Lehrschreiben

Papst Pius XII. - Rundschreiben MEDIATOR DEI ET HOMINUM - 7

Geschrieben von (ksf) am 02.05.2012
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316. Im Laufe der Zeit hat die Kirche verschiedene, gewiß immer schönere und heilbringendere Formen eingeführt, so z. B. fromme und tägliche Besuchungen beim heiligen Tabernakel, den rituellen Segen mit dem heiligsten Sakrament, feierliche Prozessionen durch Städte und Dörfer, besonders anläßlich der eucharistischen Kongresse, und die Anbetung vor dem öffentlich ausgesetzten Allerheiligsten. Diese öffentliche Anbetung erstreckt sich zuweilen auf kurze Zeit, manchmal ist sie auf Stunden und auch auf vierzig Stunden ausgedehnt; mancherorts wird sie abwechselnd in den einzelnen Kirchen das ganze Jahr hindurch fortgesetzt, anderswo bei Tag und auch bei Nacht durch religiöse Genossenschaften immerwährend durchgeführt und nicht selten nehmen auch die Gläubigen daran teil. 317. Diese Übungen der Frömmigkeit leisteten einen wirksamen Beitrag zum Glauben und zum übernatürlichen Leben der streitenden Kirche auf Erden, die auf diese Weise gewissermaßen ein Echo gibt auf den Lobeshymnus, den die triumphierende Kirche immerdar singt vor Gott und dem Lamme, das geschlachtet wurde[125]. Daher hat die Kirche diese im Lauf der Jahrhunderte überall verbreiteten Andachten nicht nur gebilligt, sondern sich zu eigen gemacht und mit ihrer Autorität bestätigt[126]. Sie entstammen dem Geiste der heiligen Liturgie und tragen zweifellos sehr viel bei zum liturgischen Leben, sofern sie mit gebührender Würde und in jener Gesinnung des Glaubens und der Frömmigkeit gehalten werden, wie sie die heiligen Riten und Vorschriften der Kirche fordern. 318. Man kann auch nicht behaupten, daß durch diesen eucharistischen Kult der historische Christus, wie man sagt, der einst auf Erden lebte und der im heiligsten Altarssakrament gegenwärtig ist, mit dem glorreich im Himmel triumphierenden und gnadenspendenden Christus verwechselt und vermischt werde; man muß im Gegenteil betonen, daß auf diese Weise die Christen den Glauben der Kirche bezeugen und feierlich bekennen, wonach das göttliche Wort und der Sohn der Jungfrau Maria, der am Kreuz gelitten hat, der in der Eucharistie verborgen gegenwärtig ist und der im Himmel droben herrscht, ein und derselbe Christus ist. So sagt der heilige Johannes Chrysostomus: „Wenn du dies (den Leib Christi) dir vorgestellt siehst, so sag zu dir selbst: Diesem Leibe verdanke ich es, daß ich nicht mehr Erde und Asche bin, nicht mehr gefangen, sondern frei; um dessentwillen hoffe ich, den Himmel und die dort mir hinterlegten Güter zu erlangen, nämlich das unsterbliche Leben, das Lob der Engel, den Umgang mit Christus; dieser Leib, von Nägeln durchbohrt, mit Geißeln zerschlagen, ward nicht Beute des Todes; es ist jener Leib, der blutentstellt war, von der Lanze durchstochen, aus dem zwei heilbringende Quellen strömten Blut und Wasser ... Diesen Leib schenkte er uns, daß wir ihn halten und daß wir ihn essen: ein Werk tiefster Liebe“[127]. 319. Besonders lobenswert ist die Gepflogenheit, daß viele beim christlichen Volke eingebürgerte Andachten ihren Abschluß finden mit dem Ritus des eucharistischen Segens. Es ist ein herrlicher und segensreicher Brauch, daß der Priester, während die Menge der Christen sich tief verneigt, das Brot der Engel zum Himmel hebt, nach der Vorschrift ein Kreuz zeichnet und dabei den himmlischen Vater anfleht, er möge gnädig niederschauen auf seinen aus Liebe zu uns gekreuzigten Sohn und um seinetwillen und durch ihn, der unser Erlöser und Bruder werden wollte, seine himmlischen Gaben auf jene herabströmen lassen, die das makellose Blut des Lammes erlöst hat[128]. 320. Trachtet also, ehrwürdige Brüder, mit der höchsten euch kennzeichnenden Sorgfalt danach, daß die Kirchen, die durch den Glauben und die Frömmigkeit der christlichen Generationen im Laufe der Jahrhunderte erbaut wurden, wie ein immerwährender Hymnus der Huldigung an den allmächtigen Gott und als ehrwürdige Wohnung unseres unter den eucharistischen Gestalten verborgenen Erlösers, nun auch möglichst zahlreichen Gläubigen offen stehen, die, zu Füßen unseres Heilandes versammelt, seine traute Einladung vernehmen Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken[129].Mögen es wirklich Gotteshäuser sein, wo alle, die bittend eintreten, sich der Gewährung aller erbetenen Wohltaten erfreuen[130] und himmlischen Trost erlangen. Nur so wird es geschehen können, daß die gesamte Menschheitsfamilie endlich zu Ordnung und Frieden komme, und daß sie einmütigen Geistes und Herzens das Lied der Hoffnung und der Liebe singe: „Guter Hirt, du wahres Brot, - Jesus, erbarm' dich unsrer Not! - Weide uns, sei uns Behüter, - zeig' uns deine ewigen Güter - im Lande der Lebendigen“[131]. III. Breviergebet und Kirchenjahr 321. Das Hochziel des christlichen Lebens besteht im engen und dauernden Anschluß eines jeden Menschen an Gott. Darum ist der Kult, den die Kirche dem Ewigen zollt, und dessen Kernstück vor allem im eucharistischen Opfer und im Empfang der Sakramente besteht, so angeordnet und eingeteilt, daß er im Breviergebet die Stunden des Tages, die Wochen sowie den ganzen Lauf des Jahres umfaßt und Rücksicht nimmt auf alle Zeiten und all die verschiedenen Lagen des menschlichen Lebens. Da der göttliche Meister das Gesetz aufgestellt hat: Man soll immer beten und nie müde werden[132] erlahmt die Kirche, treu dieser Ermahnung, nie im Gebet und richtet an uns die Aufforderung des Apostels: Durch ihn (Jesus) wollen wir Gott das Lobopfer darbringen ohne Unterlaß[133]. 322. Das öffentliche und gemeinsame Gebet, das alle vereint zu Gott verrichten, war in der ältesten Zeit auf bestimmte Tage und festgesetzte Stunden beschränkt. Aber nicht nur in größeren Gemeinschaften wurde zu Gott gebetet, sondern auch in den einzelnen Familien, zuweilen im Verein mit Nachbarn und Freunden. Schon bald kam aber in verschiedenen Teilen der christlichen Welt der Brauch auf, besondere Zeiten für das Gebet festzulegen, so z. B. die letzte Stunde des Tages, wenn man bei der Abenddämmerung das Licht anzündete, oder die erste Stunde, wenn die Nacht zu Ende ging, d. h. nach dem Hahnenschrei und bei Sonnenaufgang. Weitere zum Gebet besonders geeignete Zeiten ergaben sich aus der Heiligen Schrift oder aus dem überlieferten Brauchtum der Juden und aus der Gewohnheit des täglichen Lebens. So waren nach der Apostelgeschichte die Jünger Jesu Christi um die dritte Stunde zu gemeinsamem Gebet versammelt, als sie erfüllt wurden vom Heiligen Geist[134]; der Apostelfürst ging vor dem Essen zum Gebet ins Obergemach hinauf, um die sechste Stunde[135]; Petrus und Johannes gingen zum Tempel hinauf zum Gebet der neunten Stunde[136]; Paulus und Silas beteten und lobten Gott um Mitternacht[137]. Verschiedene dieser Gebetsübungen wurden dann vor allem unter dem Einfluß der Mönche und derer, die sich dem aszetischen Leben widmeten, im Laufe der Zeit immer mehr ausgebaut und allmählich durch kirchliche Bestimmungen auch in die eigentliche Liturgie aufgenommen. 323. So ist denn das sogenannte Stundengebet das Gebet des Mystischen Leibes Christi, das im Namen und zum Frommen aller Christen Gott dargebracht wird, wenn es verrichtet wird von den Priestern und von anderen Dienern der Kirche sowie von Ordensleuten, und zwar im ausdrücklichen Auftrag der Kirche. 324. Eigenart und Wert dieses Gotteslobes ergeben sich aus den Worten, mit denen nach dem Rat der Kirche das Stundengebet beginnen soll, und wo es heißt, daß es „würdig, aufmerksam und andächtig“ zu verrichten sei. 325. Das Wort Gottes hat bei seiner Menschwerdung in dieser irdischen Verbannung jenen Lobgesang eingeführt, der durch alle Ewigkeit in den Höhen des Himmels erklingt. Die ganze Menschheit verbindet er mit sich zur Einheit und läßt sie an diesem göttlichen Lobgesang teilnehmen. Worum wir richtig beten sollen, wissen wir ja nicht, so müssen wir demütig gestehen, aber der Geist selbst bittet für uns mit unaussprechlichem Seufzen[138]. Doch auch Christus selbst fleht durch seinen Geist für uns zum Vater. „Ein größeres Geschenk hätte Gott den Menschen nicht gewähren können ... Es betet (Jesus) für uns als unser Priester, er betet in uns als unser Haupt; zu ihm wird gebetet von uns als zu unserem Gott ... Wir wollen also in ihm unsere eigenen Stimmen erkennen und seine Stimme in uns ... Es wird zu ihm gebetet in seiner Gottesgestalt, er betet in seiner Knechtsgestalt; dort ist es der Schöpfer, hier der Geschaffene, der, ohne Veränderung zu erleiden, die geschaffene Natur annimmt, um sie zu verwandeln und uns mit sich vereint zu einem Menschen, Haupt und Leib“[139]. 326. Der hohen Würde dieses Gebetes der Kirche müssen auch Andacht und Frömmigkeit unserer Seele entsprechen. Und da ja die Stimme des Betenden die Lieder wiedergibt, die unter dem Hauch des Heiligen Geistes geschrieben wurden und Gottes Vollkommenheit in der ganzen Welt künden und preisen, so muß auch bei uns dieses Wort begleitet sein vom inneren Mitschwingen der Seele, so daß wir diese nämlichen Gesinnungen uns zu eigen machen, auf ihren Fittichen uns zum Himmel erheben, die heiligste Dreifaltigkeit anbeten, und ihr gebührend Lob und Dank sagen: „Wenn wir dastehen und Psalmen singen, wollen wir es so tun, daß unser Herz dabei mit unseren Stimmen zusammenklinge“[140]. Es handelt sich also nicht nur um ein Hersagen, nicht nur um ein Singen, das jedoch, mag es auch allen Anforderungen der Kunst und der rituellen Vorschriften noch so vollkommen entsprechen, nur eine Sache des Gehöres bliebe; es handelt sich vielmehr darum, daß wir mit Herz und Sinn uns zu Gott erheben, um ihm uns selbst und all unser Tun in Vereinigung mit Jesus Christus vollkommen hinzugeben. 327. Das ist es, wovon die Wirksamkeit unserer Gebete zum größten Teil abhängt. Deshalb schließen sie denn auch, soweit sie sich nicht unmittelbar an das menschgewordene Wort wenden, mit den Worten: „Durch unseren Herrn Jesus Christus“. Als Friedensstifter zwischen uns und Gott zeigt er seine verklärten Wundmale dem himmlischen Vater, immer lebend, um für uns Fürsprache einzulegen[141]. 328. Die Psalmen bilden bekanntlich einen Hauptteil des Stundengebetes. Sie umfassen den ganzen Tageslauf, heiligen und adeln ihn. Treffend zeigt das Cassiodor von den Psalmen, wie sie im Stundengebet seiner Zeit verteilt waren: „Sie gewinnen den kommenden Tag durch den Morgenjubel, sie weihen unsere erste Tagesstunde, sie heiligen uns die dritte Stunde, sie erfüllen mit Freude die sechste Stunde beim Brechen des Brotes, sie lösen unser Fasten zur neunten Stunde, sie beenden den Tag, sie bewirken beim Hereinbrechen der Nacht, daß es nicht finster werde in unserer Seele“[142]. 329. Sie rufen Wahrheiten ins Bewußtsein, die dem auserwählten Volk von Gott geoffenbart sind, bald solche voll Schrecken, bald solche voll köstlicher Wonne. Sie wecken und entflammen die Hoffnung auf den verheißenen Erlöser, die einst, sei es am häuslichen Herd, sei es in der hoheitsvollen Pracht des Tempels aus diesen Gesängen sich nährte. Sie lassen die vorausverkündete Herrlichkeit Jesu Christi und seine höchste, ewige Macht in wunderbarem Lichte erstrahlen; dann aber auch sein Kommen in diese irdische Verbannung und seine Erniedrigung, seine königliche Würde und seine priesterliche Gewalt; und endlich sein wohltätiges Wirken und sein zu unserer Erlösung vergossenes Blut. Nicht weniger bringen sie zum Ausdruck unseres Herzens Freude, Kummer, Hoffen und Bangen sowie unseren guten Willen, ganz auf Gott zu vertrauen und ihm Liebe mit Liebe zu vergelten, und unseren mystischen Aufstieg zu den Gezelten Gottes. „Der Psalm ... ist Segen für das Volk, Lob Gottes, Preislied des Volkes, Beifall aller, Wort der Gesamtheit, Stimme der Kirche, lautes Bekenntnis des Glaubens, volle Ergebung in den allerhöchsten Willen, Erlösungsglück, Jubelruf, Jauchzen der Freude“[143]. 330. In früheren Zeiten war die Teilnahme der Gläubigen an diesem Stundengebet reger. Aber dieser Brauch verlor sich mehr und mehr und, wie Wir eben ausführten, in unserer Zeit ist das Stundengebet ausschließlich Sache des Klerus und der Ordensgemeinschaften. Die Laien haben also diesbezüglich keinerlei rechtliche Verpflichtung. Aber es wäre dringend zu wünschen, daß sie betend oder singend sich daran beteiligten, wo es am Abend von Feiertagen in den Pfarreien verrichtet wird. Dringend ermahnen Wir euch, ehrwürdige Brüder, diesen Brauch nicht aufzugeben und ihn, wo er schon verschwunden ist, nach Möglichkeit wieder aufzunehmen. Das wird sicher besonders dann fruchtbar sein, wenn die Vesperandacht nicht nur würdig und feierlich abgehalten wird, sondern auch derart, daß sie in mannigfacher Weise auf den frommen Sinn der Gläubigen anziehend wirkt. 331. Die Feiertage, die in besonderer Weise Gott zu widmen und zu weihen sind, müssen im öffentlichen wie privaten Leben gewissenhaft gehalten werden. Vor allem gilt das vom Tag des Herrn, den die Apostel, auf Eingebung des Heiligen Geistes hin, anstelle des Sabbats eingeführt haben. Die Juden hatten das Gesetz : An sechs Tagen sollst du arbeiten, am siebten aber ist Sabbat: Ruhe, die dem Herrn heilig ist; jeder, der an diesem Tage arbeitet, soll sterben[144]. Wie sollten die Christen nicht den Tod der Seele befürchten, wenn sie an Feiertagen knechtliche Arbeit verrichten und die Zeit der Arbeitsruhe nicht auf Frömmigkeit und Gottesdienst verwenden, sie vielmehr ohne Maß in den Vergnügungen der Welt verbringen? Der Sonntag und die anderen Feiertage sind also dem zu weihen, was Gottes ist, wodurch Gottes Ehre gefördert und die Seele mit himmlischer Nahrung gestärkt wird. Mag auch die Vorschrift der Kirche nur die Enthaltung von knechtlicher Arbeit und die Beteiligung am eucharistischen Opfer fordern, ohne über die abendliche Andacht etwas zu verfügen, so empfiehlt sie doch immer und immer wieder eine Mehrleistung und wünscht sie dringend; übrigens ist es für jeden einzelnen ein notwendiges Bedürfnis und eine Forderung, Gottes Huld zu gewinnen, um seiner Wohltaten teilhaftig zu werden. 332. Mit großem Schmerz ist Unser Herz erfüllt, wenn Wir sehen müssen, in welcher Weise heutzutage das christliche Volk die Hälfte des Feiertages, Wir meinen den Nachmittag, verbringt. Öffentliche Vergnügungslokale und Spielplätze verzeichnen einen Massenzulauf, während die Gotteshäuser ungebührlich schwach besucht sind. Und doch sollten alle in die Kirche gehen, um dort über die Wahrheiten des katholischen Glaubens belehrt zu werden, um Gottes Lob zu singen, um durch den Priester den eucharistischen Segen zu empfangen und gegen alle Widerwärtigkeiten dieses Lebens mit himmlischer Kraft gefeit zu werden. Alle sollten nach Kräften die Texte erlernen, die bei den abendlichen Andachten gemeinsam gesungen werden, und sich mit ihrer Bedeutung innerlich vertraut machen; denn unter dem Eindruck dieser Worte werden sie erfahren, was Augustinus von sich selber sagt: „Wie habe ich doch geweint bei deinen Hymnen und Liedern, tief bewegt von den tröstlichen Klängen deiner singenden Kirche. Diese Klänge drangen in mein Ohr, die Wahrheit strömte mir ins Herz, Liebe und Frömmigkeit blühten auf, die Tränen rannen, und es wurde mir wohl“[145]. 333. Im ganzen Verlauf des Jahres kreist die Feier des eucharistischen Opfers wie auch das Stundengebet vor allem um die Person Jesu Christi, und alles ist so zweckmäßig und trefflich angeordnet, daß dabei unser Erlöser mit den Geheimnissen seines verborgenen Lebens, seines Erlösungswerkes und seines Triumphes beherrschend hervortritt. Wenn die heilige Liturgie diese Geheimnisse Jesu Christi in Erinnerung ruft, so geschieht dies in der Absicht, daß alle Gläubigen derart an ihnen Anteil nehmen, daß das göttliche Haupt des Mystischen Leibes seine vollkommene Heiligkeit in den einzelnen Gliedern entfalte. Die Herzen der Christen sollten wie Altäre sein, auf denen die einzelnen Augenblicke des Opfers, das der Hohepriester darbringt, gleichsam von neuem vollzogen werden: die Schmerzen und Tränen, welche die Sünden tilgen und sühnen; das Gebet zu Gott, das bis zum Himmel dringt; die Hingabe und gleichsam die Opferung seiner selbst, die aus einem bereiten, großmütigen und eifrigen Herzen entspringt; und endlich die innige Verbundenheit, mit der wir uns und all das Unsrige Gott anvertrauen und in ihm den Frieden finden, „ist es doch Inbegriff der Religion, dem ähnlich zu werden, den man verehrt“[146]. 334. Im Einklang mit diesen Anordnungen, womit uns die Liturgie zu bestimmten Zeiten das Leben Jesu Christi zur Betrachtung vorlegt, weist uns die Kirche auf Vorbilder hin, die nachzuahmen sind, und zeigt die Schätze der Heiligkeit, die wir uns anzueignen haben. Denn was der Mund singt, muß das Herz glauben, und was das Herz glaubt, muss ins öffentliche und private Leben übergehen. In der heiligen Adventszeit weckt sie in uns das Bewusstsein der Sünden, die wir leider begangen haben, ermahnt uns, durch Beherrschung der Triebe und durch freiwillige körperliche Buße uns in frommer Betrachtung zu sammeln und uns mit dem lebendigen Verlangen zu erfüllen, zu Gott zurückzukehren, der allein mit seiner Gnade uns von der Makel unserer Sünden und von den verhängnisvollen Übeln, die daraus entspringen, zu befreien vermag. 335. Wenn der Geburtstag unseres Erlösers wiederkehrt, ist es, als führte sie uns nach Bethlehem zur Grotte, damit wir dort erkennen, wie unerlässlich notwendig es für uns ist, wiedergeboren zu werden und uns gründlich zu erneuern, was nur dadurch erfolgen kann, dass wir uns innig und lebendig anschließen an Gottes menschgewordenes Wort und teilhaben an dessen göttlicher Natur, zu der wir erhoben sind. 336. Mit dem Fest der Erscheinung des Herrn erinnert sie an die Berufung der Heiden zum christlichen Glauben und wünscht, daß wir täglich dem ewigen Gott für sein großes Geschenk unseren Dank abstatten, mit starkem Glauben den lebendigen und wahren Gott suchen, die übernatürliche Welt gläubig und gründlich erfassen, das Schweigen stiller Betrachtung lieben, um so leichter die Gaben des Himmels zu schauen und zu erlangen.


Letzte Änderung: 03.05.2012 um 22:19

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