Zitate von Heiligen

Sel. John Henry Newman 1

Geschrieben von (ksf) am 06.06.2011
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Predigt «A Particular Providence as Revealed in the Gospel», Parochial and Plain Sermons, vol. 3, Nr 9

"Er ruft dich bei deinem Namen"

 

Gott sieht dich an, wer auch immer du bist. Er „ruft dich bei deinem Namen“. Er sieht dich und versteht dich, denn er hat dich erschaffen. Alles, was dich ausmacht, kennt er: alle deine Gefühle und deine eigenen Gedanken, deine Neigungen, deinen Geschmack, deine Kraft und deine Schwäche. Er sieht dich an den Tagen, an denen du dich freust, wie auch an den Tagen des Leids; er teilt mit dir deine Hoffnungen und deine Versuchungen; er nimmt sich all deine Ängste und deine Erinnerungen zu Herzen, alle Beschwingtheit und alle Enttäuschung deines Geistes; er hat alle deine Haare gezählt... Er umfängt dich mit seinen Armen und hält dich, er hebt dich auf und lässt dich ausruhen. Er vertieft sich in dein Angesicht, wenn du lächelst oder weinst, wenn du gesund bist oder krank. Er sieht voller Zärtlichkeit auf deine Hände und Füße, er hört deine Stimme, das Schlagen deines Herzens, ja sogar dein Atmen...

Du bist ein erlöster und geheiligter Mensch, sein Adoptivkind; er hat dich als Geschenk eines Teils dieser Herrlichkeit und dieses Segens geschaffen, die auf ewig vom Vater über den einziggezeugten Sohn herabströmen. Du wurdest erwählt, um ihm zu gehören... Was ist der Mensch oder was sind wir, was bin ich, dass der Sohn Gottes sich so um mich sorgt? Was bin ich, dass er mich ... erhoben hat bis zur Natur eines Engels, dass er die ursprüngliche Substanz meiner Seele umgeformt hat, dass er mich neu gestaltet hat – mich, der ich ein Sünder bin von Kindesbeinen an – und dass er in meinem Herzen Wohnung genommen hat, mich zu seinem Tempel gemacht hat?

(Biblische Referenzen: Joh 10,3; Mt 10,30; Ps 8,5; vgl. Gen 8,21, Ps 50,7; 1Kor 3,16)

 

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Predigt „Watching“, PPS Bd. 22

 

«Wer ins Himmelreich kommen will..., muss den Willen meines Vaters im Himmel erfüllen»

Jahr um Jahr vergeht die Zeit lautlos, und die Ankunft des Herrn kommt jeden Augenblick näher. Wenn wir doch nur so, wie er sich der Erde naht, dem Himmel näherkommen könnten! Liebe Brüder, bittet ihn um den Mut, ihn in aller Aufrichtigkeit zu suchen. Bittet ihn um glühenden Eifer..., bittet ihn um das, was die Schrift „ein gutes und aufrichtiges“ oder ein „lauteres Herz“ nennt (Lk 8,15; Ps 101,2). Fangt jetzt unverzüglich damit an, ihm mit der ganzen Kraft eures Herzens zu gehorchen. Das kleinste Quentchen Gehorsam wiegt mehr als gar kein Gehorsam...

Ihr sollt sein Angesicht suchen (Ps 27,8); ihn suchen kann man nur durch Gehorsam. Alles, was euer Stand von euch verlangt, ist Gehorsam... Tun, was er verlangt, bedeutet, ihm gehorchen, und ihm gehorchen bedeutet, ihm näher kommen. Alles, was wir aus Gehorsam tun, bringt uns ihm näher. Er ist nicht fern, obwohl es uns so scheinen mag; er ist ganz nahe hinter der Wand des Materiellen. Himmel und Erde sind nichts als ein Vorhang zwischen ihm und uns; der Tag wird kommen, an dem er diesen Vorhang zerreißt und sich uns zeigt. Und dann wird er uns den Lohn geben, der davon abhängt, wie wir auf ihn gewartet haben. Haben wir ihn vergessen, wird er uns nicht kennen; aber „selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt“ (Lk 12,37)... Auf diese Weise bekommt jeder von uns seinen Anteil. Es ist schwer, ans Ziel zu gelangen, aber schmerzlich zu scheitern. Das Leben ist kurz, der Tod gewiss und die zukünftige Welt ewig.

 

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Predigt „Watching“; PPS, Bd. 4, Nr. 22: «Seid wachsam»

Unser Retter hat diese Mahnung an uns gerichtet, als er dabei war, die Welt zu verlassen, zumindest sie sichtbar zu verlassen. Er sah die Jahrhunderte voraus, die vor seiner Wiederkehr verstreichen könnten. Er war sich seines eigenen und des Vaters Vorhaben bewusst: die Welt allmählich sich selber zu überlassen, die sicheren Beweise seiner barmherzigen Gegenwart allmählich zurückzunehmen. Er sah die Vergessenheit voraus, in die er selbst bei seinen Jüngern geraten würde..., den Zustand der Welt und der Kirche, wie er sich uns heute darstellt, wo die lange Dauer seiner Abwesenheit zu der Annahme führte, er käme überhaupt nicht wieder.

Heute mahnt er uns in seiner Barmherzigkeit leise, uns nicht auf das zu verlassen, was wir sehen, den allgemeinen Unglauben nicht zu teilen, uns nicht von der Welt ins Schlepptau nehmen zu lassen, „sondern uns in Acht zu nehmen, zu wachen und zu beten“ (LK 21,34.36) und seine Ankunft zu erwarten. Dieser barmherzige Hinweis sollte uns ständig gegenwärtig sein; denn er ist präzis, feierlich und eindringlich.

Unser Herr hatte seine erste Ankunft vorausgesagt, und dennoch hat sein Kommen überrascht. Das zweite Mal wird er noch weitaus plötzlicher kommen. Er wird die Menschen überraschen, wo er doch jetzt, ohne zu sagen, wie viel Zeit bis zu seiner Wiederkunft verstreichen wird, unsere Wachsamkeit in die Obhut von Glauben und Liebe gegeben hat... Wir sollen tatsächlich nicht nur glauben, sondern auch wachen; nicht nur lieben, sondern wachen; nicht nur gehorchen, sondern wachen. Warum wachen? Wegen des großen Ereignisses, das die Ankunft Christi darstellt... Eine besondere Aufgabe scheint uns zugeteilt zu sein... die meisten von uns haben eine allgemeine Vorstellung davon, was glauben, fürchten, lieben, gehorchen bedeutet; vielleicht aber wissen wir weniger gut, was „wachen“ bedeutet.

 

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Sermons on Subjects of the Day, n 6, « Faith and Experience », 2.4

«Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen»

 

Einst war es, wie wir in den Psalmen und bei den Propheten lesen, für die Gläubigen eine Quelle der Verunsicherung, wenn sie sahen, dass die Bösen dort erfolgreich waren, wo die Diener Gottes anscheinend versagten. So ist es auch zur Zeit des Evangeliums. Und trotzdem hat die Kirche ein spezielles Privileg, das keine andere Religion hat, nämlich das Wissen, dass sie schon bei der ersten Ankunft Christi gegründet worden ist und nicht vergehen wird, bevor er wiederkommt.

Trotzdem hat es in allen Generationen den Anschein, dass sie zu Grunde geht und ihre Feinde triumphieren. Dem Kampf zwischen Kirche und Welt ist folgendes eigentümlich: die Welt gewinnt scheinbar immer die Oberhand über sie, aber tatsächlich ist es die Kirche, die gewinnt. Ihre Feinde halten sie für überwunden und triumphieren fortwährend; ihre Glieder verlässt oft der Mut. Die Kirche aber bleibt... Reiche werden gegründet und verfallen; Nationen wachsen und schwinden; Dynastien kommen und gehen; Fürsten werden geboren und sterben; Koalitionen, Parteien, Bündnisse, Berufe, Zünfte, Institutionen, Philosophien, Sekten und Häresien entstehen und vergehen. Sie alle haben ihre Zeit, die Kirche aber ist ewig. Und trotzdem haben sie offensichtlich zu ihrer Zeit eine große Bedeutung...

Im Augenblick stellt Vieles unseren Glauben auf die Probe. Wir sehen nicht, wie die Zukunft sein wird. Wir sehen nicht, dass das, was jetzt erfolgreich erscheint und sich aufbläht, nicht lange währt. Heute sehen wir, dass Philosophien, Sekten und Clans aufblühen und sich verbreiten. Die Kirche macht einen armseligen und ohnmächtigen Eindruck... Bitten wir Gott, dass er uns belehrt. Es tut uns Not, von ihm belehrt zu werden, denn wir sind gar blind. Als Christi Worte die Apostel einmal auf die Probe stellten, baten sie ihn: „Stärke unseren Glauben“ (Lk 17,5). Kommen wir ehrlichen Sinnes zu ihm: wir kennen uns nicht; wir bedürfen seiner Gnade. Wie sehr uns die Welt auch verwirrt..., kommen wir zu ihm mit reiner, aufrichtiger Gesinnung! Bitten wir ihn demütig, dass er uns zeigt, was wir nicht verstehen, dass er unser Herz demütigt, wenn es sich versteift, dass er es uns schenkt, ihn zu lieben und ihm willig zu gehorchen, wenn wir auf der Suche sind.

 

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Predigt “Das Joch Christi”, PPS, Bd. 7, Nr. 8: „Bleibt in meiner Liebe..., damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“

 

Christus war nicht mehr da. Sicher, die Apostel hatten Frieden und Freude in Fülle, mehr noch als zu der Zeit, da Jesus bei ihnen war. Aber das war eben keine Freude „wie die Welt sei gibt“ (Joh 14, 27). Es war seine Freude, aus Leid und Bedrängnis geboren. Matthias hat diese Freude empfangen, als man ihn zum Apostel machte... Die Anderen waren sozusagen in ihrer Kindheit erwählt worden: Gewiss Erben des Himmelreiches, aber noch unter „Vormundschaft, unter Verwaltern“ (Gal 4, 2). Sie waren zwar Apostel, wussten aber noch nichts von ihrer Berufung; sie trugen sich mit Gedanken menschlichen Ehrgeizes, mit Wünschen nach Reichtum; so hat man sie eine Zeitlang akzeptiert. Der hl. Matthias hat auf Anhieb das Erbe angetreten. Unmittelbar nach seiner Wahl hat er die Vollmacht eines Apostels übernommen und auch den Preis, den sie kostete. Kein Traum von irdischem Erfolg konnte den Thron nur streifen, der auf dem Grab eines Jüngers stand, der gesiebt worden war, aber versagt hatte, im Schatten des Kreuzes dessen, den er verraten hatte.

Ja, der hl. Matthias kann uns heute sehr wohl die Worte unseres Herrn wiederholen: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir“ (Mt 11, 29). Denn dieses Joch hat er selber getragen, auf Anhieb... Er hat das Kreuz des Herrn schon in seiner „apostolischen Jugendzeit“ getragen. Unverzüglich hineingenommen in seine große Fastenzeit, hat darin sogar Freude gefunden... „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt 16, 24) Zu Christus zu kommen bedeutet, seine Nachfolge anzutreten, sein Kreuz auf sich zu nehmen; bedeutet die Last seines Joches zu tragen. Wenn er uns sagt, dass es leicht ist, dann deshalb, weil es sein Kreuz ist. Er macht das Joch leicht, ohne jedoch etwas anderes daraus zu machen als eben ein mühsames Joch. „Mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt 11, 30). Es ist die Gnade, die es leicht macht, denn es bleibt hart...: es ist ein Kreuz.

 

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Vorlesungen über die Rechtfertigung, Nr. 9, §8: „Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er mir gesagt“

 

„Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.“ Warum kann man den Herrn vor seiner Himmelfahrt nicht festhalten, und wie könnte es nachher geschehen?... „Halte mich nicht fest, denn um eures größeren Heiles willen eile ich von der Erde in den Himmel, aus Fleisch und Blut heraus in die Herrlichkeit, aus einem irdischen Leib in einen überirdischen (1 Kor 15, 44)... Mit Leib und Seele von hier unten wieder hinaufzugehen zu meinem Vater, das bedeutet: im Geist von meinem Vater zu euch herabzukommen. Dann werde ich, wenn auch unsichtbar, gegenwärtig sein: viel wirklicher gegenwärtig als jetzt. Dann kannst du mich berühren und festhalten – ohne sichtbare Umarmung, durch Glauben und Hingebung aber viel wirklicher...“

„Du hast mich gesehen, Maria, aber du konntest mich nicht festhalten. Du hast dich mir genähert, aber gerade soweit, dass du mir die Füße küssen konntest und dass dich meine Hand berühren konnte. Du hast gesagt: 'Wüsste ich doch, wie ich ihn finden könnte, gelangen könnte zu seiner Stätte! Wenn ich ihn festhalten könnte und nie mehr verlöre!' (Ijob 23, 3; vgl. Hld 5, 6) Dein Wunsch erfüllt sich: wenn ich in den Himmel aufgestiegen bin, wirst du nichts mehr sehen, aber alles haben. 'In meinem Schatten kannst du dich niederlassen, und wie süß wird meine Frucht deinem Gaumen schmecken' (Hld 2, 3). Du wirst mich voll und ganz besitzen. Ich werde bei dir sein, in dir sein; in dein Herz werde ich kommen, ganz Retter, ganz Christus, in meiner ganzen Fülle. Gott und Mensch, durch die wunderbare Kraft meines Leibes und meines Blutes.“

 

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Aus: "Die unsichtbare Welt", PPS, Bd. 4, Nr. 13: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“

 

Hat der Glaube Schwierigkeiten, das anzunehmen, was die Schrift über unsere Beziehungen zu einer höheren Welt sagt?... Diese geistige Welt ist gegenwärtig, wenngleich unsichtbar; sie ist in der Gegenwart, sie liegt nicht in der Zukunft, nicht in der Ferne. Sie ist nicht oberhalb des Himmels, nicht jenseits des Grabes, sondern jetzt und hier: „Das Reich Gottes ist unter uns“. Davon spricht der hl. Paulus, wenn er sagt: „Wir starren nicht auf das Sichtbare, sondern blicken nach dem Unsichtbaren aus, denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig“ (2 Kor 4,18)...

So ist das verborgene Reich Gottes; und wie es jetzt verborgen ist, so wird es offenbar werden, wenn die Zeit gekommen ist. Die Menschen glauben, sie seien die Herren der Welt und könnten mit ihr nach Belieben verfahren. Sie glauben, sie seien die Eigentümer der Welt und könnten ihren Lauf bestimmen... Aber diese Welt wird von den Niedrigen Christi bewohnt, die von ihnen gering geschätzt werden, und von seinen Engeln, an die sie nicht glauben. Am Ende aber sind sie es, die, wenn sie offenbart worden sind, von der Welt Besitz ergreifen. Jetzt geht alles scheinbar so weiter wie es zu Beginn der Schöpfung war, und die Spötter fragen: „ Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft?“ (2 Petr 3,4) Zur festgesetzten Zeit aber wird es „ein Offenbarwerden der Söhne Gottes“ geben, und dann „werden die Gerechten im Reich ihres Vaters wie die Sonne leuchten“ (Röm 8,19; Mt 13,43).

Als die Engel den Hirten erschienen, war das eine plötzliche Erscheinung: „Plötzlich war bei dem Engel ein großes, himmlisches Heer“ (Lk 2,13). Vorher noch war es eine Nacht wie jede andere. Die Hirten wachten über ihre Herden, verfolgten den Lauf der Nacht, die Sterne zogen ihre Bahn: es war Mitternacht. Als der Engel erschien, dachten die Hirten nicht im geringsten an ein derartiges Ereignis. So ist es mit der in den sichtbaren Dingen verborgenen Macht und Stärke: sie wird offenbar, wann Gott es will.

 

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Meditations and Devotions, Part. 3, IV: Sin, §2: Sich bekehren lassen beim wiederholten Anruf Gottes

 

Mein Herr Jesus, deine Liebe zu mir war groß genug, um dich zu meiner Rettung vom Himmel herabsteigen zu lassen. Lieber Herr, zeige mir meine Sünde, zeige mir meine Unwürdigkeit, lehre mich sie aufrichtig bereuen, vergib mir in deinem Erbarmen. Ich bitte dich, mein lieber Retter, nimm wieder Besitz von mir. Allein deine Gnade ist dazu fähig; ich selber kann mich nicht retten; ich bin nicht im Stande wiederzugewinnen, was ich verloren habe. Ohne dich kann ich nicht zu dir umkehren noch dir gefallen. Wenn ich auf meine eigene Kraft setze, gerate ich vom Regen in die Traufe, Schwäche übermannt mich und ich verfalle der Verwahrlosung. Ich mache mich zum Mittelpunkt und nicht dich. Ich bete irgendwelche selbstgemachte Götzen an und nicht dich, den einzig wahren Gott, meinen Schöpfer – wenn du mich nicht durch deine Gnade davon abhältst. O mein lieber Herr, höre mich! Lange genug habe ich im Zustand des Zögerns, der Unentschiedenheit, der Mittelmäßigkeit gelebt. Ich möchte dein treuer Diener sein, ich will nicht mehr sündigen. Hab Erbarmen mit mir; mach es möglich, dass ich durch deine Gnade der werde, der ich meines Wissens sein müsste.

 

 


Letzte Änderung: 11.02.2013 um 11:50

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