Katechesen

„Ist das ein Fasten, wie ich es liebe?“ (Jesaja: 58, 3) Vom Sinn und der Bedeutung des christlichen Fastens! - Teil 7

Geschrieben von (ksf) am 11.03.2016
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 Liebe Freunde von kirchlich.net,

hier möchte ich Ihnen den 7. Teil der Katechese vorlegen:

 

5. Umkehr – sichtbares Zeichen der Reue

 

 

Römer 12,2

2 Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist.

 

Damit meine Reue fruchtbar wird, muss ich umdenken, mein Denken erneuern mich wandeln lassen von Gottes heiliger Liebe, vom Heiligen Geist. Dazu ist notwendig, dass ich mitarbeite mit Seiner Gnade und mit Seiner Güte. Denn getrennt von ihm können wir nichts tun, wie ER in Johannes 15,5 selbst sagt. Ich brauche also eine neue Werteskala, nach der ich mein Leben, mein Umfeld mein Denken einordne. Diese neue Werteskala ist dann nicht nur ein System, sondern eine Person: Jesus Christus.

Umkehr ist mehr als mein eigenes Tun. Es ist Annahme der Gnade Gottes und mein Mitwirken mit der Gnade Gottes.

Die Reue bezeugt, dass ich von den Sünden ablassen will bevor sie zu einem Laster werden oder dass ich vom Laster umkehren will und mein Leben durch die Gnade Gottes heilen und heiligen lassen will. Die Umkehr macht nun diese Reue fruchtbar in dem sie den Willen zur Tat werden lässt. Ich fange an mein Leben in kleinen Schritten zu ändern und bemühe mich ernsthaft diese kleinen Übungen in Treue einzuhalten.

Und hier ist die Treue im Kleinen wichtiger als die Größe der Tat. Der hl. Thomas von Aquin gibt den Rat, nicht bei den Flüssen sondern bei den Rinnsalen zu beginnen. Also mit kleinen Dingen im Alltag und Leben anzufangen, da man sich bei den Großen immer übernimmt und dann die Entmutigung folgt. Es gilt den glimmenden Docht wieder neu zu entflammen und das geknickte Rohr zu festigen wo es in schieflage geraten ist.

Die Umkehr ist der Beginn eines langwierigen Heilungsprozesses von der Krankheit der Sünde. Die Umkehr, wie auch die Reue ist etwas, was nicht einmalig und nur situationsbedingt ist, sondern etwas das zum Fundament des gesunden menschlichen Lebens mit Gott gehört und daher im, sagen wir so, täglichen Vollzug beheimatet sein will.

 

Mt 11, 29 - 30

Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.

 

Da wir immer wieder sündigen, bedürfen wir immer wieder der Reue und der Umkehr. Das ist aber kein Grund für Depression oder falsche Traurigkeit, nach dem Motto, es hat ja alles keinen Sinn weil ich immer wieder sündige. Sondern ist Ursache der Freude, dass ich immer wieder neu, das Erlebnis des heimkehrenden Kindes zum barmherzigen Vater haben darf um dann immer wieder neu wenn ich zum Sakrament komme und Seine Barmherzigkeit empfange zum Freudenfest hinzuzutreten. Ein Freudenfest, das Gott mir zu Ehren und mir zur Freude veranstaltet. Aber auch zu Ehren Seiner Barmherzigkeit und zur Freude des ganzen Himmels von uns gefeiert wird. Denn immer wenn ich das Sakrament der Versöhnung empfange wird das Erlösungsopfer fruchtbar und durch das Bad im kostbaren Blute Jesu werde ich erneuert.

Ich beginne mich also gegen falsche Denkmuster zu entscheiden und beginne mein Denken zu wandeln. Ich lasse mich von Gott her von den Ketten krank machender Denkmuster befreien und finde zurück zur göttlichen Würde meines Menschseins. Denn ich habe meine Freiheit ja nicht erhalten um böses zu tun sondern mich für das Gute zu entscheiden.

Die Reue und Umkehr zeigen mir dann auf, was mir wichtiger ist als die Sünde, der Wille Gottes, die Liebe Gottes. Ich folge der Lehre Gottes und der Kirche weil mir aufgeht was in Jesus Sirach 42,15 steht: „Seine Lehre ist ein Ausfluss Seiner Liebe“. Und dieser Lehre zu folgen soll Zeichen meiner Liebe, meiner lebenslang wachsenden Liebe sein.

So wird das Joch Seiner Lehre, Seiner Weisheit für mich zu einem prägenden Strom des Lebens. Mein Herz wird von der Güte und Demut SEINES Herzens geprägt und zur Liebe hin verändert. So stellt sich in der Haltung der täglichen Reue und Umkehr ein innerer Friede inmitten eines scheinbar unruhigen täglichen Arbeitsprozesses ein. Und immer mehr wird erkennbar, dass das Joch der Lehre Jesu nicht ein erniedrigendes und knechtendes Joch ist sondern uns befreit aus der Versklavung der Süchte und Begierden. Es heißt nicht, dass es ohne Last ist oder alles so 0 8 15 geht. Aber die Last des Gesetzes Christi ist leichter als die Last der Süchte, denn diese Last richtet nicht zugrunde, sondern richtet auf!

 

6. Das Handwerkszeug – die geistlichen Hilfen

Josua 7, 13

Auf! Heilige das Volk, und sag: Heiligt euch für morgen! Denn so hat der Herr, der Gott Israels, gesprochen: Bei dir, Israel, ist etwas, was dem Untergang geweiht ist. Du kannst dem Angriff deiner Feinde nicht standhalten, solange ihr nicht alles, was dem Untergang geweiht ist, aus eurer Mitte entfernt habt.

 

Damit wir in die Praxis gehen können müssen wir nach dem Handwerkzeug des Fastens fragen. So wie ich zum Backen eines Kuchens die einzelnen Zutaten benötige und die Technik den Teig anzurühren so bedarf ich um das rechte Fasten – also ein Fasten wie es Gott gefällt; und allein darauf kommt es an weil alles andere kein wirkliches Fasten ist – zu üben mein Handwerkzeug und die rechten Zutaten.

Gerade aus diesem Wort des Buches Josua wird deutlich, dass die Laster und Sünden uns die Kraft rauben zur Freiheit zu gelangen und den inneren Frieden und die innere Sicherheit stören. So hilft uns das Fasten zur Freiheit und zur Liebe zu gelangen. Diese Liebe, die aus Gott ihren Ursprung hat, der selbst die Liebe ist, ist jenes Feuer, das alles, was dem Untergang geweiht ist, also alles was nicht von Liebe erfüllt ist, aus unserem Leben herausbrennt. Es scheint eine gewalttätige Sache zu sein, tatsächlich ist es aber eher wie ein medizinischer Eingriff, der einem Kranken ein Eitergeschwür aus dem Leib schneidet, damit dieser wieder gesund wird. Der in der Medizin Unerfahrene wird hier nur die brachiale Gewalt der blutenden Wunde sehen. Der kluge Arzt weiß aber, dass dieses Verfahren notwendig ist, damit der Leib wieder gesund wird, Heilung empfängt und so zur vollen Stärke gelangen kann.

Lassen Sie mich das an einem Beispiel versuchen darzulegen. Jeder wird mir zustimmen, dass ein Glas eines guten Weines eine Freude ist, wenn man sie z.B. bei einem schönen Abendessen in guter Gesellschaft genießen kann. Und niemand wird sagen, dass das eine Sünde ist, dieses Glas Wein zu genießen. Wenn aber meine Gedanken schon morgens beim Aufstehen nur um das baldige Trinken des Weins kreisen und das Maß verloren geht und ich nicht mehr mit einem Glas zufrieden bin sondern vielleicht Morgens anfange den Wein zu trinken, anfangs sicher aus Vorfreude und später aus Suchtverhalten. Wenn dann die Menge so groß wird, dass aus dem Maß eine Masse wird, verstehen wir, dass das Fasten des Alkohols für einen Alkoholiker ein wahres Opfer ist, das ihm aber zum Heil und Genesung gereichen wird.

So hilft uns das Fasten, das, was uns dem Untergang zuführt, aus unserem Herzen und unseren Gewohnheiten auszulösen und uns so zur heiligen und heilsamen Freiheit zu geleiten. Das Fasten wird dem Schwachen Kraft verleihen zum Guten und ihm entziehen, was ihn zur Sünde verleitet.

Schauen wir nun auf die verschiedenen geistlichen Hilfsmittel, welche uns unser Glaube zur Verfügung stellt. Auch, dass ich die Vielzahl der Hilfe einmal erkenne und dann in meinem Leben fruchtbar werden lasse.

 

6.1 Die drei göttlichen Tugenden

1. Kor 13,13

13 Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.

 

-    Wir brauchen diese göttlichen Tugenden um in das rechte Fasten hinein zu finden, sonst wird unser Tun ein reines menschliches tun bleiben, das z.B. unser Gewicht reduziert oder die Zigarette versucht zu vermeiden, wohl aber ohne die Hilfe von oben bleiben.

-    Wir brauchen den Glauben um zu wissen wer das Du, das Gegenüber ist; also Wer mir die Mittel zur Freiheit schenkt und das Wozu des Fastens beantwortet. Nämlich, dass ich zu IHM kommen kann und durch die Feuer der Liebe hineinschreiten kann geheiligt vom Blut des Lammes.

-    Die Hoffnung benötige ich, um zu Wissen welches Ziel ich anstrebe und auf Wen ich vertraue.

-    Die Liebe benötige ich um die Kraft, den Mut und die Ausdauer aufzubringen und um mich in ihren Flammen vollenden zu lassen. Sie ist der Weg, die Quelle, die Kraft und die Hilfe. Ich muss mir aber auch bewusst sein, dass die Liebe wachsen muss und darf. Und dass gerade das Fasten jenes kostbare Mittel ist um die Liebe wachsen zu lassen und zugleich jener Ausgangspunkt des Fastens selbst ist, denn ich faste aus Liebe. Also kein Teufelskreis sondern ein Himmelskreis.

 

1 Joh 3, 11

Denn das ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben

 

Wenn ich nun aber in sündhaften Lebensstrukturen hängen bleibe. Bin ich dann wirklich frei für das Lieben nach dem Gebot Jesu, oder aber ist die Liebe jenes Geschehen, das mich in den Stand versetzt mich für den lebendigen Gott und den Mitmenschen zu öffnen? Wenn ich nur oder mehrheitlich um mich selbst kreise, kann ich dann die Schönheit des Lebens erkennen?

 

6.2 Die vier Kardinaltugenden

Weis 8,7

Wenn jemand Gerechtigkeit liebt, in ihren Mühen findet er die Tugenden. Denn sie lehrt Maß und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, die Tugenden, die im Leben der Menschen nützlicher sind als alles andere.

 

Die geistlichen Väter und Mütter der Wüste und alle Heiligen bis zum heutigen Tag haben in ihrem Leben immer den Kardinaltugenden Raum gegeben, weil sie erkannten, dass diese 4 Urtugenden bei jeder anderen Tugendübung Voraussetzung sein müssen, da sonst auch eine Tugend zum Laster werden kann.

Der Begriff „Kardinaltugend“ kommt nicht daher, weil die Kardinäle sie alle verinnerlicht hätten, sondern weil diese 4 unter allen Tugenden die hervorragendsten und maßgeblichsten sind. Schauen wir kurz hinein, wie diese Kardinaltugenden fruchtbar werden.

 

6.2.1. Klugheit

Spr 8,12

Ich, die Weisheit, verweile bei der Klugheit, ich entdecke Erkenntnis und guten Rat.

 

-       Die Klugheit wird mir aufzeigen welches Fasten für mich das rechte Fasten ist, denn nicht für jeden ist das gleiche gut

-       Die Klugheit wird auch aufzeigen welches Fasten für die Allgemeinheit gut ist und wird das Herz für das Wort der Kirche öffnen

-       Die Klugheit wird den Weg zum rechten Fasten aufzeigen

-       Die Klugheit wird mir verdeutlichen was ich tun oder lassen muss und welches Maß ich anzulegen habe. Sie wacht über alles tun, wie eine gute Mutter, ihren Kindern alles gibt, was diese brauchen und abwehrt was diese nicht vertragen oder ihnen zum Schaden wird.

 

6.2.2. Gerechtigkeit

Deuteronomium 16,20

Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen, damit du Leben hast

 

-       Die Gerechtigkeit wird mir aufzeigen, was gut ist und welches Fasten notwendig ist um meine Laster zu überwinden

-       Sie bewahrt mich davor auf das Selbstmitleid zu hören

-       Sie bewahrt vor dem fanatischen Sich selbst überheben oder sich selbst zum Maß der Dinge zu machen

-       Sie führt alles auf Gott hin und sieht alles von Gott her und erkennt daher im Licht der Klugheit - wie ein Arzt, der die Wunde sieht und weiß welche Medizin von Nöten ist – was zu verordnen ist.

 

6.2.3. Tapferkeit

1Chr 19,13

Sei tapfer! Wir wollen mutig für unser Volk und für die Städte unseres Gottes kämpfen. Der Herr aber möge tun, was er für recht hält.

 

-       Sie bewahrt uns davor auf das Selbstmitleid zu achten und den Kampf anzugehen

-       Sie bewahrt uns davor vorschnell den Kampf aufzugeben und mahnt zum durchzuhalten

-       Sie gibt den Mut zu kämpfen ohne der Wunden zu achten, wie es der hl. Ignatius von Loyola zu sagen pflegte

-       Sie überwindet die Wehleidigkeit und hat vor Augen für WEN wir die Mühen auf uns nehmen.

 

Hören wir noch hinein in die Stimme der Liturgie: Präfation der Martyrer

In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und in den Heiligen deine Größe zu rühmen. Im Martyrium des heiligen   …Name…   offenbarst du das Wunder deiner Gnade, denn in der menschlichen Schwachheit bringst du deine göttliche Kraft zur Vollendung. Er ist Christus nachgefolgt auf dem Weg des Leidens und hat sein Blut vergossen als Zeuge des Glaubens.

 

Wir können also erkennen, dass das Fasten eine Zuwendung der göttlichen Kraft ist die uns einer Vollendung – wohlbemerkt nicht einer Perfektion! – zuführt, da die Vollendung immer das Feuer der Liebe in sich trägt und nicht auf einen Egoismus orientiert ist sondern zum Wachstum der Liebe. Und so können wir verstehen warum die Martyrer ihr Leben hinzugeben bereit waren, denn sie haben auf die Anerkennung dieser Welt gefastet und sich hinorientiert auf den allmächtigen Gott und alles andere – wie Paulus sagt – für Unrat (=Abfall, Müll) gehalten.

Phil 3,8

Ja noch mehr: ich sehe alles als Verlust an, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles übertrifft. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen

 

 

 

Die Martyrer haben die Welt von oben her angesehen. Nicht im Sinne einer Verachtung, sondern sie haben die Welt von Gott her angesehen und erkannt, wie wichtig diese Gottesgabe des Lebens ist, wie schön und wertvoll das Leben in der Welt ist, aber eben auch erkennend, dass dieses alles nur ein Abklatsch dessen ist was Gott uns im Himmel bereitet und ein Nichts ist gegenüber der Person des einzigen und wahren, lebendigen und liebenden Gottes. So konnten die Martyrer – nicht weniger auch die Bekenner und anderen Heiligen – ihrer Werteskala jenes Maß anlegen, das zur ewigen Freude hinführt und uns durch die irdischen Leiden hindurchträgt, gleichsam wie es im Buch der Psalmen heißt:

 

Psalm 23,4

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.


Die Heiligen haben also die Angst vor dieser Welt durch die Ehrfurcht vor Gott besiegt und so zu einer unglaublichen Freiheit gefunden. Die Freiheit zu tun, was das Richtige ist in den Augen Gottes, in den Augen ewiger und sich uns schenkender Liebe.

  

Zu Teil 8 


Letzte Änderung: 12.03.2016 um 00:43

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