Zitate von Heiligen
Sel. John Henry Newman 2 |
Geschrieben von (ksf) am 04.02.2013 |
Predigt „Die unsichtbare Welt“ PPS, Bd. 4, Nr. 13
Die Gleichnisse des Himmelreichs
Als Engel den Hirten erschienen, geschah dies plötzlich... Die Nacht war scheinbar wie jede andere Nacht, so wie die Nacht, in der Jakob seine Vision hatte, scheinbar wie alle anderen Nächte war (Gen 28, 11f). Die Hirten hielten Wache bei ihren Herden, sie betrachteten den nächtlichen Himmel, den Lauf der Sterne, es war Mitternacht. Sie waren nicht darauf gefasst, dass ihnen der Engel erschien. Solche Mächte und Kräfte sind dem Auge verborgen; sie werden offenbar, wenn Gott es will...
Wer könnte sich zwei oder drei Monate vor dem Frühling vorstellen, dass die scheinbar tote Natur in ihrer Pracht und Vielfalt zurückkehren könnte?... Genauso ist es mit dem ewigen Frühling, den die Christen doch alle erwarten; er kommt, auch wenn er auf sich warten lässt. Sehen wir ihm entgegen, denn „er wird sicher kommen und er bleibt nicht aus“ (Hebr 10,37)! Deshalb sagen wir jeden Tag: „Dein Reich komme“, was heißt: „Herr, zeige dich, offenbare dich, der du auf den Kerubim thronst. Erscheine, biete deine gewaltige Macht auf und komm uns zu Hilfe“ (Ps 79,2-3). Die Erde, die wir sehen, genügt uns nicht: sie ist nur ein Anfang, eine Verheißung eines Jenseits. Auch in ihrer größten Pracht: wenn sie übersät mit Blüten ist, wenn sie uns betört mit dem, was sie verbirgt – es genügt uns nicht! Wir wissen, dass sie mehr birgt als wir sehen... Was wir sehen, ist nur die Außenhaut eines ewigen Reichs. Auf dieses Reich sollen die Augen unseres Glaubens fest gerichtet sein.
Die Weisheit Gottes
Schließlich trat Jesus auf, um durch Wunder „seine Herrlichkeit zu offenbaren“ (Joh 2,11). Aber wo? Bei einem Hochzeitsmahl. Und wie? Er vermehrte den Wein... Vergleicht das alles mit dem, was er von sich selbst sagt: „Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: dieser Fresser und Säufer“. Johannes konnte man hassen, aber man respektierte ihn; Jesus aber wurde gering geachtet...
Das war so, mein Herr, weil du diese von dir geschaffene Natur so sehr liebst. Du liebst uns nicht nur als deine Geschöpfe, als das Werk deiner Hände, sondern als menschliche Wesen. Du liebst alles, weil du alles geschaffen hast; die Menschen aber liebst du über alles. Wie ist das möglich, Herr? Was hat der Mensch, was die anderen Geschöpfe nicht haben? „Was ist der Mensch, dass du dich seiner annimmst?“ (Ps 8,5)... Du hast nicht die Natur der Engel angenommen, als du um unseres Heiles willen auf die Erde kamst, auch nicht eine menschliche Natur oder eine Rolle oder einen Posten, die ein normales menschliches Leben überstiegen hätten – nicht die eines Naziräers oder Priesters oder Leviten, weder die eines Mönchs, noch eines Eremiten. Du bist just und vollkommen in der menschlichen Natur gekommen, die du so liebst..., in dem Fleisch, das in Adam gefallen ist, mit all unseren Schwächen, Gefühlen und Neigungen – außer der Sünde.
"Jesus sah ihn an, und weil er ihn liebte..."
Du wurdest erwählt, um ihm zu gehören... Du bist einer derjenigen, für die Christus dem Vater sein letztes Gebet dargebracht hat, dem er das Siegel seines kostbaren Blutes aufgedrückt hat. Was für ein großer Gedanke! Ein Gedanke, der fast zu groß für unseren Glauben ist! Wenn wir darüber nachdenken, wie können wir dann anders reagieren als Sara, die vor Verwunderung und Verwirrung gelacht hat (vgl. Gen 18,12). „Was ist der Mensch“, was sind wir, was bin ich für den Sohn Gottes, „dass du seiner gedenkst?“ (Ps 8,5). Was bin ich..., dass er mich ganz neu gemacht hat... und dass er in meinem Herzen Wohnung genommen hat?
„Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, lehnt mich ab“
Wir wissen, dass die besten unter ihren Dienern unvollkommen und fehlbar sind, schlechten Neigungen unterworfen wie alle ihre Brüder. Und dennoch: gerade sie hat Christus gemeint, als er nicht nur von den Aposteln, sondern von den siebzig Jüngern (mit denen die Diener der Kirche hinsichtlich ihrer Dienste durchaus vergleichbar sind) sagte: „Wer euch hört, der hört mich, und wer euch ablehnt, der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt, der lehnt den ab, der mich gesandt hat.“
Mehr noch: er hat Arme, Schwache und Kranke zu tätigen Zeugen seiner Gegenwart gemacht. Und da ist es ganz natürlich, dass uns dieselbe Versuchung auflauert, nämlich derartige Leute links liegen zu lassen und sie respektlos zu behandeln. Was Christus war, das seid in dieser Welt auch seine Jünger; und wie die Menschen durch seine schwer fassbare und schwach erscheinende Beschaffenheit dazu gebracht wurden, ihn zu beleidigen und zu misshandeln, so bringen dieselben Charaktereigenschaften bei den Zeugen seiner Anwesenheit die Menschen dazu, ihn jetzt zu verhöhnen... Zu allen Zeiten also ist Christus in dieser Welt, aber nicht ostentativ, jetzt auch nicht mehr als in den Tagen, als er in menschlichem Leib lebte.
«Lasst beides wachsen bis zu Ernte»
Wir lassen aber den Kopf nicht vor Scham sinken und verbergen unser Gesicht nicht in den Händen, sondern erheben Gesicht und Hände zu unserem Erlöser „Wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn..., so schauen unsere Augen auf den Herrn, unseren Gott, bis er uns gnädig ist“ (Ps 123,2). Wir wenden uns an dich, gerechter Richter, denn du schaust auf uns. Wir machen uns nichts aus Menschen, solange wir dich haben... solange du uns, wenn wir versammelt sind, gegenwärtig bist, und wir dein Zeugnis und deine Zustimmung in unseren Herzen tragen.
«Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen»
Aus dieser Geschichte können wir eine Lehre ziehen: durch Gottes Gnade kann der Schwächste stark werden. Wir dürfen also unser Vertrauen nicht in uns selber setzen, niemals einen Bruder verachten, der Schwäche zeigt, niemals an ihm verzweifeln; vielmehr sollen wir seine Last tragen (Gal 6,2) und ihm weiterhelfen... Die Geschichte des Mose bietet uns das Beispiel eines stolzen, ungestümen Temperaments, das der Geist Gottes derart gezügelt hat, dass aus Mose ein außergewöhnlich sanfter Mensch wurde...: „demütiger als alle Menschen auf der Erde“ (Num 12,3)... Im Lebenslauf des Markus vollzieht sich eine Veränderung, die noch seltener ist: der Wandel von Schüchternheit zu Kühnheit... Bei Markus ist also eine noch erstaunlichere Umformung eingetreten als bei Mose: „Dank dem Glauben sind sie stark geworden, als sie schwach waren“ (vgl. Hebr 11,34).
Letzte Änderung: 05.02.2013 um 01:47
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