Zitate von Heiligen
Sel. Charles de Foucauld - 1 |
Geschrieben von (ksf) am 15.12.2010 |
Meditation 194 über die Evangelien „Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan hat“ Wenn wir Jesus nachfolgen wollen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn er es uns nicht sogleich erlaubt; selbst dann nicht, wenn er es uns niemals erlaubt... Tatsächlich reicht sein Blick weiter als unser Blick: er will nicht allein unser Wohl, sondern das Wohl aller... An seinem Leben teilzunehmen, zusammen mit den Aposteln und so wie sie, ist sicherlich ein Gut und eine Gnade, und wir müssen unentwegt uns bemühen, dieser Nachfolge mehr und mehr gerecht zu werden. Doch das ist eine nurmehr äußerliche Gnade; Gott kann uns, indem er uns innerlich mit Gnaden überhäuft, viel heiliger machen ohne diese vollkommene Nachahmung... als mit ihr. Er kann uns, wenn er in uns den Glauben, die Hoffnung und die Liebe vermehrt, viel vollkommener in der Welt oder in einem Orden mit leichten Regeln machen, als wenn wir in der Wüste oder in einem strengen Orden lebten... Wenn Gott uns nicht erlaubt, ihm zu folgen, dürfen wir uns nicht darüber wundern, uns erschrecken oder traurig werden, sondern müssen uns sagen, dass er uns behandelt wie den Besessenen von Gerasa und dass er dafür überaus weise und verborgene Gründe haben wird. Was es braucht, ist ihm zu gehorchen und uns seinem Willen zu übergeben. Und vielleicht... hat Jesus einige Monate oder Jahre später dem Besessenen von Gerasa erlaubt, sich den Apostel anzuschließen. Versuchen wir doch, Schritt für Schritt in größtmöglicher Sorgfalt ihm nachzufolgen – und leben wir so vollkommen wie möglich in der Lebenssituation, in die Jesus uns gestellt hat und in der er uns haben möchte. Leben wir es, als wenn er selbst es leben würde, wenn der Wille seines Vaters ihn da hineinstellen würde, handeln wir in allem so, als würde er handeln, als würde sein Vater ihn dorthin stellen... Die wirkliche Vollkommenheit besteht darin, den Willen Gottes zu erfüllen. ____________________________________________ Meditationen über Stellen im heiligen Evangelium, die von fünfzehn Tugenden handeln, Nazareth 1897-98; Nr 263 „Sie hat ihren ganzen Lebensunterhalt hergegeben“ Mein Gott, wie göttlich ist deine Güte. Hättest du zuerst die Reichen gerufen, hätten es die Armen nicht gewagt, sich dir zu nähern; sie hätten geglaubt, sie müssten wegen ihrer Armut abseits stehen; sie hätten aus der Ferne zu dir hingeschaut und die Reichen dich umringen lassen. Du hast aber alle Welt, alle Menschen gerufen. Die Armen hast du gerufen, weil du ihnen damit bis zum Ende der Welt zeigst, dass sie die Erstberufenen, die Bevorzugten, die Privilegierten sind: die Reichen hast du gerufen, weil sie einerseits nicht schüchtern sind, andererseits es an ihnen liegt, so arm zu werden wie Hirten. Im Nu können sie, wenn sie es wollen, wenn sie dir ähnlich sein wollen, wenn sie fürchten, dass ihr Reichtum sie von dir entfernt – vollkommen arm werden! Wie gut du bist! Zu welch gutem Mittel du gegriffen hast, um ausnahmslos alle deine Kinder um dich zu versammeln! Und wie viel Trost hast du bis zum Ende der Zeiten den Armen, Kleinen, den Verachteten in der Welt in ihr Herz gesenkt, indem du ihnen schon bei deiner Geburt gezeigt hast, dass sie die Privilegierten, die Bevorzugten, die Erstgerufenen sind – diejenigen, die du immer zu dir kommen lässt, weil du einer von ihnen sein wolltest; weil du, seitdem du in der Krippe lagst, dein ganzes Leben hindurch von ihnen umgeben sein wolltest. ____________________________________________ Brief vom 15.07.1916 „Vergib ihm“ Die Liebe besteht nicht darin, dass man Liebe fühlt, sondern dass man lieben will. Wenn man lieben will, liebt man; wenn man über alles lieben will, liebt man über alles. Sollte man einer Versuchung unterliegen, dann deshalb, weil die Liebe zu schwach ist, und nicht weil es sie nicht gäbe. Man muss weinen wie der hl. Petrus, brennen wie der hl. Petrus... aber dann auch dreimal sagen wie er: „Ich liebe dich, ich liebe dich, du weißt, dass ich dich, trotz meiner Schwachheit und meiner Sünden, liebe“ (vgl. Joh 21,15f). Was nun die Liebe Jesu zu uns angeht, so hat er sie uns zur Genüge bewiesen, damit wir an sie glauben, ohne sie zu fühlen. Zu fühlen, dass wir ihn lieben und er uns – das wäre schon der Himmel: den Himmel gibt es – bis auf seltene Augenblicke als seltene Ausnahmen – hienieden nicht. Erzählen wir uns doch oft die Geschichte der Gnaden, die uns Gott seit unserer Geburt erwiesen hat, und die Geschichte unserer Treulosigkeiten. Dabei werden wir Grund genug finden... uns fallen zu lassen in ein grenzenloses Vertrauen auf seine Liebe. Er liebt uns, weil er gut ist, nicht weil wir gut sind. Liebt nicht eine Mutter auch dann ihr Kind, wenn es vom rechten Weg abgekommen ist? Und wir werden Grund genug finden, einzutauchen in die Demut und in das Misstrauen uns gegenüber. Versuchen wir doch, uns ein wenig von unseren Sünden loszukaufen durch die Nächstenliebe, durch das Gute, das wir dem Nächsten tun. Die Liebe zum Nächsten, das Bemühen, anderen Gutes zu tun, ist ein ausgezeichnetes Hilfsmittel, wenn Versuchungen auf uns zukommen: aus der bloßen Verteidigung gehen wir über zum Gegenangriff. ____________________________________________ Betrachtungen zu den Jahresfesten, 02.07., Nouvelle Cité 1987, S. 471 Maria machte sich eilends auf den Weg O Maria, meine Mutter, heute ist sowohl einer deiner Festtage als auch ein Festtag von Jesus. Wie die Reinigung, die vor allem die Darstellung Jesu ist, so ist auch die Heimsuchung eines deiner liebenswürdigen Feste; der Tag ist aber noch mehr ein Fest unseres Herrn, denn er es ist ja, der in dir und durch dich handelt. Die Heimsuchung ist „Liebe Christi, die uns drängt“ (2 Kor 5,14); gerade erst in Dir angekommen, dürstet Jesus danach, weitere Menschen heilig und selig zu machen. Durch die Verkündigung hat er sich dir offenbart und anheimgegeben und dich wunderbar geheiligt. Das war ihm aber noch nicht genug: in seiner Liebe zu den Menschen möchte er sich durch dich sofort offenbaren und an Andere verschenken; er will Andere heiligen und lässt sich von dir zu Johannes dem Täufer tragen... Was die hl. Jungfrau dann bei der Heimsuchung tut, ist nicht ein Besuch bei ihrer Verwandten, um einander die Wunder, die Gott an ihnen getan hat, zu berichten und sich gegenseitig zu trösten und aufzuerbauen; noch weniger dient der Besuch der tätigen Unterstützung ihrer Verwandten in den letzten Monaten ihrer Schwangerschaft und bei ihrer Niederkunft. Er ist viel mehr als das: sie geht, um den hl. Johannes zu heiligen, um ihm die gute Nachricht zu bringen..., nicht durch Worte, sondern dadurch, dass sie Jesus schweigend zu ihm trägt... Das machen die der Kontemplation geweihten geistlichen Schwestern und Brüder in den Missionsländern... O meine Mutter, mach, dass wir unserer Mission treu sind, unserer schönen Mission, und dass wir in Treue den göttlichen Jesus zu diesen armen Seelen bringen, die „im Schatten des Todes“ (Lk 1,79) leben. ____________________________________________ Meditation zu den Evangelien, Nr. 194 «Als Jesus ins Boot stieg, bat ihn der Mann, der zuvor von den Dämonen besessen war, bei ihm bleiben zu dürfen. Aber Jesus erlaubte es ihm nicht.» Die wahre Vollkommenheit besteht nicht darin, diese oder jene Art von Leben zu führen, sondern den Willen Gottes zu tun. Das heißt: ein Leben zu führen, wie und wo Gott es will, und so zu leben, wie er selber gelebt hätte. Wenn er uns selbst die Wahl überlässt – ja, dann versuchen wir doch, es ihm möglichst gleichzutun: so zu leben wie er gelebt hat, wie es seine Apostel zu seinen Lebzeiten und nach seinem Tod getan haben. Die Liebe drängt uns zu dieser Nachfolge. Wenn uns Gott diese Wahl, diese Freiheit lässt, dann genau deshalb, weil er will, dass wir unsere Segel im Wind der reinen Liebe setzen, und dass wir, von ihm gedrängt, „der Spur seines Duftes folgen“ (Hld 1,4 LXX), in getreuer Nachfolge, wie es der hl. Petrus und der hl. Paulus taten... Und wenn Gott uns eines Tages von dieser schönen, vollkommenen Spur abbringen will, so seien wir weder beunruhigt noch erstaunt! Seine Pläne sind undurchschaubar. Er kann für uns in der Mitte unseres Lebenswegs oder an seinem Ende das tun, was er anfangs für den Mann aus Gerasa getan hat. Gehorchen wir also, tun wir seinen Willen... Versuchen wir jedoch mit all unseren Kräften, überall in seine Nähe zu kommen, und verhalten wir uns in jeder Lage und unter allen Bedingungen so, wie er es getan hätte, wenn der Wille seines Vaters ihn in eine Situation gebracht hätte, die der unseren gleicht. ____________________________________________ Nächstenliebe ist das einzige Werk, durch welches man Seelen beeinflussen kann, die sich gegenüber Christus vollkommen ablehnend verhalten, die weder auf Seine Diener hören noch ihre Bücher lesen, noch ihre Wohltaten empfangen. Bringt Ihnen das Evangelium, nicht mit dem Munde, sondern mit dem Beispiel, nicht indem Ihr es verkündet, sondern indem ihr es lebt.
(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)
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Zeit der Einkehr in Nazaret, 1897
"Alles geben weil Christus alles gegeben hat"
Mein Herr Jesus, wie rasch ist einer arm, der, weil er dich von Herzen liebt, nicht ertragen kann, reicher zu sein als der, den er liebt! Wie rasch ist einer arm, der beherzigt, dass er alles, was er für einen deiner geringsten Brüder tut, dir tut, dass er alles, was er für sie nicht tut, dir nicht tut (Mt 25,40.45) – und der deshalb alles Elend um ihn herum zu lindern versucht! Wie rasch ist einer arm, der unter anderen Worten diese gläubig in sich aufnimmt: „Wenn ihr vollkommen sein wollt, geht, verkauft euren Besitz und gebt das Geld den Armen. Selig sind die Armen. Jeder, der um meines Namens Willen sein Hab und Gut verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen“ (Mt 19,16.29; 5,3).
Mein Gott, ich weiß nicht, ob es Menschen gibt, die dich in deiner Armut erkennen und dennoch reich bleiben wollen; die sich größer wähnen als ihr Meister, ihr Geliebter; die dir nicht – soweit es von ihnen abhängt – in allem, besonders aber in deinen Erniedrigungen, ähnlich sein wollen... Ich jedenfalls kann mir Liebe nicht vorstellen ohne ein unwiderstehliches Verlangen nach Gleichförmigkeit, Vergleichbarkeit und vor allem nach Teilhabe an allen Mühen, an allen Schwierigkeiten, an allen Härten des Lebens. Reich sein, mich behaglich fühlen, in aller Ruhe von meinen Besitztümern leben, wenn du doch arm warst und in Bedrängnis, wenn du ein mühsames und hartes Arbeitsleben hattest – ich, mein Gott, kann das nicht; so kann ich nicht lieben.
Es geht nicht an, dass „der Sklave größer ist als sein Herr“ (Joh 13,16), noch dass die Gemahlin reich ist und ihr Gemahl arm... Für mich ist Liebe nur dann Liebe, wenn sie nach Ähnlichkeit strebt..., wenn sie das Bedürfnis verspürt, alle Kreuze zu teilen.
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Meditation zum Evangelium im Blick auf die göttlichen Tugenden: „Alles kann, wer glaubt“
„Wenn euer Glaube auch nur so groß ist wie ein Senfkorn... wird euch nichts unmöglich sein“ (Mt 17, 20). Durch das Gebet vermögen wir alles. Wenn wir nicht bekommen, worum wir gebetet haben, fehlt es uns entweder an Glauben, oder wir haben nicht genügend darum gebetet, oder es wäre für uns schlecht, wenn unsere Bitte erfüllt würde, oder Gott möchte uns etwas Besseres geben als das, worum wir bitten. Niemals aber bekommen wir das Erbetene deshalb nicht, weil es zu schwierig zu kriegen wäre: „Nichts ist uns unmöglich“.
Haben wir keine Scheu, Gott selbst um die schwierigsten Dinge zu bitten (wie die Bekehrung großer Sünder oder ganzer Völker). Bitten wir ihn darum um so mehr, je schwieriger sie sind, im Vertrauen darauf, dass Gott uns leidenschaftlich liebt und dass ein leidenschaftlich Liebender umso lieber gibt, je größer das Geschenk ist. Bitten wir aber mit Glauben, eindringlich, ohne Unterlass, liebevoll und in guter Absicht. Seien wir uns sicher: wenn wir so mit großer Ausdauer beten, werden wir auch erhört und erlangen die Gnadengabe, um die wir bitten, oder eine noch größere. Bitten wir also unseren Herrn kühn um das Unmöglichste, wenn es seiner Ehre dient, und seien wir uns sicher, dass sein Herz es uns umso eher gewährt, je unmöglicher es in unseren Augen erscheint; es tut seinem Herzen nämlich gut, das, was er liebt, mit Unmöglichem zu beschenken – liebt er uns denn nicht über alle Maßen?
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Brief an Père Jerôme vom 19. Mai 1898 - Was wolltet ihr in der Wüste erleben?
Man muss durch die Wüste gehen und dort verweilen, um die Gnade Gottes zu empfangen; dort wird man leer, dort wirft man alles von sich, was nicht Gott ist, und dort räumt man das kleine Haus unserer Seele vollständig aus, um Gott allein den ganzen Platz zu überlassen. Die Juden sind durch die Wüste gezogen, Mose hat dort vor seiner Aussendung gelebt, der hl. Paulus und der hl. Johannes Chrysostomus haben sich in der Wüste vorbereitet... Es ist dies eine Zeit der Gnade, eine Periode, die jede Seele, die Frucht bringen will, durchleben muss. Sie braucht diese Stille, diese Sammlung, das Vergessen alles Geschaffenen, und gerade hier errichtet Gott sein Reich und formt in der Seele den inneren Geist: das intime Leben mit Gott, das Gespräch der Seele mit Gott in Glaube, Hoffnung und Liebe. Später wird die Seele Frucht bringen in dem Maß, wie der innere Mensch sich in ihr gebildet hat (Eph 3,16)...
Man gibt nur, was man hat; in der Einsamkeit, im ausschließlichen Leben mit Gott allein, in der tiefen Sammlung der Seele, die alles vergisst, um allein in der Gemeinschaft mit Gott zu leben – dort schenkt sich Gott ganz dem, der sich Gott ebenso ganz schenkt. Schenkt euch ganz ihm allein... und er wird sich euch ganz schenken... Schaut auf den hl. Paulus, den hl. Benedikt, den hl. Patrick, den hl. Gregor d. Großen, auf die vielen anderen: Welch lange Zeit der Sammlung und des Schweigens! Steigt noch eine Stufe höher: schaut auf Johannes den Täufer, schaut auf unseren Herrn. Unser Herr hatte es nicht nötig, aber er wollte uns ein Beispiel geben.
Letzte Änderung: 10.02.2013 um 03:01
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