Lehrschreiben

Querida Amazonio - das Nachsynodale Schreiben zur Amazonassynode 3

Geschrieben von (ksf) am 12.02.2020
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Das nachsynodale Schreiben zur Amazonas-Synode: Die Fortsetzung

 

 

Drittes Kapitel

Eine ökologische Vision

41. In einer kulturellen Landschaft wie dem Amazonasgebiet, wo eine so enge Beziehung zwischen Mensch und Natur besteht, hat das tägliche Leben immer eine kosmische Dimension. Andere aus ihrer Sklaverei zu befreien bedeutet gewiss, sich um die Umwelt zu kümmern und sie zu schützen [46], aber noch mehr, dem Herzen des Menschen zu helfen, sich vertrauensvoll dem Gott zu öffnen, der nicht nur alles, was existiert, geschaffen hat, sondern auch sich selbst in Jesus Christus uns geschenkt hat. Der Herr, der sich als Erster um uns sorgt, lehrt uns, uns um unsere Brüder und Schwestern und um die Umwelt zu kümmern, die er uns jeden Tag schenkt. Dies ist die erste Ökologie, derer wir bedürfen. In Amazonien versteht man die Worte Benedikts XVI. besser, als er sagte: »Neben der Ökologie der Natur gibt es also auch eine — wie man es ausdrücken könnte — „Humanökologie”, die ihrerseits eine „Sozialökologie“ erfordert. Und das bedeutet, dass sich die Menschheit […] die bestehenden Verbindungen zwischen der Natur-Ökologie — also der Rücksicht auf die Natur — und der auf den Menschen bezogenen Ökologie immer mehr vor Augen halten muss.« [47] Das Beharren darauf, dass »alles miteinander verbunden ist« [48], gilt besonders für ein Gebiet wie Amazonien.

42. Wenn die Sorge für die Menschen und die Ökosysteme untrennbar sind, erlangt dies dort besondere Bedeutung, wo »der Wald keine auszunutzende Ressource ist, sondern ein Wesen oder mehrere Wesen, mit denen man in Beziehung treten kann« [49]. Die Weisheit der ursprünglichen Völker Amazoniens »inspiriert dazu, sorgsam und respektvoll mit der Schöpfung zu leben, im klaren Bewusstsein ihrer Grenzen, das jeden Missbrauch verbietet. Die Natur missbrauchen bedeutet, die Vorfahren, die Brüder und Schwestern, die Schöpfung und den Schöpfer zu missbrauchen und dadurch die Zukunft aufs Spiel zu setzen.« [50] Wenn die Indigenen »in ihren Territorien bleiben, sind es gerade sie, die am besten für sie sorgen« [51], vorausgesetzt, dass sie nicht in die Sirenengesänge und eigennützigen Angebote von Machtgruppen verwickelt werden. Der Schaden für die Natur trifft sie auf sehr direkte und greifbare Weise, denn wir »sind Wasser, Luft, Erde und Leben der von Gott geschaffenen Umwelt. Deshalb bitten wir, dass die Misshandlung und Ausbeutung von Mutter Erde aufhört. Die Erde blutet und ist am Ausbluten, die multinationalen Konzerne haben die Adern unserer Mutter Erde aufgeschnitten.« [52]

Ein Traum aus Wasser

43. In Amazonien ist das Wasser König, die Flüsse und Bäche sind wie Adern und jede Form des Lebens hat in ihm seinen Ursprung:

»Dort, in der Fülle der brennenden Sommer, wenn die letzten Böen aus dem Osten tot in der unbeweglichen Luft sich verdünnen, wird das Thermometer durch das Hygrometer in der Bestimmung des Klimas ersetzt. Die Existenzen leiden unter einer schmerzhaften Alternative zwischen Abschwellen und Ansteigen der großen Flüsse. Diese steigen immer wieder auf erstaunliche Weise an. Der angeschwollene Amazonas kommt aus seinem Bett, hebt seinen Wasserspiegel in wenigen Tagen an [...] Die Flut ist ein Stillstand im Leben. Gefangen in den Maschen der „Wege der Kanus“ wartet der Mensch dann mit seltenem Stoizismus angesichts des unaufhaltbaren Schicksals auf das Ende jenes paradoxen Winters mit hohen Temperaturen. Das Fallen der Wasserstände markiert die Ankunft des Sommers. Es ist die Wiederauferstehung der ursprünglichen Tätigkeit derer, die sich dort schlagen, der einzigen Lebensform, die mit der Natur vereinbar ist, die in ihren unterschiedlichen Ausprägungen extrem ist und die Fortsetzung jeder Anstrengung unmöglich macht.« [53]

44. Das Wasser glitzert im großen Amazonasfluss, der alles um sich herum sammelt und belebt:

»Amazonas,
Hauptstadt der Silben des Wassers,
Vater, Patriarch, du bist
die geheime Ewigkeit der Befruchtung,
Flüsse steigen zu dir hinab wie Vögel …« [54]

45. Er ist darüber hinaus das Rückgrat, das harmonisiert und verbindet: »Der Fluss trennt uns nicht, er verbindet uns vielmehr, er hilft uns, miteinander in verschiedenen Kulturen und Sprachen zusammenzuleben.« [55] Wenn es auch wahr ist, dass es in diesem Gebiet viele „Amazonien“ gibt, ist seine Hauptachse der große Fluss, der Sohn vieler anderer Flüsse ist:

»Von höchsten Gipfeln des Gebirgszugs, wo der Schnee ewig liegt, fließt das Wasser und zeichnet einen zitternden Umriss auf der alten Haut des Steins: der Amazonas ist gerade erst geboren. Er wird in jedem Moment geboren. Wie flackerndes Licht steigt er langsam, gewunden hinab, um in der Erde zu wachsen. Indem er grüne Flächen einnimmt, erfindet er seinen Lauf und vergrößert sich. Grundwasser quellen hervor, um sich mit dem aus den Anden herabfließenden Wasser zu umarmen. Aus dem Bauch der schneeweißen Wolken, die vom Wind angestoßen werden, fällt das himmelblaue Wasser. Sie rücken vereint vor, vervielfacht in unendlichen Pfaden, die unermessliche Ebene bewässernd [...] Es ist das große Amazonien, ganz in den feuchten Tropen, mit seinem dichten und verblüffendem Wald, wo noch immer das Leben pulsiert, unberührt und an weiten, vom Menschen nie erreichten Orten, das in der Intimität des Wassers gebildet wurde [...] Seitdem der Mensch es bewohnt, ist es aus den Tiefen ihrer Gewässer aufgestiegen, und aus dem tiefsten Inneren ihres Waldes verbreitet sich eine schreckliche Angst: dass dieses Leben langsam sich dem Ende zuneigt.« [56]

46. Die Volksdichter, die sich in seine unermessliche Schönheit verliebt haben, haben versucht, zum Ausdruck zu bringen, was sie der Fluss verspüren ließ, und das Leben, das er beim Vorüberziehen schenkt, mit einem Reigen von Delfinen, Anakondas, Bäumen und Kanus zu umschreiben. Sie bedauern zugleich die Gefahren, die ihn bedrohen. Diese Dichter sind kontemplativ und prophetisch, sie helfen uns, uns vom technokratischen und konsumistischen Paradigma zu befreien, das die Natur erstickt und uns einer wahrhaft würdigen Existenz beraubt:

»Die Welt leidet unter der Verwandlung der Füße in Gummi, der Beine in Leder, des Körpers in Stoff und des Kopfes in Stahl [...] Die Welt leidet unter der Verwandlung des Spatens zum Gewehr, des Pfluges zum Kriegspanzer, des Bildes des Sämanns, der aussät, zum Roboter mit seinem Flammenwerfer, aus dessen Saat Wüsten aufsprießen. Nur die Poesie, mit der Bescheidenheit ihrer Stimme, wird diese Welt retten können.« [57]

Der Schrei Amazoniens

47. Die Poesie hilft, ein schmerzhaftes Gefühl zum Ausdruck zu bringen, das heute viele teilen. Die unausweichliche Wahrheit ist, dass unter den gegenwärtigen Bedingungen durch diese Art, mit Amazonien umzugehen, viele Reichtümer des Lebens und großer Schönheit „sich dem Ende zuneigen“, auch wenn viele weiterhin glauben wollen, dass nichts geschehen sei:

»Diejenigen, die dachten, der Fluss sei ein Lasso zum Spielen, haben sich getäuscht.
Der Fluss ist eine dünne Ader auf dem Angesicht der Erde [...]
Der Fluss ist ein Seil, an dem Tiere und Bäume sich festklammern.
Wenn sie zu stark daran ziehen, könnte der Fluss bersten.
Er könnte bersten und unsere Gesichter in Wasser und Blut waschen.« [58]

48. Das Gleichgewicht des Planeten hängt auch von der Gesundheit Amazoniens ab. Zusammen mit den Biomen in Kongo und Borneo beeindruckt es durch die Diversität seiner Wälder, von denen auch die Regenzyklen abhängen, das Gleichgewicht des Klimas und eine große Vielfalt von Lebewesen. Es funktioniert als ein großer Kohlendioxydfilter, der hilft, die Erderwärmung zu vermeiden. Zum großen Teil ist der Boden arm an Humus, weshalb der Wald »in Wirklichkeit auf dem Boden und nicht aus dem Boden wächst« [59]. Wenn der Wald abgeholzt wird, ist er nicht zu ersetzen, es bleibt ein Gebiet mit wenigen Nährstoffen zurück, das sich in ein wüstenartiges und vegetationsarmes Areal verwandelt. Das ist schwerwiegend, weil im Inneren des Amazonaswaldes unzählige Ressourcen bestehen, die für die Behandlung von Krankheiten unverzichtbar sein könnten. Seine Fische, Früchte und die anderen üppigen Gaben bereichern die menschliche Ernährung. Darüber hinaus erweist sich in einem Ökosystem wie dem Amazoniens der Beitrag jedes einzelnen Bestandteils in der Bewahrung des Gesamten als unerlässlich. Auch die Küstenregionen und die Meeresvegetation bedürfen der Nährstoffe, die der Amazonas herbeischwemmt. Der Schrei Amazoniens erreicht alle, denn »der Aspekt der Erschließung und Ausbeutung der Ressourcen ist […] heute […] gar so weit gekommen, dass die Bewohnbarkeit der Umwelt selbst bedroht ist: Die Umwelt als „Ressource“ läuft Gefahr, die Umwelt als „Wohnstätte“ zu bedrohen.« [60] Die Interessen weniger mächtiger Unternehmen dürften nicht über das Wohl Amazoniens und der gesamten Menschheit gestellt werden.

49. Es genügt nicht, sich um die Arten zu kümmern, welche am sichtbarsten vom Aussterben bedroht sind. Es ist entscheidend zu beachten: »Für das gute Funktionieren des Ökosystems sind auch die Pilze, die Algen, die Würmer, die Insekten, die Reptilien und die unzählige Vielfalt von Mikroorganismen notwendig. Einige zahlenmäßig geringe Arten, die gewöhnlich unbemerkt bleiben, spielen eine grundlegend entscheidende Rolle, um das Gleichgewicht eines Ortes zu stabilisieren.« [61] Dies wird in der Bewertung des Umwelteinflusses der wirtschaftlichen Projekte der mineralgewinnenden, der Energie- und Holzindustrie sowie anderer Industrien, die zerstören und verschmutzen, einfach übersehen. Das reichlich in Amazonien vorhandene Wasser ist überdies ein wesentliches Gut für das menschliche Überleben, aber die Quellen der Verschmutzung sind in beständigem Wachstum. [62]

50. Über die wirtschaftlichen Interessen von lokalen Unternehmern und Politikern hinaus gibt es in Wirklichkeit auch »die enormen internationalen wirtschaftlichen Interessen« [63]. Die Lösung findet sich in diesem Fall nicht in einer „Internationalisierung” Amazoniens [64], vielmehr wird die Verantwortung der nationalen Regierungen schwerwiegender. Aus eben diesem Grund ist »die Aufgabenstellung von internationalen Organisationen und Vereinigungen der Zivilgesellschaft anerkennenswert, welche die Bevölkerungen sensibilisieren und kritisch mitwirken – auch unter Einsatz legitimer Druckmittel –, damit jede Regierung ihre eigene und nicht delegierbare Pflicht erfüllt, die Umwelt und die natürlichen Ressourcen ihres Landes zu bewahren, ohne sich an unehrliche lokale oder internationale Interessen zu verkaufen.« [65]

51. Um für Amazonien zu sorgen, ist es gut, die Weisheit der Vorfahren mit den heutigen technischen Kenntnissen zu verbinden, wobei immer ein nachhaltiger Umgang mit dem Gebiet zu gewährleisten ist, der zugleich den Lebensstil und die Wertesysteme der Bewohner bewahrt. [66] Es steht ihnen, insbesondere den ursprünglichen Völkern, zu, vollständige und transparente Information über die Projekte, ihre Tragweite, ihre Auswirkungen und Risiken zu erhalten, damit sie die Informationen mit ihren Interessen und ihrer eigenen Ortskenntnis abwägen können und so ihre Zustimmung geben oder verweigern beziehungsweise Alternativen vorschlagen können. [67]

52. Die Mächtigsten geben sich niemals mit dem Profit, den sie erzielen, zufrieden, und die Ressourcen der wirtschaftlichen Macht wachsen mit der wissenschaftlichen und technologischen Entwicklung. Daher sollten wir alle auf der Dringlichkeit beharren, »ein Rechtssystem zu schaffen, das unüberwindliche Grenzen enthält und den Schutz der Ökosysteme gewährleistet, bevor die neuen Formen der Macht, die sich von dem techno-ökonomischen Paradigma herleiten, schließlich nicht nur die Politik zerstören, sondern sogar die Freiheit und die Gerechtigkeit« [68]. Wenn der Ruf Gottes eines aufmerksamen Hörens auf den Schrei der Armen und zugleich der Erde bedarf, [69] ist für uns »der Hilfeschrei Amazoniens an den Schöpfer ebenso stürmisch wie der Hilfeschrei des Gottesvolkes in Ägypten (vgl. Ex 3,7). Wegen der Versklavung und Verlassenheit ist dies ein Schrei, der Gott um Zuwendung und Befreiung bittet.« [70]

Die Prophetie der Kontemplation

53. Oftmals lassen wir unser Gewissen abstumpfen, »denn die ständige Ablenkung nimmt uns den Mut, der Wirklichkeit einer begrenzten und vergänglichen Welt ins Auge zu schauen« [71]. Oberflächlich betrachtet hat es »den Anschein, als seien die Dinge nicht so schlimm und der Planet könne unter den gegenwärtigen Bedingungen noch lange Zeit fortbestehen. Diese ausweichende Haltung dient uns, unseren Lebensstil und unsere Produktions- und Konsumgewohnheiten beizubehalten. Es ist die Weise, wie der Mensch sich die Dinge zurechtlegt, um all die selbstzerstörerischen Laster zu pflegen: Er versucht, sie nicht zu sehen, kämpft, um sie nicht anzuerkennen, schiebt die wichtigen Entscheidungen auf und handelt, als ob nichts passieren werde.« [72]

54. Über all dies hinaus möchte ich daran erinnern, dass jede der einzelnen Arten einen Wert für sich selbst hat, aber »jedes Jahr verschwinden Tausende Pflanzen- und Tierarten, die wir nicht mehr kennen können, die unsere Kinder nicht mehr sehen können, verloren für immer. Die weitaus größte Mehrheit stirbt aus Gründen aus, die mit irgendeinem menschlichen Tun zusammenhängen. Unseretwegen können bereits Tausende Arten nicht mehr mit ihrer Existenz Gott verherrlichen, noch uns ihre Botschaft vermitteln. Dazu haben wir kein Recht.« [73]

55. Wenn wir von den ursprünglichen Völkern lernen, können wir Amazonien betrachten und nicht nur analysieren, um das wertvolle Geheimnis zu erkennen, das uns übersteigt. Wir können es lieben und nicht nur benutzen, so dass die Liebe ein tiefes und aufrichtiges Interesse weckt. Noch mehr, wir können uns mit ihm innig verbunden fühlen und es nicht nur verteidigen: Amazonien wird zu uns gehören wie eine Mutter. Denn man »betrachtet die Welt nicht von außen, sondern von innen her und erkennt die Bande, durch die der himmlische Vater uns mit allen Wesen verbunden hat« [74].

56. Erwecken wir den ästhetischen und kontemplativen Sinn neu, den Gott in uns gelegt hat und den wir zuweilen verkümmern lassen. Erinnern wir uns daran: »Wenn jemand nicht lernt innezuhalten, um das Schöne wahrzunehmen und zu würdigen, ist es nicht verwunderlich, dass sich für ihn alles in einen Gegenstand verwandelt, den er gebrauchen oder skrupellos missbrauchen kann.« [75] Wenn wir hingegen mit dem Wald in Gemeinschaft treten, wird sich unsere Stimme einfach mit der seinen verbinden und zum Gebet werden: »Lege dich unter dem Schatten eines alten Eukalyptusbaumes nieder, unser lichtreiches Gebet taucht in den Gesang der ewigen Zweige ein.« [76] Eine solche innere Umkehr wird es uns möglich machen, um Amazonien zu weinen und mit ihm zum Herrn zu rufen.

57. Jesus hat gesagt: »Verkauft man nicht fünf Spatzen für zwei Pfennige? Und doch ist nicht einer von ihnen vor Gott vergessen« (Lk 12,6). Gott Vater, der jedes Wesen im Universum mit unendlicher Liebe erschaffen hat, ruft uns auf, seine Werkzeuge zu sein, um den Schrei Amazoniens zu hören. Wenn wir diesem herzzerreißenden Schrei nachkommen, wird offenkundig werden, dass die Geschöpfe Amazoniens vom Vater im Himmel nicht vergessen wurden. Für uns Christen ist es Jesus selbst, der uns durch sie anfleht, »denn geheimnisvoll umschließt sie der Auferstandene und richtet sie auf eine Bestimmung der Fülle aus. Die gleichen Blumen des Feldes und die Vögel, die er mit seinen menschlichen Augen voll Bewunderung betrachtete, sind jetzt erfüllt von seiner strahlenden Gegenwart.« [77] Aus diesen Gründen treffen wir Glaubende in Amazonien auf einen theologischen Ort, einen Raum, wo Gott selbst sich zeigt und seine Kinder zusammenruft.

Erziehung und ökologische Haltungen

58. So können wir einen weiteren Schritt gehen und daran erinnern, dass eine ganzheitliche Ökologie sich nicht damit zufriedengibt, technische Fragen oder Entscheidungen politischer, rechtlicher oder sozialer Art beizulegen. Die große Ökologie bezieht immer einen erzieherischen Aspekt ein, der die Entwicklung von neuen Haltungen in den Personen und Menschengruppen anregt. Leider haben viele Bewohner Amazoniens Gewohnheiten angenommen, die für die Großstädte typisch sind, wo der Konsumismus und die Wegwerfkultur schon sehr verwurzelt sind. Es wird keine gesunde und nachhaltige Ökologie geben, die fähig ist, etwas zu verändern, wenn die Personen sich nicht ändern, wenn man sie nicht dazu anspornt, einen anderen Lebensstil anzunehmen, der weniger unersättlich ist, ruhiger, respektvoller, weniger ängstlich besorgt und brüderlicher.

59. Denn »während das Herz des Menschen immer leerer wird, braucht er immer nötiger Dinge, die er kaufen, besitzen und konsumieren kann. In diesem Kontext scheint es unmöglich, dass irgendjemand akzeptiert, dass die Wirklichkeit ihm Grenzen setzt. […] Deshalb denken wir nicht nur an die Möglichkeit schrecklicher klimatischer Phänomene oder an große Naturkatastrophen, sondern auch an Katastrophen, die aus sozialen Krisen hervorgehen, denn die Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil kann – vor allem, wenn nur einige wenige ihn pflegen können – nur Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen.« [78]

60. Die Kirche wünscht mit ihrer langen geistlichen Erfahrung, mit ihrem erneuerten Bewusstsein über den Wert der Schöpfung, mit ihrer Sorge um die Gerechtigkeit, mit ihrer Option für die Geringsten, mit ihrer erzieherischen Tradition und ihrer Geschichte der Inkarnation in so verschiedene Kulturen auf der ganzen Welt ebenso ihren Beitrag zur Bewahrung Amazoniens und zu seinem Wachstum zu leisten.

Damit beginnt eine weitere Vision, die ich direkter mit den Hirten und den katholischen Gläubigen teilen möchte.

 

Hier geht es zum 4. Teil


Letzte Änderung: 12.02.2020 um 19:26

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