Katechesen
Gebet – Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir (Aspekte des Gebetes) 2 |
Geschrieben von (ksf) am 16.03.2016 |
Liebe Freunde von kirchlich.net, nun lege ich den 2. Teil vor:
A.2. Das innere oder stille Gebet – Oratio mentale
Hier können wir die Punkte unter 1 hernehmen. Besonders aber 1.5. Hier finden wir eine typische Antwort auf die Gnade. Wir haben gelesen und antworten vom Herzen her. Nicht mit dem Gebrauch der Stimme sondern sprechen zu Gott von der Seele, vom innersten Sein unserer Person her.
Die Glossalie muss hier ausgeklammert werden, da sie auch nach der hl. Schrift eine mit menschlichen Ohren hörbare „Form“ des Gebetes war. Sie ist nicht zu verwechseln mit jener Form des „nicht beten könnens“ das wir später mit dem Römerbrief betrachten.
A.3. Die geistliche Lesung
Auch die geistlichen Lesungen sind eine wichtige Gebetsform, da sie den Geist bereichern und das Kennenlernen Gottes auf Verstandesebene und auf dem Fundament der Tradition bereichern.
A.3.1 Die hl. Schrift
Wenn ich einmal gestorben bin, will ich dann dem Heiland sagen müssen, dass ich alles gelesen habe, mir aber Sein Wort nicht wert war zu lesen weil anderes so viel wichtiger war? Will ich dann erwarten, dass Er mich in Sein Reich aufnimmt. Eigentlich schlage ich doch dem Herrn damit ins Gesicht und sage: „Das was Du zu sagen hast ist ja nicht so wichtig, ist mir nicht so wichtig!“
Der hl. Hieronymus (er übersetzte die hl. Schrift aus dem griechischen ins Lateinische – die Vulgata) sagte: Die hl. Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen.
Darum muss der Lektüre des Wortes Gottes immer Raum geschenkt werden. Sie soll immer unsere erste Lektüre sein. Aus ihr dürfen wir Kraft und Heiligung, Wegweisung und Rat empfangen. Die Kirche legt uns die hl. Schrift aus, da sie allein das Magisterium (Lehrvollmacht) dazu hat. Von Ihr kann ich mich bereichern lassen. Kommentare der Heiligen lesen und der Päpste.
Die hl. Schrift 30 Minuten zu lesen ist von der Mutter Kirche mit einem vollkommenen Ablass beschenkt. Damit will uns die Kirche sagen, wie wichtig und wie kostbar das Wort Gottes ist und wie gnadenvermittelnd und damit auch, wie wichtig für das geistliche Leben!
Privatoffenbarungen können nie den Rang der hl. Schrift erlangen. Denn einmal ist die Privatoffenbarung immer etwas was auf außerordentlichem Wege kommt und das Wort der hl. Schrift ja auf dem ordentlichen Weg von Augen und Ohrenzeugen der Tradition. Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die Privatoffenbarungen frei sind zu glauben, das Wort der hl. Schrift aber ist anzunehmen von dem, der Christ sein will.
A.3.2 Texte der Tradition
Ps 143, 10-11 10 Lehre mich, Deinen Willen zu tun; denn Du bist mein Gott. Dein guter Geist leite mich auf ebenem Pfad. 11 Um Deines Namens willen, Herr, erhalt mich am Leben, führe mich heraus aus der Not in Deiner Gerechtigkeit
Sir 42,15 „Seine Lehre ist ein Ausfluss Seiner Liebe.“
Hier meine ich Texte der Kirchenväter, Kirchenlehrer, Texte der Heiligen. Gerade z.B. von den Wüstenvätern und Wüstenmüttern können wir viel lernen. Sie schauen mit klarem Auge auf das Herz des Menschen und helfen uns mit Ratschlägen Gott im Alltag treu zu sein bzw. zu werden.
Es gibt die theologische Regel, dass der Lehre der Väter nicht widersprochen werden darf.
A.3.3 Die Lehre der Kirche
Joh 4, 23-24 23 Aber die Stunde kommt und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn so will der Vater angebetet werden. 24 Gott ist Geist und alle, die ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit anbeten.
Ps 78,32.36 32 Doch sie sündigten trotz allem weiter und vertrauten nicht seinen Wundern. 36 Doch sie täuschten ihn mit falschen Worten und ihre Zunge belog ihn.
Die Lehrtexte der Kirche sind eine wahre Quelle der Erleuchtung und Inspiration. Sie helfen uns dazu den Glauben besser kennen und dadurch mehr lieben zu lernen. Dadurch vollzieht sich das, worum wir im Rosenkranz beim Introitus beten: Jesus, der in uns den Glauben vermehre.
Wir vertiefen unser Glaubenswissen, so dass wir auch immer mehr die Glaubenserfahrungen machen können. Wir können auch hier herauslesen, wie wichtig es ist, dass wir uns im Glauben weiterbilden und zwar nicht nach unserer eigenen Fasson, sondern nach der Lehre der Kirche, die uns die Wahrheit verbürgt.
A.3.4 Gute geistliche Lektüre
Mit diesem Begriff meine ich alle Lektüre, welche die Punkte 3.1 – 3.3 erklärend oder näherbringend auslegen. Aber auch alle Literatur, welche uns die Heiligen näherbringen. Heiligenbiografien sind immer eine Hilfe das eigene Glaubensleben, die eigene Christusnachfolge zu bereichern. So natürlich auch das eigene Gebetsleben.
A.4. Die Betrachtung
Die Betrachtung ist jenes Mittel, das Texte der geistlichen Lesung vertiefen will. Man setzt sich damit auseinander. Nicht nur durch einfaches Lesen eines Textes sondern, wie es der hl. Benedikt in seiner Regel über die Lesung und Betrachtung der hl. Schrift sagt: Wie eine Kuh das Gras wiederkäut.
Durch das immer wieder Beschäftigen bzw. das intensive Beschäftigen mit einem Text, kann dieser dem eigenen Herzen nahekommen und tiefer verstanden werden. Wiederholung ist die Mutter allen Studiums, sagt ein altes Sprichwort.
Auch hier soll erwähnt werden, die erste Quelle für Betrachtungstexte ist immer die Heilige Schrift. Sie erfüllt unser ganzes Leben mit Leben. Es eignet sich für die Betrachtung aber auch neben den unter Punkt 3 erwähnten Texten die Person des Erlösers und der allerseligsten Jungfrau Maria sowie die Gestalten der Heiligen. Je mehr wir Christus kennenlernen, desto tiefer wird unsere Beziehung zu ihm.
A.5. Die christliche Meditation
In ihr setzt man sich mit persönlichem Gespräch über die in Punkt 3 benannten Texte mit dem Herrn auseinander. Während die Betrachtung über Texte nachdenkt, will die Meditation ins Gespräch kommen mit dem Herrn, der Gottesmutter und den Heiligen. Es ist ein sich mit den jeweiligen Personen auseinandersetzen. Der Versuch Ihnen nahe zu sein und von dem Licht ihrer Heiligkeit angesteckt / entzündet zu werden. Betrachten ist das Nachdenken, Meditieren das mit Gott sprechen.
A.6. Die Beschauung
Dieses Mittel des Gebetes ist vielleicht eher für die Fortgeschrittenen geeignet, hier schaue ich Wortlos den Herrn an und schaue Seine Liebe und Sein Leiden an. Das Altarsakrament, das Kreuz, die Bilder der Gottesmutter sind hier die beste Wahl.
So wie eine Mutter vor der Wiege ihres Kindes steht und sich wortlos freut an dem Neugeborenen. So schauen wir Jesus an und freuen uns an Ihm. Wortlos sind die höchsten Seligkeiten, sagt ein Wort des Volksmundes. Dies kann uns eine Verstehenshilfe sein. Oder aber auch die kleine Geschichte vom Bauer beim hl. Pfarrer von Ars, der von selbigem Gefragt wurde was er denn in der Kirche bete, wenn er täglich in die Kirche geht. Dieser Antwortet dem Heiligen Pfarrer: „Ich schaue Ihn an und Er schaut mich an!“
So wie zwei Verliebte sich anschauen um einander nahe zu sein und zu zeigen, dass man sich liebt. So wollen wir Jesus anschauen um Ihn zu lieben und Ihm die Ehre zu geben um Ihn anzubeten.
Letzte Änderung: 17.03.2016 um 23:46
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