Wort der Päpste
Papst Benedikt XVI. - vom Duft des Öls erfüllt |
Geschrieben von (ksf) am 05.06.2011 |
Benedikt XVI.:
Das Gastmahl in Betanien geht dem Tod Jesu voraus im Zeichen der Salbung, die Maria zu Ehren des Meisters vornahm und die er im Hinblick auf seine Grablegung angenommen hat (vgl. Joh 12,7). Aber es ist auch Ankündigung der Auferstehung durch die Anwesenheit des auferweckten Lazarus, ein deutliches Zeugnis der Macht Christi über den Tod. Neben der prägnanten österlichen Bedeutung hat die Erzählung vom Gastmahl in Betanien auch einen gefühlvollen Nachhall an sich und ist von Zuneigung und Verehrung erfüllt; sie ist eine Mischung aus Freude und Schmerz...
In uns, die wir im Gebet vereint sind zum Gedächtnis meines verehrten Vorgängers, weckt Marias Geste der Salbung starken Widerhall und geistliche Eindrücke. Sie ruft das leuchtende Zeugnis in Erinnerung, das Johannes Paul II. von einer vorbehaltlosen und vollen Liebe zu Christus gegeben hat. Der »Duft« seiner Liebe »hat das ganze Haus erfüllt« (vgl. Joh 12,3), das heißt die Kirche. Sicher, wir, die wir ihm nahestanden, haben es in besonderer Weise wahrgenommen, und dafür danken wir Gott. Aber auch die Fernstehenden hatten davon Nutzen, denn die Liebe von Papst Wojtyla zu Christus war so stark und so tief, daß sie in alle Teile der Welt sozusagen übergeflossen ist. Sind nicht die Wertschätzung, die Achtung und die Zuneigung, die Glaubende und Nichtglaubende bei seinem Tod zum Ausdruck brachten, ein deutlicher Beweis dafür?... Der intensive und fruchtbare Hirtendienst und noch mehr das Martyrium der Agonie und der ruhige Tod unseres geliebten Papstes haben die Menschen unserer Zeit erkennen lassen, daß Jesus Christus für ihn wahrhaftig »alles« war.
»Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt« (Joh 12,3). Der Duft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe des Papstes erfüllte sein ganzes Haus, erfüllte den Petersplatz, erfüllte die Kirche und verbreitete sich in der ganzen Welt. Was nach seinem Tod geschehen ist, war für den, der glaubt, die Wirkung dieses »Duftes«, der alle, die Nahen und die Fernen, berührt hat; und er hat sie zu einem Menschen hingezogen, den Gott allmählich seinem Christus gleichförmig gemacht hat... Das »Totus tuus« des geliebten Papstes sporne uns an, ihm auf dem Weg der Selbsthingabe an Christus durch die Fürsprache Marias zu folgen.
(© Libreria Editrice Vaticana)
Letzte Änderung: 06.06.2011 um 10:24
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