Spiritualität
Spiritualität
Was ist Spiritualität so könnte man hier einmal nachfragen?
Es gibt viele Ausdeutungen zu diesem Wort, der eine erklärt es so, der andere wieder ganz anders. Hier soll Spiritualität in einer katholischen Auslegung verstanden werden. Das würde bedeuten, dass man Spiritualität - etwas verkürzt gesagt - als "mein Weg zu und mit Gott" bezeichnen könnte. Es gibt nun keine Gemeinschaft die an Spiritualitäten reicher wäre als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. In ihr finden wir die Spiritualitäten des hl. Benedikt von Nursia (verkürzt gesagt: Ora et labora (et lectio)) oder des hl. Franz von Assisi, einer hl. Theresia von Avila, oder des großen hl. Franz von Sales auch jene eines hl. Philipp Neri ... Sicher wird über eine gewisse Zeit hier jede Spiritualität einmal zu Wort kommen ... Es sollen aber auch hier Texte folgen die uns in eine innigere und tiefere vor allem aber persönliche Gottesbeziehung führen. Geistliche Wege zu Gott. Und dann, wenn ich Gott gefunden habe, dann werde ich feststellen, dass ich auch mich selbst gefunden habe. Es ist falsch zu denken, dass ich nur zu mir selbst finde, wenn ich nur mich suche. Dann werde ich zu einem Egoisten oder schlimmsten Falles zu einem Narzissten. Die Suche nach Gott, das sich verzehren in Sehnsucht nach dem Großen wird mich unendlich bereichern und mir einen Frieden schenken der im Herzen wohnt und von dem der Herr sagt, dass ihn uns die Welt weder geben noch nehmen kann. Letztlich ist ja ER es, der mich findet ... (ksf)
Was willst Du? Brot oder Jesus Christus. Was wählst Du??? |
Geschrieben von (ksf) am 21.04.2018 |
Liebe Freunde von kirchlich.net,
hier nun der Text der Predigt die uns dankenswerter Weise der H. H. Regens Magister M. Leitner zur Verfügung gestellt hat. Dafür ein ewiges Vergelts Gott!
Liebe Brüder und Schwestern im Glauben,
Um die Evangelienstelle, die wir gerade gehört haben, wirklich in ihrer ganzen Tiefe verstehen zu können, lohnt es sich, die Ereignisse zu betrachten, die uns Johannes vor diesem Zusammentreffen unseres Herrn Jesus Christus mit der großen Volksmenge berichtet.
(Früher habe ich mich manchmal geärgert, wenn uns in der Liturgie solche kurzen Perikopen vorlegt werden, die mehr oder weniger aus dem Zusammenhang genommen sind. Heute bin ich fast dankbar, denn es ist bei der Vorbereitung ein guter Impuls, wieder einmal in der Bibel zu lesen und die näheren Zusammenhänge zu betrachten!)
Das 6. Kapitel des Johannesevangeliums ist an seinem Beginn geprägt von der großartigen Beschreibung der Brotvermehrung. Da könnte man fast meinen: Jetzt hat der Herr „die Massen auf seiner Seite“, von 5.000 Männern wird hier berichtet, nehmen wir Frauen und Kinder dazu, dann wird sicher die 10.000er Zahl überschritten. Sie alle essen von dem Brot, das ausgeteilt wird, genug für alle, zwölf Körbe bleiben noch übrig. „Das ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll“, rufen die Leute. Und das Missverständnis beginnt: Sie wollen Jesus zu ihrem König machen, projizieren all ihre irdischen Planungen, Wünsche, Sehnsüchte nun auf diesen Wundertäter.
Jesus entzieht sich der Menge. Den Jüngern begegnet er, als er über den See geht. Und hier schließt die heutige Perikope an.
Jesus hält den Menschen vor, dass sie ihn aus falschen Beweggründen heraus suchen: Deshalb, weil sie bei der Brotvermehrung von den Broten gegessen hatten. Und der Herr schließt eine ernste Mahnung an diesen Vorwurf an: „Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird.“
Glaubensleben oder im kirchlichen Alltag der Versuchung einer innerweltlichen Kurzsichtigkeit?
Statistiken und Prognosen über die kommenden Jahre sind uns bisweilen wichtiger geworden, als das Wort des Herrn, der uns einlädt, die Speise für das ewige Leben zu suchen und immer neu anzustreben. In den Gemeinden handeln wir uns von einem Ereignis zum anderen weiter. Pfarrer sind froh, wenn sie endlich Weihnachten hinter sich haben, oder ebenso das Osterfest. Die Anstrengungen, die zahlreichen Gottesdienste, werden gesehen, aber nicht das Große, das Großartige, das dahinter steht. Die Qualität der Gottesdienste wird oftmals an ihrer Länge oder Kürze gemessen, anstatt zu erkennen, dass uns der Herr hier diese Speise für das
ewige Leben schenkt.
Unzählige Mitarbeiter mühen sich in den Gemeinden ab, um das Pfarrfest schön zu gestalten, um Erstkommunion und Firmung zu organisieren. Das ist alles lobenswert und richtig. All den Mitarbeitern kann gar nicht genug gedankt werden, dass sie ihre Freizeit für das Leben der Gemeinde einsetzen.
Aber die Gefahr besteht bei all den Aktivitäten, dass sie zu Aktionismus werden und letztlich den Blick abwenden von dem, was eigentlich zählt, was die Kirche begründet und konstituiert.
Papst Benedikt XVI. schreibt in seinem kleinen Büchlein: „Herz des christlichen Lebens - Gedanken zur Hl. Messe“: „In der Einsetzung der Eucharistie können wir den eigentlichen Gründungsakt der Kirche erblicken. Durch die Eucharistie schenkt der Herr den Seinen nicht nur sich selbst, sondern auch die Wirklichkeit einer neuen Gemeinschaft untereinander, die durch die Zeiten hindurch andauert, «bis er kommt» (vgl. 1 Kor 11,26)“ [1]
Und Papst Franziskus bezeichnet in seinem Apostolischen Schreiben „Gaudete et exultate“ über den Ruf zur Heiligkeit in der Welt von heute „die kostbaren Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung“ [2] neben Gebeten, Opferbringen, verschiedenen Frömmigkeitsformen, geistlicher Begleitung und vielen anderen als die „Mittel der Heiligung“ [3]
Er legt dies noch weiter aus, wenn er sagt: „Das Wort Gottes miteinander zu teilen und die Eucharistie gemeinsam zu feiern, macht uns immer mehr zu Brüdern und Schwestern und verwandelt uns in eine heilige und missionarische Gemeinschaft.“ [4]
Auf diese Speise für das ewige Leben weist Christus die Menschen hin, wie wir es heute im Evangelium gehört haben. Die Eucharistie, die er als Sakrament der Einheit seiner Kirche geschenkt hat. Papst Benedikt sagt uns „In der Eucharistie ist Christus wirklich unter uns gegenwärtig. Seine Gegenwart ist nicht statisch. Es ist eine dynamische Präsenz, die uns erfaßt, damit wir die Seinen werden, damit wir ihm ähnlich werden. Christus zieht uns an sich, er läßt uns aus uns selbst herausgehen, damit wir alle mit ihm eins werden.“ [5] Im II. Band seines Buches „Jesus von Nazareth“ sagt uns Benedikt XVI. „Nur weil er selbst es gesagt und getan hatte, konnte die Kirche in ihren verschiedenen Strömungen von Anfang an «das Brot brechen«, so wie Jesus es in der Nacht des Verrates getan hatte.“ [6]
Haben die Menschen damals verstanden, was die tiefe Sehnsucht des Herrn ist?
Haben wir es verstanden.
Wollen wir das: Dieses Eins - Werden mit ihm?
Oder leben wir viel zu stark in einer Epoche der „Selbstverwirklichung“ und „Selbstbestimmung“, wo sich in uns alles sträubt gegen das Geführtwerden durch einen anderen, selbst wenn es der Gottessohn ist?
Jünger nach dieser Rede von ihm abwenden. Diese Abwendung ist so stark, dass Jesus seine 12 Apostel fragt: „Wollt auch ihr mich verlassen?“ ( Joh 6,67). Zugleich kennen wir auch die Antwort des Petrus, die wir uns immer neu zu eigen machen sollten: „Herr, zu wem sollten wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Joh 6,68)
Es lohnt sich, hier im 2. Band des Buches „Jesus von Nazareth“ von Papst Benedikt nachzulesen. Er schreibt: „Das 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums scheint eine solche Wende im Weg Jesu mit den Menschen anzudeuten. Das Volk und viele seiner Jünger wenden sich nach der eucharistischen Rede vom ihm ab. Nur die Zwölf bleiben bei ihm.“ [7]
Hören wir auf den Herrn. Suchen wir nicht das kurzlebige Hochgefühl, das Wunder, die Sensation, sondern lernen wir, wie uns Jesus zum Eigentlichen hinführen will. Schöpfen wir Kraft aus seinem Wort, aus den Sakramenten, insbesondere aus dem Sakrament der Versöhnung und dem Sakrament der Eucharistie, das wir auch jetzt hier und heute gemeinsam feiern. Denn in dieser Kraft können wir Zeugnis ablegen für die Güte und Menschenfreundlichkeit, für die Liebe und Barmherzigkeit Gottes.
In diesem Glauben, in dieser Kraft konnte ein Stephanus auftreten, sodass die Menschen der Weisheit, mit er er lehrte, nicht widerstehen konnten. Beten wir dafür, dass unser Glaubenszeugnis heute eben so kraftvoll und unwiderstehlich ist.
Amen.
[1] Benedikt XVI., Herz des christlichen Lebens, Gedanken zur Heiligen Messe, 2008, S. 71
[2] Papst Franziskus, „Gaudete et exultate“, 110
[3] ebd.
[4] ebd., 142
[5] Papst Benedikt XVI., Herz des christlichen Lebens, Gedanken zur Heiligen Messe, 2008, S. 18
[6] Papst Benedikt XVI., Jesus von Nazareth, Band II, 2011, S. 145
[7] Papst Benedikt XVI. Jesus von Narzareth, Band II, 2011, S. 141
Letzte Änderung: 21.04.2018 um 14:07
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