Zitate von Heiligen

Sel. Guerricus von Igny 2

Geschrieben von (ksf) am 02.11.2011
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1. Predigt zum Advent; PL 185, 11; SC 166

«Erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist»

„Wir erwarten den Retter“ (Phil 3,20; lateinische Liturgie). Wahrhaftig, die Wartezeit der Gerechten ist eine freudvolle Wartezeit, die Wartezeit derer, die „auf die selige Erfüllung ihrer Hoffnung warten, auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus“ (Tit 2,13). Der Gerechte sagt: „Worauf soll ich hoffen? Auf dich allein, Herr, will ich harren“ (Ps 39,8). Dann wendet er sich ihm zu und ruft: „Ich weiß, du wirst mich in meiner Hoffnung nicht scheitern lassen (Ps 119,116). Es ist ja mein Wesen dir schon nahe, weil unsere Natur von dir angenommen und für uns hingegeben, schon in dir verherrlicht worden ist. Das gibt uns die Hoffnung, dass ´alle Menschen zu dir kommen werden´ (Ps 65,4)...

Und doch erwarten den Herrn mit einer noch größeren Zuversicht diejenigen, die sagen können: „Ich bin dir nahe, Herr; denn ich habe mein Vermögen ausgeteilt; um deinetwillen habe ich es hergegeben und ´einen Schatz im Himmel gesammelt´ (Mt 6,20). Ich habe all mein Hab und Gut dir zu Füßen gelegt, ich weiß, dass... ich von dir dafür ´das Hundertfache bekommen werde und in der kommenden Welt das ewige Leben´“(Mt 10,30). Selig, die arm sind vor Gott! (Mt 5,3)... Denn der Herr hat gesagt: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21). Möge euer Herz sich also auf den Weg zu eurem Schatz machen! Macht euer Denken im Himmel fest, wartet voll Spannung auf Gott, um mit dem Apostel Paulus sagen zu können: „Unser Leben ist im Himmel; von dort erwarten wir den Retter“.

 

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Predigt zu Allerheiligen, 6-7; SC 202:

«Selig, ihr Armen... Weh euch, ihr Reichen»

 

Wenn der Herr die Armen seligpreist, so sagt er mit gutem Grund nicht: „Euch wird das Reich Gottes gehören“, sondern: „Euch gehört es“... Nahe dran am Reich Gottes sind diejenigen, die in ihrem Herzen bereits den König dieses Reichs besitzen und ihn tragen: ihm dienen, hat man gesagt, heißt herrschen... Andere mögen sich um das Erbe dieser Welt zanken: „mir aber gibt der Herr das Erbe und reicht mir den Becher“ (Ps 16,5). Sollen sie doch untereinander darum streiten, wer am armseligsten unter ihnen ist: ich beneide sie nicht im Geringsten um das, wonach sie trachten, denn ich und meine Seele „wir freuen uns am Herrn“ (Ps 104,34).

Du herrliches Erbe der Armen! Seliger Reichtum derer, die nichts besitzen! Du versorgst uns mit allem, was wir brauchen; mehr noch: du bist angefüllt mit aller Herrlichkeit, du strömst über von jeglicher Freude, denn du bist „das überfließende Maß, mit dem wir beschenkt werden“ (Lk 6,38)...

Eure Seele, ihr Armen, rühme sich ihrer Niedrigkeit; mit Verachtung blicke sie auf das, was groß ist in dieser Welt... Ewige Güter liegen bereit, und du ziehst ihnen vergängliche Dinge vor, die soviel wert sind wie ein Traum?... Wie unglückselig sind doch Menschen, die die selige Armut würdig machte, vom Himmel geehrt, von der Welt bewundert und von der Hölle gefürchtet zu werden, und die dann, von Blindheit geschlagen, die Armut als ein Unglück und die Niedrigkeit als eine Schande betrachtet haben; Menschen, die reich werden wollten und sich dabei in den Fallstricken des Teufels verfangen haben, wo ihnen doch alles gehörte! Ihr nun, die ihr die Armut zur Freundin habt und die Bescheidenheit des Herzens köstlich findet – euch schenkt die ewige Wahrheit die Gewissheit, das Himmelreich als Besitz schon zu haben, sie hütet für euch in Treue das für euch vorherbestimmte Reich.

 

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5. Predigt zum Advent

«Ebnet den Weg für den Herrn»

 

„Bereitet dem Herrn den Weg.“ Brüder, selbst wenn ihr auf diesem Weg schon weit fortgeschritten seid, müsst ihr ihn immer weiter ebnen, damit ihr von dort aus, wo ihr angelangt seid, immer weiter vorwärts geht und immer ausgerichtet seid auf das, was vor euch liegt. Wenn daher der Weg mit jedem Schritt, den ihr tut, für seine Ankunft bereitet ist, wird der Herr in immer neuer und immer größerer Gestalt vor euch erscheinen. Der Gerechte betet also zu Recht: „Führe mich auf dem Pfad deiner Gebote, ich habe an ihm Gefallen“ (Ps 119,33). Dieser Weg heißt Weg der Weisheit, weil die Güte dessen, auf den wir uns zubewegen, kein Ende hat.

Deshalb wird der weise und entschlossene Pilger, auch wenn er am Ziel angekommen ist, daran denken, sich erneut auf den Weg zu machen; er vergisst, was hinter ihm liegt (Phil 3,13), und wird sich jeden Tag sagen: „Jetzt fange ich neu an“ (Ps 76,11 Vulg)... Wir reden davon, auf diesem Weg Fortschritte zu machen: möge der Himmel Gefallen daran haben, dass wir uns wenigstens bereits aufgemacht haben. Meiner Meinung nach ist jeder, der sich aufgemacht hat, schon auf dem rechten Weg. Wir müssen uns jedenfalls wirklich auf den Weg machen und „den Weg zur wohnlichen Stadt“ (Ps 107,4) finden. Denn der, der die Wahrheit ist (Mt 7,14), sagt: „Nur wenige finden ihn; und viele irren umher in der Wüste, im Ödland“ (Ps 107,4)...

Und du, Herr, hast uns einen Weg bereitet; wenn wir uns doch nur darauf einlassen wollten!... Durch deine Gebote hast du uns gelehrt, deinen Willen zu tun: „Hier ist der Weg, auf ihm müsst ihr gehen, auch wenn ihr selbst rechts oder links gehen wolltet“ (Jes 30,21). Es ist der Weg, den der Prophet verheißen hat: „Eine gerade Straße wird es dort geben und Unerfahrene gehen nicht mehr in die Irre“ (Jes 35,8)... Ich habe es noch nie erlebt, dass ein Unerfahrener sich verirrt, wenn er auf deinem Weg bleibt, Herr...; aber wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind (Jes 5,21); ihre Weisheit hat sie vom Weg des Heils abgebracht, und sie konnten dem Retter auf seinem Weg der Torheit nicht folgen... Torheit, die wünschenswert ist, die Weisheit genannt werden wird in den Augen Gottes, der es nicht zulässt, dass wir von seinem Weg abkommen.

 


Letzte Änderung: 04.01.2012 um 19:29

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