Buch ist ein Dialog mit Gott. Ich möchte die heutige Katechese mit einem dieser Gebete abschließen, das auf diese Weise auch zu unserem Gebet wird: »O Herr« – betet Hilarius vom Geist erfüllt –, »laß mich immer dem treu bleiben, was ich im Glaubensbekenntnis meiner Wiedergeburt bekannt habe, als ich getauft worden bin im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist. Laß mich dich, unseren Vater, immer anbeten und zusammen mit dir deinen Sohn; laß mich deines Heiligen Geistes wert sein, der aus dir hervorgeht durch deinen Eingeborenen… Amen« (De Trinitate 12,57).

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Letzte Änderung: 14.01.2011 um 16:27

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