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Der Kapuzinerpater Pio (Francesco Forgione)

(Pater Pio, Quelle: www.vatican.va) 

 

Francesco Forgione wird als Kind einer Bauernfamilie am 25. Mai 1887 in Pietrelcina (Italien) geboren. Schon in seiner Kindheit ist er oft sehr kränklich und körperlich schwach. Im Alter von 16 Jahren tritt er als Novize den Kapuzinern in seiner Heimat bei und erhält den Ordensnamen Pio (lat: „der Fromme“).

Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit (er leidet mittlerweise an einer Tuberkulose) fällt es ihm schwer das durch Askese geprägte Leben der Franziskaner durchzuhalten. Doch mit Gottes Hilfe absolviert er das Theologiestudium und wird 1910 zum Priester geweiht, muss aber aufgrund seiner weiterhin schlechten Gesundheit bis 1915 in seinem Heimatort Pietrelcina als Gehilfe des Ortspfarrers bleiben.

Erst 1916 wird er als Mönch im Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo aufgenommen. Der junge Ordenmann lebt eher unauffällig im Kloster und auch als im Jahre 1918 zum ersten Mal auf seinem Körper plötzlich die fünf Wundmale Christi erscheinen (lat. „stigmata“), versucht er mit allen Mitteln diese vor seinen Mitbrüdern und der Öffentlichkeit zu verbergen. Doch gerade durch sein aufrichtiges Bemühen, den Gläubigen im Sakrament der Beichte, die Versöhnung mit Gott zu ermöglichen und bei der öffentlichen Feier der heiligen Messe, werden seine Wunden sichtbar.

 

Bald schon kommen Pilger aus der ganzen Welt zu dem stigmatisierten Pater ins Kloster nach San Giovanni Rotondo und erlebten ihn bei seinen Messen oft stundenlang wie aus der Wirklichkeit entrückt. Er wird über die Jahre zum Beichtvater und Seelenführer von vielen Tausenden von Menschen, über 50 Jahre lang wird sein Beichtstuhl Tag für Tag regelrecht belagert, alle wollen zu Rat und Hilfe von diesen außergewöhnlich begnadeten Ordensmann, den man heute zu den größten Mystikern des 20. Jahrhunderts zählt.

 

Innerhalb der katholischen Kirche allerdings kommt es zu unterschiedlichen Meinungen über seine von Gott geschenkten Gaben. Aufgrund von Verleumdungen und Anfeindungen wird ihm vom Oberen von 1922 bis 1934, als 12 Jahre lang, das das Lesen der Messe in der Öffentlichkeit und das Beantworten von Seelsorgebriefen untersagt. Diese Zeit nutzt Pater Pio intensiv, um sich erneut dem Bibelstudium zu widmen.

 

Seine Stigmata führten zu wiederholten, kirchlich angeordneten medizinischen Untersuchungen. Um die Wunden zu verbergen, trägt Pater Pio meist fingerlose Handschuhe. Die Menschen aber vertrauen Padre Pio und als sich die ersten Heilungen durch seine Fürsprache bei Gott ereignen, sind die Massen nicht mehr aufzuhalten. Papst Johannes Paul II sagte zu diesen Vorgängen in seiner Predigt bei der Heiligsprechungsfeier in Rom: „Viele Jahre hindurch hatte er seelisch schwer zu leiden. Jahrelang ertrug er die Schmerzen seiner Wunden mit bewundernswerter Gelassenheit. Als er Schwierigkeiten und Auflagen in seinem priesterlichen Dienst durchstehen musste, nahm er das in Demut und Gelassenheit hin. Angesichts ungerechtfertiger Anklagen und Verleumdungen schwieg er. Er vertraute auf das Urteil Gottes, hielt sich an die Weisungen seiner unmittelbaren Vorgesetzten und blieb seinem eigenen Gewissen treu.“ Hatte er doch dem jungen polnischen Priester Karol Woityla bei einem Besuch im Jahre 1947 sowohl die Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche als auch das Attentat von 1981 vorher gesagt. Auch er stand in Briefkontakt mit dem charismatischen Kapuzinerpater.

 

Von Spendengeldern ließ Padre Pio 1956 eines der modernsten Krankenhäuser Süditaliens bauen, das Casa del Sollievo della Sofferenza, Haus des Trostes der Leidenden in San Giovanni Rotondo. Am 23. September 1968 stirbt der beliebte Kapuzinerpater im Alter von 81 Jahren körperlich völlig verbraucht. Sein Begräbnis gleicht dem eines Staatsmannes.

 

Heute gibt es in Italien über 2300 Gebetsgruppen, die sich an der Spiritualität von Pater Pio orientieren, hinzu kommen weitere 400 Gruppen in aller Welt. San Giovanni Rotondo ist heute die meistbesuchte Pilgerstätte für Hilfesuchende aus aller Welt: 7 Millionen Besucher kommen jedes Jahr, fast doppelt so viele wie zur Wallfahrtsstätte von Bernadette Soubirous nach Lourdes.

 

2004 wurde in San Giovanni Rotondo eine größere Kirche erbaut, um die Pilgerströme aufnehmen zu können. Pater Pio ist in Italien der mit Abstand beliebteste Heilige, Fernsehfilme über ihn haben Rekord-Zuschauerzahlen. Im Jahr 2008 bekundeten Italiens Katholiken in einer Umfrage, sich in Glaubensdingen zuallererst an Padre Pio zu wenden. Anfang März 2008 wurde sein Grab unter großer Medienanteilnahme geöffnet, und die sterblichen Überreste der Öffentlichkeit zur öffentlichen Verehrung ausgestellt.

 

1999 wurde Pater Pio von Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom selig gesprochen. Im Juni 2002 erfolgte vor fast 1 Million Gläubiger die Heiligsprechung. Noch nie in der neueren Kirchengeschichte wurde bis dahin eine Person so kurz nach ihrem Tod heilig gesprochen. Pater Pio pflegte immer zu sagen: „In den Büchern suchen wir Gott, im Gebet finden wir ihn. (pm)

Letzte Änderung: 23.11.2011 um 19:06


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