Zitate von Heiligen

Sel. Guerric von Igny - 3

Geschrieben von (ksf) am 07.02.2013
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3. Predigt zur Geburt Christi

„Und das Wort ist Fleisch geworden“

 

„Uns ist ein Kind geboren“ (Jes 9,5). Ja, wirklich um unseretwillen, weder um seiner selbst willen noch um der Engel willen. Nicht um seiner selbst willen: diese Geburt schenkte ihm ja weder das Dasein noch ein besseres Dasein, da er doch, bevor er in der Zeit geboren wurde, von aller Ewigkeit war, in sich selbst sein wahres Glück war, wahrer Gott vom wahren Gott (vgl. Credo)... Er war Gott, aus Gott geboren um seiner selbst willen, als Kind wurde er geboren um unseretwillen. Er ist gewissermaßen aus sich selbst hinausgegangen, hat die Engel hinter sich gelassen, um zu uns zu kommen und einer von uns zu werden. „Er entäußerte sich“ und hat sich unter die Engel erniedrigt (Phil 2,7): er ist uns gleich geworden. Durch seine immerwährende Geburt beglückte er sich selber und die Engel, durch seine Geburt auf unserer Welt wurde er unsere Erlösung; denn er sah, wie wir uns unter dem Schaden, der unserer eigenen Geburt anhaftete, abmühten.

Deine Geburt, Jesuskind, ist unser Glück. Wie sehr ist sie unserer Liebe würdig! Sie gibt unserer eigenen Geburt ihren Wert zurück, stellt unseren ursprünglichen Zustand wieder her, schließt unsere Wunde, zerreißt den Schuldschein, der gegen uns anklagte (Kol 2,14). Alle, die sich wegen ihrer Geburt grämten, weil sie sich auf ein besonderes Leben einstellen mussten, können nun glücklich wiedergeboren werden; denn allen, die dich aufnahmen, hast du die Macht gegeben, Kinder Gottes zu werden (Joh 1,12)... Durch deine Geburt, der du zugleich Gott und Menschensohn bist! Durch sie „haben wir den Zugang zu der Gnade erhalten, in der wir stehen und rühmen uns unserer Hoffnung auf die Herrlichkeit“ Gottes (Röm 5,2). Was für ein staunenswerter Tausch: Du hast unser Fleisch angenommen und uns dafür deine Göttlichkeit geschenkt...; du hast dich selbst entäußert und uns dafür überreich ausgestattet.

 

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2. Predigt zum Advent, § 1-2; SC 166

„Horch! Mein Geliebter! Sieh da, er kommt. Er springt über die Berge“ (Hld 2,8)

 

„Siehe da, der König kommt. Laufen wir unserm Retter entgegen“ (Adventsliturgie). Salomon hat es auf den Punkt gebracht: „Kühles Wasser für eine durstige Kehle ist eine gute Nachricht aus fernem Land“ (Spr 25,25). Ja, ein guter Bote ist, wer das Kommen des Herrn ankündigt, die Versöhnung der Welt, das Glück der künftigen Welt. „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten!“ (Jes 52,7)...

Solche Boten sind erfrischendes Wasser und heilsamer Trank für Seele, die nach Gott dürstet. Wer das Kommen des Herrn ankündigt oder seine anderen Mysterien, der gibt uns tatsächlich trinken, „lässt uns Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils“ (Jes 12,3). Deshalb, so scheint es mir, antwortet die Seele dem, der diese Nachricht bringt... mit den Worten von Elisabeth, weil sie ja vom gleichen Geist getrunken hat: „Wer bin ich, dass mein Herr zu mir kommt? Denn im Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, erzitterte mein Geist voll Freude in meinem Herzen, voll Sehnsucht nach der Begegnung mit seinem Herrn.“

Liebe Brüder, wir müssen dem Herrn wirklich jauchzenden Geistes entgegengehen... „Mein Retter und mein Gott! (Ps 43,5) Wie bereitwillig begrüßt du deine Diener, ja rettest du sie... Du hast uns das Heil gebracht nicht nur durch Worte des Friedens, sondern durch den Friedenskuss: nämlich weil du im Fleisch eins geworden bist mit uns; du rettest uns durch deinen Tod am Kreuz.“ Unser Geist möge also vor Freude jauchzen, seinem Retter entgegeneilen, der von weitherkommet, und ihn mit den Worten begrüßen: „Ach, Herr, bring doch Hilfe! Ach, Herr, gib doch Gelingen! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn“ (Ps 118,25-26).

 

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1. Predigt zum Advent

Die Erwartung der Völker

 

Du bist's, auf den die Völker warten! (Gen 49,10 Vulg). Und jene, die auf dich warten, werden nicht enttäuscht werden. Unsere Väter haben dich erwartet, seit Beginn der Welt haben alle Gerechten auf dich gehofft, und du hast sie nicht enttäuscht (vgl. Ps 22,5)...

Die Kirche aber, die in den Gerechten von damals auf die erste Abkunft Christi wartete, erwartet in den Gerechten des Neuen Bundes auch seine zweite Ankunft. So sicher wie sie sich war, dass sein erstes Kommen den Preis der Erlösung bezahlen werde, ebenso sicher ist sie sich auch, dass sein zweites Kommen ihr den Lohn bringen werde. In dieser Erwartung, dieser Hoffnung auf etwas, was mehr ist, als was die Welt bieten kann, strebt die Kirche mit Freude und Sehnsucht nach den ewigen Gütern.

Wo Andere auf irdisches Glück aus sind, ohne darauf zu achten, ob der Wille des Herrn sich darin erfüllt; wo sie sich auf das stürzen, was diese Welt ihnen bietet – da richtet, wer das Glück dazu hat, seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Blick nicht auf eitle und trügerische Dinge (Ps 40,5)... Er weiß, dass es besser ist, mit den Sanften erniedrigt zu werden, als mit den Stolzen die Beute dieser Welt zu teilen. Er tröstet sich mit den Worten: „Mein Anteil ist der Herr; deshalb harre ich auf ihn. Der Herr ist gut zu dem, der auf ihn hofft, zur Seele, die ihn sucht. Herr, die Kraft meiner Seele schwindet in der Erwartung deines Heils, aber die Hoffnung in dein Wort wird übergroß“ (Kgl 3,24-26; Ps 118,81 Vulg)... Ich bin mir sicher, er kommt am Ende und enttäuscht uns nicht; deshalb werde ich seiner harren, selbst wenn sein Kommen auf sich warten lässt; denn er kommt gewiss“ (vgl. Hab 2,3).

 

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3. Predigt zum Advent, 1; SC 166

„Ihr lebt nicht im Finstern, so dass euch der Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann“ (1 Thess 5,4)

 

„Israel, mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten, denn er kommt“ (vgl. Am 4,12). Meine Brüder, „haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet“. Nichts ist gewisser als sein Kommen; aber nichts ist ungewisser als der Zeitpunkt seines Kommens. Es steht euch nicht zu, Zeiten und Fristen zu kennen, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat; denn nicht einmal die Engel im Himmel kennen jenen Tag und jene Stunde (vgl. Apg 1,7; Mt 24,36).

Unser letzter Tag wird kommen, das steht fest. Aber wann oder wie er kommt, wissen wir nicht. Wir wissen nur – so hat es einer vor uns gesagt – dass „er den Alten auf der Schwelle gegenübersteht, den Jungen hingegen auf dem Anstand des Jägers“ (hl. Bernhard)... Dieser Tag müsste uns nicht unerwartet, nicht unvorbereitet antreffen, wie ein Dieb in der Nacht... Die Furcht, die im Wachen wohnt, macht uns allezeit bereit, bis die Sicherheit der Furcht folgt, und nicht die Furcht der Sicherheit. „Ich war vor ihm ohne Makel“, sagt der Weise, „Ich nahm mich in Acht vor der Sünde“ (Ps 18,24), weil ich mich vor dem Tod nicht in Acht nehmen kann. Der Gerechte weiß ja, dass er, „kommt auch sein Ende früh, in Gottes Ruhe eingeht“ (Weish 4,7); mehr noch: es triumphiert über den Tod, wer in seinem Leben nicht Sklave der Sünde war. Wie schön, meine Brüder, welch Glück, nicht nur in Sicherheit zu sein vor dem Tod, sondern über ihn zu triumphieren in Herrlichkeit, im Vertrauen auf das Zeugnis des Gewissens!

 

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3. Predigt zum Fest der Erscheinung des Herrn; SC 166

«Heute, Herr, hast du den Nationen deinen einzigen Sohn offenbart»

 

„Auf, Jerusalem, werde licht, denn es kommt dein Licht! (Jes 60,1) „Sei gesegnet, o Licht, das kommt im Namen des Herrn!“ „Gott, der Herr, erleuchte uns“ (Ps 118,26-27). Durch seine Huld ist uns der durch das Licht der Kirche geheiligte Tag aufgestrahlt. Deshalb sagen wir dir Dank, du „wahres Licht, das in die Welt kam und jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9), du Licht, das genau deswegen in die Welt kam, Licht, das menschliche Gestalt annahm. Es erleuchtet Jerusalem, unsere Mutter und Mutter aller, die es verdient haben, erleuchtet zu werden; es erleuchtet von jetzt an alle, die in der Welt sind. Wir sagen dir Dank, wahres Licht: du hast dich zur Leuchte gemacht, damit Jerusalem licht und das Wort Gottes „meinem Fuß eine Leuchte“ werde (Ps 119,105)... Und es wurde nicht nur angezündet, es wurde „auf einen Leuchter aus purem Gold gestellt“ (Mt 5,15; Ex 25,31). Jerusalem wird so zu „einer Stadt, die auf einem Berg liegt“ (Mt 5,14)... damit ihr Evangelium noch in den fernsten Reichen der Welt aufleuchte...

Gott, der du alle Nationen erleuchtest, dir haben wir gesungen: „Der Herr wird kommen, er wird die Augen seiner Knechte erleuchten“. Nun bist du, mein Licht, gekommen: „Erleuchte meine Augen, damit ich nicht entschlafe und sterbe“ (Ps 13,4)... Du bist gekommen, Licht der Glaubenden, und heute hast du uns die Freude geschenkt, erleuchtet zu sein durch den Glauben, der unsere Leuchte ist. Schenke uns auch allezeit die Freude, erleben zu können, wie das, was in uns dunkel ist, licht wird.

Das, treue Seele, ist der Weg, den du einschlagen musst, um ins Vaterland zu gelangen, wo „deine Finsternis hell wie der Mittag wird“ (Jes 58,10) und „die Nacht leuchtet wie der Tag“ (Ps 138,12). Dann „,wirst du es sehen und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit“, wenn die ganze Erde erfüllt ist von der Majestät des grenzenlosen Lichts und „seine Herrlichkeit über dir erscheint“ (Jes 60,5.2)... „Kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn!“ (Jes 2,5) Dann werden wir als Söhne des Lichts gehen „von Herrlichkeit zu Herrlichkeit durch den Geist des Herrn“ (2 Kor 3,18).

 

 


Letzte Änderung: 08.02.2013 um 23:59

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