Lesejahr C 2012/13

"Aus Liebe zu den Menschen" - (Gründonnerstag - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

"Aus Liebe zu den Menschen!“

Das ist die Botschaft, die wir als große Überschrift über die heutige Feier vom letzten Abendmahl setzen können. „Aus Liebe zu den Menschen!“ Doch was beinhaltet diese Liebe Gottes zu uns Menschen?

Zunächst einmal hören wir von einer Fußwaschung, einem Dienst am Nächsten, den Christus an seinen Jüngern tut. Er wäscht ihnen die Füße, nicht den Kopf, kniet sich vor ihnen hin und gibt ihnen so sein Beispiel, wie er den Dienst in seiner Kirche versteht. Ist von diesem Dienen in unserer Kirche noch viel übrig geblieben?

Man hört heute Forderungen, Ansprüche, „ich will bedient werden, ich zahle Kirchensteuer“, aber dienen, in der Kirche für andere da sein, in der Kirche Gott die Ehre geben, ist das nicht für viele Getaufte zu einem Fremdwort geworden? Vor einigen Tagen war in der Zeitung zu lesen, dass es der dauerhafte und unersättliche Wohlstand ist, der einen Großteil der Menschen hierzulande unzufrieden macht. Forscher haben dies anhand einer aktuellen Studie in Deutschland belegt. Man ist den Weg der Selbstverwirklichung gegangen und erntet eine immer ausgeprägtere Egogesellschaft. Aber man hat dabei vergessen, dass der Mensch der gerne gibt zufriedener ist, als der, der nur haben will.

Schon zur Zeit Jesu ließ sich der Kaiser die Füße von seinen Hofbeamten waschen, von denen, die er nicht mochte, um sie vor allen Anwesenden zu demütigen. Dass aber der Kaiser umgekehrt seinen Untertanen die Füße wasche würde, das war undenkbar, weil er damit seine Macht in Frage stellte. Gott tut es und er tut es nicht aus einem Zwang heraus oder einer Not, sondern freiwillig, als demütiges Zeichen seiner Liebe für uns, die immer auch das Dienen beinhaltet.  

Papst Benedikt hat in einem seiner Bücher geschrieben: „Eine Kirche die nicht dient, dient zu nichts.“ Vielleicht denken wir bei „der Kirche“ eben immer nur zuerst an den Papst und die Bischöfe und die Pfarrer und alle die katholische Kirche in der Öffentlichkeit repräsentieren, aber eben nicht auch an uns. Dabei sind wir alle, seit unserer Taufe „Kirche“ geworden, unabhängig von einem Amt oder einem Beruf im kirchlichen Bereich. Jesus spricht vom Leib Christi und meint damit uns von alle, als Gliedern an dem einen Leib, seiner Kirche. All diese Glieder leiden mit, wenn auch nur ein Glied leidet, ja das erleben wir doch heute, weil der Leib der Kirche durch Menschen zutiefst verwundet ist. Weil nicht nur wir an der Kirche leiden oder an anderen in der Kirche leiden, sondern auch Menschen an uns, an mir leiden, wenn ich mehr schimpfe als diene. Nur Forderungen an Andere helfen da wenig, aber mein gelebtes Beispiel das hilft, diesen Leib Christi aufzubauen und ihm Ansehen und Würde zu geben. Heute Abend wird Papst Franziskus einigen jungen Strafgefangenen im Gefängnis die Füße waschen, als ein Zeichen des Dienens in der Kirche.

Umso unverständlicher ist es, dass man in Deutschland ein Kirchensteuersystem entwickelt hat, dass es uns ermöglicht aus unserer Kirche auszutreten. So als könnten wir nach unserer Taufe, einige Jahren später, diese wieder im Pfarrbüro abgeben. Nein, Gottes Bund ist unauflöslich, wir können ihn meiden oder vergessen, ignorieren oder ablehnen, aber wir bleiben immer Getaufte, auch nach einem Austritt.

Auch einen zweiten Aspekt beinhaltet diese Liebe Gottes zu uns Menschen, in der Lebenshingabe Jesu am Kreuz. Sein Leib wird zerbrochen, das hören wir noch einmal eindrücklich in der Passionserzählung am Karfreitag. Genau das soll symbolisch gezeigt werden, wenn der Priester die große Hostie vor der Kommunionausteilung zerbricht. Gottes Sohn hat sich für uns zerbrechen lassen, hat alles Leid, alle Sünden, Fehler und Schwächen aller Menschen, aller Zeiten, auch unserer auf sich genommen. Nach seinem letzten Abendmahl fleht er förmlich seine Jünger an in diesen Stunden seiner Angst vor dem bevorstehenden Leid und Tod mit ihm zu wachen und zu beten. Aber sie schlafen, denken zuerst einmal an sich, lassen den lieben Gott einen guten Menschen sein.

„Wachet und betet“, das ist die Einladung des Herrn auch an uns, heute Abend eben nicht dem Gewohnten gleich wieder nach zu gehen, sondern hier zu bleiben. Betend und mittrauernd besser zu verstehen, wer dieser Gott ist, was er für mich erduldet und erlitten hat, um seine Liebe für uns Menschen auch zu begreifen.

Hier beginnt das Dienen, von dem uns Jesus erzählt und das er uns als Gott vorgelebt hat. Bei seiner ersten öffentlichen Ansprache sagte Papst Franziskus zu den Gläubigen auf dem Petersplatz: „Gott wird es nie müde, zu vergeben.“ Dieses Wort dürfen wir nie vergessen. Das Problem besteht vielmehr darin, dass wir Menschen müde werden, Gott um Vergebung zu bitten.  So müssten auch wir immer wieder neu lernen, was es heißt barmherzig zu sein. Und so die Worte Jesu im Abendmahlsaal richtig für unser Leben zu deuten:

„Begreift ihr, was ich an euch getan habe? … Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (pm)

Letzte Änderung: 28.03.2013 um 08:44


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