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Schweizer Bischöfe: "Die Gläubigen haben ein Recht auf Gottesdienste, die den Regeln der Kirche folgen" |
Geschrieben von (pm) am 10.01.2023 |
5. Januar 2023
Brief der Bischöfe von Chur, St. Gallen und Basel zum neuen Jahr:
Liebe Schwestern und Brüder in der Seelsorge unserer Bistümer.
Zum neuen Jahr wünschen wir Ihnen viel Freude in Ihrem seelsorgerlichen Wirken und Gottes reichen Segen. Aus dem alten Jahr nehmen wir viele Freuden und auch eine Sorge mit, die wir mit Ihnen teilen wollen.
Unser Dank gilt Ihnen für alles, was Sie tagtäglich zum Wohl der Menschen im Dienst der Kirche leisten. Ob in der Katechese, in der Spezialseelsorge, als Mitarbeiterin in der Pfarrei, als Priester, als Seelsorgerin, Sie sind Jüngerinnen und Jünger Jesu in der heutigen Zeit. Die befreiende Botschaft Jesu Christi immer wieder neu zu ergründen und zu verkündigen, ist für uns ein grosses Geschenk und Privileg.
Wir wissen sehr wohl, dass Ihre Arbeit nicht selten einen doppelten Spagat erfordert. Es gibt den Spagat zwischen dem, wofür Sie brennen, Ihrem ganz persönlichen Glauben und der Konfrontation mit allem, wo die Kirche so schmerzhaft hinter dem Evangelium zurückbleibt. Hinzu kommt manchmal auch der Spagat zwischen dem, was Ihnen Heimat im Glauben gibt und der Gesellschaft, in der einem vermehrt hochgezogene Augenbrauen entgegenblicken, wenn man sich als in der Kirche aktive und engagierte Person zu erkennen gibt.
Wie Sie bewegen auch wir uns in diesen Spannungsfeldern und geben unser Bestes, sie auszuhalten und in der Haltung der Hoffnung zu leben. Wir sind sehr dankbar für den synodalen Prozess, der uns noch einmal mehr vor Augen führt, dass wir gemeinsam unterwegs sind und nur gemeinsam glaubwürdig Zeuginnen und Zeugen Jesu Christi sein können.
Gemeinsames Zeugnis braucht gemeinsame Formen und Regeln. Beim Respekt hierfür liegen wir mancherorts weit hinter unseren Möglichkeiten zurück. Wir Bischöfe bekommen deshalb immer wieder besorgte Anfragen und Rückmeldungen, besonders zu gottesdienstlichen Feiern. Die Gläubigen haben ein Recht auf Gottesdienste, die den Regeln und Formen der Kirche folgen. Die inkulturierte, aber in ihren Grundformen einheitliche Liturgie ist ein Schatz unserer Kirche, der den Gläubigen, besonders auch den Migrantinnen und Migranten, weltweit Heimat gibt. Wir rufen deshalb nachdrücklich in Erinnerung, dass die liturgischen Formen und Regeln auch in unserem Land gemäss den Bestimmungen der Bischöfe gelten.
Sie betreffen insbesondere diejenigen, welche den Feiern vorstehen. Sie alle wissen, dass nur der Priester gültig der Eucharistie vorsteht, sakramentale Versöhnung zuspricht und die Krankensalbung spendet. Gerade auch dazu wird er geweiht. Diese römisch-katholische Glaubensregel gilt es auch in unseren Bistümern uneingeschränkt zu respektieren. Es geht hier nicht um einen blinden Gehorsam und schon gar nicht um die Förderung eines patriarchalen Klerikalismus, sondern um die Überzeugung, dass Priester im Dienst und im Vollzug der Sakramente sichtbar machen, dass Jesus Christus selbst in und durch die Sakramente wirkt. Sie halten gleichsam die Leerstelle für Gottes Wirken in der Liturgie offen. Deshalb hält die Kirche seit dem frühen Christentum daran fest – und dies im ökumenischen Konsens mit fast allen anderen christlichen Kirchen, dass es zum Vorsitz bei der Eucharistiefeier und zum Mitsprechen des Hochgebets als konzelebrierender Priester einer sakramentalen Beauftragung, sprich: einer Ordination bedarf. Auch die liturgischen Texte sind nicht beliebig, denn es sind nicht unsere Texte, sondern jene der ganzen Glaubensgemeinschaft. Die Kirche kennt eine Vielfalt von Texten, auch in der Ökumene, aber sie alle folgen einer Grundstruktur, die zu respektieren ist.
Wir hören die Fragen vieler, sich in der Liturgie anders beteiligen zu können, etwa als Frau. Wir hören das Anliegen um eine angemessene Sprache und schätzen Ihre Sorge um eine gute Sprache in der Liturgie. Dennoch bitten wir Sie nachdrücklich darum, das Zeichen der Einheit, die Liturgie, nicht zum Experimentierfeld persönlicher Vorhaben zu machen. Gerade in der weltweiten Feier der gleichen Liturgie sind wir katholisch und miteinander solidarisch. Nutzen Sie die Vielfalt liturgischer Feierformen, die die Kirche anbietet. Und nutzen Sie Orte in der Liturgie wie Besinnung, Predigt, Meditation, Fürbitten, Liedgut, Musik, Stille, um sich persönlich eingeben zu können. Allen, die sich vertieft damit auseinandersetzen möchten, empfehlen wir die Lektüre des Schreibens Desiderio desideravi von Papst Franziskus.
Wir danken Ihnen allen herzlich für Ihr Glaubensengagement und Ihre Loyalität und grüssen Sie mit den besten Segenswünschen für das noch junge Jahr.
+ Joseph Maria Bonnemain, Bischof von Chur
+ Markus Büchel, Bischof von St. Gallen
+ Bischof Felix Gmür, Bischof von Basel
Letzte Änderung: 10.01.2023 um 11:28
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