Katechesen

Gebet – Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir (Aspekte des Gebetes) 4

Geschrieben von (ksf) am 16.03.2016
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 Liebe Freunde von kirchlich.net, weiter geht es mit dem 4. Teil:

 

 

B.2 Bei Gott bleiben

 

Joh 18, 4+5 4Jesus, der alles wusste, was mit ihm geschehen sollte, ging hinaus und fragte sie: Wen sucht ihr? 5 Sie antworteten ihm: Jesus von Nazaret. Er sagte zu ihnen: Ich bin es. Auch Judas, der Verräter, stand bei ihnen.

 

Nichts kann mich so sehr bei Gott halten, aufmerksam auf Ihn machen wie das Gebet. Es ist das Mittel, das mir hilft den Alltag von Gott begleitet zu wissen, Gott bleibt in meinem betenden Herzen. Ich kann meine Arbeit zum Gebet machen indem ich sie aus Liebe zu Gott mache und ihm das sage: „Jesus, alles Dir zu lieb!“ So kann ich das Apostelwort erfüllen und allezeit beten. Es ist gleich ob ich schlafe oder wache, ob ich arbeite oder ruhe, ob ich mit der Stimme bete oder im Schweigen bin. Alles wird zum Gebet, alles fließt ins Gebet.

 

1. Thess 5,10 Er ist für uns gestorben, damit wir vereint mit ihm leben, ob wir nun wachen oder schlafen.

 

Es darf uns auch erschüttern, dass wir in Johannes lesen, dass der Verräter bei den Aposteln war. Er war immer geduldet und wurde nie ausgestoßen, bis er von selbst ging. Warum also sollten wir jemanden aus unserem Gebet ausstoßen oder aus unserer Gebetsgemeinschaft? Es geht nicht um eine Glaubensmäßiges sich abwenden (das ist es ja was Judas dann aus der Gemeinschaft wegführte – er glaubte, dass seine Sünde größer sei als das Erbarmen Gottes. Gegenteiliges sehen wir bei Petrus, der trotz der Verleugnung dabei blieb, also in Wahrheit und sich dann dem Herrn zu Füßen warf) sondern darum wer aus Schwachheit und Mangel an Selbstüberwindung sündigt.

 

B.3 Intensivierung der Beziehung zu Gott

 

Joh 15,5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.

 

Mt 10,38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.

 

Lk 14,27 Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.

So wie eine Freundschaft nur dann entstehen und wachsen kann, kann auch die Gottesbeziehung nur durch regelmäßige und ehrliche Begegnung entstehen und wachsen. Wie soll ich diesen großen Gott kennenlernen, wenn ich mich nicht mit Ihm beschäftige. Er ist ja kein theoretisches Modell sondern Er ist lebendige Person, den es nach unserer Liebe dürstet und der sich danach sehnt uns Seine Liebe zu zeigen. Er teilt sich uns mit und will uns in den innertrinitarischen Lebensstrom Seiner göttlichen Liebe hineinziehen.

B.4 Keine Leistungserfüllung

 

Mt 6,7 „Ihr sollt nicht plappern wie die Heiden“

 

Wir sollen nicht ein Gebetspensum erfüllen um irgendwelche Leistungen zu erfüllen. Als ob Gott unsere Gebete bräuchte um zu Leben. Gott ist mehr als Zeus und Jupiter. Nach den alten Sagen brauchten diese Götzen das Gebet und die Liebe der Gläubigen. Gott ist in sich glücklich.

Das Gebet ist jenes Mittel dessen sich unser Herz bedient um dem Geliebten nahe zu sein und sich bei Ihm aufzuhalten. Wir sprechen mit Ihm nicht um einen Orden für besondere Verdienste zu bekommen sondern, um uns für die Ewigkeit vorzubereiten, uns einzuüben in das große Geschehen des Himmels.

Es geht Gott nicht darum, dass ich jeden Tag Gebetsleistung bringen muss. Ihm ist das Kleine in Treue lieber als das Große wenn es „mir gerade passt“. Es geht darum mich von diesem magischen Gedanken zu befreien, damit das Gebet ein Mittel zum Wachstum in der Liebe und Gottesbegegnung wird.

 

B.5 kein magisches Ritual

 

Wir müssen nicht angstvoll an das Beten herangehen. Es geht nicht um die ängstliche Befolgung eines Rituals sondern um die freundschaftlich liebende Begegnung mit dem besten und liebenden Gott. Das widerspricht nicht einer Ordnungsübung beim Gebet wie wir sie von der Liturgie, dem Stundengebet, dem Rosenkranz, den Litaneien her kennen. Du musst nicht an 9 Tagen in 9 Kirchen 9 Gebetszettel auslegen und diese auch noch 9 mal beten um dann auch garantiert und mit absoluter Ver(un)sicherung die Gebetserhörung abzuholen. Und bei Nichterhörung kann man dann beim apostolischen Stuhl reklamieren und die Reise- und Kopierkosten einfordern. Es geht beim Gebet eben nicht um Berechnung rund um das eigene Heil, es geht darum zu lieben.

 

C. Die Intentionen des Gebetes

 

C.1 Reue

 

Tob 13, 6 Wenn ihr zu ihm umkehrt, von ganzem Herzen und aus ganzer Seele, und euch an seine Wahrheit haltet, dann kehrt er sich euch zu und verbirgt sein Angesicht nicht mehr vor euch.

 

Sir 17, 24-26 24 Den Reumütigen aber gewährt er Umkehr und tröstet die Hoffnungslosen und bestimmte sie für ein Leben in der Wahrheit. 25 Wende dich zum Herrn, lass ab von der Sünde, bete vor ihm und beseitige das Ärgernis! 26 Kehre zum Höchsten zurück und wende dich ab vom Bösen, hasse stets das Schlechte!

 

Wenn wir Gott begegnen trennt uns immer unser Mangel von Ihm. Also um es genau zu betrachten, wir trennen uns von Gott durch die Sünde, nicht Gott trennt sich von uns. Darum sollten wir von der Liturgie lernen – sie soll unser Gebet inspirieren – uns Gott zu nähern. Wir bitten Gott um Hilfe mit dem Psalmvers am Beginn des Offiziums und bei der hl. Messe und bei der Komplet steht immer am Anfang das Schuldbekenntnis. Das sich in die Demut hineinfinden und eingestehen, dass man vor der Liebe dieses großen Gottes wieder versagt hat und immer und immer wieder neu Seiner Erbarmung und Liebe bedarf. Und nur der Stolze Mensch kann hier aufbegehren, der kluge und demütige Mensch findet hier wieder eine Ursache des Lobpreises, der Freude und des Friedens. Vor Gott bekennen dass man gesündigt hat ist nicht eine Verdemütigung sondern eine Erhebung! Weil wir eben so erfahren, dass uns nichts trennen kann von der Liebe Christi.

 

 

C.2 Sühnegebet

 

Hosea 6,6 Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis statt Brandopfer.

 

Jedem von uns ist klar. Wenn ich meinem Nachbarn die Fensterscheibe eingeschlagen habe, weil ich beim Fußballspiel nicht aufgepasst habe, dann muss ich dafür einstehen. Was aber, wenn dabei nicht nur die Fensterscheibe eingeschlagen wurde sondern auch noch eine unbezahlbar kostbare Vase zu Bruch ging und unwiederbringlich verloren ging? Wie soll ich diesen Schaden bezahlen?

Gott hat für unsere Sünden Sühne geleistet. Er hat unsere Schuld bezahlt. Unsere Sühne – das Gebet, das Schwere ertragen, Leiden durch- und aushalten, usw. – ist der Ausdruck dafür, dass wir Ihm sagen wollen, dass es uns leid tut und dass wir unsere Sünden bereuen, ja, dass wir Ihn gerne lieben wollen, wenn wir auch versagen. Wir können die Vase nicht bezahlen. Er wird vergeben, wie Er uns im Psalm beten lässt.

 

Psalm 65,3-4 3 Du erhörst die Gebete. Alle Menschen kommen zu dir 4unter der Last ihrer Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, du wirst sie vergeben.

 

Sühne bedeutet also, dass wir Gott zeigen, dass uns die Sünden leidtun und dass wir Ihn lieben wollen. Das bringen wir ins Wort im Gebet, wenn wir Seine Verdienste aufopfern und Seine Werke der Erlösung Ihm hinhalten, Ihn daran erinnern, wie einst Gott selbst zu Mose sagte, dass er auf dem Efot auf der Schulter je einen Stein anzubringen habe um damit Ihn den lebendigen Gott, der uns nie vergisst, an das Volk Israel zu erinnern. So lassen wir erneut das Erlösungswerk Jesu Christi lebendig werden und wirksam. Auch wenn wir nicht die Schuld bezahlen können, so wollen wir doch ein Zeichen setzen. Außerdem wird so die Frucht der Erlösung verlebendigt, denn ich nehme Sein Erlösungsopfer an.

 

C.3 Dank

 

Ps 116,12 Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, *was er mir Gutes getan hat?

Ich will den Kelch des Heils erheben *und anrufen den Namen des Herrn.

Ich will dem Herrn meine Gelübde erfüllen *offen vor seinem ganzen Volk.

 

Kol 1,12 Dankt dem Vater mit Freude.

 

Gott für alles zu danken ist eine Selbstverständlichkeit. Und doch neigen wir immer dazu, mehr zu bitten und das Gute, das uns im Leben wiederfährt als selbstverständlich hin- und anzunehmen und sind entsetzt, wenn uns etwas Schweres wiederfährt.

 

Wofür sollten wir Gott nicht zu danken haben. Dass wir glauben können, Gesundheit, jedes Gut dass wir besitzen, Seine Liebe, die Liebe unserer Mitmenschen. So viele Dinge, die wir als selbstverständlich ansehen, aber sind sie das? Danken wir Gott um dann aus dieser Dankbarkeit heraus die Freude zu erlangen, dass wir sichtbar erfahren dürfen, wie sehr ER uns liebt.

 

So wird das Wort im Herzen lebendig: Freut euch im Herrn zu jederzeit! Und die Dankbarkeit bewahrt vor Bitterkeit.

 

C.4 Lob(preis)

 

Wenn wir die Herrlichkeiten Gottes bedenken, die Schöpfung die Er geschaffen, den Menschen den Er gemacht, die Freuden die Er uns geschenkt und das Leid das Er uns zugemutet hat. Alles ist wert gelobt zu werden. Ein Sprichwort sagt: Gott zu loben jeder Zeit macht das Herz für Freude weit! Das Staunen ist Anbetung und Lobpreis.

 

C.5 Bittgebet

 

1. Kor 10,24 Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen.

2 Makk 12, 37-44: Für die Toten                                             1 Tim 2, 1: für alle Menschen

1 Tim 2,2: für die Herrscher                                                      1 Joh 5,16: für die Todsünder

Eph 6, 19+20: Für die Bischöfe und Hirten (Priester)       Röm 12,14: Für die Feinde

Mt 5,44: für jene, die uns verfolgen                                         Mt 8,16 für die Kranken

Doch zuerst: Mt 6,33: um das Reich Gottes

 

Beim Bittgebet sollen wir zuerst an die Ehre Gottes denken „Dein Reich komme – Dein Wille geschehe“. Danach legen wir Gott unsere Bitten vor. Er weiß ja schon um unsere Not so können wir ihm vertrauensvoll unsere Herzenswünsche vorlegen. Nicht weil Er hören müsste was wir brauchen, sondern weil Er will dass wir Ihm unsere Anliegen und Sorgen sagen um so unsere Beziehung zu vertiefen.

Wir dürfen natürlich nicht vergessen, dass Gott kein Zigarettenautomat ist in den ich 5 Vater unser einwerfe und unten die Gebetserhörung herausziehe. Ich habe die Freiheit Gott um alles zu Bitten. Aber ich muss Gott auch die Freiheit lassen mir das zu schenken, was gut für mich ist.

Mache ich mir die Anliegen Jesu und Mariens, oder meiner Freunde zu Eigen? Bekehrung der Sünder?

 

C.6 Hingabe

 

Je länger wir im geistlichen Leben sind, desto größer wird der Punkt der Hingabe. Des sich vertrauensvoll Ihm übergeben und überlassen. Vertrauensvoll zu Gott hinschauen und sich bei Ihm geborgen wissen und erfahren, das ist gut und damit wird alles gut und das heißt den Frieden der Seele.

Unser Gebet wird immer mehr ein Ausdruck der Sehnsucht danach bei Gott zu sein und in Ihm, mit Ihm und durch Ihn zu leben für Ihn da zu sein. Immer mehr hin orientiert auf den, bei dem man die ganze Ewigkeit verbringen will. So wird das Gebet zu einer Quelle der Kraft für das opfervolle Apostolat der Nächstenliebe.

 

 

Zu Teil 5


Letzte Änderung: 17.03.2016 um 23:52

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