Zitate von Heiligen

Sel. John Henry Newman 2

Geschrieben von (ksf) am 04.02.2013
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Predigt „Die unsichtbare Welt“ PPS, Bd. 4, Nr. 13

Die Gleichnisse des Himmelreichs

So verhält es sich mit dem verborgenen Reich Gottes: so verborgen es jetzt ist, so offenbar wird es sein, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Die Menschen glauben, sie seien die Herren der Welt und könnten tun, was sie wollten... Scheinbar ist gegenwärtig „alles noch so, wie es seit Anfang der Schöpfung war, und die Spötter fragen: „Wo bleibt denn seine verheißene Ankunft?“ (2 Petr 3,4). Zur gegebenen Zeit aber werden „die Söhne offenbar werden“, und die jetzt noch verborgenen Heiligen „werden im Reich ihres Vaters leuchten wie die Sonne“ (Röm 8,19; Mt 13,43).

Als Engel den Hirten erschienen, geschah dies plötzlich... Die Nacht war scheinbar wie jede andere Nacht, so wie die Nacht, in der Jakob seine Vision hatte, scheinbar wie alle anderen Nächte war (Gen 28, 11f). Die Hirten hielten Wache bei ihren Herden, sie betrachteten den nächtlichen Himmel, den Lauf der Sterne, es war Mitternacht. Sie waren nicht darauf gefasst, dass ihnen der Engel erschien. Solche Mächte und Kräfte sind dem Auge verborgen; sie werden offenbar, wenn Gott es will...

Wer könnte sich zwei oder drei Monate vor dem Frühling vorstellen, dass die scheinbar tote Natur in ihrer Pracht und Vielfalt zurückkehren könnte?... Genauso ist es mit dem ewigen Frühling, den die Christen doch alle erwarten; er kommt, auch wenn er auf sich warten lässt. Sehen wir ihm entgegen, denn „er wird sicher kommen und er bleibt nicht aus“ (Hebr 10,37)! Deshalb sagen wir jeden Tag: „Dein Reich komme“, was heißt: „Herr, zeige dich, offenbare dich, der du auf den Kerubim thronst. Erscheine, biete deine gewaltige Macht auf und komm uns zu Hilfe“ (Ps 79,2-3). Die Erde, die wir sehen, genügt uns nicht: sie ist nur ein Anfang, eine Verheißung eines Jenseits. Auch in ihrer größten Pracht: wenn sie übersät mit Blüten ist, wenn sie uns betört mit dem, was sie verbirgt – es genügt uns nicht! Wir wissen, dass sie mehr birgt als wir sehen... Was wir sehen, ist nur die Außenhaut eines ewigen Reichs. Auf dieses Reich sollen die Augen unseres Glaubens fest gerichtet sein.

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Meditationen und Andachten, Teil III, VII Gott mit uns I

Die Weisheit Gottes

Der hl. Johannes der Täufer lebte abgesondert von der Welt, er war Nasiräer (Lk 1,15; Num 6,1), ein Gottgeweihter. Er verließ die Welt und forderte sie heraus... er rief sie zur Umkehr. Alle Einwohner Jerusalems zogen zu ihm in die Wüste hinaus (Mk 1,5), und er trat ihnen kühn entgegen. Er lehrte sie, sprach jedoch von Einem, der zu ihnen kommen und auf ganz andere Weise mit ihnen sprechen sollte. Einer, der sich nicht von ihnen absondern, sich nicht als ein Höherer darstellen würde, sondern als ihr Bruder, von ihrem eigenen Fleisch und Blut, als einer unter vielen Brüdern, als einer aus der Menge. Und dieser Eine war ja tatsächlich bereits unter ihnen: „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt“ (Joh 1,26)...

Schließlich trat Jesus auf, um durch Wunder „seine Herrlichkeit zu offenbaren“ (Joh 2,11). Aber wo? Bei einem Hochzeitsmahl. Und wie? Er vermehrte den Wein... Vergleicht das alles mit dem, was er von sich selbst sagt: „Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: dieser Fresser und Säufer“. Johannes konnte man hassen, aber man respektierte ihn; Jesus aber wurde gering geachtet...

Das war so, mein Herr, weil du diese von dir geschaffene Natur so sehr liebst. Du liebst uns nicht nur als deine Geschöpfe, als das Werk deiner Hände, sondern als menschliche Wesen. Du liebst alles, weil du alles geschaffen hast; die Menschen aber liebst du über alles. Wie ist das möglich, Herr? Was hat der Mensch, was die anderen Geschöpfe nicht haben? „Was ist der Mensch, dass du dich seiner annimmst?“ (Ps 8,5)... Du hast nicht die Natur der Engel angenommen, als du um unseres Heiles willen auf die Erde kamst, auch nicht eine menschliche Natur oder eine Rolle oder einen Posten, die ein normales menschliches Leben überstiegen hätten – nicht die eines Naziräers oder Priesters oder Leviten, weder die eines Mönchs, noch eines Eremiten. Du bist just und vollkommen in der menschlichen Natur gekommen, die du so liebst..., in dem Fleisch, das in Adam gefallen ist, mit all unseren Schwächen, Gefühlen und Neigungen – außer der Sünde.

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PPS III, Nr. 9

"Jesus sah ihn an, und weil er ihn liebte..."

Gott schaut dich an, wer immer du auch bist. Und er „ruft dich bei deinem Namen“ (Joh 10,3). Er sieht dich und versteht dich, weil er dich erschaffen hat. Alles, was in dir existiert, kennt er: alle deine Gefühle, deine Gedanken, deine Neigungen, deinen Geschmack, deine Kraft und deine Schwäche... Und das nicht nur, weil du ein Teil seiner Schöpfung bist – er sorgt sich selbst um die Spatzen (vgl. Mt 10,29). Nein, du bist ein Mensch, der zurückgekauft und geheiligt ist, sein Adoptivkind, das Anteil hat an dieser Herrlichkeit und diesen Segnungen, die auf ewig von ihm überfließen auf seinen einzigen Sohn.

Du wurdest erwählt, um ihm zu gehören... Du bist einer derjenigen, für die Christus dem Vater sein letztes Gebet dargebracht hat, dem er das Siegel seines kostbaren Blutes aufgedrückt hat. Was für ein großer Gedanke! Ein Gedanke, der fast zu groß für unseren Glauben ist! Wenn wir darüber nachdenken, wie können wir dann anders reagieren als Sara, die vor Verwunderung und Verwirrung gelacht hat (vgl. Gen 18,12). „Was ist der Mensch“, was sind wir, was bin ich für den Sohn Gottes, „dass du seiner gedenkst?“ (Ps 8,5). Was bin ich..., dass er mich ganz neu gemacht hat... und dass er in meinem Herzen Wohnung genommen hat?

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Predigt: „Christus, der vor der Welt Verborgene“, PPS Bd. 4, Nr. 16

„Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, lehnt mich ab“

Die Kirche wird Leib Christi genannt. Gegenwärtig ist sie das, was sein stofflicher Leib war, als er auf der Erde sichtbar war. Sie ist das Werkzeug seiner göttlichen Macht. Zu ihr müssen wir gehen, um von ihm Gutes zu erlangen. Wenn sie von jemand beschimpft wird, weckt sie Gottes Zorn. Aber was ist die Kirche, ehrlich gesagt, anderes als ein bescheidenes Etwas, das mitunter Beschimpfung und Gottlosigkeit geradezu herausfordert bei Menschen, die nicht aus dem Glauben leben? Sie ist „ein zerbrechliches Gefäß“ (2 Kor Kor 4,7)...

Wir wissen, dass die besten unter ihren Dienern unvollkommen und fehlbar sind, schlechten Neigungen unterworfen wie alle ihre Brüder. Und dennoch: gerade sie hat Christus gemeint, als er nicht nur von den Aposteln, sondern von den siebzig Jüngern (mit denen die Diener der Kirche hinsichtlich ihrer Dienste durchaus vergleichbar sind) sagte: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.“

Mehr noch: er hat Arme, Schwache und Kranke zu tätigen Zeugen seiner Gegenwart gemacht. Und da ist es ganz natürlich, dass uns dieselbe Versuchung auflauert, nämlich derartige Leute links liegen zu lassen und sie respektlos zu behandeln. Was Christus war, das seid in dieser Welt auch seine Jünger; und wie die Menschen durch seine schwer fassbare und schwach erscheinende Beschaffenheit dazu gebracht wurden, ihn zu beleidigen und zu misshandeln, so bringen dieselben Charaktereigenschaften bei den Zeugen seiner Anwesenheit die Menschen dazu, ihn jetzt zu verhöhnen... Zu allen Zeiten also ist Christus in dieser Welt, aber nicht ostentativ, jetzt auch nicht mehr als in den Tagen, als er in menschlichem Leib lebte.

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Predigten zu verschiedenen Anlässen, Nr. 9, 2.6

«Lasst beides wachsen bis zu Ernte»

Es gibt in der Kirche Skandale, tadelswerte und beschämende Vorkommnisse; kein Katholik kann das leugnen. Die Kirche hat sich immer dem Vorwurf und der Schande ausgesetzt, Mutter unwürdiger Söhne zu sein. Sie hat gute Kinder, und weitaus mehr solche, die schlecht sind... Gott hätte eine Kirche gründen können, die rein ist; er hat jedoch vorhergesagt, dass das vom Feind gesäte Unkraut zusammen mit dem Weizen wachsen werde bis zur Ernte am Ende der Welt. Er sagte, dass seine Kirche einem Fischernetz gleiche, in dem sich „Fische aller Art“ befinden, die aber erst am Abend sortiert werden (Mt 13,47f). Und er ging noch weiter und erklärte, dass es weitaus mehr Schlechte und Unvollkommene als Gute geben würde. „Viele sich gerufen“, so sagte er, „aber wenige auserwählt“ (Mt 22,14), und sein Apostel verkündet, dass es einen Rest gibt, der aus „Gnade erwählt ist“ (Röm 11,5). Es gibt also in der Geschichte und im Leben der Katholiken unaufhörlich eine Menge Dinge, die dem Widerspruchsgeist in die Hände arbeitet...

Wir lassen aber den Kopf nicht vor Scham sinken und verbergen unser Gesicht nicht in den Händen, sondern erheben Gesicht und Hände zu unserem Erlöser „Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn..., so schauen unsere Augen auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig ist“ (Ps 123,2). Wir wenden uns an dich, gerechter Richter, denn du schaust auf uns. Wir machen uns nichts aus Menschen, solange wir dich haben... solange du uns, wenn wir versammelt sind, gegenwärtig bist, und wir dein Zeugnis und deine Zustimmung in unseren Herzen tragen.

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Predigt „Religiöse Feigheit“; PPS, Bd. 2, Nr. 16

«Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen»

„Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest“ (Hebr 12,12; Jes 35,3)... Barnabas und Paulus hatten den hl. Markus auf ihre erste Missionsreise mitgenommen; er jedoch verließ sie ziemlich bald, um nach Jerusalem zurückzukehren (Apg 15,38). In der Folgezeit arbeitete er dann mit dem hl. Petrus in Rom zusammen (1 P 5,13). Dort verfasste er sein Evangelium, das im Wesentlichen aus dem besteht, was ihm der Apostel mitgeteilt hatte. Schließlich schickte ihn Petrus nach Alexandria in Ägypten, wo er eine Kirchengemeinde gründete, die eine der strengsten und kraftvollsten zur Zeit des Anfangs war... Markus, der die Sache des Evangeliums angesichts der ersten auftretenden Gefahren im Stich gelassen hatte, erwies sich so später... als ein sehr energischer und treuer Diener Gottes...; das Werkzeug dieser Veränderung scheint der hl. Petrus gewesen zu sein, der es auf erstaunliche Weise verstand, den zaghaften, feigen Jünger wieder aufzubauen.

Aus dieser Geschichte können wir eine Lehre ziehen: durch Gottes Gnade kann der Schwächste stark werden. Wir dürfen also unser Vertrauen nicht in uns selber setzen, niemals einen Bruder verachten, der Schwäche zeigt, niemals an ihm verzweifeln; vielmehr sollen wir seine Last tragen (Gal 6,2) und ihm weiterhelfen... Die Geschichte des Mose bietet uns das Beispiel eines stolzen, ungestümen Temperaments, das der Geist Gottes derart gezügelt hat, dass aus Mose ein außergewöhnlich sanfter Mensch wurde...: „demütiger als alle Menschen auf der Erde“ (Num 12,3)... Im Lebenslauf des Markus vollzieht sich eine Veränderung, die noch seltener ist: der Wandel von Schüchternheit zu Kühnheit... Bei Markus ist also eine noch erstaunlichere Umformung eingetreten als bei Mose: „Dank dem Glauben sind sie stark geworden, als sie schwach waren“ (vgl. Hebr 11,34).

 

 


Letzte Änderung: 05.02.2013 um 01:47

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