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Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) in seiner Gründonnerstagansprache über seine Priester (18.04.19) |
Geschrieben von (pm) am 19.04.2019 |
Die Predigt in Auszügen:
„Die Einladung an die Priester, Diakone und Ordensleute soll ein ausdrücklicher Akt meiner Solidarität sein. Angesichts eines bisweilen sogar unverhohlen öffentlich geäußerten Generalverdachts gegen die Priester, Diakone und pastoralen Mitarbeiter möchte ich mein Votum bekräftigen, und ich sage voller Dankbarkeit: Die Priester und die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bistum leisten in ihrer überwältigenden Mehrheit einen hervorragenden Dienst in der Verkündigung des Evangeliums und in der Weitergabe des Glaubens. Ich stelle mich vor die Priester, die Diakone, die Ordensleute und alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Dass es schwarze Schafe gab, zum allergrößten Teil schon vor langer Zeit, so dass die Beschuldigten nicht mehr leben und sich nicht mehr äußern und auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden können, schmerzt; schmerzt gerade angesichts vieler zerstörter Kinderseelen, die an Gott geradezu irre werden mussten. Aber wir dürfen über all dem nicht den oft hingebungsvollen Einsatz der vielen anderen übersehen. Dafür bin ich, dafür sind wir alle sehr dankbar.“
„Die Fruchtbarkeit und die Glaubwürdigkeit der Kirche hängen vom Miteinander der verschiedenen Ämter und Berufungen ab. Die innerkirchlichen Diskussionen, die sich zuletzt auf die Fragen von `Macht` und `Partizipation` zugespitzt haben, sind fruchtlos und vergeuden Zeit und Energie, die wir so notwendig bräuchten für die eigentlichen Aufgaben von Missionierung und Neuevangelisierung. Vor allem setzen sie, vielfach unbewusst, dafür umso folgenreicher, eine Verkürzung und Entstellung der Kirche auf eine weltlich-politische Größe voraus. So als gehe es in der Kirche wie in einer Partei oder in einem Parlament darum, `das Sagen´ zu haben, Entscheidungskompetenz ausüben zu können und Mehrheiten gewinnen zu müssen. Die Berufung von vielen, die auf diese Weise die Reform der Kirche anstreben, auf das Zweite Vatikanische Konzil, greift nicht, hat kein Fundament in der Lehre des Konzils. Gerade das Konzil hat die Verantwortung der Bischöfe, und zwar eine persönliche, nicht delegierbare oder an Synoden abzutretende Verantwortung für den Glauben und seine Weitergabe in der Nachfolge der Apostel unterstrichen.“
„Dass es in der Kirche nicht um eine geradezu klassenkämpferische Konkurrenz von ´oben´ und ´unten´ geht, sondern um Komplementarität, um Ergänzung und Miteinander, kann man exemplifizieren an der Wertschätzung für die ´Ehe von Mann und Frau´ auf der einen und die ´Ehelosigkeit um des Himmelreiches´ auf der anderen Seite. Man kann es ja fast statistisch belegen: Wo die Bedeutung der Ehe und der ehelichen Treue, die Bedeutung der Ehe als Keimzelle der Familie schwindet, schwindet auch die Bedeutung und das Verständnis für die Ehelosigkeit und das Leben nach den evangelischen Räten – und umgekehrt: Wo in der Familie die Hauskirche gelebt wird, wo schon zuhause gebetet, über Gott und den Glauben gesprochen und um die Weitergabe des Glaubens gerungen wird, wo Kinder als Segen und nicht als Belastung (gar als „Umweltbelastung“) betrachtet werden, dort gibt es auch Berufungen zum Priestertum und zum Ordensleben. Der Widerstand dagegen, die oft erbitterte Ablehnung von beidem, von Ehe im traditionellen und einzig sinnvollen Sinn und von Ehelosigkeit, sie entspringen demselben gestörten Verhältnis zu Gott dem Schöpfer, und einer Lebensauffassung, die selbstbezogene Lustmaximierung und vermeintliche Selbstverwirklichung zum höchsten Lebensziel erklärt. Ich meine, dass Benedikt XVI. in seinem Gründonnerstagsschreiben an die Priester im Klerusblatt sehr zu Recht auf diese Zusammenhänge hingewiesen hat. Priester, Ordensleute, Weltchristen, sie verwirklichen auf je ihre Weise die eine Sendung der Kirche. Das Wesen und die Aufgabe des geistlichen Dienstamtes ist die Vergegenwärtigung Christi, des Hauptes der Kirche, in der Feier der Sakramente, der Verkündigung des Glaubens und in der Leitung der Kirche.“
„Dass wir aufeinander schauen, uns gegenseitig beraten, von den unterschiedlichen Sichtweisen profitieren, ist doch selbstverständlich, und hat in den institutionalisierten Räten darüber hinaus seine strukturelle Form. Wenn aber, wie heute nicht selten zu beobachten, von kirchenamtlicher Seite politische Stellungnahmen zu hören sind, die Laienverbände sich dagegen in theologischen Fragen mit dem Glauben der Kirche zuwiderlaufenden Forderungen zu Wort melden, dann haben wir es zu tun mit einer ´Laisierung des Klerus´ und einer ´Klerikalisierung der Weltchristen´, letztlich zum Schaden für die Kirche. Denn davon ist eine wirkliche Erneuerung der Kirche nicht zu erwarten. Noch immer waren es die Heiligen, die, die nicht die Kirche zu verändern, sondern sich selbst zu bekehren und zu heiligen sich bemühten, die wirklich etwas vorangebracht haben. So kann ich Ihnen hier und heute nur von Herzen danken für Ihren engagierten Dienst in der Ihnen jeweils von Christus zugedachten Sendung und Berufung. Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren durch Verdächtigung und Argwohn. Beten wir lieber füreinander, dass der Geist einem jeden von uns zeige, wie und wo seine Aufgabe ist in der Kirche für die Welt und für die Menschen, zu denen wir gesandt sind.“
Letzte Änderung: 06.02.2021 um 13:08
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