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Auszüge aus der Rede von Kardinal Marc Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, beim interdikasteriellen Treffen mit den deutschen Bischöfen

Geschrieben von (pm) am 25.11.2022
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"Es ist jedoch auffällig, dass die Agenda einer begrenzten Gruppe von Theologen von vor einigen Jahrzehnten plötzlich zum Mehrheitsvorschlag des deutschen Episkopats geworden ist: Abschaffung des Pflichtzölibats, Weihe von viri probati, Zugang von Frauen zum geweihten Amt, moralische Neubewertung der Homosexualität, strukturelle und funktionale Begrenzung hierarchischer Macht, von der Gender-Theorie inspirierte Überlegungen zur Sexualität, wichtige Änderungsvorschläge zum Katechismus der Katholischen Kirche usw.

Was ist passiert? und Wo sind wir gelandet?, fragen sich viele Gläubige und Beobachter erstaunt.

Es fällt schwer, sich des Eindrucks zu erwehren, dass die äußerst gravierende Angelegenheit der Missbrauchsfälle ausgenutzt wurde, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen.

Wenn man die Vorschläge in ihrer Gesamtheit bewertet, hat man den Eindruck, dass wir es nicht nur mit einer aufgeschlosseneren Auslegung der katholischen Disziplin oder Moral zu tun haben, sondern mit einer grundlegenden Änderung, ... die ernsthafte Bedenken aufwirft.

Es scheint uns, dass wir vor einem Projekt der Veränderung der Kirche stehen und nicht nur vor pastoralen Neuerungen im moralischen oder dogmatischen Bereich.

Leider muss ich feststellen, dass dieser globale Vorschlag, in Deutschland und anderswo bereits weithin bekannt gemacht, die Gemeinschaft der Kirche verletzt, weil er Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes sät.

Tagtäglich erreichen uns unmittelbare Zeugnisse, die das Ärgernis beklagen, das dieser unerwartete, einen Bruch mit der katholischen Tradition darstellende Vorschlag bei den Kleinen verursacht.

Es ist nicht verwunderlich, dass diese Ergebnisse nicht nur die örtliche Bischofskonferenz und die Kirche in Deutschland spalten, sondern auch den Weltepiskopat, der es nicht an einer erstaunten und besorgten Reaktion hat fehlen lassen.

Diese Tatsache muss uns zum Nachdenken über das primäre Amt des Bischofs führen: die Verkündigung in Überein-stimmung mit dem Lehramt der Kirche und des Papstes.

Jeder Bischof ist von seiner Weihe und Hinzufügung zum Kollegium der Nachfolger der Apostel an befähigt, cum et sub Petro die Weltkirche in der ihm anvertrauten Teilkirche zu repräsentieren und die Gemeinschaft seiner Teilkirche mit der Weltkirche zu gewährleisten.

Die Kriterien für diese Gemeinschaft sind in Lumen gentium, in Christus Dominus und im Codex des kanonischen Rechtes aufgelistet.

Die Tatsache, dass das von Papst Franziskus im Juni 2019 zur Orientierung verfasste Schreiben zwar als spiritueller Bezugspunkt, aber nicht wirklich als Leitfaden für die synodale Methode aufgenommen wurde, hatte erhebliche Folgen.

Nach dieser anfänglichen Distanzierung vom päpstlichen Lehramt auf der methodischen Ebene traten im zeitlichen Ablauf der Arbeiten zunehmende Spannungen mit dem offiziellen Lehramt auf der inhaltlichen Ebene zutage, was zu Vorschlägen geführt hat, die offen im Widerspruch zur Lehre stehen, die von allen Päpsten seit dem Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzil bekräftigt wurde.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang die Haltung gegenüber der endgültigen Entscheidung von Johannes Paul II. hinsichtlich der Unmöglichkeit für die katholische Kirche, die Priesterweihe von Frauen vorzunehmen.

Diese Haltung offenbart ein Glaubensproblem in Bezug auf das Lehramt und einen gewissen um sich greifenden Rationalismus, der sich nur dann an Entscheidungen hält, wenn sie persönlich überzeugend erscheinen oder vom allgemein verbreiteten Denken akzeptiert werden.

Dieses symbolische Beispiel untergräbt zusammen mit den anderen moralischen und disziplinarischen Veränderungen, die befürwortet werden, die Verantwortung der Bischöfe für ihr primäres Amt und wirft einen Schatten auf die Gesamtheit der erwähnten Bemühungen der Versammlung, die offenbar stark von Interessengruppen beeinflusst und daher von vielen als riskante Initiative beurteilt wird, die dazu bestimmt ist, zu enttäuschen und zu scheitern, weil sie aus der Bahn geraten ist.

In Anbetracht der Umstände und der starken Spannungen, von denen die Sitzungen im Augenblick der Abstimmung geprägt waren, und vor allem in Anbetracht der laufenden Konsultation für die Weltsynode über die Synodalität, scheint uns ein Moratorium für die vorgelegten Vorschläge notwendig zu sein, und eine grundlegende Überprüfung zu einem späteren Zeitpunkt, im Lichte der Ergebnisse der römischen Synode.

(Dieses wurde dann von den deutschen Bischöfen danach abgelehnt.)

Wir haben die Chance, die Perspektiven zu verbinden, indem wir eine methodische Änderung vornehmen, die dazu beitragen könnte, die Thesen des deutschen Synodalen Weges zu verbessern, im Sinne eines tieferen Hörens auf den Ansatz von Papst Franziskus und der Weltbischofssynode.

Es liegt auf der Hand, dass sich die Methode der Weltsynode von der in Deutschland angewandten unterscheidet: Sie ist sicherlich weniger parlamentarisch, mehr auf eine globale Beteiligung und auf die Erzielung eines Konsenses ausgerichtet, der auf der Grundlage eines tiefen geistlichen Hörens auf das Volk Gottes erreicht wird.

Das grundlegende Motiv für dieses Moratorium ist die Sorge um die Einheit der Kirche, die auf der Einheit der Bischöfe in Gemeinschaft und Gehorsam gegenüber Petrus beruht.

Die Befürwortung dieses umstrittenen Vorschlags durch einen Episkopat in Schwierigkeiten würde noch mehr Zweifel und Verwirrung unter dem Volk Gottes säen.

Angesichts des ökumenischen Szenariums und der durch Kriege zerrütteten weltweiten geopolitischen Lage ist zu erwarten, dass eine weitere Verbreitung dieses Vorschlags die Probleme, die er beheben soll, nicht lösen würde: die massive Abwanderung der Gläubigen aus der Kirche, den Exodus der Jugend, die sogenannten systemischen Ursachen des Missbrauchs, die Vertrauenskrise der Gläubigen.

Der größte Mangel dieses Vorschlags ist vielleicht ein gewisser apologetischer Ansatz, der sich auf kulturelle Veränderungen stützt, anstatt auf die erneuerte Verkündigung des Evangeliums.

Wir sollten nicht so tun, als seien kulturelle oder institutionelle Lösungen unverzichtbar, um die Gestalt Jesu glaubwürdig zu machen, auch wenn sie von unvollkommenen Amtsträgern vorgebracht wird, sondern wir sollten auf die göttliche Gnade und Barmherzigkeit vertrauen."


Letzte Änderung: 28.11.2022 um 19:58

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