Zitate von Heiligen

Sel. Guerricus von Igny - 1

Geschrieben von (ksf) am 15.12.2010
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Predigt zu Christi Geburt: Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind

 

Ein Kind ist uns geboren: der Gott der Herrlichkeit hat in Demut nicht nur den irdischen Leib der Sterblichen angenommen, sondern auch noch das Lebensalter von Kindern, das gekennzeichnet ist von Schwachheit und Kleinheit. O seliges Kindsein, deine Schwachheit und Arglosigkeit sind kraftvoller und weiser als alle Menschen! Hier vollbringt doch Gottes Kraft – durch unsere menschlichen Bedingungen hindurch – ihr göttliches Werk. Ja, die Schwachheit dieses Kindes triumphiert über den Herrscher dieser Welt. Sie löst unsere Fesseln und führt uns heraus aus unserer Gefangenschaft. Die Schlichtheit dieses Kindes, die stumm und sprachlos erscheint, macht die Zungen der Unmündigen beredt; sie lässt sie in den Sprachen der Menschen und Engel reden... Dieses Kind scheint unwissend zu sein, aber es lehrt Menschen und Engel Erkenntnis: es ist wirklich... die Weisheit Gottes und sein Logos, sein Wort.

O heilige, liebenswürdige Kindheit, du gibst den Menschen die wahre Unschuld zurück, mit der jedes Lebensalter zu einer glückseligen Kindheit zurückfinden und dir gleichförmig werden kann: nicht an körperlicher Zartheit, aber doch an Demut des Herzens und an Liebenswürdigkeit des Benehmens. Ihr Söhne Adams, die ihr euch so groß dünkt – wenn ihr euch nicht ändert und nicht werdet wie dieses Kind, könnt ihr mit Sicherheit nicht in das Himmelreich kommen. Dieses Kind sagt: „Ich bin die Tür zum Himmelreich“. Wenn die großen Erwachsenen ihren Rücken nicht beugen, können sie durch diese niedrige Tür nicht hineinkommen. (Vgl. Jes 9,5; 1 Kor 1, 24; Joh 12, 31; Weish 10, 21; 1 Kor 13, 1; Ps 94, 10; Mt 18, 3-4; Joh 10, 9)

 

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Predigt 3 zur Verkündigung, 2-4: „Der Herr wird euch von sich aus ein Zeichen geben: Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen“

 

„Der Herr wandte sich an Ahas und sagte: 'Erbitte dir ein Zeichen.' Ahas antwortete: 'Nein, ich will um nichts bitten und den Herrn nicht auf die Probe stellen'“ (Jes 7,10-12)... Nun, das Zeichen, das zurückgewiesen wurde..., wir nehmen es an, mit ungeschmälertem Glauben und liebevoller Hochachtung. Wir anerkennen, dass der von der Jungfrau empfangene Sohn für uns „in den Tiefen“ der Unterwelt Zeichen der Vergebung und Befreiung, „in den Höhen des Himmels“ Zeichen und Hoffnung auf Jubel und Herrlichkeit ist... Dieses Zeichen hat der Herr nunmehr aufgerichtet, zuerst am Kreuzesstamm, dann auf seinem Königsthron.

Ja, diese jungfräuliche Mutter, die empfängt und gebiert, ist ein Zeichen für uns; Zeichen dafür, dass der Mensch, der empfangen und geboren wurde, Gott ist. Dieser Sohn, der göttliche Werke vollbringt und menschliche Leiden erduldet, ist für uns das Zeichen dafür, dass er die Menschen, um deretwillen er empfangen und geboren wurde und für die er auch leidet, zu Gott führt.

Unter allen menschlichen Schwachheiten, die für uns auf sich zu nehmen dieser Gott bereit war, ist, so denke ich, diese die erste (was die Zeit betrifft) und zugleich die größte (was die Erniedrigung betrifft): dass die unendliche Majestät sich im Schoß einer Frau empfangen und neun Monate einschließen ließ. Wo wurde sie jemals so völlig gedemütigt? Wann hat man erlebt, dass sie sich derartig entäußerte? So lange Zeit sagt die Weisheit nichts, schafft die Macht nichts Sichtbares, offenbart sich die Majestät durch kein Zeichen. Selbst am Kreuz erschien Christus nicht so schwach... Im Mutterschoß ist er, als ob er nicht wäre; seine Allmacht ist so unwirksam, als ob sie nichts vermöchte; und das ewige Wort hüllt sich in Schweigen.

 

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Aus: Predigt 1 über den hl. Johannes den Täufer: „Johannes hat für die Wahrheit Zeugnis abgelegt...; jener war die Lampe, die brennt und leuchtet“ (Joh 5,33.35)

 

Diese Lampe, die ausersehen ist, die Welt zu erleuchten, hat mir eine neue Freude gebracht; denn ihr habe ich es zu verdanken, dass ich das wahre Licht erkannt habe, das Licht, das in der Finsternis leuchtet, das aber die Finsternis nicht erfasst hat (Joh 1,5)... Wir können dich, Johannes, bewundern als den größten aller Heiligen; aber deine Heiligkeit nachzuahmen, ist uns nicht möglich. Du willst schnellstens dem Herrn ein Volk mit Zöllnern und Sündern zubereiten; deshalb ist von größter Dringlichkeit, dass du eher in einer ihrem Horizont angepassten Weise zu ihnen sprichst, als durch dein Leben. Stell ihnen ein Modell der Vollkommenheit vor, das nicht deiner Lebensführung gemäß ist, das zugeschnitten ist auf die Hinfälligkeit menschlicher Kraft.

„ Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt“ (Mt 3,8). Wir aber, meine Brüder, wir sind stolz darauf, dass wir besser reden als leben. Johannes freilich, dessen Lebensstil zu erhaben ist, als dass die Menschen dafür Verständnis aufbrächten, redet so, dass die Menschen kapieren, was er meint. „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt!“ „Ich spreche zu euch menschlich und nehme Rücksicht auf die Schwachheit des Fleisches. Wenn ihr das Gute noch nicht in seiner Gänze tun könnt, so sei in euch doch wenigstens aufrichtige Reue über das, was schlecht ist. Wenn ihr noch nicht die Früchte einer vollkommen Gerechtigkeit hervorbringen könnt, so bestehe eure Vollkommenheit darin, Frucht hervorzubringen, die eure Umkehr zeigt.“

 

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Aus: 2. Predigt über den hl. Johannes den Täufer: „Ein Mann rang mit Jakob, bis die Morgenröte aufstieg..., und Jakob sagte zu ihm: 'Ich lasse dich nicht los, wenn du mich nicht segnest'“ (Gen 32,25.27).

 

Für euch, Brüder, die ihr den Himmel erstürmen wollt und im Kampf liegt mit dem Engel, der den Auftrag hat, den Zugang zum Baum des Lebens zu bewachen (Gen 3,24): für euch ist es absolut notwendig, ausdauernd und hartnäckig zu kämpfen... nicht nur, bis euer Hüftgelenk sich ausrenkt..., sondern bis euer fleischliches Sein endet. Das kann eurer Askese aber nur gelingen, wenn die Kraft Gottes euch berührt und euch den Gefallen erweist...

Hast du nicht den Eindruck, dass du mit dem Engel, oder vielmehr mit Gott selbst kämpfst, wenn er sich tagtäglich deinem ungestümen Wünschen in den Weg stellt?... Du schreist, und er hört dich nicht. Du willst dich ihm nahen, und er stößt dich zurück. Du triffst eine Entscheidung, und er bewirkt das Gegenteil. So kämpft er mit dir auf nahezu allen Ebenen in roher Manier. O du verborgene Güte, in Härte verhüllt, kämpfst du voller Zärtlichkeit mit denen, für die du kämpfst! Vergeblich „verbirgst du es in deinem Herzen“: „ich weiß sehr wohl, dass du alle liebst, die dich lieben“, und dass „die Güte, die du bereithältst für alle, die dich fürchten“, grenzenlos ist (Ijob 10,13; Spr 8,17; Ps 31 20).

Verzweifle also nicht, Bruder, der du angetreten bist, mit Gott zu kämpfen, geh' es mutig an! In Wirklichkeit hat er es gern, wenn du ihm Gewalt antust; er verlangt danach, dass du ihn besiegst. Selbst wenn er erzürnt ist und den Arm hebt um zuzuschlagen, sucht er dazu nach eigenen Worten einen Mann wie Mose, der ihm die Stirn zu bieten weiß... Jeremia hat ernsthaft versucht, ihm zu widerstehen, hat aber seinem unerbittlichen Zorn, seinem unbeugsamen Entschluss nicht Einhalt gebieten können. Daher ist er in Tränen ausgebrochen und hat gerufen: „Herr, du hast mich gepackt und überwältigt“ (20,7).

 


Letzte Änderung: 03.01.2012 um 13:06

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