Lehrschreiben

Papst Pius XII. - Rundschreiben MEDIATOR DEI ET HOMINUM - 8

Geschrieben von (ksf) am 02.05.2012
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337. In den Tagen der Vorfasten und der Fastenzeit geht es unserer Mutter, der Kirche, in erhöhtem Maße darum, daß wir alle unser Elend gründlich erwägen, daß wir uns zur eifrigen Besserung unseres Lebens aufraffen, daß wir mehr als sonst unsere Sünden verabscheuen und sie mit Gebet und Buße tilgen; denn anhaltendes Gebet und Buße für unsere Sünden erwirken uns die Hilfe, ohne die all unser Tun nichtig bleibt und unfruchtbar.

338. Zu der heiligen Zeit aber, in welcher das bittere Leiden Jesu Christi in der Liturgie dargestellt wird, lädt uns die Kirche nach Kalvaria ein, damit wir den blutigen Spuren des göttlichen Erlösers folgen, willig mit ihm das Kreuz auf uns nehmen, sein Verlangen nach Sühne und Versöhnung auch in unseren Herzen erwecken und alle gemeinsam mit ihm sterben.

339. Das Osterfest, mit dem Christi Triumph gefeiert wird, erfüllt unser Herz mit innigster Freude. Da gilt es ernstlich zu bedenken, daß auch wir zusammen mit dem Erlöser auferstehen müssen aus einem Leben der Lauheit und Trägheit zu einem Leben größeren Eifers und größerer Heiligkeit, in voller, großmütiger Hingabe an Gott, indem wir diese traurige Welt vergessen und nur noch nach dem Himmel streben: Wenn ihr mit Christus auferstanden seid, sucht, was droben ist; ... auf das, was droben ist, soll euer Sinn gerichtet sein[147].

340. Zur Pfingstzeit endlich ermahnt uns die Kirche durch ihr Wort und ihr Tun, uns empfänglich zu erweisen für das Wirken des Heiligen Geistes, der unsere Herzen mit göttlicher Liebe zu entzünden verlangt, damit wir täglich eifriger im Tugendstreben Fortschritt machen und heilig seien, wie Christus der Herr und sein Vater im Himmel heilig sind. Das Kirchenjahr muß also aufgefaßt werden als ein herrlicher Lobgesang, den die Christenheit durch Jesus, ihren ewigen Mittler, dem himmlischen Vater darbringt; aber zugleich verlangt es auch von uns ein eifriges und zweckmäßiges Bestreben, das uns immer mehr und mehr unseren Heiland erkennen und preisen läßt. Dazu erfordert es ein ernstes, tatkräfriges Bemühen und unermüdliche Übung, seine Geheimnisse nachzuahmen, seinen Leidensweg willig zu gehen, um schließlich einmal an seiner Herrlichkeit und ewigen Glückseligkeit Anteil zu haben.

341. Aus den Anweisungen, die Wir bisher gegeben haben, erhellt, ehrwürdige Brüder, wie sehr sich vom echten und wahren Geist der Liturgie jene modernen Schriftsteller entfernten, die vom Schein einer höheren Mystik getäuscht, zu behaupten wagen, nicht der geschichtliche Christus sei es, auf den wir zu sehen hätten, sondern „der pneumatische oder verklärte“. Auch behaupten sie unbedenklich, das christliche Andachtsleben habe sich in einer Weise entwickelt, durch die Christus gleichsam entthront sei, da der verherrlichte Christus, der lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit und zur Rechten des Vaters thront, in den Hintergrund gedrängt und an seine Stelle jener Christus gesetzt worden sei, der dieses Erdenleben führte. Darum gehen manche sogar so weit, daß sie die Bilder des am Kreuze leidenden Erlösers aus den Kirchen entfernt wissen wollen.

342. Aber die falschen Auffassungen dieser Art stehen im Widerspruch mit der gesunden Lehre, wie sie von altersher überliefert ist. „Du glaubst an Christus, geboren im Fleisch“, schreibt der heilige Augustinus, „und gelangst zu Christus, geboren aus Gott, Gott bei Gott“[148]. Die heilige Liturgie stellt uns den ganzen Christus vor Augen in allen Lagen seines Lebens: Als den, der das Wort des Ewigen Vaters ist, der von der jungfräulichen Gottesmutter geboren wird, der uns die Wahrheit lehrt, der die Kranken heilt, die Betrübten tröstet, der leidet und stirbt, und der dann aufersteht als Sieger über den Tod, der in der Herrlichkeit des Himmels herrschend den Tröstergeist in unsere Herzen schickt, der schließlich unablässig lebt in seiner Kirche: Jesus Christus gestern und heute und in Ewigkeit[149].

343. Überdies stellt sie ihn uns nicht nur zur Nachfolge vor, sondern sie zeigt uns auch den Lehrer, dem wir willig lauschen, den Hirten, dem wir folgen sollen, den Mittler unseres Heils, den Urquell unserer Heiligkeit, das mystische Haupt, als dessen Glieder wir leben von seinem Leben. Da aber sein bitteres Leiden das eigentliche Geheimnis ist, aus dem unser Heil erwächst, entspricht es ganz dem katholischen Glaubensgeist, jenes Leiden in volles Licht zu rücken, ist es doch auch das Kernstück unserer Gottesverehrung, sofern das eucharistische Opfer es täglich vergegenwärtigt und erneuert, und alle Sakramente in engstem Zusammenhang mit dem Kreuze stehen[150].

344. So ist denn das liturgische Jahr, von der Frömmigkeit der Kirche genährt und begleitet, nicht eine frostige, leblose Darstellung längst vergangener Dinge oder eine bloße Erinnerung an Ereignisse aus früheren Zeiten. Es ist vielmehr Christus selbst, der in seiner Kirche weiterlebt. Er geht da den Weg seines unermeßlichen Erbarmens, den er in diesem sterblichen Leben, als er Wohltaten spendend umherging[151], in der liebevollen Absicht begonnen hat, daß die Menschen seine Geheimnisse erfaßten und in ihnen sozusagen lebten, Geheimnisse, die dauernd gegenwärtig sind und wirken, nicht in der ungewissen, nebelhaften Weise, von der gewisse neuere Autoren sprechen, sondern wie es katholische Lehre ist. Denn nach der Auffassung der Kirchenlehrer sind sie sowohl Vorbilder der christlichen Vollkommenheit, als auch, kraft der Verdienste und Fürbitte Christi, Quellen der göttlichen Gnade. Mit ihrer Wirkung dauern sie fort in uns, ist doch jedes von ihnen je nach seiner Eigenart Ursache unseres Heils.

345. Dazu kommt, daß die Kirche, während sie die Geheimnisse unseres Heilandes uns zur Betrachtung vorstellt, mit ihrem Beten uns die Gnaden erfleht, durch die ihre Kinder in der Kraft Christi vom Geist dieser Geheimnisse tief durchdrungen werden. In seiner Kraft und unter seinem Einfluß können wir, vermöge der Mitarbeit unseres Willens, Lebenskraft in uns aufnehmen wie die Zweige aus dem Baum, wie die Glieder aus dem Haupt. Auch können wir uns langsam und in ernstlichem Bemühen zum Maß der Altersfülle Christi[152]umgestalten.

346. Im Verlauf des Kirchenjahres werden nicht nur die Geheimnisse Jesu Christi gefeiert, sondern auch die Feste der Heiligen im Himmel. Mag es sich bei diesen Festen auch um einen geringeren und untergeordneten Rang handeln, so hat die Kirche dabei doch stets die Absicht, den Gläubigen Vorbilder der Heiligkeit vor Augen zu stellen, damit sie, von diesen angeregt, sich mit den Tugenden des göttlichen Erlösers selber schmücken. Die Heiligen im Himmel nachzuahmen, in deren Tugendleben die Tugend Jesu Christi selbst in mannigfacher Brechung widerstrahlt, ist unsere Aufgabe, wie jene auch ihrerseits Nachahmer Christi waren. In den einen erstrahlt der apostolische Eifer, in anderen wieder aus der Schar unserer Helden bewährte sich der Starkmut bis zur Hingabe des eigenen Blutes, in anderen leuchtet die beharrliche Wachsamkeit, mit der sie dem göttlichen Erlöser entgegenharrten, in anderen die jungfräuliche Reinheit der Seele und die stille Bescheidenheit christlicher Demut; in allen schließlich glüht heiß die Liebe zu Gott und zum Nächsten. Alle diese Zierden der Heiligkeit stellt uns die heilige Liturgie vor Augen, damit wir sie zu unserem Frommen betrachten und „uns entflammen lassen vom Beispiel derer, ob deren Verdienst wir uns freuen“[153]. Es gilt also „in Einfalt die Unschuld zu bewahren, in Liebe die Eintracht, in Demut die Bescheidenheit, die Gewissenhaftigkeit in der Verwaltung, die stete Bereitwilligkeit zur Unterstützung der Leidenden, die Barmherzigkeit in der Pflege der Armen, die Standhaftigkeit im Kampf für die Wahrheit, die Gerechtigkeit bei aller Strenge der Zucht, damit in uns nichts fehle, was zu einem vorbildlichen Christenleben gehört. Denn das sind die Spuren, welche die Heiligen uns bei ihrer Heimkehr ins Vaterland zurückgelassen haben, auf daß wir, auf ihren Wegen wandelnd, ihnen auch in ihren Freuden folgen“[154]. Damit aber auch unsere Sinne zum Guten angeregt werden, ist es der Wunsch der Kirche, daß in unseren Gotteshäusern die Bilder der Heiligen stehen, immer aber in der Absicht, daß wir die „Tugend derer nachahmen, deren Bilder wir verehren“[155].

347. Aber es gibt noch einen anderen Grund für die Verehrung der Heiligen durch das christliche Volk, nämlich das Verlangen, ihren Beistand zu erflehen, „damit uns durch die Fürsprache derer geholfen werde, an deren Lob wir uns erfreuen“[156]. Daraus kann man sich leicht erklären, warum die heilige Liturgie uns zahlreiche Gebetsformeln an die Hand gibt, in denen die Fürbitte der Heiligen im Himmel angerufen wird.

348. Unter den Himmelsbewohnern wird aber in besonderer Weise die jungfräuliche Gottesmutter Maria verehrt. Ist doch ihr Leben wegen der Aufgabe, die sie von Gott empfangen hat, aufs innigste verwoben mit den Geheimnissen Jesu Christi. Niemand ist ja den Spuren des menschgewordenen Wortes so nahe und so vollkommen gefolgt wie sie; niemand steht mehr in Gnade und vermag mehr beim heiligsten Herzen des Gottessohnes und durch dieses beim himmlischen Vater. Sie übertrifft die Cherubim und Seraphim an Heiligkeit, und ihre Herrlichkeit übertrifft jene aller anderen Himmelsbewohner, da sie die Gnadenvolle[157], die Gottesgebärerin ist und uns in glückverheißender Geburt den Erlöser geschenkt hat. Da sie also „die Mutter der Barmherzigkeit, unser Leben, unser Trost und unsere Hoffnung“ ist, wollen wir alle zu ihr rufen „seufzend und weinend in diesem Tale der Tränen“[158] und uns sowie all das Unsrige voll Zuversicht ihr anvertrauen. Sie ist unsere Mutter geworden, als der göttliche Erlöser das Opfer seiner selbst darbrachte, und so sind wir auch kraft dieses Titels ihre Kinder. Sie lehrt uns jegliche Tugend, sie reicht uns ihren Sohn und mit ihm alle Hilfe, die uns nottut, denn Gott wollte, „daß uns alles durch Maria zuteil werde“[159].

349. Auf diesem Weg der Liturgie, der jedes Jahr sich neu uns öffnet, wollen wir, gedrängt durch das Mühen der heiligmachenden Kirche, gestärkt durch die Hilfe und das Beispiel der Heiligen im Himmel und vor allem der Unbefleckten Jungfrau Maria, aufrichtigen Sinnes, voll Glauben, das Herz gereinigt von sündigem Gewissen, den Leib abgewaschen mit reinem Wasser, hintreten[160]zum Hohenpriester[161] um, eines Lebens und eines Sinnes mit ihm, vordringen zu können durch ihn bis hinter den Vorhang[162], um dort den himmlischen Vater zu verherrlichen in alle Ewigkeit.

350. Das ist Wesen und Sinn der heiligen Liturgie. Sie befaßt sich mit dem Opfer, mit den Sakramenten, mit dem Gott darzubringenden Lob, aber ebenso bezweckt sie die Verbindung unserer Seelen mit Christus, ihre durch den göttlichen Erlöser zu erwirkende Heiligung, auf daß Christus geehrt werde und durch ihn und mit ihm die heiligste Dreifaltigkeit: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist!

 

IV. Pastorale Weisungen

 

351. Um die Irrtümer und Überspitzungen der Wahrheit, von denen Wir vorhin gesprochen haben, leichter von der Kirche fernzuhalten, und damit die Gläubigen, geleitet von sicheren Normen, das liturgische Apostolat mit mehr Gewinn auszuüben vermögen, halten Wir es, ehrwürdige Brüder, für angebracht, einiges beizufügen, das der Verwirklichung der dargelegten Lehre dienen soll. Bei der Behandlung der echten und aufrichtigen Frömmigkeit haben Wir festgestellt, daß zwischen der heiligen Liturgie und den übrigen Betätigungen der Gottesverehrung - sofern sie sich innerhalb der gesetzten Ordnung halten und das rechte Ziel verfolgen - kein wirklicher Gegensatz bestehen kann, daß es vielmehr bestimmte Andachtsübungen gibt, die dem Klerus und den Ordeusleuten von der Kirche eindringlich empfohlen werden. Wir wünschen nun, daß auch das christliche Volk von diesen Übungen nicht abgehalten werde. Es sind dies aber, um nur die wichtigsten zu nennen, die Betrachtung der religiösen Wahrheiten, die gewissenhafte Selbstprüfung und Selbstzucht, die heiligen Exerzitien zur Erwägung der ewigen Wahrheiten, der Besuch des allerheiligsten Altarssakramentes, die Gebete und Fürbitten zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, unter denen bekanntlich der Rosenkranz eine besondere Stelle einnimmt[163].

352. Diesen mannigfachen Andachtsformen kann die wirksame Führung des Heiligen Geistes nicht abgehen, zielen sie doch dahin, unsere Herzen, wenn auch in verschiedener Weise, auf Gott hinzulenken und auszurichten, um sie von Sünden zu reinigen, zu tugenhaftem Leben anzuregen und schließlich zu heilsamem Streben nach wahrer Frömmigkeit anzueifern, indem sie zur Erwägung der ewigen Wahrheiten anhalten und immer mehr befähigen zur Betrachtung der göttlichen und menschlichen Natur Christi. Da sie in den Gläubigen das geistliche Leben nähren, leiten sie überdies an zu fruchtbringender Teilnahme am öffentlichen Gottesdienst und schützen vor der Gefahr, daß die liturgischen Gebete zu leeren Formeln absinken.

353. Werdet daher nicht müde, ehrwürdige Brüder, in eifriger Hirtensorge derartige Andachtsübungen zu empfehlen und zu fördern, woraus dem euch anvertrauten Volk ohne Zweifel segensreicher Gewinn erwächst. Gestattet vor allem nie - was unter dem Vorwand liturgischer Erneuerung oder in dem oberflächlichen Glauben, nur die liturgischen Funktionen besäßen Kraft und Würde, gewisse Leute anstreben -, daß die Kirchen außerhalb der öffentlichen Gottesdienstzeiten geschlossen bleiben, wie es in gewissen Gegenden schon Brauch geworden ist; daß die Anbetung des allerheiligsten Altarssakramentes und die Besuche vor den eucharistischen Tabernakeln vernachlässigt werden; daß von der Andachtsbeichte abgeraten und die Verehrung der allerseligsten Jungfrau, die nach dem Urteil heiliger Männer ein Zeichen der „Auserwählung“ ist, bei der Jugend vor allem in den Hintergrund gedrängt wird, so daß sie allmählich abnimmt und dahinschwindet. Derlei Handlungsweisen sind der christlichen Frömmigkeit in höchstem Maße abträglich, es sind Giftfrüchte, die an faulen Zweigen des gesunden Baumes reifen. Sie müssen daher abgehauen werden, damit die Lebenskraft des Baumes nur saftige und gute Früchte nähren kann.

354. Da jedoch die Ansichten einiger Leute hinsichtlich der öfteren Beicht dem Geiste Christi und seiner makellosen Braut gänzlich zuwiderlaufen und für das geistliche Leben geradezu verheerend sind, rufen Wir in Erinnerung, was Wir darüber bereits im Rundschreiben Mystici Corporis[164]mit Schmerz geschrieben haben, und Wir dringen erneut darauf, daß ihr das, was Wir dort mit kummervollen Worten dargelegt haben, euren Gläubigen, insbesondere den Priesteramtskandidaten und dem jungen Klerus, zu ernsthafter Erwägung und gehorsamer Ausführung einschärft. 355. In besonderer Weise aber bemüht euch, daß die monatliche Geisteserneuerung und jene geistlichen Übungen, die zur Pflege der Frömmigkeit an bestimmten Tagen abgehalten werden, von möglichst vielen, nicht bloß aus dem Klerus, sondern auch aus dem Laienstande, besucht werden, von jenen vor allem, die religiösen Vereinen oder der Katholischen Aktion angehören. Wie Wir schon oben ausführten, sind diese Übungen von großem Nutzen, ja sogar notwendig, um wahre Frömmigkeit in den Herzen zu wecken und sie zu heiliger Lebensgestaltung anzuleiten, auf daß sie aus der heiligen Liturgie wirksameren und reichen Antrieb empfangen können.

356. Was nun die verschiedenen Methoden betrifft, nach denen diese Übungen gemacht zu werden pflegen, so mögen sich alle klar vor Augen halten, daß es in der streitenden Kirche nicht weniger als in der himmlischen viele Wohnungen gibt[165], und daß die Aszese nicht von einem einzelnen für sich in Anspruch genommen werden darf. Ein Geist ist, der jedoch weht, wo er will[166], und die durch die Mannigfaltigkeit seiner Gaben und Führungen erleuchteten Seelen zur Heiligkeit geleitet. Ihre Freiheit und das übernatürliche Wirken des Heiligen Geistes in ihnen sollen als unantastbares Gut betrachtet werden, das keiner, unter was immer für einem Vorwand, stören oder verdrängen darf. Es ist jedoch bekannt, daß die Ignatianischen Exerzitien wegen ihrer wunderbaren Wirkung von Unseren Vorgängern vollauf gebilligt und eindringlich empfohlen wurden, und ebenso haben auch Wir sie gebilligt und empfohlen, und Wir möchten dies hier ausdrücklich wiederholen.

357. Der Antrieb, wodurch jeder einzelne zu besonderen Andachtsübungen angeregt wird, muß indes unbedingt vom Vater der Lichter ausgehen, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk herniedersteigt[167];ein Anzeichen dafür ist gewiß der wirksame Einfluß, wodurch diese Übungen dazu beitragen, daß der Gottesdienst immer mehr geschätzt und entfaltet wird, daß die Gläubigen mit innigerem Verlangen zum würdigen Sakramentenempfang sowie zur gebührenden Ehrfurcht und Achtung vor heiligen Dingen sich gedrängt fühlen. Sollten sie jedoch den Grundsätzen und Vorschriften des Gottesdienstes hinderlich oder gar entgegengesetzt und zuwider sein, so ist ohne jeden Zweifel anzunehmen, daß sie nicht mit rechter Absicht und klugem Eifer angeordnet und durchgeführt werden.

358. Es gibt noch andere Übungen der Frömmigkeit, die, obwohl sie nicht streng zur heiligen Liturgie gehören, gleichwohl von besonderer Bedeutung und Würde sind, so daß sie gewissermaßen als der liturgischen Ordnung zugehörig gelten und von diesem Heiligen Stuhl und von den Bischöfen immer wieder bestätigt und belobigt wurden. Dazu gehören die Maiandachten zu Ehren der jungfräulichen Gottesmutter und die Herz Jesu-Andacht im Monat Juni, Novenen, Triduen, der Kreuzweg u. a. m. Da diese Andachtsübungen das christliche Volk sowohl zu öfterem Empfang des Bußsakramentes, zu würdiger Beteiligung am heiligen Meßopfer und am Tische des Herrn als auch zur Betrachtung der Geheimnisse unserer Erlösung und zur Nachahmung der Beispiele der Heiligen im Himmel aneifern, machen sie uns daher nicht ohne heilsamen Nutzen des liturgischen Kultes teilhaftig.

359. Eine gefährliche Sache voll Täuschung wäre es daher, alle diese Frömmigkeitsübungen dreist und unbesonnen ändern und ausschließlich auf die liturgischen Formen zurückführen zu wollen. Es ist jedoch vonnöten, daß Geist und Gesetz der heiligen Liturgie sie in gesunder Weise durchdringen, damit nichts Ungeziemendes, der Würde des Gotteshauses Abträgliches, der Entfaltung des Gottesdienstes Schädliches und der echten Frömmigkeit Widersprechendes aufkomme.


Letzte Änderung: 03.05.2012 um 22:13

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