Sehenswertes
Sehenswert auf DVD - Die große Stille - Im Kloster bei Trapisten |
Geschrieben von (pm) am 08.12.2010 |
Hier geht es zum Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=p1lfOWFHry8
Was ist Zeit für jemanden, der weiß, dass er das Gebäude, die Klosterzelle, in der er lebt, nicht mehr verlassen wird? Was ist Alltag, was Gebet, in einer Welt, in der sich alles wiederholt, und sich der Einzelne doch durch seine Zeit bewegt? "Die große Stille" ist ein Dokumentarfilm über die "Grande Chartreuse", das Mutterkloster des legendären Schweigeordens der Karthäuser. Er ist der erste Dokumentarfilm, der jemals über das Leben hinter diesen Klostermauern gedreht werden durfte. - Ein filmisches Ereignis.
Die Grande Chartreuse, das Mutterkloster der Karthäuser, verkörpert eine Legende. Der Orden gilt als eine der strengsten Bruderschaften innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit, folgt das Leben der Mönche den jahrhundertealten Regeln und Ritualen des Ordens. Filmmaterial existierte darüber bisher nicht. 1984 hatte Philip Gröning die Idee, einen Dokumentarfilm über den Schweigeorden zu drehen. Damals erklärte man ihm, es sei zu früh. Der gute Kontakt zum Prior riss jedoch nicht ab. 15 Jahre später kam der Anruf aus dem Kloster, ob noch Interesse vorhanden sei. Die Auflagen waren streng: kein zusätzliches Licht, kein Kommentar, keine Interviews, keine Aufnahmen aus anderen Zusammenhängen, keine zusätzliche Musik, außer den Gesängen der Mönche. Mehrere Monate hat Gröning über ein Jahr hinweg im Kloster gedreht und gelebt - in einer Zelle, wie alle anderen. Er hat teilgenommen an diesem unglaublichen Gleichgewicht zwischen Einsiedlertum und Gemeinschaft. Nur der Lauf der Zeit, der Wechsel der Jahreszeiten und das sich immer wiederholende Element des Tages: das Gebet. Aber wie filmt man beten? Indem man Mönche bei dieser Tätigkeit zeigt. In langen Nahaufnahmen, immer wieder. Es stellt sich auch beim Betrachter eine große Ruhe ein. Betrachten als Gebet? Philip Gröning hat sich viel Zeit genommen. Zeit für die Hand, die die Seite eines Gebetbuches umblättert. Zeit für die Hand, die den Gewandstoff schneidet, ihn glatt streicht. Zeit für Bruder Benjamin, den jungen schwarzen Novizen, der lernen muss, sich einzufügen in den immer gleichen Tagesablauf. Zeit für das Gespräch mit dem alten blinden Mönch über das Leben im Glauben ohne Angst. Nach einem Jahr verließ Philip Gröning mit 200 Stunden Material das Kloster. Wie soll der Dokumentarfilm nun aussehen? Welche Struktur soll er haben? Zweieinhalb Jahre dauert der Schnitt. Gröning hat seinen eigenen Rhythmus und lässt sich von niemand drängen. Die grobe Struktur bilden die Jahreszeiten, der Schnitt ist intuitiv. Dann folgen 14 Tage Mischung, um das nicht Hörbare hörbar zu machen. "Die große Stille" ist eine strenge, fast stumme Meditation über klösterliches Leben in seiner reinsten Form. Erst in der Stille beginnt man zu hören. Erst wenn die Sprache verstummt, beginnt man zu sehen.
ZUSATZINFORMATION
Ein Film, der "selbst Kloster wird". Stille, Wiederholung, Rhythmus - das sind die Pfeiler des Klosterlebens. Im Kloster wurden die Bausteine für die heutige Zivilisation gelegt. Philip Gröning nennt das Kloster "die Kollektiverinnerung Europas", in der unser Kulturgut entstand und in der es verwahrt und überliefert wurde. Die Beschäftigung mit dem Kloster ist eine Beschäftigung mit uns selbst, nicht so sehr mit Daten und Fakten, sondern vielmehr mit einer gesunden Ehrfurcht vor dem Leben. Es soll uns in Erinnerung gerufen werden, dass "jeder Europäer etwas vom Kloster in sich trägt".
Im Internet zu finden unter: http://www.diegrossestille.de/deutsch/index.html
Letzte Änderung: 09.12.2010 um 23:46
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