Literatur
Vinzenz von Paul (Bernard Pujo) |
Vinzenz von Paul - Ein Pionier der Moderne
Beschreibung des Verlages
"Sein Leben hätte abenteuerlicher nicht sein können: Auf der Flucht vor seinen Gläubigern wird er von Seeräubern gefangen. Als Sklave verkauft, gerät er in die Schule eines Alchimisten und flieht mit einem islamischen Konvertiten, den er wieder zum christlichen Glauben führt, auf einem Boot übers Meer zurück nach Europa: Vinzenz von Paul (1581-1660). In Paris wird er zum Bahnbrecher der modernen Caritas: ob als Initiator der Sorge für Findelkinder oder Strafgefangene, der Katastrophen- und Flüchtlingshilfe oder der Sorge für die Kranken zu Hause. Bernard Pujo erzählt die Lebensgeschichte von Vinzenz von Paul anschaulich und facettenreich."
Rezension
Der Autor dieser Biografie hat neben einer enorm umfangreichen Recherchetätigkeit ein exzellentes Verständnis der zeitgenössischen Begebenheiten und Zustände vorzuweisen. Ausführlicher, als bei den meisten anderen Biografien über Heilige üblich, wird das Leben des Heiligen so nachgezeichnet, wie es die historische Faktenlage zulässt. Leider sind nicht über alle Lebensabschnitte gesicherte Erkenntnisse verfügbar, was im Buch klar gekennzeichnet ist. Gerade auch bei diesen kritischen Aspekten, verweist der Autor auf andere "Von-Paul"-Biografen, die dieser Faktenlage häufig weniger sachlich begegnen.
Der Leser taucht ein in die Zeit der Wirren des Dreißigjährigen Krieges in Frankreich und erlebt quasi gemeinsam mit Vinzenz von Paul diese Zeit. In einem überaus angenehm lesbaren Stil geschrieben, erfährt der Leser des Buches auch vielerlei historische Fakten. Als Zeitgenosse und Weggefährte verschiedener bekannter Personen, wie z.B. Kardinal Richilieu, Franz von Sales, Luise de Marillac, war Vinzenz von Paul eine bedeutende Persönlichkeit seiner Zeit.
Für mich besonders interessant war die Ansicht des Heiligen, dass es bald keine Kirche mehr in Europa geben werde, weshalb er ein überaus großes Interesse daran hegte, dass seine Missionare auf anderen Kontinenten und in außereuropäischen Ländern tätig wurden. Er meinte, auf diese Weise die Kirche in eine andere Zeit hinüberretten zu können. Wie wir heute wissen, hat Vinzenz von Paul sich in diesem Punkt geirrt. Ein Grund für seine Annahme war sicher die Bedrohung des Glaubens durch solche Strömungen wie z.B. den Jansenismus, den er energisch bekämpfte. Heute erleben wir in unserer Zeit ein Wiederaufleben vieler längst überwunden geglaubter Irrlehren - und auch heute befürchten viele pessimistische Zeitgenossen, die Kirche werde es in Europa bald nicht mehr geben...
Wer gerne eine besonders interessante Persönlichkeit der Kirche kennenlernen möchte, darüber hinaus auch ein gewisses Interesse für Geschichte mitbringt und einen angenehmen Erzählstil zu würdigen weiß (der manchmal romanartige Züge hat), dem sei dieses Buch sehr zur Lektüre empfohlen!
Wenn Sie mal eine Reise nach Paris unternehmen möchten (Paris ist immer eine Reise wert, sagt man ja), empfehle ich unbedingt einen Besuch in der Kapelle der Lazaristen inder Rue de Sèvres. Dort steht ein Schrein, in dem die Knochen des Heiligen in einer Wachsnachbildung des Körpers aufbewahrt werden. Gleich um die Ecke (wenige hundert Meter) in der Rue du Bac ist das Mutterhaus der Vinzentinerinnen. Dort wird das Herz des Heiligen aufbewahrt. Außerdem stehen in deren Kapelle zwei gläserne Reliquienschreine mit den sterblichen Überresten der Hl. Luise de Marillac, einer engen Vertrauten von Vinzenz von Paul sowie von Cathérine Labouré (auch bekannt im Zusammenhang mit der "Wundertätigen Medaille").
Verlag Herder
Aufl./Jahr: 1. Aufl. 2008
Format: 13,9 x 21,4 cm, 480 Seiten, Gebunden mit SU und Leseband
ISBN 978-3-451-32145-0
Preis: 29,95 €
Alle Angaben ohne Gewähr
(ub)
Letzte Änderung: 13.01.2010 um 00:11
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