Katechesen

„Ist das ein Fasten, wie ich es liebe?“ (Jesaja: 58, 3) Vom Sinn und der Bedeutung des christlichen Fastens! - Teil 1

Geschrieben von (ksf) am 15.02.2016
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 Liebe Freunde von kirchlich.net,

hier die bescheidenen Gedanken zum Fasten.

 

„Ist das ein Fasten, wie ich es liebe?“ (Jesaja: 58, 3)

Vom Sinn und der Bedeutung des christlichen Fastens!

 

1. Hinführung

Eph 4, 17-24

17 Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden in ihrem nichtigen Denken! 18 Ihr Sinn ist verfinstert. Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens. 19 Haltlos wie sie sind, geben sie sich der Ausschweifung hin, um voll Gier jede Art von Gemeinheit zu begehen. 20 Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. 21 Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.6 22 Legt den alten Menschen ab, der in Verblendung und Begierde zugrunde geht, ändert euer früheres Leben 23 und erneuert euren Geist und Sinn! 24 Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

 

Zu Recht könnte man am Ende meines Versuchs einer Katechese zu mir sagen: „Arzt heile Dich selbst“. Und ich würde mir den Schuh auch anziehen, denn in der Tat, in der Vorbereitung dieser Katechese – wie bei den letzten auch – habe ich wieder viele Arbeitsfelder entdecken dürfen. Dafür sei Gott dank gesagt.

Ein sehr kluger Priester sagte mir einmal: „Wenn wir nur über das reden dürften, was wir selbst perfekt leben, dann müssten wir alle schweigen!“ So will ich heute hier her kommen um Euch zu dienen. Einmal um die Lehre der alten Väter und Mütter vorzulegen – die Tradition der Kirche (1. Säule unseres Glaubens) – und die Worte der heiligen Schrift zu Euch, zu Dir sprechen zu lassen – die 2. Säule unseres Glaubens – und die Lehre der Kirche (3. Säule) zu Gehör zu bringen und das alles gekleidet in dem zerbrechlichen Gefäß meiner eigenen Schwachheit, die Gottes überreiches Erbarmen herabfleht.

So möchte ich Euch die folgenden Gedanken vorlegen nicht von oben herab als vielmehr in der Haltung, dass ein Schwacher von den geistlichen Kämpfen berichtet, in welchen er meist selbst versagt aber Dankbarkeit gelernt hat für das Sakrament der Versöhnung und freundschaftlicher Hilfe für einen Neuanfang. Wieder, wieder und immer wieder.

Der Beginn der Fastenzeit soll nun der Anlass sein danach zu fragen, was Fasten wirklich ist, worum es geht bei dieser geistlich/körperlichen Arbeit. Damit wir recht verstehen können, was Fasten bedeutet ist es notwendig zuvor in die Materie der Sünde bzw. der Laster hineinzuschauen. Gehen Sie mit mir daher diesen scheinbaren Umweg, der uns aber verdeutlichen wird, warum das Fasten gerade auch in der heutigen Zeit wichtig ist.

Wie immer will ich erwähnen, dass ich, wo nicht ausdrücklich anders vermerkt, die hl. Schrift nach der Einheitsübersetzung zitiere.

 

2. Was ist Sünde

Ps 8, 5

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

Weish 7, 7

Daher betete ich, und es wurde mir Klugheit gegeben, ich flehte, und der Geist der Weisheit kam zu mir.

Ps 119, 4

Du hast deine Befehle gegeben, damit man sie genau beachtet.

 

In einem alten Buch fand ich die schöne Formulierung: „Sünde ist immer ein Mangel an Liebe“. Diese Formulierung kann ich unterschreiben. Denn entweder sündigen wir gegen Gott oder den Nächsten, weil wir andere oder anderes mehr lieben oder schlimmer noch, weil wir uns in einem Egoismus selbst mehr bzw. falsch lieben und dabei nicht merken, dass wir uns nur um uns selbst drehen und so in eine gefährliche Laufbahn begeben, eine Laufbahn der Vereinsamung und der seelischen Verkrümmung. Sündigen heißt immer auch gegen die Vernunft zu handeln.

Wenn ich gegen die Gebote Gottes sündige heißt es im tiefsten eigentlich: „Ich habe mich dazu entschieden, dass etwas anderes wichtiger ist als die Liebe zu Gott, Gottes Wille oder das Wohl des Nächsten.“

Die Liebe zieht uns dazu an Gott auf den ersten Platz unseres Lebens zu setzten auch wenn dies immer im Maß ihres Wachstums geschehen wird. Wenn ich Gott auf dem Ersten Platz habe, dann kann ich von ihm aus allem eine Ordnung geben. Ich habe einen Bezugspunkt von dem aus und auf den hin ich lebe.

Despicere mundi – von einigen Übersetzungen der Nachfolge Christi falsch übersetzt bzw. zumindest falsch verstanden mit „Verachtung der Welt“ weil die Übersetzer das Wort „despicere“von oben herab – mit Verachtung übersetzten. Tatsächlich aber heißt es „von oben herab“ in dem Sinne „von Gott her anschauen“. Despicere mundi will also sagen, dass ich die Welt, mein ganzes Sein und Leben von Gott her anschaue und auf Gott hin orientiert betrachte. Das ist sicher nicht einfach, aber unglaublich bereichernd und befreiend.

Ich will nicht verschweigen, auch aus eigener Erfahrung, dass es ein lebenslanger Prozess ist die Liebe wachsen zu lassen und dem Feuer der Liebe im eigenen Herzen Nahrung zu geben. Täglich - immer wieder müssen wir Entscheidungen treffen für oder gegen Gott. In Kleinigkeiten oder im Großen, Entscheidungen aber stehen an. Bin ich für Gott oder den Mammon.

Damit aber nun die Gedankengänge offensichtlicher werden, möchte ich Sie bitten mir zu erlauben in den nun kommenden Gedankenschritten einmal dem Kompendium zum Katechismus der Katholischen Kirche Gehör zu schenken. Ich möchte mit Ihnen darüber nachdenken, was die Kirche uns erklärt über das Thema Sünde. Ich glaube, dass dies mit den Worten des Kompendiums allgemein verständlich artikuliert wird.

 

392. Was ist die Sünde?

Die Sünde ist „ein Wort, eine Tat oder ein Begehren im Widerspruch zum ewigen Gesetz" (hl. Augustinus). Die Sünde ist eine Beleidigung Gottes im Ungehorsam gegenüber seiner Liebe. Sie verwundet die Natur des Menschen und beeinträchtigt das menschliche Zusammenleben. In seiner Passion deckt Christus die ganze Schwere der Sünde auf und überwindet sie durch seine Barmherzigkeit.

 

393. Gibt es verschiedenartige Sünden?

Die Verschiedenartigkeit der Sünden ist groß. Man kann sie unterscheiden nach ihrem Gegenstand, nach den Tugenden oder den Geboten, denen sie widersprechen. Man kann sie in Sünden direkt gegen Gott, gegen den Nächsten oder gegen uns selbst einteilen oder auch in Sünden, die man in Gedanken, Worten und Werken oder durch Unterlassungen begeht.

 

394. Wie unterscheidet man die Sünden bezüglich ihrer Schwere?

Man unterscheidet zwischen Todsünden und lässlichen Sünden.

Diese Lehre des Kompendiums geht vom Wort des 1. Johannesbriefes aus, indem er ausführt, dass es eine Sünde gibt, die zum Tode führt und eine die nicht zum Tode führt.

 

1. Joh 5, 16-18

16 Wer sieht, dass sein Bruder eine Sünde begeht, die nicht zum Tod führt, soll (für ihn) bitten; und Gott wird ihm Leben geben, allen, deren Sünde nicht zum Tod führt. Denn es gibt Sünde, die zum Tod führt. Von ihr spreche ich nicht, wenn ich sage, dass er bitten soll. 17 Jedes Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt. 18 Wir wissen: Wer von Gott stammt, sündigt nicht, sondern der von Gott Gezeugte bewahrt ihn und der Böse tastet ihn nicht an.

 

395. Wann begeht man eine Todsünde?

Man begeht eine Todsünde, wenn zugleich eine schwerwiegende Materie, die volle Erkenntnis und die freiwillige Zustimmung vorliegen. Eine solche Sünde zerstört in uns die Liebe, beraubt uns der heiligmachenden Gnade und führt uns zum ewigen Tod der Hölle, wenn wir sie nicht bereuen. Todsünden werden gewöhnlich durch das Taufsakrament oder durch das Sakrament der Buße und der Versöhnung vergeben.

 

-       Kurz also 1. schwere Materie, 2. Erkenntnis, 3. Freiheit des Willens, 4. die Tat (Gedanke, Worte, Werke und Unterlassungen) und das in allem 100%

-       es ist also eigentlich schwer eine Todsünde zu begehen und doch kann man leichter als gedacht in eine solche hineingeraten.

 

396. Wann begeht man eine lässliche Sünde?

Man begeht eine lässliche Sünde, wenn es sich um eine nicht schwerwiegende Materie handelt oder wenn zwar eine schwerwiegende Materie vorliegt, nicht aber die volle Erkenntnis oder die volle Zustimmung. Die lässliche Sünde unterscheidet sich wesentlich von der Todsünde. Sie bricht den Bund mit Gott nicht, schwächt aber die Liebe. In ihr verrät sich eine ungeordnete Neigung zu geschaffenen Gütern. Sie verhindert, dass die Seele in der Übung der Tugenden und im Tun des sittlich Guten Fortschritte macht. Sie zieht zeitliche Läuterungsstrafen nach sich.

 

-       die lässliche Sünde wird von leicht bis schwer graduell unterschieden

-       Wahl des kleineren Übels, so wäre ein wichtiger Ratschlag. Denn ich bin vielleicht zu schwach im Willen einer Sünde zu widerstehen, kann aber ein geringeres Übel wählen.

 

Röm 7, 12-18

12 Das Gesetz ist heilig und das Gebot ist heilig, gerecht und gut. 13 Ist dann etwa das Gute mein Tod geworden? Keineswegs! Sondern die Sünde verursachte, damit sie als Sünde offenbar werde, durch das Gute meinen Tod; denn durch das Gebot sollte die Sünde sich in ihrem ganzen Ausmaß als Sünde erweisen. 14 Wir wissen, dass das Gesetz selbst vom Geist bestimmt ist; ich aber bin Fleisch, das heißt: verkauft an die Sünde. 15 Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das, was ich will, sondern das, was ich hasse. 16 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, erkenne ich an, dass das Gesetz gut ist. 17 Dann aber bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde. 18 Ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; das Wollen ist bei mir vorhanden, aber ich vermag das Gute nicht zu verwirklichen. 19 Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. 20 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, dann bin nicht mehr ich es, der so handelt, sondern die in mir wohnende Sünde.

 

397. Wie breitet sich in uns die Sünde aus?

Die Sünde schafft einen Hang zur Sünde. Ihre Wiederholung erzeugt das Laster.

 

398. Was sind die Laster?

Die Laster, das Gegenteil der Tugenden, sind verkehrte Gewohnheiten, die das Gewissen verdunkeln und zum Bösen geneigt machen. Die Laster können mit den sieben sogenannten Hauptsünden in Verbindung gebracht werden. Hauptsünden sind: Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Unkeuschheit, Unmäßigkeit, Trägheit oder Überdruss.

 

-       Nach Cassian würde noch das Laster der (falschen) Traurigkeit erwähnt werden können

 

399. Haben wir eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen?

Wir haben eine Verantwortung für die Sünden anderer Menschen, wenn wir schuldhaft daran mitwirken.

 

400. Was sind Strukturen der Sünde?

Sündige Strukturen sind gesellschaftliche Situationen oder Institutionen, die zum göttlichen Gesetz im Gegensatz stehen. Sie sind Ausdruck und Folge persönlicher Sünden.

 

-       Wir müssen hier nun auch noch den Gedanken der Freiheit als wesentlichen und wichtigen Aspekt ins Auge nehmen. Auch hierzu will ich der Einfachheit halber das Kompendium zu Wort kommen lassen

 

363. Was ist die Freiheit?

Die Freiheit ist die von Gott dem Menschen geschenkte Fähigkeit, zu handeln oder nicht zu handeln, dieses oder jenes zu tun und so von sich aus bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Freiheit kennzeichnet die im eigentlichen Sinn menschlichen Handlungen. Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Die Freiheit erreicht dann ihre Vollendung, wenn sie auf Gott, das höchste Gut und unsere Seligkeit, ausgerichtet ist. In der Freiheit liegt auch die Möglichkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen. Die Entscheidung zum Bösen ist ein Missbrauch der Freiheit, der zur Sklaverei der Sünde führt.

364. Welches Verhältnis besteht zwischen Freiheit und Verantwortung?

Aufgrund seiner Freiheit ist der Mensch für seine Taten soweit verantwortlich, als sie willentlich sind. Die Anrechenbarkeit einer Tat und die Verantwortung für sie können aber durch Unkenntnis, Unachtsamkeit, erlittene Gewalt, Furcht, übermäßige Affekte oder Gewohnheiten vermindert, ja manchmal sogar aufgehoben sein.

Zum 2. Teil


Letzte Änderung: 13.03.2016 um 01:11

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