Zitate von Heiligen

Sel. Titus Brandsma

Geschrieben von (ksf) am 02.05.2012
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Vortrag „Friede und Friedensliebe“ vom 11.11.1931

«In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt»

 

Wir lieben zwar den Frieden und hegen in unserem Herzen die Hoffnung, dass unser Einsatz für den Frieden nicht nutzlos sei; aber weder Sie noch ich können den Spannungen unserer Zeit aus dem Wege gehen. Das bedeutet, dass wir den Zweifel nicht loswerden können, dass sich, nach den Gesetzen der Geschichte, etwas ändern könnte. Ein Krieg folgt dem anderen, und jedes Mal bekommt die Sache des Friedens einen tödlichen Schlag. Wir leben immer noch zu sehr unter dem Einfluss derer, die behaupten, dass, wer den Frieden will, sich rüsten muss, um den Krieg zu besiegen...

Es ist bemerkenswert, dass im Lauf der Jahrhunderte immerzu Helden des Friedens auftauchen, Prediger der Friedensbotschaft... Diese Friedensboten, diese Apostel des Friedens gibt es zu jeder Zeit und überall. Sie fehlen uns glücklicherweise auch heutzutage nicht. Aber kein Friedensbote hat ein größeres Echo gefunden als der, den wir... Friedensfürst nennen (Jes 9,5). Erlauben Sie mir, Sie daran zu erinnern, wer der Bote ist. An Ostern, nach dem Tod Christi am Kreuz, schienen die Apostel alle Hoffnung verloren zu haben. Als für die Augen der Welt die Mission Christi zu Ende war, gescheitert war, unverstanden blieb, ist er mitten unter seinen Apostel erschienen, die sich aus Furcht vor den Feinden im Obergeschoss versammelt hatten, und an Stelle von kriegslüsternen Worten gegen ihre Feinde hörten sie ihn sagen: „Friede hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie die Welt ihn gibt, gebe ich euch“ (Joh 14,27)...

Ich möchte dieses Wort wiederholen, möchte es in der ganzen Welt zum Klingen bringen, ohne mich darum zu kümmern, wer es hört. Ich möchte es so oft wiederholen, dass wir, selbst wenn... wir es zurückgewiesen haben, es doch so lange hören können, bis wir alle es gehört und verstanden haben.

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Die Mystik des Leidens

«Wir gehen jetzt nach Jerusalem hinauf»

 

Jesus hat selbst gesagt, dass er das Haupt des mystischen Leibes ist, dessen Glieder wir sind. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben (Joh 15,5). Er hat sich auf der Kelter ausgestreckt und sie bedient. So hat er uns den Wein gegeben, damit wir, wenn wir ihn trinken, von seinem Leben leben und an seinen Leiden teilhaben. „Wer mein Jünger sein will, der nehme täglich sein Kreuz auf sich. Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben. Ich bin der Weg. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“ (Lk 9,23; Joh 8,12; 14,6; 13,15). Und da seine Jünger von sich aus nicht verstanden, dass sein Weg ein Weg des Leidens sein musste, erklärte er es ihnen so: „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?“ (Lk 24,26).

Da brannte den Jüngern das Herz in der Brust (Lk 24,32). Das Wort Gottes begeisterte sie. Und als der Heilige Geist auf sie herabkam wie göttliches Feuer, das sie in Brand setzte (Apg 2,2-4), da freuten sie sich, Verachtung und Verfolgung erleiden zu dürfen (Apg 5,41); denn so waren sie dem ähnlich, der ihnen auf dem Weg des Leidens vorausgegangen war. Schon die Propheten hatten den Leidensweg Christi angekündigt, und die Jünger verstanden auf einmal, dass er ihn sich nicht erspart hatte. Von der Krippe bis zur Marter am Kreuz waren Armut und Unverständnis sein Los. Er hatte sein Leben damit zugebracht, die Menschen zu lehren, dass Gott Leid, Armut, Unverständnis der Menschen anders sieht, als es die Torheit menschlicher Weisheit (1 Kor 1,20) tut... Im Kreuz ist Heil. Und das Kreuz ist der Sieg. Gott hat es so gewollt.

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Eine Ermutigung, im Glauben und in der Liebe heldenhaft zu sein

«Ich aber sage euch: betet für die, die euch verfolgen»

 

Es kommt uns oft zu Ohren, dass wir in einer wunderbaren Zeit leben, in einer Zeit großer Menschen... Es ist durchaus verständlich, dass man sich einen starken, fähigen Führer wünscht... Diese Art von Neuheidentum (der Nazismus) hält die Natur für eine Emanation des Göttlichen...; es hält eine Rasse für edler und reiner als jede andere... Daher kommt der Kult um Rasse und Blut, der Kult um Helden des eigenen Volkes.

Diese Sichtweise, die von einer solch aberwitzigen Idee ausgeht, kann zu kapitalen Irrtümern führen. So viel Begeisterung und so viel Anstrengung im Dienst eines so falschen und durch nichts begründeten Ideals macht traurig. Wir können aber von unserem Feind lernen. Aus seiner verlogenen Philosophie können wir lernen, wie wir unser eigenes Ideal säubern und verbessern können. Wir können lernen, dieses Ideal immer mehr zu lieben, eine gewaltige Begeisterung dafür zu entfachen, ja eine Bereitschaft, dafür zu leben und zu sterben; lernen, dieses Ideal mit Festigkeit in uns und den Anderen Gestalt annehmen zu lassen... Wenn wir vom Kommen des Reiches sprechen und beten, dass es komme, dann denken wir nicht an eine Diskriminierung nach Rasse oder Blut, sondern an die Verbrüderung aller Menschen; denn alle Menschen sind unsere Brüder – die uns hassen und angreifen nicht ausgenommen – in enger Verbundenheit mit dem, der die Sonne aufgehen lässt über Bösen und Guten (Mt 5,45).

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Einladung zum Heroismus in Glauben und Liebe

«Habt auch ihr euch in die Irre führen lassen?»

 

Wir leben in einer Welt, wo die Liebe selbst verurteilt wird. Man sagt, sie sei Schwäche, ein Zustand, den man hinter sich lassen sollte. Es gibt Leute, die sagen: „Liebe hat keine Bedeutung, es müssen vielmehr die eigenen Kräfte mobilisiert werden; jeder muss so stark wie möglich werden; der Schwache soll doch zugrunde gehen!“ Auch sagen sie, dass die christliche Religion mit ihrem Gerede über die Liebe der Vergangenheit angehöre... Es ist so: sie kommen mit diesen ihren Lehren auf dich zu und finden sogar Leute, die sie bereitwillig übernehmen. Liebe ist unbekannt. Der hl. Franz von Assisi sagte zu seiner Zeit: „Die Liebe wird nicht geliebt“. Und einige Jahrhunderte später läutete die hl. Maria-Magdalena von Pazzi, eine Karmelitin, die Glocken ihres Klosters, damit die Welt erfahre, wie schön Liebe ist. Auch ich wollte gerne Glocken läuten, um der Welt mitzuteilen, wie schön es ist zu lieben.

Das Neuheidentum (des Nazismus) mag die Liebe verschmähen; die Geschichte lehrt uns aber trotz allem, dass wir dieses Neuheidentum durch die Liebe bezwingen werden. Wir lassen von der Liebe nicht. Die Liebe wird die Herzen dieser Heiden uns wieder zuführen. Natur ist stärker als Philosophie. Eine Philosophie mag die Liebe verurteilen und zurückweisen, sie als Schwäche bezeichnen; das lebendige Zeugnis der Liebe wird ihre Kraft aber immer wieder aufleben lassen, um Menschenherzen zu erobern und für sich zu gewinnen.


Letzte Änderung: 05.02.2013 um 01:45

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