Wort der Päpste
Paul VI. - Homilie in Nazareth am 05.01.1964 |
Geschrieben von (ksf) am 02.01.2012 |
«Sie kehrten nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück»
Nazaret ist die Schule, in der man das Leben Jesu zu begreifen beginnt, die Schule des Evangeliums. Hier lernt man, die tiefe und geheimnisvolle Bedeutung der schlichten, demütigen und doch so schönen Offenbarung des Sohnes Gottes zu sehen und zu hören, sie zu betrachten und tiefer zu verstehen. Vielleicht lernt man sogar – unmerklich –, ihn nachzuahmen. Wie gerne wären wir doch wieder Kinder, wie gerne gingen wir in die demütige und erhabene Schule von Nazaret! Wie gerne begännen wir wieder damit, in der Nähe Mariens das wahre Wissen über das Leben und die überlegene Weisheit göttlicher Wahrheiten zu erwerben!...
Da ist zunächst die Unterweisung in Stille. Könnten wir doch zur Wertschätzung der Stille zurückkehren, zu dieser wunderbaren und unerlässlichen geistigen Verfassung, wo doch in unserem modernen lärmenden und hektischen Leben so viel Lärm, Getöse und Geschrei auf uns einstürmt! O Stille von Nazaret, lehre uns Sammlung und Innerlichkeit, Bereitschaft auf gute Anregungen echter Lehrer und ihre Worte zu hören; lass uns die Notwendigkeit und den Wert der Vorbereitung, des Studiums, der Meditation erkennen, auch des ganz persönlichen und innerlichen Lebens, des Gebets, das in der Stille allein Gott vernimmt!
Sodann die Unterweisung im Familienleben. Nazaret möge uns lehren, was Familie ist: eine Liebesgemeinschaft mit ihrer strengen und schlichten Schönheit, von heiligem und unverletzlichem Charakter. Lernen wir von Nazaret, wie wohltuend und unersetzlich die Bildung ist, die man dort erfährt, welch hervorragende Bedeutung sie hat auf der sozialen Ebene.
Dann noch die Unterweisung in Arbeit. Nazaret, das Haus des „Sohnes des Zimmermanns“ (Mt 13,55). Hier würden wir gerne das strenge und erlösende Gesetz menschlicher Arbeit verstehen und hervorheben; das Wissen um den Adel der Arbeit auffrischen; daran erinnern, dass Arbeit nicht Selbstzweck sein kann, sondern dass ihre Freiheit und ihr Adel – zusätzlich zu ihrem wirtschaftlichen Wert – von den Werten bestimmt sind, um derentwillen sie getan worden ist. Wie gerne würden wir hier die Arbeiter der ganzen Welt begrüßen und ihnen ihr großes Vorbild vorstellen, ihren göttlichen Bruder, den Verkünder all ihrer berechtigten Anliegen – Christus unseren Herrn.
Letzte Änderung: 03.01.2012 um 18:24
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