Wort der Päpste
Sel. Papst Johannes Paul II. |
Geschrieben von (ksf) am 02.11.2011 |
Enzyklika « Dives in misericordia » § 14 (© Libreria Editrice Vaticana)
"Hättest nicht auch du mit deinem Gefährten Erbarmen haben müssen"
Die Kirche muß es daher in jedem geschicht lichen Zeitalter, aber besonders in unserem als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden und ins Leben hineinzutragen. Dieses Geheimnis ist nicht nur für die Kirche selbst als Gemeinschaft der Glaubenden, sondern in gewissem Sinn für alle Menschen Quelle eines Lebens, das grundverschieden ist von dem, welches der Mensch, seiner dreifachen Begehrlichkeit überlassen, aufbauen könnte. Im Namen dieses Geheimnisses lehrt uns Christus, immer zu verzeihen. Wie oft wiederholen wir in dem Gebet, das er selbst uns gelehrt hat, die Bitte: »Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern«, das heißt jenen, die uns gegenüber schuldig geworden sind!
Es ist wirklich schwer, den tiefen Wert der Haltung auszudrücken, welche diese Worte bezeichnen und uns ins Bewußtsein einprägen wollen. Wieviel sagen sie jedem Menschen über seinen Mitmenschen und auch über sich selbst! Das Wissen um die Tatsache, daß einer des anderen Schuldner ist, geht Hand in Hand mit der Berufung zur brüderlichen Solidarität, die der heilige PauIus in der prägnanten Einladung formuliert: »Ertragt einander in Liebe«. Welches Programm der Demut gegenüber dem Menschen lehren uns diese Worte - sowohl dem Nächsten als auch sich selbst gegenüber! Welche Schule des guten Willens für das tägliche Zusammenleben in den verschiedenen Umständen unseres Daseins sind sie!
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Generalaudienz vom 13/08/08 (© Libreria Editrice Vaticana)
"Jesus ist hier, mitten unter uns"
Wer betet, wird nie die Hoffnung verlieren, auch wenn er sich in schwierigen und, menschlich betrachtet, aussichtslosen Situationen befindet. Dies lehrt uns die Heilige Schrift und dies bezeugt uns die Geschichte der Kirche. Wie viele Beispiele ließen sich anführen für Situationen, in denen gerade das Gebet den Heiligen und dem christlichen Volk auf ihrem Weg Halt gegeben hat! Unter den Zeugnissen unserer Zeit möchte ich jene beiden Heiligen erwähnen, deren Gedenktage wir in diesen Tagen feiern: Teresia Benedicta a Cruce, Edith Stein, deren Fest wir am 9. August begangen haben, und Maximilian Maria Kolbe, dessen wir morgen, am Vortag des Hochfestes der Aufnahme der allerseligsten Jungfrau Maria in den Himmel, gedenken werden. Beide haben ihr irdisches Leben im Konzentrationslager Auschwitz mit dem Martyrium beschlossen. Ihr Leben könnte als Niederlage erscheinen, doch gerade in ihrem Martyrium erstrahlt der Glanz jener Liebe, die alle Finsternis des Egoismus und des Hasses überwindet. Dem hl. Maximilian Kolbe werden folgende Worte zugeschrieben, die er angesichts der damals wütenden nationalsozialistischen Verfolgung gesagt haben soll: »Der Haß ist niemals eine kreative Kraft, das kann allein die Liebe sein.«...
Am 6. August des nachfolgenden Jahres sagte Edith Stein drei Tage vor ihrem dramatischen Lebensende zu einigen Mitschwestern im holländischen Kloster Echt: »Ich bin auf alles gefaßt. Jesus ist auch hier mitten unter uns. Bisher konnte ich sehr gut beten und aus vollem Herzen ausrufen: ›Ave, Crux, spes unica‹«. Zeugen, die dem schrecklichen Massaker entkommen konnten, erzählten, dass Teresia Benedicta a Cruce, mit dem Gewand einer Karmelitin bekleidet, dem Tod selbstbewusst entgegenging. Sie unterschied sich dabei durch ihre friedvolle Haltung, ihre Gelassenheit und ihr ruhiges und aufmerksames Verhalten gegenüber den Bedürfnissen all ihrer Mitmenschen. Das Gebet war das eigentliche Geheimnis dieser heiligen Mitpatronin Europas, die »auch nachdem sie im Frieden des kontemplativen Lebens bei der Wahrheit angekommen war, das Geheimnis des Kreuzes bis zum Letzten leben [musste]« (Papst Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Spes aedificandi).
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Enzyklika « Dives in misericordia » § 14 (© Libreria Editrice Vaticana)
"Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen"
Wenn Paul VI. mehrmals von der »Kultur der Liebe« als dem Ziel gesprochen hat, auf das alle Anstrengungen auf sozialem und kulturellem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet ausgerichtet sein müssen, so ist hier hinzuzufügen, daß dieses Ziel unerreichbar bleibt, solange wir in den weiten und verflochtenen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens mit unseren Entwürfen und Maßnahmen haltmachen bei »Auge für Auge und Zahn für Zahn« und nicht darum bestrebt sind, diesen Grundsatz umzuformen, zu ergänzen durch einen neuen Geist. In diese Richtung weist zweifellos auch das Zweite Vatikanische Konzil, wenn es wiederholt von der Notwendigkeit spricht, die Welt menschlicher zu machen, und die Mission der Kirche in der heutigen Welt eben in der Verwirklichung dieser Aufgabe sieht. Die Welt der Menschen kann nur dann immer menschlicher werden, wenn wir in den vielgestaltigen Bereich der zwischenmenschlichen und sozialen Beziehungen zugleich mit der Gerechtigkeit jene »erbarmende Liebe« hineintragen, welche die messianische Botschaft des Evangeliums ausmacht.
Die Welt der Menschen kann nur dann »immer menschlicher« werden, wenn wir in alle gegenseitigen Beziehungen, die ihr geistiges Antlitz prägen, das Element des Verzeihens einbringen, welches für das Evangelium so wesentlich ist. Das Verzeihen bezeugt, daß in der Welt eine Liebe gegenwärtig ist, die stärker ist als die Sünde. Es ist darüber hinaus die Grundbedingung für die Versöhnung, nicht nur in den Beziehungen zwischen Gott und dem Menschen, sondern auch in den gegenseitigen Beziehungen zwischen den Menschen. Eine Welt ohne Verzeihen wäre eine Welt kalter und ehrfurchtsloser Gerechtigkeit, in deren Namen jeder dem anderen gegenüber nur seine Rechte einfordert; (...)
Die Kirche muß es daher in jedem geschichtlichen Zeitalter, aber besonders in unserem als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten, das Geheimnis des Erbarmens, das uns in Christus aufstrahlt, zu verkünden und ins Leben hineinzutragen.
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Apostolisches Schreiben « Mulieris Dignitatem », §23 (© Libreria Editrice Vaticana)
"Die Hochzeitsgäste"
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche« (Eph 5, 25, 32). Der Text des Briefes an die Epheser... vergleicht dabei den bräutlichen Charakter der Liebe zwischen Mann und Frau mit dem Geheimnis Christi und der Kirche. Christus ist der Bräutigam der Kirche, die Kirche ist die Braut Christi. Diese Analogie ist nicht ohne Vorläufer: Sie überträgt, was bereits im Alten Testament, besonders bei den Propheten Hosea, Jeremia, Ezechiel und Jesaja enthalten war, auf das Neue Testament... Bei den Propheten ist diese Frau und Braut Israel als das von Gott erwählte Volk, und diese Erwählung hat ihre Quelle ausschließlich in der spontanen Liebe Gottes. Eben durch diese Liebe lässt sich der oft als Ehe dargestellte Bund erklären, den Gott immer wieder neu mit seinem auserwählten Volk schließt. Dieser Bund ist von Gottes Seite her eine bleibende »Verpflichtung«: Gott bleibt seiner bräutlichen Liebe treu, auch wenn sich seine Braut wiederholt als untreu erwiesen hat.
Dieses Bild von der bräutlichen Liebe zusammen mit der Gestalt des göttlichen Bräutigams - ein sehr klares Bild in den prophetischen Texten - findet im Epheserbrief (5, 23-32) seine Bestätigung und Krönung. Dort befindet sich auch die vollständigste Formulierung der Wahrheit über die Liebe Christi, des Erlösers, nach der Analogie einer bräutlichen Liebe: »Christus hat die Welt geliebt und sich für sie hingegeben« (5, 25); damit wird voll bestätigt, daß die Kirche die Braut Christi ist: »Der heilige Gott Israels ist dein Befreier« (Jes 54, 5). Im Text des Paulus zielt die Analogie der bräutlichen Beziehung gleichzeitig in zwei Richtungen, die zusammen das »tiefe Geheimnis« (sacramentum magnum) bilden. Der Bund der Eheleute »erklärt« den bräutlichen Charakter der Verbundenheit Christi mit der Kirche; und diese Verbundenheit als »tiefes Geheimnis« und »Sakrament« entscheidet ihrerseits über die Sakramentalität der Ehe als eines heiligen Bundes der beiden Brautleute, des Mannes und der Frau.
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© Libreria Editrice Vaticana:
Apostolisches Schreiben « Novo Millennio Inuente », §33: Die Zeichen der Zeit in der wir sind
Ist es nicht vielleicht ein »Zeichen der Zeit«, daß man heute in der Welt trotz der weitreichenden Säkularisierungsprozesse ein verbreitetes Bedürfnis nach Spiritualität verzeichnet, das größtenteils eben in einem erneuerten Gebetsbedürfnis zum Ausdruck kommt? Auch die anderen Religionen, die nunmehr in den alten Christianisierungsgebieten weit verbreitet sind, bieten ihre eigenen Antworten auf dieses Bedürfnis an und tun dies manchmal mit gewinnenden Methoden. Da uns die Gnade gegeben ist, an Christus zu glauben, den Offenbarer des Vaters und Retter der Welt, haben wir die Pflicht zu zeigen, in welche Tiefe die Beziehung zu ihm zu führen vermag.
Die große mystische Tradition der Kirche im Osten wie im Westen hat diesbezüglich viel zu sagen. Sie zeigt, wie das Gebet Fortschritte machen kann. Als wahrer und eigentlicher Dialog der Liebe kann er die menschliche Person ganz zum Besitz des göttlichen Geliebten machen, auf den Anstoß des Heiligen Geistes hin bewegt und als Kind Gottes dem Herzen des Vaters überlassen. Dann macht man die lebendige Erfahrung der Verheißung Christi: »Wer mich liebt, wird von meinem himmlischen Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren« (Joh 14,21)...
Ja, liebe Schwestern und Brüder, unsere christlichen Gemeinden müssen echte »Schulen« des Gebets werden, wo die Begegnung mit Christus nicht nur im Flehen um Hilfe Ausdruck findet, sondern auch in Danksagung, Lob, Anbetung, Betrachtung, Zuhören, Leidenschaft der Gefühle bis hin zu einer richtigen »Liebschaft« des Herzens. Ein intensives Gebet also, das jedoch nicht von der historischen Aufgabe ablenkt: Denn während es auf Grund seiner Natur das Herz der Gottesliebe öffnet, öffnet es dieses auch der Liebe zu den Brüdern und befähigt sie, die Geschichte nach Gottes Plan aufzubauen.
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Letzte Änderung: 03.11.2011 um 13:41
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