Lesejahr A 2013/14
"Ein leiser Gott, den wir gerne überhören" (19. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 05.08.2014 |
Es ist ein leiser Gott, der uns da in der Lesung beim Propheten Elija begegnet, einer den man leicht überhören, ja übersehen kann. Ein Gott, der Elija und uns damit sagen will, wo wir ihn finden können, ihn hören können, ihn verstehen können. Auf einen Berg muss sich der Prophet Elija begeben, abgeschieden vom Lärm der Welt, um seinem Gott nahe zu sein. Berge sind in der Bibel immer Orte der Nähe Gottes, nicht umsonst sagt man auch heute noch gerne, auf einem hohen Berg da fühle ich mich Gott besonders nahe.
Für den Propheten Elija, als religiöser Vertreter des Volkes Israels, war es zu viel was er da erleben musste. Immer mehr Juden wenden sich von ihrem Väterglauben ab, öffnen sich für neue Gottheiten. Einer von ihnen ist der Fruchtbarkeitsgott des benachbarten Volkes, der bäuerlichen Bevölkerung Kanaans, mit dem Namen: Baal! Ein Götze, der die Sexualität über alles erhebt, in dessen Namen Menschen geopfert werden, damit er andere fruchtbar mache. Elija kämpft wie ein Löwe gegen diesen Glaubensabfall seiner Mitmenschen, dafür steht auch sein Name, der übersetzt heißt: Mein Gott ist Jahwe.
Er kämpft für den lebendigen Gott und doch greift auch er zu den Waffen und Tötet viele Baalspriester im Namen Gottes. Genau dem widersprechend, rief Papst Franziskus vor einigen Tagen den Verantwortlichen in Israel und in Palästina zu: „Alles ist mit dem Krieg verloren, und nichts verliert man mit dem Frieden!“ Kein Krieg im Namen Gott kann gerechtfertigt werden, das wissen wir auch aus unserer Geschichte. Denn Christus bezeichnet sich selbst als Fürst des Friedens, der gekommen ist, sein Leben hinzugeben, damit wir neu geboren werden für das ewige Leben.
Es ist ein Kulturkampf, der sich im Volk Israel ausbreitet, Elija muss mehrfach fliehen, um sein Leben fürchten, weil er den Leuten nicht nach dem Mund redet und die Frau den Königs zur Gegnerin hat, denn auch sie betet den neuen Gott Baal an. Müde, resigniert, ernüchtert, sicherlich auch wütend, kauert er in einer Höhle auf dem Berg Horeb, fleht Gott an einzugreifen, sich doch machtvoll zu zeigen. Doch Gott kommt nicht mit verzehrendem Feuer, auch nicht mit dem Sturm oder einem Erdbeben daher. Er kommt nicht mit Vernichtung, mit angstmachenden Vorboten oder zerstörerischen Folgen.
Dem lebendigen Gott begegnet Elija in einem sanften, leisen Säuseln, man könnte sagen, als „eine leise Stimme der Stille“. Diese Bild zeigt uns das wirkliche Wesen Gottes: „Gott ist die Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ Doch wie kann ich diese leise Stimme Gottes hören, in einer Umgebung voller Lärm, Ablenkung und so vieler neuer Gottheiten, die uns heute anlächeln? „Ich bin der Herr, dein Gott; du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Das war der Glaube Elijas, das waren die Inhalte seiner Predigten und doch stieß er auf viele taube Ohren.
Im Stillwerden können wir dem lebendigen Gott begegnen, weil wir uns dann ihm zuwenden können und nicht abgelenkt sind. Das fällt heute vielen schwer, still zu werden, dazu braucht aber auch ein Einüben, um Gott und sein Wort besser zu verstehen, seine leise Stimme zu hören.
Anthony de Mello schreibt in einem seiner Bücher: „Auf der Straße traf ich ein kleines, hungriges Kind, zitternd und ohne Hoffnung. Ich wurde zornig und sagte zu Gott: Wie kannst du so etwas zulassen. Warum tust du nichts dagegen? In der Nacht hatte ich einen Traum: Gott sprach in ihm zu mir. Er sagte: Ich habe wohl etwas dagegen getan, ich habe dich geschaffen.“
Und mir, was willst du mir sagen, mein Herr und mein Gott? (pm)
Letzte Änderung: 06.08.2014 um 08:48
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