Lesejahr C 2012/13

"Die Würde eines jeden Menschen" (13. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

Beim Lesen des Evangeliums erinnerte ich mich an eine junge Ordensfrau, die auf einer Wallfahrt vor einigen Jahren ein wenig über ihr alltägliches Ordensleben erzählte und die Mitfahrenden dabei ziemlich zum Schmunzeln brachte. Sie sagte uns, dass sie nach ihrem Eintritt in die Gemeinschaft heftigste Probleme mit einem Ordensmitbruder hatte, den sie überhaupt nicht ausstehen konnte. Ihrem geistlichen Begleiter erzählte sie von ihrer Wut im Bauch und auch dass sie den Mitbruder am Liebsten auf den Mond geschossen hätte. Doch ihr geistlicher Begleiter begann zu lächeln und sagte zu ihr: „Jetzt stell dir mal vor, der käme auch zu mir und würde mir ebenfalls sagen, dass er dich am liebsten auf den Mond schießen würde. Dann wärt ihr beide ja wieder zusammen, auf dem Mond!“ Das, so sagte sie uns, half ihr darüber nachzudenken einen anderen Weg im Umgang mit diesem schwierigen Menschen zu wählen, sie wollte ihn versuchen anzunehmen, so wie er ist und nicht so wie sie gern gehabt hätte. In der Lesung schildert uns der Apostel Paulus bereits solche Probleme und zeigt auch eine konkrete Lösung auf: „Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt Acht, dass ihre euch nicht gegenseitig umbringt.“ Und wer von uns kennt keine bissigen oder vereinnahmenden Menschen? Über den oder die uns dann kein gutes Wort über die Lippen kommt, eher das Negative. Petrus und Paulus, deren Gedenktag wir gestern gefeiert haben, waren sich auch nicht immer grün, nein, ganz im Gegenteil. Der gelehrte und theologisch gebildete Paulus und der einfache aber herzensgute Petrus, unterschiedlicher können Menschen gar nicht sein und auf diese beiden Charaktere baut Christus seine junge Kirche. Wenn es damals Wettbüros gegeben hätte, wären die Christen reich geworden, denn keiner außerhalb der Kirche hätte auf die beiden damals auch nur einen Pfifferling gesetzt. Paulus der Eiferer und Petrus der Versager, Gottes Bodenpersonal kurz nach seiner Auferstehung. Und doch sind die beiden sympathisch, weil sie das menschliche widerspiegeln, das uns allen im Leben Schwierigkeiten bereitet und weil sie auf den Beistand Gottes setzen, damit er sie immer tiefer hineinnehmen darf in die gelebte Liebe zu ihm und den Mitmenschen. Sie haben sich nicht auf ihren Schwächen ausgeruht, sondern sie haben sich von Gott im Leben heilen lassen. Paulus wird später sagen: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“ Und Petrus antwortet seinem Meister: „Du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Aber das braucht halt seine Zeit und geht nicht von jetzt auf gleich oder per Knopfdruck, wie bei einer Maschine „Herr sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet?“ Die braven Jünger sind von der Rolle, so erbost über die Samariter, die damaligen Erzfeinde der Juden, weil diese sie und ihren Meister nicht in ihrem Dorf aufgenommen haben. Jesus weist sie zurecht, ja, es gibt eine Standpauke. Der Wert und die Wertschätzung Gottes für einen Menschen sind nicht davon abhängig, was andere von ihm oder ihr denken, über ihn oder sie reden. Nein, zum Glück nicht, zum Glück dürfen wir uns von seiner Würde her gesehen, als wertvoll betrachten. Darum ist es auch für uns Christen so wichtig, dass wir uns immer wieder vor Augen halten, wie Gott mich sieht und was ich ihm bedeute? Wer von uns vermag mit Sicherheit zu sagen, dass er bei der Geburt wirklich gewollt war? Haben wir jemanden, der sich an uns freut, einfach nur weil wir da sind, jemanden der uns nicht mehr vermissen will? Wie dem auch sei, von Gott her gelten wir alle als ein Geschenk, eines das er sich Gott selbst gemacht hat, weil er die Liebe ist. (pm)

Letzte Änderung: 27.06.2013 um 13:10


Zurück