Wort der Päpste

Papst Johannes Paul II. - Der Priester, sakramentale Vergegenwärtigung des Bräutigams der Kirche

Geschrieben von (ksf) am 09.03.2011
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Vatikan (kath.net)

Der Priester findet die volle Wahrheit seiner Identität darin, sich von Christus herzuleiten, in besonderer Weise an Christus teilzuhaben und eine Weiterführung Christi, des einzigen Hohenpriesters des neuen und ewigen Bundes, zu sein: Er ist ein lebendiges und transparentes Abbild des Priesters Christus. (12) …

Das schreibt Papst Johannes Paul II. 1992 im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Pastores dabo vobis“ über die „Priesterausbildung im Kontext der Gegenwart“. Es folgen einige weitere Auszüge:

15. … Die Priester sind in der Kirche und für die Kirche eine sakramentale Vergegenwärtigung Jesu Christi, des Hauptes und Hirten; sie verkünden mit Vollmacht sein Wort, sie wiederholen sein vergebendes Wirken und sein umfassendes Heilsangebot, vor allem durch die Taufe, die Buße und die Eucharistie, sie sorgen wie er liebevoll bis zur völligen Selbsthingabe für die Herde, die sie in der Einheit sammeln und durch Christus im Geist zum Vater führen. Mit einem Wort, die Priester leben und handeln für die Verkündigung des Evangeliums an die Welt und für den Aufbau der Kirche im Namen und in der Person Christi, des Hauptes und Hirten. …

16. Die grundlegende Beziehung für den Priester ist die zu Jesus Christus, dem Haupt und Hirten: Denn er hat in spezifischer und wirkmächtiger Weise Anteil erhalten an der "Weihe", Salbung und "Sendung" Christi (vgl. Lk 4,18f.).

Aber eng verflochten mit dieser Beziehung ist die Beziehung zur Kirche. Es handelt sich nicht einfach um von außen her zusammengeführte "Beziehungen", sondern sie sind in einer Art gegenseitiger Immanenz aus sich heraus miteinander verbunden. Die Beziehung zur Kirche gehört eben zu der einzigartigen Beziehung des Priesters zu Christus, und zwar in dem Sinne, daß die "sakramentale Vergegenwärtigung" Christi die Beziehung des Priesters zur Kirche begründet und beseelt.

In diesem Sinne haben die Synodenväter geschrieben: "Insofern er Christus als Haupt, Hirten und Bräutigam der Kirche repräsentiert, steht der Priester nicht nur in der Kirche, sondern auch der Kirche gegenüber. Das Priestertum gehört zusammen mit dem Wort Gottes und den sakramentalen Zeichen, denen es dient, zu den konstitutiven Elementen der Kirche. …

Die Beziehung des Priesters zu Jesus Christus und in ihm zu seiner Kirche liegt in der Existenz des Priesters selbst aufgrund seiner sakramentalen Weihe bzw. Salbung und in seinem Tun, das heißt in seiner Sendung bzw. seinem Dienst. Im besonderen "ist der Priester Diener des in der Kirche - in Form von Mysterium, Communio und Missio - gegenwärtigen Christus. …

So erscheint der Priester in seinem eigentlichen Wesen und in seiner sakramentalen Sendung innerhalb der Struktur der Kirche als Zeichen für den absoluten Vorrang und die Unentgeltlichkeit der Gnade, die der Kirche vom auferstandenen Christus als Geschenk zuteil wird.

Durch das Weihepriestertum wird sich die Kirche im Glauben bewußt, daß sie ihr Sein nicht sich selbst, sondern der Gnade Christi im Heiligen Geist verdankt. Die Apostel und ihre Nachfolger stehen als Inhaber einer Vollmacht, die ihnen von Christus, dem Haupt und Hirten, zukommt, mit ihrem Dienst der Kirche gegenüber, als sichtbare Fortsetzung und sakramentales Zeichen Christi, der die Kirche und der Welt als ewige und immer neue Heilsquelle gegenübersteht, er, "der die Kirche gerettet hat, denn sie ist sein Leib" (Eph 5,23). …

22. … Petrus nennt Jesus den "obersten Hirten" (1 Petr 5,4), weil sein Werk und seine Sendung durch die Apostel (vgl. Joh 21,15ff.) und ihre Nachfolger (vgl. 1 Petr 5,lff.) und durch die Priester in der Kirche fortgeführt werden. Kraft ihrer Weihe werden die Priester Jesus, dem Guten Hirten, gleichgestaltet und sind dazu berufen, seine Hirtenliebe nachzuahmen und mit ihrem Leben zu bezeugen.

Das Sich-Schenken Christi an die Kirche als Frucht seiner Liebe ist gekennzeichnet von jener ursprünglichen Hingabe, die dem Bräutigam gegenüber der Braut eigen ist, woran die heiligen Texte immer wieder erinnern. Jesus ist der wahre Bräutigam, der die Kirche den Wein des Heils darbietet (vgl. Joh 2,11).

Er, der "das Haupt der Kirche ist und sie gerettet hat, denn sie ist sein Leib" (Eph 5,23), "hat die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler, heilig soll sie sein und makellos" (Eph 5,25-27).

Die Kirche ist der Leib, in dem Christus, das Haupt, gegenwärtig und wirksam ist, aber sie ist auch die Braut, die als neue Eva aus der geöffneten Seite des Erlösers am Kreuz erwächst: Darum steht Christus "vor" der Kirche, nährt und pflegt" sie (Eph 5,29) durch die Hingabe seines Lebens für sie.

Der Priester ist berufen, lebendiges Abbild Jesu Christi, des Bräutigams der Kirche, zu sein: Sicher, er bleibt immer Teil der Gemeinde, als Glaubender zusammen mit allen anderen vom Geist zusammengerufenen Brüdern und Schwestern, aber kraft seiner Gleichgestaltung mit Christus, dem Haupt und Hirten, befindet er sich der Gemeinde gegenüber in dieser Haltung des Bräutigams.

"Insofern er Christus als Haupt, Hirt und Bräutigam der Kirche darstellt, steht der Priester nicht nur in der Kirche, sondern auch der Kirche gegenüber". Er ist also dazu berufen, in seinem geistlichen Leben die Liebe des Bräutigams Christus zu seiner Braut, der Kirche, wiederzubeleben.

Sein Leben soll auch von diesem Wesensmerkmal erleuchtet und angeleitet werden, das von ihm verlangt, Zeuge der Liebe Christi als des Bräutigams seiner Kirche und somit fähig zu sein, das Volk zu lieben mit neuem, großem und reinem Herzen, mit echtem Abstand zu sich selbst, mit voller, ständiger und treuer Hingabe und zugleich mit einer Art göttlicher "Eifersucht" (vgl. 2 Kor 11,2), mit einer Zartheit, die sich sogar Nuancen der mütterlichen Liebe zu eigen macht und .Geburtswehen" erleidet, bis "Christus in den Gläubigen Gestalt annimmt" (vgl. Gal 4,19).

23. … Die Selbsthingabe an die Kirche betrifft die Kirche als Leib und Braut Jesu Christi. Darum bezieht sich die Liebe des Priesters in erster Linie auf Jesus Christus: Nur wenn er Christus als Haupt und Bräutigam liebt und ihm dient, wird die Liebe zur Quelle, zum Kriterium, Maßstab und Anstoß für die Liebe und den Dienst des Priesters an der Kirche als Leib und Braut Christi.

Dessen war sich der Apostel Paulus mit klarer Eindringlichkeit bewußt, als er an die Christen der Kirche von Korinth schrieb: "Wir aber sind eure Knechte um Jesu willen" (2 Kor 4,5). Das ist vor allem die ausdrückliche und programmatische Lehre Jesu, wenn er Petrus erst nach dessen dreifacher Liebesbezeugung - ja, einer Liebe, die schon "Vorzugsliebe" ist - den Auftrag erteilt, seine Herde zu weiden: "Zum drittenmal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? ... Petrus sagte zu ihm: Herr, du weißt alles, du weißt, daß, ich dich liebhabe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe." (Joh 21,17).

Das munus regendi

26. … Schließlich ist der Priester berufen, die Vollmacht und den Dienst Jesu Christi, des Hauptes und Hirten der Kirche, dadurch im Leben zu bezeugen, daß er die kirchliche Gemeinschaft anregt und führt, das heißt "die Familie Gottes, die als Gemeinschaft von Brüdern nach Einheit verlangt", versammelt und "sie durch Christus im Heiligen Geist zum Vater" führt.

Dieses "munus regendi" als Amt der Leitung ist eine sehr heikle und komplizierte Aufgabe, die außer der Aufmerksamkeit für die einzelnen Personen und verschiedenen Berufungen die Fähigkeit einschließt, alle Gaben und Charismen, die der Geist in der Gemeinschaft weckt, zu koordinieren, indem er sie prüft und ihren Wert für die Auferbauung der Kirche im Einklang mit den Bischöfen zur Geltung bringt.

Es ist ein Dienst, der vom Priester ein intensives geistliches Leben erfordert, das in reichem Maße jene Eigenschaften und Tugenden aufweist, wie sie den "Vorsteher" und "Leiter" einer Gemeinde, den "Ältesten" im vornehmsten und erhabensten Sinne des Wortes, kennzeichnen. Diese Eigenschaften sind Treue, Konsequenz, Weisheit, Gastfreundlichkeit gegenüber allen, Liebenswürdigkeit und Güte, feste Autorität in den wesentlichen Dingen, Freisein von allzu subjektiven Standpunkten, persönliche Selbstlosigkeit, Geduld, Gefallen am täglichen Einsatz, Vertrauen in das verborgene Wirken der Gnade, das an den Einfachen und Armen offenbar wird (vgl. Tit 1,7f.). ...

Zölibat

29. Unter den evangelischen Räten, schreibt das Konzil, "ragt die kostbar göttliche Gnadengabe hervor, die der Vater einigen gibt (vgl. Mt 19,11; 1 Kor 7,7), die Jungfräulichkeit oder der Zölibat, in dem man sich leichter ungeteilten Herzens (vgl. 1 Kor 7,32-34) Gott allein hingibt. Diese vollkommene Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen wurde von der Kirche immer besonders in Ehren gehalten als Zeichen und Antrieb für die Liebe und als eine besondere Quelle geistlicher Fruchtbarkeit in der Welt".

In der Jungfräulichkeit und im Zölibat bewahrt die Keuschheit ihren ursprünglichen Sinngehalt: Die menschliche Geschlechtlichkeit wird dabei als authentischer Ausdruck der Ziele und als wertvoller Dienst an interpersonaler Gemeinschaft und Hingabe gelebt.

Dieser Sinngehalt ist in der Jungfräulichkeit voll bewahrt; diese verwirklicht gerade auch im Verzicht auf die Ehe die "bräutliche Bedeutung" des Leibes durch eine persönliche Bindung und Hingabe an Jesus Christus und seine Kirche, die die im jenseits zu erwartende vollkommene und endgültige Gemeinschaft und Hingabe ankündigen und vorwegnehmen:

"In der Jungfräulichkeit steht der Mensch auch leiblich in der Erwartung der eschatologischen Hochzeit Christi mit der Kirche; er schenkt sich ganz der Kirche und hofft, daß Christus sich der Kirche schenken wird in der vollen Wahrheit des ewigen Lebens".

In diesem Licht lassen sich die Beweggründe für die Entscheidung leichter verstehen und beurteilen, die die Kirche des Abendlandes vor Jahrhunderten getroffen und an der sie festgehalten hat trotz aller Schwierigkeiten und der Einsprüche, die im Laufe der Zeit dagegen erhoben wurden, nämlich die Priesterweihe nur Männern zu erteilen, die den Beweis erbringen, daß sie von Gott zur Gabe der Keuschheit in der Lebensform der bedingungslosen und dauerhaften Ehelosigkeit berufen sind.

Besonders wichtig ist es, daß der Priester die theologische Begründung des kirchlichen Zölibatsgesetzes erfaßt. Als Gesetz drückt es noch vor dem Willen des einzelnen, der durch dessen Verfügbarkeit zum Ausdruck gebracht wird, den Willen der Kirche aus. Aber der Wille der Kirche findet seine letzte Begründung in dem Band, das den Zölibat mit der heiligen Weihe verbindet, die den Priester Jesus Christus, dem Haupt und Bräutigam der Kirche, gleichgestaltet.

Die Kirche als Braut Jesu Christi will vom Priester mit der Vollständigkeit und Ausschließlichkeit geliebt werden, mit der Jesus Christus, das Haupt und der Bräutigam, sie geliebt hat. Der priesterliche Zölibat ist also Selbsthingabe in und mit Christus an seine Kirche und Ausdruck des priesterlichen Dienstes an der Kirche in und mit dem Herrn.

Pastores dabo vobis

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Letzte Änderung: 10.03.2011 um 18:21

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