Wort der Päpste

Sel. Papst Johannes Paul II.

Geschrieben von (ksf) am 02.05.2012
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Enzyklika « Dives in Misericordia » § 8

"Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin"

 

Das Paschageheimnis ist Christus am Höhepunkt der Offenbarung des unerforschlichen Geheimnisses Gottes. Gerade hier bewahrheiten sich voll und ganz die im Abendmahlssaal gesprochenen Worte: "Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Jn 14,9). Denn Christus, den der Vater zugunsten des Menschen "nicht verschonte" (Rm 8,32) und dem in seinem Leiden und in der Qual des Kreuzes menschliches Erbarmen nicht zuteil wurde, hat in seiner Auferstehung die Fülle der Liebe des Vaters zu ihm und in ihm zu allen Menschen geoffenbart. "Er ist doch nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebenden" (Mk 12,27).

In seiner Auferstehung hat Christus gerade insofern den Gott der erbarmenden Liebe geoffenbart, als er das Kreuz als Weg zur Auferstehung auf sich genommen hat. Deshalb konzentrieren sich, wenn wir des Kreuzes Christi, seines Leidens und seines Todes gedenken, unser Glaube und unsere Hoffnung auf den Auferstandenen - der »am Abend dieses ersten Tages der Woche" im Abendmahlssaal, wo die Jünger versammelt waren, "in ihre Mitte trat... sie anhauchte und zu ihnen sprach: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert" (Jn 20,19f).

So hat also der Sohn Gottes in seiner Auferstehung in radikaler Weise selbst das Erbarmen erfahren, das heißt die Liebe des Vaters, die stärker ist als der Tod. Derselbe Gottessohn offenbart... sich selbst als unerschöpfliche Quelle des Erbarmens, derselben Liebe, die... sich ständig stärker als die Sünde erweisen wird.

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Enzyklika «Dives in misericordia», § 7

«Damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat.»

 

Was sagt uns also das Kreuz Christi, welches in einem bestimmten Sinn das letzte Wort seiner Botschaft und Mission als Messias ist? Und doch ist es nicht das letzte Wort des Bundes Gottes. Dieses wird im Morgengrauen jenes Tages gesprochen, an dem zunächst die Frauen und dann die Apostel zum Grab des gekreuzigten Herrn kommen, es leer vorfinden und zum ersten Mal vernehmen: »Er ist auferstanden!«. Sie werden es weitersagen und Zeugen des Auferstandenen sein.

Dennoch ist auch in dieser Verherrlichung des Sohnes Gottes das Kreuz weiterhin gegenwärtig, welches - durch das gesamte messianische Zeugnis des Menschen-Sohnes, der an ihm den Tod erlitten hat - unaufhörlich vom göttlichen Vater spricht, der seiner ewigen Liebe zum Menschen unverbrüchlich treu bleibt, der »die Welt so sehr geliebt hat« - und somit den Menschen in ihr - , »daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat«.

An den gekreuzigten Sohn glauben, heißt »den Vater sehen«, (Joh 14,9) heißt glauben, daß die Liebe in der Welt gegenwärtig ist und daß sie mächtiger ist als jedwedes Übel, in das der Mensch, die Menschheit, die Welt verstrickt sind. An diese Liebe glauben heißt, an das Erbarmen glauben. Dieses ist ja die unerläßliche Dimension der Liebe, ist sozusagen ihr zweiter Name und zugleich die spezifische Art, wie sie sich zeigt und vollzieht angesichts der Wirklichkeit des Übels in der Welt, das den Menschen trifft und bedrängt, sich auch in sein Herz einschleicht und ihn »ins Verderben der Hölle stürzen kann«.


Letzte Änderung: 03.05.2012 um 13:29

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