Katechesen
Aus Liebe die Heiligung - Heiligung aus Liebe 1 |
Geschrieben von (ksf) am 22.01.2016 |
Liebe Freunde von kirchlich.net, liebe Interessierte,
in diesem Themenblock lege ich Ihnen den Text vor, den ich anlässlich der Exerzitien zur Diakonenweihe eines lieben Freundes gehalten habe. Vielleicht enthält er den ein oder anderen Gedanken, der auch Ihnen nützlich sein kann.
Aus Liebe die Heiligung –
Heiligung aus Liebe
2. Tag - Bibelzitate nach der Einheitsübersetzung und Fußnoten unten
Einleitung:
Wir alle haben von Christus den Ruf zur Vollkommenheit erhalten.
In besonderer Weise gilt das für den Klerus, da er in einer einzigartigen Innigkeit in das Einswerden mit dem Herrn gerufen ist. Oft begegnet uns aber im Alltag die Frage nach dem „Warum tue ich mir das an?“ Warum soll ich es mir antun mich aufzureiben? Wie kann ich an die Problematik des Alltagskreuzes herangehen. Ein kleiner Versuch einer Möglichkeit der Herangehensweise soll in den folgenden Gedankengängen angeboten werden.
1. Weisheit 11, 25
Wie könnte etwas ohne Deinen Willen Bestand haben, oder wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von Dir ins Dasein gerufen wäre.
1.1 Suche bei all Deinem Tun und Wirken immer zuerst nach dem Willen Gottes
Hier bedarf es einer gewissen Grundeinstellung des Herzens. Einmal im Willen selbst, dass ich mir Bewusst mache, dass der Wille Gottes „Liebe und Erbarmen selber ist“[i]. Das bedeutet doch, dass Gott nur das Beste für mich will und, dass ER es gut mit mir meint. Nicht weniger aber bedeutet es, dass ich IHM vertrauen kann wie ein Kind. Ich muss also nicht Angst haben, einem Herren zu dienen der nur Knechtschaft im Sinne hat und mich ausbeuten will. Wir haben es mit einem Kyrios und nicht mit einem Despotos[ii] zu tun. Wir können Gott also angstfrei begegnen und uns Seiner liebenden Vorsehung anvertrauen. Hier ist auch zu erwähnen, dass es daher immer wichtig ist, dass wir unser ganzes Leben lang bemüht sein dürfen Gott immer besser kennen zu lernen.
Wenn ich mir nun diese Prämissen verinnerlicht habe, kann ich leichter den Willen fassen, mein Leben nach dem Willen Gottes auszurichten und mich auf den Willen Gottes einzulassen. Ich werde nicht voreingenommen sein gegen Seinen Heilsplan, auch dann, wenn mir etwas geschieht, was ich als Kreuz oder Leid bezeichne und das ich nicht verstehe. Ich kann mir bewusst machen, dass alles – auch das Schwere – mir aus Seiner Liebe zufließt und dass es einen Sinn trägt, der mir vielleicht nur noch nicht aufgegangen ist. Und wer will behaupten, dass er das Kreuz seines Lebens immer gleich versteht? Ist es doch meist so, dass wir uns aufbäumen, weil wir nicht verstehen.
Es kann aus der Frage nach dem „Warum“ der unangenehmen oder leidvollen Alltagssituation eine neue Frage heranwachsen, die fruchtbarer ist: „Herr, was willst Du mir damit sagen?“ Noch ein kleiner Gedanke sei hier vorgelegt, wenn wir den hl. Willen Gottes tun, tun wir etwas göttliches, etwas, das in Ewigkeit bestand haben wird, vor dem selbst die Engel und die Jungfrau Maria ihr Haupt neigen. Bin ich mir dieser Ehre bewusst? Wie aber soll ich nun erkennen, was der Wille Gottes ist? Gibt es Hilfsmittel? Mir scheint, dass wir hier gut 5 Punkte benennen könnten.
1.2 Der Wille Gottes tut sich kund durch das Wort Gottes
Leider kommt es immer wieder vor, dass Lektoren bei der hl. Messe am Ende der Lesung „Wort Gottes“ oder „Soweit die heutige Lesung“ sagen. Es ist aber die hl. Schrift das „Wort des lebendigen Gottes“. So spricht Gott auch zu mir, zu meinem Herzen und Verstand durch sein Wort. Wir können hier viele Heilige als Beispiel erkennen. Der wohl berühmteste ist der Mönchsvater Antonius der Große. Er hörte bei dem Besuch einer hl. Messe das Evangelium vom reichen Jüngling und wurde dadurch innerlich so innig angesprochen, dass er in die Wüste ging und zum Vater des Mönchtums wurde.
Natürlich gibt es hier die Gefahr, dass man einem Strohfeuer folgen könnte oder einem Hirngespinst, darum ist es auch immer gut und wichtig, nicht allein einer einzigen Quelle des Angesprochen werdens zu folgen.
Im Wort Gottes begegnet uns die reichste Quelle der Weisheit und des Rates, dies ist eine Wahrheit und die Erkenntnis aller Heiligen. Unsere Aufgabe ist es immer wieder neu auf dieses lebendige Wort Gottes hinzuhören und unser Herz davon berühren zu lassen.
1.3 Der Wille Gottes tut sich kund durch das Wort der Kirche
Schauen wir auf den Nächsten Punkt, das Wort der Kirche. Hiermit meine ich die verbindliche Lehre der Päpste und die Worte der Konzilien, also die Lehre der Kirche und dazu die Lehre der Heiligen. Das was man eben weitläufig als die Überlieferung, Tradition der Kirche bezeichnet.
Immer gilt, dass wir nicht etwa Kopie eines/einer Heiligen werden sollen, sondern eben hineinhören in das Wehen des Heiligen Geistes, was meine Berufung, mein Weg sein könnte. Wir haben hier die reiche Quelle des Rates und der Klugheit, der Gehör zu schenken wir gut tun würden.
1.4 Der Wille Gottes tut sich kund durch die Oberen
Wenn man einen Weg eingeschlagen hat, z.B. das Ordensleben, dann tut sich der Wille Gottes immer auch in den Weisungen der Oberen kund, welche in der Ordnung der Kirche sind. Natürlich darf man dem Oberen nicht gehorchen, der verlangt, dass man einen Mord beginge oder einen schweren Diebstahl. Wohl aber kann es sein, dass der Obere ein an sich gutes Werk verbietet und oder eines aufträgt, das nicht nach unserem Gustus ist, so wird aber aus dem Gehorsam ein ungleich wertvolleres Tun meines Herzens, das jedes andere gute Werk übersteigt, da ich hier das tue was Gott will und was könnte ich größeres tun? Wird uns der Obere sogar eine Aufgabe zuteilen, die unseren Widerwillen oder gar Abneigung hervorruft kann ich hineinfinden in das Wort Jesu am Ölberg: „Vater, wenn es möglich, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, aber nicht wie ich will, sondern wie Du willst.“ (Mt 26,39)
1.5 Der Wille Gottes tut sich kund im Gespräch mit dem Seelenführer
Auch im geistlichen Gespräch mit dem Seelenführer oder Beichtvater kann eine fruchtbare Erkenntnis des Willens Gottes zuteil werden. Der Seelenführer ist jenes Mittel, das Helfen kann die Trübstoffe aus dem Wasser zu filtern, dass der Blick klarer und verständlicher wird. Der Seelenführer ist aber auch jene Instanz die eine notwendige Korrektur des Blickes oder der Herangehensweise vorlegen und damit vor Unheil bewahren soll. Da der Seelenführer außerhalb meiner eigenen Lebenswelt ist, hat dieser auch einen besseren Überblick und den notwendigen Abstand um eine größere Weite des Herzens zuzulassen. Er ist auch jene Instanz mit der man immer über das geistliche Leben und wichtige Entscheidungen sprechen soll, sonst könnte man das große Wort des hl. Bernhard von Clairvaux anbringen der sagte, dass derjenige, der sich selbst zum Führer wähle einem Narren gleiche, der einen Narren zum Führer habe.
1.6 Der Wille Gottes tut sich kund im Gebet
Das nicht zu verachtende Heilsmittel des Gebetes bringt uns der Erkenntnis des hl. Willens Gottes näher, hat doch schon der Herr gelehrt zu Beten: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden!“ (Mt 6,10) Wie sollte der Herr, der uns geheißen hat, so zu beten nicht die Erhörung unserer Bitte zuteil werden lassen, da wir IHN doch gerade darum bitten? Da Gott die Liebe ist[iii] wird Er schwerlich dieser Bitte nicht entsprechen, gegenteilig, Gott wird alles Ihm mögliche tun, damit wir Seinen Willen erkennen und erfüllen. Oft liegt es nur so, dass wir sagen „Herr, zeige mir Deinen Willen“ und dann beide Augen zukneifen. Damit nicht genug beschweren wir uns auch noch, dass wir nicht gezeigt bekämen, was Er von uns wolle.
2. Psalm 143,10
Lehre mich, Deinen Willen zu tun; denn Du bist mein Gott. Dein guter Geist leite mich auf ebenem Pfad.
2.1 Der Heilige Geist erleuchtet das suchende Herz
Der Heilige Geist ist das Licht, das jede Finsternis taghell macht und dem nichts verborgen ist. Der Heilige Geist ist der Führer, Anwalt, Beschützer, Heiligmacher, Erleuchter, … für unsere Seelen, für unsere ganze Person. Er ist die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. Ohne Ihn geht aber auch gar nichts, um das einmal ganz deutlich zu sagen. Wir brauchen Ihn mehr als die Luft zum atmen.
2.2 Im Gebet um die Hilfe bitten
Es ist so wichtig, dass wir in täglichem Gebet mit dem Heiligen Geist in Verbindung stehen. Ich meine, hier ist nicht die länge des Gebetes sondern die tägliche Treue notwendig. Legen wir Ihm unsere Schwachheit und Armut vor, damit wir so unsere Armut annehmen und bejahen lernen im Sinne der Bergpredigt[iv].
2.3 Im Vertrauen einüben - Geduld
Wie schwer ist es zu Vertrauen. Wie schwer ist es, über das eigene Dunkel des Zweifels und der Angst hinauszuwachsen. Wir haben einen weiten Weg vor uns. Einen Lebensweg. Gott führt uns dann hinaus in das Tugendleben. Er begleitet uns zur Geduld. Jener Tugend, die alles erreicht. Die Geduld ist die Tugend der Sehnsucht und der Treue. Eine Tugend der Selbstüberwindung und des Strebens. Sie macht stark und mutig. Sie überwindet Angst und schaut zum Ziel.
2.4 Lernen - Schülerschaft
Wir müssen hier auch ganz deutlich sagen, dass das geistliche Leben immer die Haltung des Schüler seins bedarf. Wer sich im Herzen selbst als Meister sieht, ist mehr Anfänger als man in Worte fassen kann. Das Schriftwort macht ganz deutlich und klar, dass wir immer dazu lernen müssen vom Heiligen Geist. Der Volksmund hat ein schönes Wort: „Man wird so alt wie eine Kuh, und lernt immer noch dazu!“ Wer aufhört lernen zu wollen, wird im geistlichen Leben sofort schwere Rückschritte erleiden, denn nur der Narr und der Stolze meint nicht dazulernen zu müssen oder zu wollen.
Wenn wir auch nur ansatzweise diesen großen Gott betrachten, wie wollten wir in der kurzen Zeit unseres Erdenlebens da alles schon können, wissen oder beherrschen. Nein, unser leben gleicht einer Grundschule, in der wir das nötigste zu lernen haben um später in die Hochschule des Himmels einzutreten. Einzutreten in dieses endlose und beseligende schauen von Angesicht zu Angesicht. In diese Hochzeit der Liebe und des Erbarmens. In jener unendlichen unfassbaren und unbegreiflichen Weite Seiner Liebe.
Der Heilige Geist wird dann die eben betrachteten Dinge benutzen um uns zu lehren, zu führen und zu bereichern. Seine Schule ist immer eine Schule der Liebe und des Aufbaus nicht der Zerstörung oder des Vernichtens.
[i] Siehe Tagebuch der hl. Faustina Kowalska §950
[ii] Der Unterschied zwischen Kyrios und Despotos könnte man wohl einfach erläutern. Der Kyrios war jener Familienvater bzw. jenes Sippenoberhaupt, der bereit war sich selbst für das Wohl der Seinen hinzugeben. Der Despotos gab die „Seinen“ hin für das eigene Wohl. Der Kyrios ist also jener der in Liebe sich hingibt, der Despot ist jener der im Egoismus nur an sich denkt, nur auf das eigene Wohl bedacht ist. Christus gibt sich für die seinen hin.
[iii] 1. Joh 4, 16b: „Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm.“
[iv] Matthäus 5,1: „Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Im Griechischen finden wir hier den Ablativus Causativum, also die Ursache. Das heißt wir sehen hier jene Armut selig gepriesen, in die uns der Heilige Geist hineinführt und welche wir in der Freiheit der Kinder Gottes bejahend annehmen.
Letzte Änderung: 23.01.2016 um 15:57
Zurück