Zitate von Heiligen
Sel. Jan von Ruusbroec |
Geschrieben von (ksf) am 02.11.2011 |
Die Sieben Sprossen der Leiter der geistlichen Liebe, Kap. 4
„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir“
Durch die Demut leben wir mit Gott und Gott lebt mit uns in wahrem Frieden; Demut ist das lebendige Fundament aller Heiligkeit. Man kann sie mit einer Quelle vergleichen, die vier Flüsse der Tugenden und des ewigen Lebens speist (vgl. Gen 2,10)... Der erste Fluss, der aus einem wahrhaft demütigen Grund hervorströmt, ist der Gehorsam...; das Ohr wird demütig aufmerksam, um die Worte der Wahrheit und des Lebens zu vernehmen, die der Weisheit Gottes entspringen, während die Hände stets bereit sind, seinen so sehr geliebten Willen zu tun... Christus, Gottes Weisheit, wurde unseretwegen arm, um uns reich zu machen (2 Kor 8,9); er wurde zum Diener, damit wir herrschen können; er ist schließlich gestorben, um uns das Leben zu schenken... Damit wir wissen, wie wir ihm nachfolgen und dienen sollen, sagt er uns: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“.
Sanftmut ist tatsächlich der zweite Tugendfluss, der dem Boden der Demut entströmt. „Selig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben“ (Mt 5,5), das heißt: einen Leib und eine Seele in Frieden haben. Denn auf den Sanftmütigen und Demütigen ruht der Geist des Herrn; und wenn unser Geist so zum Geist Gottes erhoben und mit ihm vereint ist, tragen wir das Joch Christi, das angenehm und sanft ist und auf uns liegt als eine leichte Bürde... Aus dieser tief inneren Sanftmut entspringt ein dritter Fluss, der in einem Leben der Geduld besteht. Der Herr besucht uns in Widerwärtigkeiten und Leiden. Wenn wir diese Sendboten freidigen Herzens aufnehmen, dann kommt der Herr selbst; denn durch seinen Propheten hat er verkündet: „Ich bin bei ihm in der Not, befreie ihn und bringe ihn zu Ehren“ (Ps 91,15)...
Der vierte und letzte Strom demütigen Lebens besteht in der Aufgabe des eigenen Willens und allen persönlichen Suchens. Dieser Strom entspringt dem geduldig ertragenen Leiden. Der Demütige verzichtet auf eigenen Willen und gibt sich freiwillig in die Hände Gottes. So wird er eins mit dem Willen und der Freiheit Gottes... Und darin besteht die tiefste Demut... Gott, der ja die Freiheit in Person ist, befreit uns durch seinen Willen vom Geist der Angst, er macht uns frei und losgelöst von uns selbst... Und dann schenkt Gott uns den Geist der Auserwähltheit und lässt uns einstimmen in den Ruf des Sohnes: „Abba, Vater!“ (Röm 8,15).
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Letzte Änderung: 03.11.2011 um 13:34
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