Satanismus

Gibt es den Satan überhaupt?

Geschrieben von (pm) am 14.11.2010
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Papst Benedikt XVI. - Bericht über die Lage des Glaubens

Was auch immer einige weniger hell sehende Theologen sagen mögen, für den christlichen Glauben ist der Teufel eine rätselhafte, aber reale, eine Gestalt hafte und keine symbolische Präsenz. Eine mächtige Wirklichkeit ist er ("der Fürst dieser Welt", wie das Neue Testament ihn bezeichnet, wo immer wieder auf seine Existenz verwiesen wird), eine übermenschliche und Gott entgegen gesetzte Unheilsmacht, wie eine realistische Betrachtung der Geschichte mit ihrem Abgrund ewig neuer und allein durch den Menschen nicht erklärlicher Gräueltaten zeigt. Aus eigenem kann sich der Mensch von diesen Herrschaftsmächten nicht befreien. aber der Teufel ist nicht eine Art Gegengott. Vor Gott ist er machtlos. Deshalb bedeutet die Gemeinschaft mit Jesus, dem Sohn, die Überwindung der Furcht, die Befreiung des Menschen. Christus ist der nahe Gott, der mächtig und willens ist, uns zu erlösen, und deshalb ist das Evangelium wirklich eine Frohbotschaft. Darum müssen wir es weiterhin in jenen Zonen der Angst und Unfreiheit verkünden, wie sie die nichtchristlichen Religion oft darstellen. Ich will noch weiter gehen: Die atheistische Kultur der modernen westlichen Welt überlebt noch dank der vom Christentum bewirkten Befreiung von der Angst vor den Dämonen. Sollte dieses erlösende Licht des Christentums aber erlöschen, würde die Welt samt all ihrem Wissen und ihrer Technologie erneut in eine ausweglose Angst vor der Unheimlichkeit und Undurchschaubarkeit des Seins zurück fallen. Schon gibt es Anzeichen der Wiederkehr solch dunkler Mächte, und es finden in der säkularisierten Welt okkultistische Praktiken bis hin zum Satanismus immer weitere Verbreitung. Im übrigen soll man sich von einer Romantisierung der animistischen Religionen hüten, die natürlich "Samen der Wahrheit" enthalten, aber in ihrer konkreten Form doch eine Welt der Angst schufen, für die Gott fern und die Erde den unberechenbaren Geistern ausgeliefert ist. Wie es zur Zeit der Apostel im Mittelmeerraum geschehen war, wurde auch in Afrika die Verkündigung Christi, der die Geistmächte (Eph 6,12) besiegt hat, als Befreiung von der Angst erfahren. Friede und Unschuld des Heidentums sind eine der vielen Mythen unserer Tage.  (Quelle: Deutsche Tagespost, Würzburg, 8. Dezember 1984)

Papst Johannes Paul II.

5. Engel-Katechese während der General Audienz vom 13. August 1986

 

Der Teufel - Mörder und Zerstörer der reinen Gottesbeziehung

 

1. Wir wollen das Thema der letzten Katechesen, die dem Glaubensartikel über die Engel als Geschöpfe Gottes gewidmet waren, fortsetzen und uns noch näher mit der Untersuchung des Geheimnisses der Freiheit befassen, von der einige Engel einen Gebrauch gemacht haben, der gegen Gott und seinen Heilsplan hinsichtlich der Menschen gerichtet war. Wie der Evangelist Lukas bezeugt, sprach Jesus in jenem Augenblick, als die Jünger voll Freude über die bei ihrer Probemission geernteten Früchte zum Meister zurückkehrten, einen Satz aus, der zum Nachdenken anregt: ,Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen‘ (Lk 10,18). Mit diesen Worten bestätigt der Herr, dass die Verkündigung des Reiches Gottes immer einen Sieg über den Teufel darstellt, aber zugleich zeigt er auch, dass der Aufbau dieses Reiches fortwährend den Nachstellungen des Bösen Feindes ausgesetzt ist. So ist die Aufmerksamkeit darauf zu richten, sich auf den Zustand des Kampfes einzustellen, der in diesem letzten Zeitabschnitt der Heilsgeschichte zum Leben der Kirche gehört, wie es das Buch der Geheimen Offenbarung des Johannes bestätigt. (vgl. 12,7: ,,Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen..."). Anderseits erlaubt uns diese Katechese, den rechten Glauben der Kirche klarzustellen gegenüber jenen, die ihn verzerrt darstellen, indem sie die Bedeutung des Teufels übertreiben, und gegenüber jenen anderen, die die Existenz des Teufels leugnen oder seine schädliche Macht und Tätigkeit verharmlosen. Die vorausgegangenen Katechesen über die Engel haben uns darauf vorbereitet, die in der Heiligen Schrift geoffenbarte und von der Tradition der Kirche uns überlieferte Lehre vom Satan, dem gestürzten Engel, dem bösen Geist, der auch Teufel oder Dämon heißt, zu verstehen.

2. Der ,,Sturz" des Teufels, gekennzeichnet durch die Ablehnung Gottes und den daraus folgenden Zustand der Verdammung, besteht in der freien Entscheidung jener geschaffenen Geister, die radikal und unwiderruflich Gott und sein Reich zurückgewiesen, sich Gottes Herrscherrechte angemaßt und versucht haben, die Heilsökonomie und die Ordnung alles Geschaffenen umzukehren. Ein Ausdruck dieser Haltung findet sich in den Worten des Versuchers, die er zu den Stammeltern sprach: ,,Ihr werdet wie Gott", oder ,,wie Götter" (vgl. Gen 3,5). So versucht der böse Geist jene Haltung der Rivalität, der Widersetzlichkeit und der Opposition gegen Gott, die gleichsam zur Begründung seiner ganzen eigenen Existenz geworden ist, den Menschen einzupflanzen.

3. Was das Alte Testament im Buch Genesis über den Sturz des Menschen berichtet, deutet auf die Haltung der Gegnerschaft hin, die Satan in den Menschen hineintragen will, um ihn zum Zuwiderhandeln zu bringen (vgl. Gen 3,5). Auch im Buch Job (1,11; 2,5-7) lesen wir, dass Satan den Versuch macht, den Menschen, der leidet, zur Auflehnung gegen Gott aufzustacheln. Im Buch der Weisheit (2,24) wird Satan als Urheber des Todes vorgestellt, der zusammen mit der Sünde in die Geschichte des Menschen eingetreten ist.

4. Auf dem IV. Laterankonzil hat die Kirche gelehrt, dass der Teufel (Satan) und die anderen Dämonen ,,von Gott gut geschaffen wurden, aber durch ihren eigenen Willensentscheid böse geworden sind". Im Judasbrief (Vers 6) lesen wir: ,,Die Engel, die ihren hohen Rang missachtet und ihren Wohnsitz verlassen haben, hat er mit ewigen Fesseln in der Finsternis eingeschlossen, um sie am großen Tag zu richten." Ähnlich wird im zweiten Petrusbrief (2,4) von Engeln gesprochen, ,,die gesündigt haben" und die Gott ,,nicht verschont, sondern in die finsteren Höhlen der Unterwelt verstoßen" hat und sie ,,dort eingeschlossen hält bis zum Gericht". Es ist nun klar: Wenn Gott die Sünde der Engel ,,nicht verzeiht", so tut Er das, weil sie in ihrer Sünde bleiben und weil sie auf ewig in den ,,Fesseln" jener Entscheidung sind, die sie am Anfang, als sie Gott ablehnten, gegen die Wahrheit des höchsten und endgültigen Gutes, gegen Gott selbst getroffen haben. In diesem Sinn schreibt der heilige Johannes über den Teufel: ,,Er war ein Mörder von Anfang an. Und er steht nicht in der Wahrheit, denn es ist keine Wahrheit in ihm" (Joh 8,44). ,Der Teufel sündigt von Anfang an", heißt es im 1. Johannesbrief (3,8).

5. Diese Schrifttexte helfen uns, die Natur und das Ausmaß der Sünde Satans zu verstehen. Sie besteht in der Ablehnung der Wahrheit von Gott, der im Lichte des Verstandes und der übernatürlichen Wortoffenbarung als das unendliche Gut, als die wesenhafte Liebe und Heiligkeit erkannt wird. Diese Sünde war umso größer, je größer die geistige Vollkommenheit und der erkennende Scharfblick des Intellekts der Engel und je größer ihre Freiheit und ihre Gottesnähe waren. Indem der Satan die erkannte Wahrheit von Gott durch einen Akt seines freien Willens ablehnte, wurde er zum kosmischen ,,Lügner" und ,Vater der Lüge" (Joh 8,44). Darum lebt er in der radikalen, nicht mehr umkehrbaren Verneinung Gottes und sucht der Schöpfung und in ihr den anderen als Abbild Gottes geschaffenen Wesen, besonders den Menschen, seine tragische Lüge über jenes Gut, das Gott selber ist, aufzunötigen. Im Buch Genesis finden wir eine genaue Beschreibung dieser Lüge und der Verfälschung der Wahrheit von Gott, die Satan in Gestalt der Schlange den ersten Vertretern des Menschengeschlechtes aufzudrängen suchte: Gott sei eifersüchtig auf seine Vorzüge und lege dem Menschen Einschränkungen auf. Satan fordert den Menschen auf, sich von dem ihm auferlegten Joch zu befreien und „wie Gott“ zu werden.

6. In diesem Zustand existentieller Lüge wird Satan - nach dem Wort des heiligen Johannes - auch zum Mörder, d.h. zum Zerstörer des übernatürlichen Lebens, das Gott im Anfang ihm und den anderen als Abbild Gottes erschaffenen Wesen verliehen hatte, nämlich den anderen reinen Geistwesen und den Menschen. Der Satan will das Leben nach der Wahrheit, das Leben in der Fülle des Guten, das übernatürliche Gnadenleben und das der Liebe zerstören. Der Verfasser des Buches der Weisheit hat geschrieben: ,,Durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören" (Weish 2,24). Im Matthäus-Evangelium (10,28) mahnt Jesus Christus: "...fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib in das Verderben der Hölle stürzen kann!"

7. Als Folge der Sünde der Stammeltern hat dieser gestürzte Engel in einem gewissen Maß die Herrschaft über den Menschen gewonnen. Diese Lehre hat die Kirche immer ausdrücklich bekannt und verkündet; das Konzil von Trient (vgl. DS 1511) hat sie im Kapitel über die Erbsünde bestätigt; sie findet in der Taufliturgie einen dramatischen Ausdruck, wenn der Katechumene aufgefordert wird, dem Teufel und seinen Verführungen zu widersagen. Verschiedene Hinweise auf diese teuflische Beeinflussung des Menschen in seiner geistigen und sogar körperlichen Verfassung finden wir in der Heiligen Schrift, wo der Satan ,,der Herrscher dieser Welt (vgl. Joh 12,31; 14,30; 16,11), ja sogar ,,Gott dieser Weltzeit" (2 Kor 4,4) genannt wird. Noch viele andere Namen gibt es, die die unheilvollen Beziehungen des Teufels zum Menschen beschreiben: ,,Beelzebub" oder ,,Belial", "unreiner Geist", ,,der Böse" und schließlich ,,der Antichrist" (1 Joh 4,3). Er wird mit einem Löwen verglichen (1 Petr 5,8), mit einem Drachen (vgl. Offb 12,3.4.7.9.13.15.17; 13,2.4.11; 16,13,20,3) und mit einer Schlange (vgl. Gen 3). Sehr oft wird das Wort "diabolos" = Teufel gebraucht, um ihn zu benennen; dabei kommt dieses Wort vom griechischen Zeitwort ,,diabállein" in der Bedeutung von Zerstörung und Spaltung verursachen, verleumden, täuschen. Und wirklich geschieht ja das alles seit jeher durch den Bösen Feind, den die Heilige Schrift als Person vorstellt; er beteuert dabei, nicht allein zu sein: ,,Wir sind viele", schreien die Dämonen im Gebiet der Gerasener Jesus entgegen (Mk 5,9); Jesus aber spricht bei der Beschreibung des zukünftigen Gerichts vom ,,Teufel und seinen Engeln" (vgl. Mt

25,41).

8. Nach der Heiligen Schrift des Alten und besonders des Neuen Testaments umfassen Herrschaft und Einflussnahme Satans und der anderen bösen Geister die ganze Welt. Wir denken da an das Gleichnis Jesu vom Acker, der die Welt ist, an das Gleichnis vom guten Samen und vom Unkrautsamen, den der Teufel mitten unter den Weizen in der Absicht sät, die gute Saat in den Herzen zu vernichten (vgl. Mt 13,38-39). Wir denken auch an die zahlreichen Mahnungen zur Wachsamkeit (vgl. Mt 26,41; 1 Petr 5,8), an das Gebet und das Fasten (vgl. Mt 17,21) und denken an die nachdrückliche Versicherung des Herrn Jesus: ,,Diese Art von Dämonen kann nur durch Gebet ausgetrieben werden" (Mk 9,29). Die Tätigkeit Satans besteht vor allem darin, die Menschen zum Bösen zu verführen, indem er ihr Vorstellungsvermögen und ihre höheren Fähigkeiten beeinflusst, um sie in die dem Gesetz Gottes entgegen gesetzte Richtung zu lenken. Satan stellte sogar Jesus auf die Probe (vgl. Lk 4,3—13) mit dem extremen Versuch, den Forderungen der Heilsökonomie, so wie sie von Gott geplant war, entgegenzuarbeiten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Böse Feind es in gewissen Fällen so weit treibt, seinen Einfluss nicht nur auf materielle Dinge, sondern auch auf den Leib des Menschen auszuüben. Man spricht dann von ,,Besessenheit durch den Teufel" (vgl. Mk 5,2—9). Es ist oft schwierig, das Außernatürliche, das in solchen Fällen vorkommt, zu unterscheiden, die Kirche versteht sich nicht leicht dazu und gibt nicht leicht der Tendenz nach, viele Tatsachen der direkten Intervention des Teufels zuzuschreiben. Aber vom Prinzip her kann man es nicht verneinen, dass der Satan in seinem Wollen, zu schaden und zum Bösen zu verführen, es zu dieser extremen Bekundung seiner Gewalt bringen kann.

9. Schließlich müssen wir noch hinzufügen, dass die beeindruckenden Worte des Apostels Johannes: ,,Die ganze Welt steht unter der Macht des Bösen" (1 Joh 5,19) auch auf die Präsenz (Anwesenheit) Satans in der Geschichte der Menschheit hindeuten, eine Präsenz, die sich allmählich zuspitzt, wenn der Mensch und die Gesellschaft sich von Gott entfernen. Der Einfluss des bösen Geistes kann ganz tief im Dunkeln verborgen am Werk sein; es entspricht ja seinen Interessen, unerkannt zu bleiben. Die besondere Gewandtheit des Teufels in dieser Welt besteht darin, die Menschen dazu zu verführen, seine Existenz zu leugnen, und zwar im Namen des Rationalismus und eines jeden derartigen Denksystems, das alle möglichen Ausflüchte sucht, um ja nicht das Wirken des Teufels zugeben zu müssen. Das bedeutet aber nicht, dass dem Menschen sein freier Wille und die Verantwortung genommen und das Heilswirken Christi hinfällig würde. Es handelt sich vielmehr um einen Konflikt zwischen den finsteren Gewalten des Bösen und der Kraft der Erlösung. In dieser Hinsicht sind die Worte Jesu zu Petrus am Beginn der Passion viel sagend: "...Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt" (Lk 22,31). Darum begreifen wir, wie Jesus das Gebet, das Er uns gelehrt hat, das Vaterunser, das das Gebet vom Gottesreich ist, fast herb abschließt, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Gebeten seiner Zeit. Er erinnert uns an unsere Lage als solche, die den Nachstellungen des Bösen, des Widersachers, ausgesetzt sind. Der Christ, der im Namen Jesu den Vater im Himmel anruft und um das Kommen seines Reiches bittet, ruft mit der Kraft des Glaubens: Lass uns nicht in der Versuchung unterliegen, erlöse uns von dem Bösen! Gib, Herr, dass wir nicht in die Untreue fallen, zu der uns jener verführen möchte, der von Anfang an untreu war.        

  

6. Engel-Katechese während der General Audienz vom 20. August 1986

 

Der Sieg Christi über das Böse

 

1. Unsere Katechesen über Gott, den Schöpfer der ,,unsichtbaren" Dinge, haben uns dazu geführt, unseren Glauben, soweit er die Wahrheit über den Bösen oder den Satan betrifft, zu klären und zu stärken. Der Böse war sicherlich nicht von Gott, der höchsten Liebe und Heiligkeit, gewollt, und die weise und starke göttliche Vorsehung weiß unser Dasein zum Sieg über den Fürsten der Finsternis zu führen. Der Glaube der Kirche lehrt uns ja, dass die Macht Satans nicht unendlich ist. Er ist nur ein Geschöpf, als reines Geistwesen zwar mächtig, aber doch immer ein Geschöpf, mit den Grenzen des Geschöpfes, dem Willen und der Herrschaft Gottes unterworfen. Wenn Satan in der Welt aus Hass gegen Gott und sein Reich am Werk ist, dann ist ihm das von der göttlichen Vorsehung zugestanden, die mit Macht und Güte (,fortiter et suaviter") die Geschichte des Menschen und der Welt lenkt. Wenn die Machenschaften Satans gewiss auch den einzelnen und der Gesellschaft viel Schaden zufügen - geistiger und indirekt auch körperlicher Natur -, so ist er aber doch nicht imstande, die endgültige Bestimmung, auf die hin der Mensch und die ganze Schöpfung angelegt sind, nämlich das Gute, zunichte zu machen. Er kann den Aufbau des Gottesreiches nicht verhindern, in welchem am Ende die Gerechtigkeit und Liebe des Vaters zu den von Ewigkeit her im Sohn, dem göttlichen Wort, vorherbestimmten Geschöpfen zu voller Verwirklichung kommen. Wir können sogar mit dem heiligen Paulus sagen, dass selbst das Werk des Bösen schließlich zum Guten führt (vgl. Röm 8,28) und den Auserwählten zum Ruhm gereicht.

2. So kann die ganze Geschichte der Menschheit im Dienst der sich vollziehenden allumfassenden Erlösung gesehen werden, die geprägt ist vom Sieg Christi über den ,,Herrscher dieser Welt" (Joh 12,31; 14,30; 16,11). ,,Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen" (Lk 4,8), ist die unumstößliche Antwort Christi an den Satan. In einem dramatischen Augenblick seines Dienstes, als ihn jemand herausfordernd beschuldigte, die Dämonen auszutreiben, weil er mit Beelzebub, dem Anführer der Dämonen, verbündet sei, antwortet Jesus mit den ernsten und doch auch tröstlichen Worten: ,,Jedes Reich, das in sich gespalten ist, geht zugrunde, und keine Stadt und keine Familie, die in sich gespalten ist, wird Bestand haben. Wenn also der Satan den Satan austreibt, dann liegt der Satan mit sich selbst im Streit. Wie kann sein Reich dann Bestand haben?... Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen‘ (Mt 12,25—26; 28). „Solange ein bewaffneter starker Mann seinen Hof bewacht, ist sein Besitz sicher; wenn ihn aber ein Stärkerer angreift und besiegt, dann nimmt ihm der Stärkere all seine Waffen weg, auf die er sich verlassen hat, und verteilt die Beute" (Lk 11,21—22). Die Worte, die Christus in Bezug auf den Satan sprach, finden ihre geschichtliche Erfüllung im Kreuz und in der Auferstehung des Erlösers. Wie wir im Brief an die Hebräer lesen, hat Christus das menschliche Dasein geteilt bis hin zum Kreuz, "um durch seinen Tod den zu entmachten, der die Gewalt über den Tod hat, nämlich den Teufel, und um die zu befreien, die... der Knechtschaft verfallen waren" (Hebr 2,14—15). Das ist die große Gewissheit des christlichen Glaubens: ,,Der Herrscher dieser Welt ist gerichtet" (Joh 16,11); ,,der Sohn Gottes ist erschienen, um die Werke des Teufels zu zerstören" (1 Joh 3,8), wie uns der heilige Johannes bestätigt. Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, hat sich also als jener ,Stärkere" geoffenbart, der den ,,starken Mann", den Teufel, besiegt und dem er die Gewalt genommen hat. Die Kirche hat Anteil am Sieg Christi über den Teufel: Christus hat in der Tat seinen Jüngern die Gewalt gegeben, Dämonen auszutreiben (vgl. Mt 10,1 und parallel Mk 16,17). Die Kirche übt diese sieghafte Gewalt aus durch den Glauben an Christus und durch das Gebet (vgl. Mk 9,29; Mt 17‘19f), das in bestimmten Fällen die Form des Exorzismus annehmen kann.

3. Diese geschichtliche Phase des Sieges Christi ist von der Ankündigung und dem Beginn des Endsieges, der Parusie, geprägt, des zweiten und endgültigen Kommens Christi am Schluss der Geschichte, auf das hin das Leben des Christen entworfen ist. Wenn es auch wahr ist, dass die irdische Geschichte weiterhin abläuft unter dem Einfluss ,,jenes Geistes, der" —wie der heilige Paulus sagt — ,in den Ungehorsamen wirksam ist" (Eph 2,2), so wissen die Gläubigen doch, dass sie dazu berufen sind, für den endgültigen Sieg des Guten zu kämpfen: ,,Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs" (Eph 6,12).

4. Der Kampf wird allmählich, wenn es dem Ende zugeht, in gewissem Sinn immer heftiger, wie es vor allem die Offenbarung des heiligen Johannes hervorhebt, das letzte Buch des Neuen Testamentes (vgl. Offb 12,7-9). Aber gerade dieses Buch betont die Gewissheit, die uns von der ganzen göttlichen Offenbarung gegeben ist: dass nämlich der Kampf mit dem endgültigen Sieg des Guten endet. In diesem Sieg, der bereits im voraus im Ostergeheimnis Christi enthalten ist, erfüllt sich definitiv die erste Ankündigung aus dem Buch Genesis, die den bezeichnenden Namen Protoevangelium trägt. Darin hält Gott der Schlange entgegen: ,,Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau" (Gen 3,15). In dieser entscheidenden Phase wird Gott das Geheimnis seiner väterlichen Vorsehung zur Vollendung bringen und jene ,,der Macht der Finsternis entreißen", die er ewig ,,in Christus vorausbestimmt hat", und wird sie ,in das Reich seines geliebten Sohnes aufnehmen" (vgl. Kol 1,13-14). Dann wird der Sohn dem Vater auch das ganze Universum unterwerfen, damit ,,Gott herrscht über alles und in allem" (1 Kor 15,28).

5. Hier schließen die Katechesen über Gott, den Schöpfer der ,,sichtbaren und unsichtbaren Dinge", die wir in der Anordnung unserer Darlegungen mit der Wahrheit über die göttliche Vorsehung verbunden hatten. In den Augen des Glaubenden ist ganz offensichtlich das Geheimnis vom Anfang der Welt und der Geschichte unlösbar verbunden mit dem Geheimnis des Endes, in dem alles Erschaffene seiner Bestimmung gemäß zur Erfüllung kommt. Das Credo, das viele Wahrheiten so organisch verbindet, ist wirklich die harmonisch aufgebaute Kathedrale unseres Glaubens. In fortschreitender und organischer Weise konnten wir staunend das große Geheimnis der Weisheit und Liebe Gottes in seinem Handeln als Schöpfer des Kosmos, der Menschen und der Welt der reinen Geistwesen, bewundern. Wir haben den trinitarischen Urgrund dieses Handelns betrachtet, die weise Zielbestimmung für das Leben des Menschen, der ein wahres „Abbild Gottes" ist und berufen, seine volle Würde in der Anschauung der göttlichen Herrlichkeit zu finden. Wir haben Licht empfangen über eines der größten Probleme, die den Menschen beunruhigen und von denen seine Suche nach der Wahrheit erfüllt ist: das Problem des Leidens und des Bösen. An dessen Wurzel steht nicht eine Fehlentscheidung von Seiten Gottes, sondern sein Wunsch und in gewisser Weise sein Wagnis, uns als Freie zu erschaffen, um uns als Freunde zu haben. Aus der Freiheit ist das Böse hervorgegangen. Aber Gott gibt nicht nach, und in seiner transzendenten Weisheit bestimmt er uns zu seinen Söhnen und Töchtern in Christus und leitet alles mit Macht und Milde, damit das Gute nicht vom Bösen besiegt wird. Nun müssen wir uns von der göttlichen Offenbarung bei der Untersuchung anderer Geheimnisse unserer Erlösung führen lassen. Einstweilen haben wir eine Wahrheit in uns aufgenommen, die jedem Christen am Herzen liegen muss: die Existenz reiner Geistwesen, Geschöpfe Gottes, die im Anfang alle gut waren und sich dann durch eine sündhafte Entscheidung der einen unwiderruflich in Engel des Lichtes und Engel der Finsternis getrennt haben. Und während die Existenz der bösen Engel uns zur Wachsamkeit aufruft, damit wir nicht ihren Verlockungen nachgeben, sind wir gewiss, dass die siegreiche Macht Christi, des Erlösers, unser Leben umgibt, damit auch wir siegen. Dabei helfen uns kräftig die guten Engel, die Boten der Liebe Gottes, an die wir unser Gebet richten, wie es die Überlieferung der Kirche uns lehrt: ,,Engel Gottes, mein Beschützer, erleuchte, bewahre, leite und regiere mich, der ich von Gottes Vatergüte dir anvertraut bin. Amen." 

  

7. Engel-Katechese als Homilie bei der Wallfahrt

zum Monte Gargano am 24. Mai 1987

 

Sankt Michael - Beschützer und Verteidiger der Kirche

1. Es ist mir eine Freude, heute (24. Mai 1987) in eurer Mitte zu weilen im Schatten dieses dem Erzengel Michael geweihten Heiligtums, das seit 15 Jahrhunderten Ziel von Pilgerfahrten und Bezugspunkt derer ist, die Gott suchen und Christus nachfolgen wollen, «denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten» [Kol l, 16]. Herzlich grüße ich euch alle, ihr Pilger, die ihr aus dem Umkreis des Gargano, dieses wunderbaren Gebirgszuges, gekommen seid, der dem Blick des Besuchers reizvolle Ausblicke auf die liebliche, blühende Landschaft mit ihren charakteristischen Gruppen knorriger Ölbäume auf den Felsen bietet.

2. Wie einst viele meiner Vorgänger auf dem Stuhl Petri bin auch ich hierher gekommen, um einen Augenblick lang die diesem Heiligtum eigene Atmosphäre - Schweigen, Gebet und Buße - zu genießen; ich bin gekommen, um den Erzengel Michael zu verehren und ihn anzurufen, damit er die Kirche in einem Moment schütze und verteidige, in dem es schwierig ist, ein authentisches christliches Zeugnis ohne Kompromisse oder Halbheiten zu geben. Seit Papst Gelasius I. im Jahr 493 gestattete, die Grotte der Erscheinungen des Erzengels Michael als Gottesdienststätte zu gestalten, ihr auch selbst seinen ersten Besuch abstattete und dabei den Ablass «Perdono angelico» gewährte, sind viele Päpste seinen Spuren gefolgt und haben diesen heiligen Ort verehrt. Zu ihnen zählt man Agapitus I., Leo IX., Urban II., Innozenz II., Cölestin III., Urban VI-, Gregor IX., den heiligen Petrus Cölestinus und Benedikt IX. Auch zahlreiche Heilige sind hierher gekommen, um Kraft und Trost zu schöpfen: ich möchte den heiligen Bernhard, den heiligen Wilhelm von Vercelli- den Gründer der Abtei Montevergine -, den heiligen Thomas von Aquin und die heilige Katharina von Siena nennen. Mit Recht berühmt geworden und immer noch in lebhafter Erinnerung ist der Besuch des heiligen Franz von Assisi, der zur Vorbereitung auf die Fastenzeit 1221 hierher kam. Die Überlieferung berichtet, dass er, der sich nicht für würdig hielt, in die heilige Grotte einzutreten, bei ihrem Eingang stehen blieb und auf einem Stein ein Kreuzzeichen einritzte.

Dieser lebendige und nie unterbrochene Strom berühmter und einfacher Pilger, der seit dem Hochmittelalter bis in unsere Tage aus diesem Heiligtum einen Ort der Begegnung im Gebete und der Stärkung des christlichen Glaubens gemacht hat, bezeugt, wie sehr die Gestalt des Erzengels Michael, Hauptfigur vieler Seiten des Alten und Neuen Testaments, vom Volk verehrt und angerufen wird, und wie sehr die Kirche seines himmlischen Schutzes bedarf, des Schutzes dessen, der in der Bibel als der große Kämpfer gegen den Drachen, den Anführer der Dämonen, vorgestellt wird. Wir lesen in der Offenbarung: «Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten, und sie verloren ihren Platz im Himmel. Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel und Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt, und mit ihm wurden seine Engel hinab geworfen»( Offb 12,7-9]. Der Autor des heiligen Textes legt uns in dieser dramatischen Beschreibung den Fall des ersten Engels vor, der vom Ehrgeiz verführt wurde, «wie Gott» zu werden. So erklärt sich auch die Reaktion des Erzengels Michael, dessen hebräischer Name «Wer ist wie Gott?» das Eintreten für die Einzigkeit und Unverletzbarkeit Gottes zum Ausdruck bringt.

3. Die Angaben der Offenbarung über die Persönlichkeit und die Rolle des heiligen Michael sind zwar lückenhaft, aber sehr beredt. Er ist der Erzengel [Jud 9], der sich für die unveräußerlichen Rechte Gottes einsetzt. Er ist «der große Engelfürst, der für die Sühne des Gottesvolkes eintritt» [Dan 12,1], aus dem der Erlöser hervorgehen wird. Das neue Volk Gottes ist jetzt die Kirche. Das ist nun der Grund, warum sie Michael als ihren Beschützer und Helfer in all ihren Kämpfen für die Verteidigung und Ausbreitung des Reiches Gottes auf Erden betrachtet. Wenn auch, der Versicherung des Herrn gemäß, «die Mächte der Unterwelt sie nicht überwältigen werden» [Mt 16,18], so bedeutet das jedoch nicht, dass wir keine Prüfungen und Kämpfe gegen die Hinterlist des Bösen zu bestehen haben. In diesem Kampf steht der Erzengel Michael der Kirche zur Seite, um sie gegen alle Bosheiten der Welt zu verteidigen und den Gläubigen beim Widerstand gegen den Dämon beizustehen, der «wie ein brüllender Löwe umhergeht und sucht, wen er verschlingen kann» [l Petr 5,8]. Dieser Kampf gegen den Dämon, der die Gestalt des Erzengels Michael kennzeichnet, ist auch heute aktuell, weil der Dämon noch immer lebt und in der Welt wirkt. Tatsächlich, das Böse, das sich in ihr findet, die Unordnung in der Gesellschaft, die Widersprüchlichkeit des Menschen, die innere Zerbrochenheit, deren Opfer er ist, sind nicht nur Folgen der Erbsünde, sondern auch des verheerenden und dunklen Wirkens Satans, dieses hinterlistigen Feindes des moralischen Gleichgewichtes des Menschen, den der heilige Paulus entschieden als den «Gott dieser Weltzeit» bezeichnet, da er sich als gerissener Betörer kundtut, der es versteht, sich ins Spiel unseres Handelns einzuschleichen, um dort Abweichungen zu bewirken, die ebenso schädlich wie unseren instinktiven Wünschen scheinbar gemäß sind. Deshalb warnt der Völkerapostel die Christen vor den Hinterhalten des Dämons und seines zahlreichen Gefolges, wenn er die Bewohner von Ephesus auffordert: «Zieht die Rüstung Gottes an, damit ihr den listigen Anschlägen des Teufels widerstehen könnt. Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen die Fürsten und Gewalten, gegen die Beherrscher dieser finsteren Welt, gegen die bösen Geister des himmlischen Bereichs» [Eph 6,11-12]. An diesen Kampf erinnert die Gestalt des Erzengels Michael, dem die Kirche sowohl des Ostens als auch des Westens stets besondere Verehrung entgegengebracht hat. Wie bekannt, errichtete Konstantin das erste ihm geweihte Heiligtum in Konstantinopel: das berühmte Michaelion, dem in jener neuen Hauptstadt des Reiches zahlreiche andere, dem Erzengel geweihte Kirchen folgten. Im Westen verbreitete sich die Verehrung des heiligen Michael vom 5. Jahrhundert an in vielen Städten: in Rom, Mailand, Piacenza, Genua und Venedig; die berühmteste der vielen Verehrungsstätten ist jedoch sicher die auf dem Gargano. Der Erzengel wird hier auf dem 1076 in Konstantinopel gegossenen Bronzetor dargestellt, wie er den höllischen Drachen erlegt. Dies ist das Symbol, mit dem ihn die Kunst darstellt und die Liturgie anruft. Alle erinnern sich an das Gebet, das vor Jahren am Ende der heiligen Messe gesprochen wurde: «Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe ...»Ich werde dieses Gebet gleich im Namen der ganzen Kirche wiederholen. Vorher jedoch erteile ich euch allen, die ihr hier anwesend seid, sowie euren Familien und allen Menschen, die euch teuer sind, meinen Segen, der auch all jenen gilt, die an Leib und Seele leiden.  "Heiliger Erzengel Michael, verteidige uns im Kampfe. Gegen die Bosheit und die Nachstellung des Teufels sei unser Schutz. Gott gebiete ihm! So bitten wir flehentlich. Du aber, Fürst der himmlischen Heerscharen, stürze den Satan und die anderen bösen Geister, die zum Verderben der Seelen in der Welt umherschleichen, in der Kraft Gottes hinab in die Hölle." (Papst Leo XIII.)

Papst Paul VI.

Ansprache während der Generalaudienz am 15. November 1972

 

Mir ist der Gedanke gekommen, zu euch über ein eigenartiges Thema zu sprechen, dass jedoch in der Logik der Unterweisung, die wir in diesen Pastoralaudienzen ein wenig behandeln, wiederkehrt. Wovon reden wir? Wir reden von den Bedürfnissen der Kirche, und eines dieser Bedürfnisse ist diese eigenartige und schwierige Verteidigung. Ein Gedanke der Verteidigung, der mich nicht loslässt. Gegen wen?  Der heilige Paulus sagt, dass wir kämpfen müssen. Wir wissen es, aber gegen wen? Der heilige Paulus hat viele Male insbesondere gesagt, dass wir kämpfen müssen und wie Soldaten kämpfen müssen. Wir müssen sodann nicht gegen die sichtbaren Dinge, gegen Fleisch und Blut, kämpfen, sagt er. Aber wir müssen den Kampf führen, ich nenne ihn "den Kampf gegen das Dunkle". Wir müssen gegen die Geister kämpfen, die Geister, die in die Atmosphäre eindringen. Mit anderen Worten, wir müssen gegen den Teufel kämpfen. Daran denkt man nicht mehr. Und mindestens dieses Mal will ich mich dagegen auf den Gedanken über dieses schreckliche und unvermeidliche Thema berufen. Wir haben gegen diesen unsichtbaren Feind zu kämpfen, der unserem Leben nachstellt und gegen den wir uns verteidigen müssen. Indes, warum spricht man nicht mehr davon? Man spricht nicht mehr davon, weil es da keine sichtbare Erfahrung gibt. Von Dingen, die man nicht sieht, glaubt man, dass sie nicht existieren. Mit dem Übel hingegen kämpfen wir. Aber was ist das für ein Übel? Das Übel ist das Fehlen von etwas, ein Mangel. Jemandem geht es schlecht; es fehlt ihm die Gesundheit. Jemand ist arm, es geht ihm schlecht; ihm fehlt das Geld. Und so weiter. Hier verändern sich die Dinge. Und dann wird die Sache schrecklich: Wir haben vor uns nicht mehr einen Mangel, etwas Fehlendes. Wir haben vor uns ein wirksames Übel; ein existierendes Übel, ein Übel, das Person ist; ein Übel, das wir nicht als Verminderung des Guten bezeichnen können; es ist eine Bejahung des Bösen. Und das macht uns Angst, und wir müssen Angst haben. Wer sich weigert, diese schreckliche Wirklichkeit als bestehend anzuerkennen, verlässt den Rahmen der biblischen und kirchlichen Lehre. Sie ist geheimnisvoll und Furcht erregend. Und wenn jemand sagt: "Ich denke nicht daran", dann handelt er nicht im Sinn des Evangeliums. Warum? Weil das Evangelium voll, ich würde sagen übervoll, ist von der Gegenwart des Teufels. Und wenn ich euch in das Milieu, die Atmosphäre, die Psychologie, die Mentalität des Evangeliums versetzen will, muss ich zumindest diese geheimnisvolle Gegenwart spüren. Dann werde ich nicht dazu gelangen, sie im einzelnen zu identifizieren; ich will keine Phantasien erzeugen und die Menschen auch nicht zum Aberglauben treiben usw. Aber es gibt diese Wirklichkeit. Und das Evangelium spricht davon, ich wiederhole es, auf vielen, vielen Seiten. Das ist also die Bedeutung, die die Warnung vor dem Bösen für unsere korrekt christliche Auffassung von der Welt, vom Leben, vom Heil annimmt. Diese Bedeutung lässt Christus selbst uns erkennen. Und wie viele Male?  Zuerst, am Anfang der biblischen Geschichte des Evangeliums, hat der Herr beim Antritt seines öffentlichen Lebens die Schlacht beginnen wollen, indem er sie erklärte; er hat jene drei berühmten Versuchungen gehabt. Es ist eine der geheimnisvollsten Seiten des Evangeliums, aber so reich an Bedeutung. Die drei Versuchungen Christi, die ein großer russischer Schriftsteller, dessen Namen ihr alle kennt, Dostojewski, in seinem Hauptwerk, ich würde sagen zum Katechismus über die drei Versuchungen Christi gemacht. hat. Was will Christus sagen, der dem Hunger begegnet? Der ganze moderne Materialismus ist das. Christus, der der spiritistischen, geistlichen Versuchung begegnet:  "Stürze dich von der Zinne, und du wirst unversehrt sein, weil dir die Engel helfen werden, wenn du der Sohn Gottes bist:" Die geistliche Anmaßung. Und dann der Stolz: "Siehe das Panorama der Welt; wenn du mich anbetest, werde ich dich zum Herrscher der Welt machen." Und Jesus weist zurück: "Weiche, Satan!"  Und dann kommen Engel, ihn zu nähren und ihm zu dienen. Das ist wahrhaft verblüffend. Auch die Auslegung dieses Abschnitts des Evangeliums ist erstaunlich. Wie nicht daran denken, dass Christus dreimal wie entscheidet? Indem er sich auf den Teufel als seinen Gegner bezieht, bezeichnet er ihn: "Fürst dieser Welt". Wer ist der Fürst der Welt? Jesus sagt: "Fürst der Welt ist der Teufel." Wir sind alle unter einer dunklen Herrschaft, die uns beunruhigt, uns versucht, und krank, unsicher, böse macht usw. Der heilige Paulus, weil der dem Evangelium zustimmt, nennt ihn dann im zweiten Brief an die Korinther den "Gott dieser Welt". Wer hätte je gedacht, ihn mit dem höchsten Titel des Seins, Gott bezeichnen zu können? Wir würden, über den Mund des Apostels, diesen auf den Teufel bezogenen Titel finden können: "Der Gott dieser Welt".vUnd dann bringt der heilige Paulus uns zur Warnung das, von dem ich euch vorher sprach: dass wir auch mit den Geistern kämpfen müssen, ohne zu wissen, wo sie sind, wie sie sind usw. Aber dann lehrt er uns, wie man die Therapie ansetzen muss, die Verteidigung auch gegen diese Art von Gegnern. Ich spreche nicht von anderen, um kurz zu bleiben, aber wir würden wahrhaftig in der ganzen christlichen Literatur solches finden. Findet ihr nicht in der Liturgie in jedem Augenblick die Erwähnung des Teufels? Die Taufe: Man hat jetzt die Exorzismen gekürzt; ich weiß wirklich nicht, ob das eine sehr realistische und sehr gelungene Sache ist. Die Taufe ist der erste Akt, die Vorsehung des Herrn, mit dem er diesen tödlichen Feind entfernt, Satan, der der Feind des Menschen ist. Warum? Weil er, seit dem Fall Adams beim ersten Ursprung des Menschen, die Hauptperson ist; der Teufel erwarb eine gewisse Herrschaft über den Menschen, von der uns nur Christus befreien kann. Und das ist Geschichte, die noch immer andauert, denn die Erbsünde ist ein Erbe, dass sich nicht durch Schuld oder zufällig verbreitet, sondern durch Zeugung. Die Geborenen stehen zunächst wohl eher unter der Herrschaft des Teufels als unter der Herrschaft Gottes. Die Taufe kauft uns aus dieser Sklaverei los und macht uns frei und zu Gotteskindern. Somit ist der Teufel der Feind Nummer eins.

 


Letzte Änderung: 15.11.2010 um 15:35

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