Zitate von Heiligen
Sel. Guerric von Igny - 4 |
Geschrieben von (ksf) am 09.02.2013 |
Ansprache zum Osterfest, in: Guerric von Igny:
Ansprachen II : 20-54, Übers.: Sr. M. Magdalena Aust/Abt Bernhard Kohout-Berghammer, Eschenbach, Zisterzienserinnen-Abtei, 1998 (Texte der Zisterzienser-Väter; 7), S. 133 f.
"Warum sucht ihr den Lebenden bei den Toten?" (Lk. 24, 5)
„Für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn“ (Phil 1, 21)! Ich will deshalb nach Galiläa gehen, auf den Berg, auf den Jesus uns bestellt hat (Mt 28, 16), und werde ihn sehen und anbeten, bevor ich sterbe, um danach nie mehr zu sterben, denn „jeder, der, den Sohn sieht und an ihn glaubt, hat das ewige Leben“ (Joh 6, 40), so dass er leben wird, auch wenn er stirbt (Joh 11, 25).
Nun also, meine Brüder, was bezeugt euch die Freude eures Herzens von der Liebe Christi? Ich glaube nämlich – und ihr werdet sehen: zu Recht – wenn ihr Jesus je geliebt habt, ob lebendig oder tot oder auferweckt, dann wird euer Herz aufjauchzen, da die Boten seiner Auferstehung so laut und übereinstimmend durch die ganze Kirche zu hören sind: Jesus, mein Gott, lebt! meldeten sie mir. Da ich dies hörte, lebte mein Geist wieder auf, der in Schlaf gesunken vor Müdigkeit, krank vor Mattigkeit und verzagt vor Kleinmut. Denn die freudevolle Stimme dieser frohen Kunde erweckt selbst solche vom Tod, die tief in Sünde begraben sind. Sonst müßte man gewiss verzweifeln und in Vergessenheit bestattet liegen, wenn Christus bei seiner Rückkehr aus der Unterwelt uns dort in der Tiefe zurückließe.
Hierin kannst du deutlich erkennen, dass dein Geist völlig zum Leben in Christus zurückgekehrt ist, wenn er aus Überzeugung spricht: Es genügt mir, wenn Jesus lebt! ... Wenn er lebt, lebe ich, denn von ihm ist meine Seele abhängig. Ja, er sei mein ganzes Leben, er mein Genügen! Was könnte mir mangeln, wenn Jesus lebt? Ja, vielmehr, alles andere soll mir fehlen, nichts ist mir mehr wichtig, wenn nur Jesus lebt!
____________________________________________
Erste Predigt zum Palmsonntag
„Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen“
Der Mensch ist geschaffen worden, damit er seinem Schöpfer diene. Was wäre denn in der Tat gerechter, als dem zu dienen, der euch ins Leben gerufen hat und ohne den ihr nicht bestehen könntet? Und was wäre denn beglückender, als ihm zu dienen? Denn ihm dienen bedeutet herrschen. Aber der Mensch hat zu seinem Schöpfer gesagt: „Ich will nicht dienen“ (Jer 2,20). „Ich jedoch will dir dienen“, sagt der Schöpfer zum Menschen. „Setz dich, ich will dir dienen, ich will dir die Füße waschen“...
Ja, Christus, du „tüchtiger und treuer Diener“ (Mt 25,21), du hast wahrhaftig gedient, du hast mit allem Glauben und aller Wahrheit gedient, mit aller Geduld und aller Stetigkeit. Ohne Lauheit bist du wie ein Held hervorgetreten, um die Bahn des Gehorsams zu laufen (Ps 19,6); ohne Trug hast du uns obendrein nach so großer Mühsal dein eigenes Leben geschenkt. Als du, obwohl ohne Schuld, ausgepeitscht wurdest, hast du, ohne zu murren, deinen Mund nicht geöffnet. Es steht zu Recht geschrieben: „Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, aber nicht danach handelt, wird viele Schläge erhalten“ (Lk 12,47). Aber dieser unser Diener – das frage ich euch – welche Taten, die seiner würdig waren, hat er nicht vollbracht? Was hat er unterlassen von dem, was er tun sollte? „Er hat alles gut gemacht“, schreiben die, die sein Auftreten beobachtet haben; „er hat gemacht, dass die Tauben hörten und die Stummen sprachen“ (Mk 7,37). Er hat vielerlei Taten vollbracht, die Belohnung verdient hätten – wie kam es dann, dass er solche Beleidigungen ertragen musste? Er bot seinen Rücken der Geißel dar, er bekam unerwartet viele grausame Hiebe; Blut lief in Strömen überall an ihm herab. Er wurde unter Schmähungen und Quälereien verhört wie ein Sklave oder ein Verbrecher, den man peinlich befragt, um aus ihm ein Schuldeingeständnis herauszupressen. O Hochmut des Menschen, der es nicht für nötig hielt zu dienen, und der durch kein anderes Beispiel zur Demut gebracht werden konnte als dadurch, dass man seinen Gott wie einen Sklaven behandelte.
Ja, mein Herr, du hast viel ertragen, um mir zu dienen. Es wäre recht und billig, dass du dir künftig Ruhe gönnst und dass dein Diener seinerseits darangeht dir zu dienen. Nun ist er an der Reihe... Du hast, Herr, diesen widerspenstigen Diener besiegt. Ich strecke meine Hand aus, die Fesseln entgegenzunehmen, ich krümme meinen Nacken, um dein Joch auf mich zu nehmen. Erlaube mir, dir zu dienen. Nimm mich an als deinen Diener für immer, freilich als einen Diener, der unnütz ist, wenn deine Gnade nicht mit mir ist und alle Mühe mit mir teilt (Weish 9,10).
Letzte Änderung: 10.02.2013 um 03:00
Zurück