Lesejahr B 2011/12
"Effata - öffne dich" (23. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 05.09.2012 |
Kopfhörer sind heute sehr gefragt, gerade bei Jugendlichen, wenn sie Musik hören wollen. Das ist dann schon eine feine Sache, wenn man auf dem Schulweg seine Lieblingsmusik hört oder beim Bummel durch die Stadt, im Bus oder im Zug unterhalten ist. Doch hat diese Angewohnheit, die wir mittlerweile fast überall antreffen können, auch einen Nebeneffekt: Diese Menschen sind oft nicht mehr ansprechbar. Man hat manchmal den Eindruck, dass sie ganz gebunden sind an ihren Kopfhörer und ihre Musik und dabei von jeglichem menschlichen Dialog mit der Außenwelt abgeschirmt werden.
In der Taufe gehen wir als Christen den umgekehrten Weg, wir werden schon als Babys auf die Lebenswirklichkeit hin getauft, auf den Dialog mit den Mitmenschen und den Dialog mit Gott. Deshalb sagt der Priester bei der Taufe an einer Stelle zum Täufling: „Effata - öffne dich.“ Angelehnt ist dieser Ritus an die Erzählung aus dem heutigen Evangelium. Dort heilt Jesus einen Taubstummen Mann, indem er ihm die Finger in die Ohren legt und seine Zunge mit Speichel berührt. Er schaut zum Himmel, erbittet den Beistand von oben und die Heilung geschieht. In den ersten Jahrhunderten war die Berührung der Ohren mit Speichel tatsächlich in der Taufe vorgesehen, verbunden mit dem Wunsch, dass dieser Mensch sich in seinem Leben von Gott berühren, anrühren lässt. Heute wird der Mund und eines der Ohren des Täuflings vom Priester berührt, verbunden mit der gleichen Bitte: „Effata - öffne dich.“
Öffne dich für den Dialog mit Gott, damit du später sein Wort, das Wort des lebendigen Gottes, mit deinen Ohren hören kannst und andere davon aus deinem Mund erfahren. Öffne dich für das Gebet und die religiöse Bildung, damit du im Glauben nicht taubstumm bleibst. Dort wo das Gebet verstummt, gibt es auch keinen Draht mehr zu Gott, das Herz ist allem anderen zugewendet. Dieser spirituelle Autismus, verbunden mit der Angst, Gott könnte wirklich in meinem Leben eingreifen und ich hätte dann womöglich Nachteile, müsste mich ändern, ist weit verbreitet. Dann lieber die Kopfhörer der materiellen Berieselung anziehen, wo ich alles bestimmen kann und so tue, als ob es ihn nicht gäbe.
Liebe Mitchristen, die Herzen von uns Menschen macht diese Lebensweise nicht glücklich, sonst würden wir täglich nur glücklichen Mitmenschen begegnen. Das Gegenteil ist der Fall: Je mehr Gott aus den Herzen und dem Leben des Menschen verschwindet, ja aus unserer Gesellschaft verbannt wird, umso mehr wächst auch die Unzufriedenheit, die eben aus dem Herzen kommt und die kein Wohlstand und auch kein Materialismus auf Dauer befriedigen kann. Und was ich nicht empfangen habe, das kann ich auch nicht weitergeben.
Erst wenn Gottes Gnade und Liebe in mein Herz kommen darf, wenn ich beginne auf sein Wort zu hören, nach ihm zu leben und anderen davon erzähle, dann öffne ich mich für Gottes Heilswirken im Leben. Seine Botschaft vom Heil aller Menschen, auch von meinem Heil, gibt mir diese innere Zufriedenheit, die mich durch die Höhen und Tiefen des Lebens trägt. Die mir sagt: Du braucht nicht nur körperliche Heilung, sondern auch seelische. Und egal wie dein Leben verlaufen wird, egal was du erleben wirst, ich habe für dich schon alles gut gemacht. Gott hat bereits vorgesorgt, damit wir in diesem und im zukünftigen Leben nicht ins Nichts fallen, sondern beruhigt Leben können, weil er da ist. Und Jesus Christus ist der Schlüssel für diese verschlossene Tür in unserem Leben, die uns zum Heil führt, zum Heil das von ihm kommt und bei ihm seine Vollendung finden wird, Darum: „Effata – öffne dich.“ (pm)
Letzte Änderung: 06.09.2012 um 07:25
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