Lesejahr A 2013/14

"Die Zeit gehört Gott" (Silvester - 2013)

Geschrieben von (pm) am 11.01.2014
Lesejahr A 2013/14 >>

Viele schauen wohl heute Abend nochmals zurück auf das nun bald endende Jahr. Wir erinnern uns noch einmal an wichtige Ereignisse für uns oder versuchen uns klarzumachen, was wir uns vorgenommen hatten und was uns gelungen ist; was uns überrascht hat und geschenkt wurde. Wie von selbst blicken wir dann auf das nun kommende Jahr, auf unsere Pläne und Vorsätze wie auch auf das, was unerwartet auf uns zukommen mag. Durch diesen Blick nach vorne und zurück, wird uns hoffentlich bewusst, dass unser Leben nicht in unserer Hand liegt, sondern jemand anderes seine Hand im Spiel hat.

Die Zeit ist nicht unser Besitz. Wir können sie nicht anhäufen, sammeln. Sie gehört Gott. Er hält sie in seinen Händen und teilt sie uns zu. Mein Leben, von Anfang an und jeden Tag, ist sein Geschenk, aber ich darf es mitgestalten und irgendwann wieder an Gott zurückgeben. Nur wenn wir wahrnehmen, dass unsere Zeit in Gottes Händen liegt, müssen wir nicht mehr weglaufen vor unserer Lebenszeit, dann können wir es wagen, uns die Frage nach dem Sinn des Lebens zu stellen. Und wir können dann auch jeden Tag intensiv und bewusst leben. Wenn meine Zeit in Gottes Händen steht, dann muss ich auch nicht gierig hinter allem, was irgendwie Leben verspricht, herlaufen und brauche keine Angst zu haben, irgendetwas zu verpassen. Ich vertraue ihm meine Zeit an und er wird das Beste daraus machen. Wenn wir unsere Zeit in Gottes Händen sehen, dann verlieren wir unsere Ängste vor Zeitenenden und Zeitenwenden. Unsere Zeit ist geschenkte, geliehene Zeit aus Gottes Ewigkeit. Nichts, was wir leisten, besitzen, löst uns aus der Zeit und unserer eigenen Endlichkeit heraus.

Wenn meine Zeit in Gottes Händen steht, dann sollte man sie auch in seine Hände legen. Das fängt damit an, dass man ihm täglich ein wenig Zeit schenkt. Zu beten, in der Bibel zu lesen, ihn zu loben und zu ehren, einfach für ihn da zu sein, ist die beste Investition, die ich tätigen kann. Da kann ich meine eigenen Pläne für meine Zeit darlegen, auf seine Stimme hören und darauf achten, was Er dazu zu sagen hat. Zeit für Gott ist nie vergeudet, denn ich bekomme sie als sinnerfüllte Zeit zurück. Nur die Zeit, die ich in seine Hände lege, die aber ebenso auch aus seinen Händen empfangen wird, ist erfüllte, gesegnete Zeit.

Die größte Versuchung der Gegenwart ist es, keine Zeit mehr für Gott zu haben. Das ist meines Erachtens auch ein Grund für die Glaubenskrise vieler Menschen. Je schneller das Leben wird, umso weniger Zeit, Stille und Ruhe finden wir, um Gott zu hören. Und je weniger wir ihn hören beziehungsweise auf ihn hören, umso mehr verlieren wir ihn aus den Augen, umso weniger Erfahrungen machen wir mit ihm und umso unerfüllter bleibt unser Leben. Und erst dann können sich Geld, Besitz und Macht, in den Mittelpunkt unseres Lebens drängen. Zeit für Gott, für die Seele, ist das eine; Zeit für meine Mitmenschen, das ist das andere, was unsere Zeit reich macht. Zeit haben für die, die mit uns auf dem Weg sind. Auch darüber sollten wir uns Gedanken machen. Habe ich noch Zeit für meine Mitmenschen? Wenn wir die Zeit für uns behalten, wenn wir sie ängstlich schützen wollen, dann bleibt sie leer und unfruchtbar.

In Gott, sagt Augustinus, gibt es keine Vergangenheit, Gegenwart und keine Zukunft. In ihm gibt es nur das immerwährende ewige Heute. Unser Leben dagegen ist vergänglich. Es währt 70, ja wenn es hoch kommt 80 Jahre, sagt der Psalmist sehr realistisch. Und er bittet Gott aufgrund dieser Erfahrung – meine Tage zu zählen, lehre mich, dann gewinne ich ein weises Herz. Gerade aus der Erfahrung der menschlichen Endlichkeit wächst die Sehnsucht nach dem Unendlichen. Nur Gott aber kann der Zeit der Menschen Ewigkeit verleihen. Das ist die frohe Botschaft, die uns gerade an Weihnachten geschenkt wurde: Der Sohn Gottes ist Mensch geworden in der Zeit und hat sie so für den Menschen geheiligt. Er schenkt uns in Jesus Christus die Souveränität, die Fesseln der Zeit abzuwerfen und sich Zeit für sich selbst, für den Nächsten und Gott zu nehmen. Bitten wir auch heute Abend den Herrn unsere Zeitlichkeit und uns selbst zu segnen, mit der Gewissheit, dass wir für die Ewigkeit bestimmt sind. (DM)


Letzte Änderung: 12.01.2014 um 08:27

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