Lesejahr B 2011/12
"Bist du ein König?" (Christkönigssonntag - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 23.11.2012 |
Welche Bilder kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an einen König oder an eine Königin denken?
Schöne, prunkvolle Kleider – ein Schloss – ein großes Reich – Reichtum – Krieg – Versklavung – Macht?
All das haben Menschen, haben Generationen vor uns erlebt, eben unter der Führung von Königen und auch Königinnen. Einige von Ihnen waren finster und tyrannisch, andere milde und wohltätig, es gibt sogar Königinnen und Könige, die wir heute als Heilige verehren.
Zunächst einmal fange ich mit den Bekanntesten an: Kaspar, Melchior und Balthasar. Aber da gibt es auch einen Heiligen König Ludwig von Frankreich, einen Heiligen König Olav von Norwegen und einen Heiligen König Knut von Dänemark. Ebenso einen Heiligen König Stephan von Ungarn, eine Heilige Königin Hedwig von Polen, eine Heilige Königin Nana von Georgien, eine Heilige Königin Mathilde aus Sachsen, das Heilige Königspaar Heinrich und Kunigunde aus Bayern und viele, viele mehr.
Alles Heilige aus einer Zeit, in der neben einem König und einer Königin keine andere Regierungsform bekannt und denkbar war. Und es ist einmal interessant, einen Blick in diese Zeit und in diese Geschichte zu werfen, um zu sehen: Was machte denn so einen König oder eine Königin aus, was waren ihre Stärken und ihre Schwächen, ihre Macht und ihre Ohnmacht? Mal zu lesen, was sie über Gott gedacht haben und wie sie ihren Glauben lebten.
Heute erfüllen Könige und Königinnen ja eher noch eine stellvertretende Funktion, etwa wie unser Bundespräsident. Und doch sind sie sehr beliebt, haben hohes Ansehen und genießen viel Aufmerksamkeit.
„Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“, haben wir Jesus im Evangelium sagen hören. Er sagt es vor dem Vertreter des damaligen Gesetzes, vor dem römischen Stadthalter von Jerusalem: Pontius Pilatus. Der hat ihn zu beurteilen, soll über ihn ein Urteil sprechen und ihr verurteilen, ohne recht zu wissen, wen er da vor sich hat. Und so fragt er ihn nach seinem Titel, nach seinem Rang, nach seinem Ansehen: „Bist du ein König?“ Denn der, der da vor ihm steht, sieht alles andere aus, als ein König: Geschlagen, bespuckt und getreten, in Ketten, mit zerrissenen Kleidern, ohne Glanz, ohne Krone, ohne Soldaten oder Hofstaat. Keiner tritt für ihn ein, keiner bekennt sich zu ihm, alle wollen ihn verurteilt sehen. Doch was hat er getan, was hat er verbrochen, um verurteilt zu werden, um gerichtet zu werden? Er hat von sich behauptet, dass er der Sohn Gottes ist, das ist sein Urteilsspruch.
Vielleicht können Sie so besser verstehen, wenn Christus sagt: „Wenn es (mein Königtum) von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich nicht … ausgeliefert würde.“
In einigen Wochen werden wir die Menschwerdung dieses Königs feiern, mit viel Licht und schönen Gesängen, mit Freude und guter Laune. Schon jetzt beginnt die Konsumwelt für Weihnachten, also die geweihte Nacht des Jahres aufzurüsten und sich ins Zeug zu legen. Und wenn wir dann fragen, für wen tut ihr das alles – vor – an – nach Weihnachten? Würden wir dann heute nicht vielerorts die gleiche Antwort hören? „Für mich, meine Familie, meine Freunde, für eine schöne Stimmung, wegen der Gefühle, der tristen Jahreszeit …“ Und würden wir dann weiter fragen: „Tust tu es auch für Christus, deinen König?“ Müssen wir dann nicht damit rechnen, dass viele verlegen schweigen oder vielleicht fragen würden: „Wer ist dieser König? Und wo sind die Zeugen für ihn und sein Königreich, die uns von ihm erzählen?“
Liebe Mitchristen, wir werden wohl den Säkularisierungsprozess auch in den nächsten Jahren hier bei uns nicht aufhalten können, denn er ist eine logische Konsequenz einer zunehmend sinnentleerten Suche, eines Ersatzes für einen Glauben und einen Gott, der vielen fremd geworden ist. Aber wir können Zeugen sein für diesen König, von ihm reden und allen, die uns danach fragen, den Sinn neu erschließen. Hier brauchen wir nicht zurück zu schauen und frühere Nostalgie zu betrauern, sondern nach vorne müssen wir blicken, wo Gott auch heute und gerade bei mir wieder dabei ist, sein Reich aufzubauen, neu und schöner als je zuvor. Der, der sich für ihn entschieden hat, dem wird es auch leicht fallen, von ihm zu sprechen und an ihn zu glauben.
Und in aller Schwachheit, die wir ja als Christen an anderen und oft auch an uns selber erleben, dann zu Gott zu rufen, zu ihm zu beten. Gottes Reich und damit auch seine Kirche ist gegründet auf die Kraft des Heiligen Geistes und hat an Pfingsten seinen Ursprung. Ohne Pfingsten gäbe es keine Kirche, keinen Glauben an Jesus Christus und nebenbei könnte ich mir diese Zeilen dann auch sparen!
Der Heilige Geist ist und wird auch immer der Handelnde in der Kirche und an uns sein, wir dürfen ihm unsere Mitarbeit anbieten und ihn um seinen Beistand bitten. Mit ihm kommt die Freude und Glaubensstärke, die Sicherheit in unser Leben, in unseren Alltag, ohne ihn bleibt die Frage: „Bist du ein König?“
„Komm Heiliger Geist, entzünde neu unsere Herzen, damit wir Jesus Christus, als unseren König erkennen und an ihn glauben können. Komm Heiliger Geist, belebe deine träge gewordene Kirche neu und fange bei mir an.“ (pm)
Letzte Änderung: 24.11.2012 um 15:52
Zurück