Sekten/sektenähnliche Gruppen
Die sog. Christlich-Essenische Kirche |
Geschrieben von (pm) am 13.11.2010 |
„Die Christlich-Essenische Kirche“ (Esoterische Sekte)
Der in den Medien mittlerweile konstatierte Boom neuer oder vermeintlich neuer Religiosität bringt neben ernsthaften spirituellen Suchbewegungen auch manche Merkwürdigkeit hervor. Zu diesen Merkwürdigkeiten zählt eine Kirche, die jetzt gelegentlich in der Presse erwähnt wird und seinerzeit die Besucher des Kölner Weltjugendtages mit fröhlichen Frauen im katholischen Priestergewand überraschte: Die „Christlich-Essenische Kirche“, im folgenden kurz CEK genannt.
Viele Ämter
Die CEK betrachtet das Johannes-Evangelium als ihre heilige Schrift, allerdings nicht in der in allen christlichen Konfessionen gültigen Fassung. Vielmehr habe das Oberhaupt der Kirche, der Großerzbischof und Primash (sic) Pax Immanuel II. dieses Evangelium „nach Quellen altaramäischer und altgriechischer Schriften sowie apokrypher Texte“ neu geschrieben und um Fehlendes ergänzt. So werden z.B. mehrfach die (im Urtext nicht vorkommenden) Essener eingeführt. Auf dieser Grundlage ergibt sich ein eigenes Bekenntnis jenseits der altkirchlichen Bekenntnisse: „Unser Vater ist Gott, unsere Mutter die Erde, Jesus der Christus, Maria die Königin der Engel, die Engel unsere Schwestern und Brüder.“ Die CEK kennt zwei Arten von Taufe, die anscheinend aufeinander aufbauen: Die „Taufe mit heiligem Wasser“ sei ein Reinigungsritual, die „Taufe mit dem Heiligen Geist“ sei vergleichbar mit der Einweihung bei den Katharern und sei „hilfreich bei unseren irdischen Lernprozessen“ und stelle „eine Harmonie in diesen und in uns“ her. Eine Aufnahme in die Gemeinschaft sei damit nicht verbunden.
Oberhaupt der CEK ist der „Großerzbischof und Primash Seine Heiligkeit Pax Immanuel II“. Auf der deutschsprachigen Homepage wird er zwar im Bild gezeigt, nicht aber mit bürgerlichem Namen genannt. Ein link (www.pax-info.com) zu seiner persönlichen Homepage führt jedoch zum Namen Eckard Strohm sowie zu einer sehr legendarisch anmutenden Biographie, in der viel von paranormalen Fähigkeiten schon im frühen Kindesalter sowie von diversen esoterischen Heilkünsten die Rede ist.. Eigenen Angaben zufolge verfügt die CEK über Landeskirchen in Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Spanien und der Schweiz. Der deutschen „Bischofskonferenz“ gehören 18 Mitglieder (männlich und weiblich) an, darunter 6 Erzbischöfe, 4 Bischöfe, 6 Titularbischöfe, 1 Äbtissinn und 1 Erzäbtissin . 20 weitere (nebenamtliche) Priesterinnen und Priester zählt die Homepage mit Adresse auf. Offen bleibt hingegen die Zahl der Gläubigen, die sich geistlicher Betreuung durch diese Bischöfe und Priester erfreuen. Die Ausbildung zur Priesterin oder zum Priester findet in 3 „Modulen“ statt, bei denen es sich offenbar um 3 einwöchige Kurse handelt. Mit „Praxiszeiten“ dazwischen erstreckt sich die Ausbildung über ca. 1 Jahr. Ein theologisches Studium wird weder gefordert noch vorausgesetzt. Äußeres Merkmal der Priesterschaft ist die liturgische Kleidung im Gottesdienst bzw. das Kollar im Alltag; beides ist auf Bildern der Homepage zu sehen. Im strahlend weißen, erkennbar dem päpstlichen Gewand nachempfundenen Outfit präsentiert sich dort der mutmaßliche Gründer der CEK, Eckard Strohm. Der „Primash“ hat eine längere spirituelle Biographie hinter sich.. Im Klappentext eines seiner Bücher wird er als „Medium, Geistheiler und Seminarleiter“ vorgestellt sowie als „Reiki-Großmeister“; er trage den Ehrentitel „Magus“, das heiße „Eingeweihter“. Nach Zeitungsberichten aus dem Jahr 1999 wurde gegen Strohm ein staatsanwaltliches Ermittlungsverfahren, wegen Betruges sowie Verstößen gegen das Waffengesetz und das Arzneimittelgesetz eingeleitet. Das Ergebnis war eine Freiheitsstrafe auf Bewährung wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz; folgt man Strohm selbst, geht dies auf seine Unkenntnis der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen zurück (vgl. www.pax-info.com, Ansichten, Artikel, "...der werfe..."). Mit Datum vom 15.07.2002 veröffentlichte das Amtsblatt der Erzdiözese Köln eine Warnung vor Strohm bereits mit Bezug auf die hier erstmals genannte „Christlich-Essenische Kirche“.
Überschneidung mit Reiki-Schule
Eine Reihe von Namen aus dem Kreis der Priester und Priesterinnen der CEK taucht auch auf einer anderen website (www.essenia.net) als Reiki-Meister und –Meisterinnen auf. Die Seite steht für ein „Essenisches Schulungs- und Handelszentrum GmbH“ in Erfurt. Hier können esoterische Bücher, u.a. von Eckard Strohm, erworben werden wie z.B. die „Engel von Atlantis“ oder das „Meisterwissen von Atlantis“. Auch Schutzamulette (z.B. „Amulett der Überwindung von Karma“) stehen zum Verkauf oder Engelweihrauch „nach original essenischer Rezeptur“. Es werden aber auch Behandlung und Seminare der „Reiki Association International“(R.A.I.) angeboten, die wiederum von Eckard Strohm 1990 gegründet wurde und als deren Sitz wieder Burg Raiffershardt in Windeck genannt wird: zugleich die „Gnadenstätte“ der CEK. Die R.A.I. pflegt „energetische Heilmethoden“ abseits der großen Verbände, in denen Reiki, eine aus Japan stammende Form der Geistheilung, sonst organisiert ist. Sie ist in der esoterischen Zunft umstritten; von den größeren Verbänden wurde der R. A. I. und Eckhard Strohm Ausbildung zu Dumpingpreisen vorgeworfen. Eben auf der Liste dieser umstrittenen Reikischule tauchen viele Namen aus der Priesterschaft der CEK auf.
Bei der „Christlich-Essenischen Kirche“ handelt es sich allem Anschein nach um ein Kunstprodukt, das keiner christlichen Konfession gleichzusetzen oder zuzuordnen ist. Im wesentlichen handelt es sich wohl um Anhänger/-innen und Mitarbeiter/-innen eines Mannes, der zuvor als Anbieter esoterischer Lebenshilfe in Erscheinung getreten ist und sich dabei auf sehr spekulative Erkenntnisse, z.B. auf Einblicke in die fiktive „Akasha-Chronik“ berufen hat. Seit wenigen Jahren, wohl ausgelöst durch die Visionserlebnisse auf Burg Raiffershardt, ,tritt die „Christlich-Essenische Kirche“ verstärkt in die Öffentlichkeit. Gesucht werden offenbar die äußeren Insignien einer christlichen Kirche in starker Annäherung an katholische Formen und Symbole. Auffallend ist die reichliche Vergabe hoher kirchlicher Titel, die offenbar auch mit feierlichen Weihehandlungen einhergeht. Zu der vorher schon praktizierten esoterischen Lebenshilfe käme damit ein neues Angebot hinzu: eine vermeintliche spirituelle Alternative für Menschen, die sich im herkömmlich verfassten Christentum nicht recht zu Hause fühlen, christlichen Traditionen aber näher stehen als etwa fernöstlichen Religionen. Dass aber ausgerechnet die „Christlich-Essenische Kirche“ das geeignete Instrument darstellt, die Weltreligionen zusammenzuführen, ist nach den diffusen Lehraussagen, aber auch nach ihrer esoterischen Vorgeschichte nicht zu vermuten. (Quelle: www.ekir.de)
Letzte Änderung: 23.05.2011 um 12:01
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