Zitate von Heiligen

Sel. Wilhelm von St-Thierry - 1

Geschrieben von (ksf) am 15.03.2011
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Die Gottesschau, 5: Bittet, sucht, klopft an“

Beeile dich, Herr, lass nicht länger auf dich warten; deine gnadenvolle Weisheit versteht sich auf Abkürzungen: da, wo keine lange Beweisführung und keine spitzfindige Erörterung Zutritt verschafft – ich meine zur ungeschmälerten Freude an deiner Liebe – da findet sich plötzlich gar mancher hineingetragen durch den Empfang der Gnade; es ist der, welcher beharrlich sucht und beharrlich anklopft. Wenn es mir aber – und das ist selten – passiert, etwas von dieser Freude zu verspüren, dann rufe ich: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind! Bauen wir hier doch drei Hütten (Mt 17, 4): eine für den  Glauben, eine für die Hoffnung, eine für die Liebe“.

Weiß ich denn nicht, was ich sage, wenn ich rufe: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind?“ Denn plötzlich falle ich wie tot zurück auf die Erde, schaue um mich und sehe nichts mehr. Ich finde mich so wieder, wie ich vorher war, mit schmerzendem Herzen und betrübtem Geist. „Wie lange noch, Herr, wie lange noch?“ (Ps 13, 2). Wie lange noch werde ich den lieben langen Tag mit leidvollem Herzen in meiner Seele Pläne schmieden? Wie lange noch wird dein Geist, der kommt und geht und weht, wo er will (Joh 3,8), im Menschen, der Fleisch ist, wohnen bleiben können? Und doch, wenn der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendet, dann werden wir getröstet werden und unser Mund wird voller Lachen sein (Ps 126, 1-2)... Die Wahrheit deines Trostes und der Trost deiner Wahrheit antwortet in meinem Inneren: „Es gibt die Liebe, nach der man sich sehnt, und die Liebe, die man hat. Die Liebe, nach der man sich sehnt, verdient sich manchmal die Schau, die Schau den Besitz, der Besitz die Vervollkommnung der Liebe.“

 

Meditative Predigten, VI, 5-7; SC 324

„Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen“

 

Wenn es schon genügt, dass auf Erden zwei oder drei in deinem Namen versammelt sind, um dich mitten unter ihnen zu wissen (Mt 18,20)..., was soll man dann erst von dem Ort sagen, an dem du alle Heiligen versammelt hast, die „den Bund mit dir schlossen beim Opfer“ und die geworden sich wie „die Himmel, die deine Gerechtigkeit künden“? (Ps 50,5-6)

Der Jünger, den du liebtest, war nicht der Einzige, der den Weg zum Himmel gefunden hat; nicht für ihn allein „war eine Tür geöffnet am Himmel“ (Offb 4,1). Du selber hast ja allen verkündet: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“ (Joh 10,9). Du bist also die Tür, und nach dem, was du hinzufügst, öffnest du allen, die hineingehen wollen.

Aber was nützt es uns, hier auf Erden zu sehen, dass am Himmel eine Tür offen ist, wenn wir keine Möglichkeit haben, hinaufzusteigen? Der hl. Paulus gibt uns dazu die Antwort: „Wenn er aber hinaufstieg, dann stieg er auch zur Erde herab“ (Eph 4,9). Wer ist er? Die Liebe. Es ist tatsächlich die Liebe, die aus unseren Herzen zu dir hinaufsteigt, weil es auch die Liebe ist, die von dir zu uns herabgestiegen ist. Du bist zu uns herabgestiegen, weil du uns geliebt hast; wenn wir dich lieben, können wir zu dir hinaufsteigen. Du hast gesagt: „Ich bin die Tür“: So bitte ich dich in deinem Namen, öffne dich vor uns! Dann sehen wir deutlicher, zu welcher Wohnung du die Tür bist, und wann und wem du sie öffnest.

 

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Meditative Gebete , 1,1-5

„Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich.“ (Gen 1,26)

 

O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?“ (Röm 11,33 f.) Du hast Erbarmen, Herr, mit wem du willst, du erbarmst dich wessen du willst. Es handelt sich also nicht um den Menschen, der will oder hinterherläuft, sondern um dich, unsern Gott, der Erbarmen hat. (vgl. Röm 9,15 f.)

Und da entgleitet das Töpfergefäß der Hand, die es geformt hat...; es entgleitet der Hand, die es hält und trägt... Wenn es ihm widerführe, aus seiner Hand zu fallen, dann wehe ihm, denn es würde in tausend Stücke zerbrechen... und vernichtet. Es weiß darum, und durch deine Gnade fällt es nicht. Hab Mitleid, Herr, hab Mitleid: Du hast uns geformt und wir sind Ackerboden. (vgl. Jer 18,6; Gen 2,7) Bis jetzt... sind wir fest, bis hierher trägt die Hand deiner Kraft uns; wir hängen an deinen drei Fingern, dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe, durch die du die Erdmasse hältst, die Festigkeit der heiligen Kirche. Hab Mitleid, halte uns, deine Hand lasse uns nicht fallen. Tauche unsere Nieren und unser Herz in das Feuer deines Heiligen Geistes (vgl. Ps 25,2); festige, was du in uns gebildet hast, damit wir uns nicht abwenden und zu unserem Ackerboden zurückkehren, oder zum Nichts.

Für dich, durch dich wurden wir geschaffen und dir wenden wir uns zu. Du hast uns geformt und gebildet, wir erkennen es an, wir beten an und rufen deine Weisheit, die alles einzurichten weiß, an, deine Güte und dein Erbarmen, alles zu erhalten. Mach uns vollkommen, der du uns gemacht hast, mach uns vollkommen in der Fülle deines Abbildes und in der Ähnlichkeit, nach der du uns geformt hast.

 

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So wächst die Liebe, bis sie eine Ähnlichkeit mit jener Liebe zeigt, die Gott dazu brachte, sich dem Menschen gleich zu machen. Wenn die Liebe so gewachsen ist, ist es dem Menschen eine Wohltat, sich mit der höchsten Macht erniedrigen zu dürfen, mit dem Sohn Gottes arm zu sein, sich nach der göttlichen Weisheit zu formen und das in sich zu fühlen, was in Jesus Christus, unserem Herrn, ist.

 

(aus Missio – Weiheiten des Christentums – Bonifatius Druck)

 

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Meditative Gebete VI, 6-10: „Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen“

 

 

Nicht nur deinem geliebten Jünger Johannes ist die am Himmel geöffnete Tür gezeigt worden (Offb 4, 1). Es ist offenkundig, dass du zu allen gesagt hast...: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden“.

Ja, du bist die Tür... Aber wenn wir die große offene Tür am Himmel sehen, wir, die auf der Erde sind: was nützt uns das, uns, die nicht hinaufsteigen können? Paulus hat eine Antwort darauf: „Derselbe, der herabstieg, ist auch hinaufgestiegen“ (Eph 4, 10). Und wer ist es? Die Liebe. Ja, Herr, die Liebe, die in uns ist, steigt zu dir hinauf, denn die Liebe, die in dir ist, ist zu uns herabgestiegen. Weil du uns geliebt hast, bist du zu uns herabgestiegen; indem wir dich lieben, steigen wir auf zu dir.

Du selber hast gesagt: „Ich bin die Tür“. Deshalb bitte ich in deinem Namen: öffne du dich uns selber, um uns noch klarer zu zeigen, zu welcher Wohnung du die Tür bist... Die Wohnung, deren Tür du bist, ist, wie gesagt, der Himmel. Der Vater wohnt dort, von dem geschrieben steht: „Der Thron des Herrn ist im Himmel“ (Ps 11, 4). Deshalb kommt ja „niemand zum Vater außer durch mich“ (Joh 14, 6), der du die Tür bist... Nach dir strecken wir uns aus, nach dir sehnen wir uns. Antworte doch bitte auf die Frage: „Meister, wo wohnst du?“ (Joh 1, 38) Sogleich antwortest du: „Ich bin im Vater, und der Vater ist in mir“ (Joh 14, 11). Und an andrer Stelle: „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, dass ihr in mir seid und ich in euch bin“ (Joh 14, 20)... So ist deine Wohnung der Vater, und du bist die Wohnung des Vaters. Und nicht nur das: auch wir sind deine Wohnung, und du bist die unsrige.

 


Letzte Änderung: 10.02.2013 um 02:58

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