Lesejahr B 2011/12
"Für wen hältst du mich?" (24. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 13.09.2012 |
Das Evangelium erinnert mich an ein Fußballspiel, bei dem gerade Halbzeitpause ist. Während der ersten Halbzeit ist Jesus mit seinen Jüngern durch viele Städte und Dörfer seiner Heimat gezogen, hat Menschen geheilt, Tote zurück ins Leben gerufen und die Botschaft vom anbrechenden Reich Gottes verkündet. So weit, so gut, die Jünger scheinen zufrieden, alles läuft prima, denn viele sind zum Glauben an ihn gekommen. Doch reicht das, reicht es wirklich, wenn ich sage, ich glaube an Jesus Christus?
Jesus stellt eine andere Frage, ganz bewusst will er wissen, was die Menschen über ihn denken: „Für wen halten mich die Menschen?“ Na ja, antworten die Jünger, die einen für Johannes den Täufer. Johannes der Täufer wissen wir, war sehr beliebt, weil er so klar und deutlich von Gott und seinen Geboten sprach und auch sehr asketisch lebte. Aber der wirkliche Johannes der Täufer, das wissen wir auch, wurde vom König enthauptet, Jesus konnte also beim besten Willen nicht Johannes der Täufer sein.
Andere meinten, er sei Elija. Elija war ein großer Prophet, der 900 Jahre vor Jesus lebte. Große Zeichen hatte Gott durch Elija getan, sogar einen Toten Jungen wieder zum Leben erweckt. Genau das hatte Jesus ja auch getan, also meinten einige Leute, der muss Elija sein, von dem man im Judentum bis heute fest davon ausgeht, dass er wiederkommen wird. Oder irgendein Prophet, also irgendeiner, den Gott geschickt hat.
Auch das reicht Jesus nicht, er wendet sich an seine engsten Mitarbeiter und fragt sie: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Simon Petrus antwortet stellvertretend für die anderen: „Du bist der Messias.“ Messias ist hebräisch und heißt auf Deutsch: „Du bist der Gesalbte.“ Solch eine Anrede kannte man im jüdischen Kulturkreis nur für von Gott erwählte und bevollmächtigte Könige, Priester oder Propheten. Ist Jesus also doch der erwartete politische König, der das Volk Israel aus der Gefangenschaft der Römer mit einem Volksaufstand befreien wird? Das hätten viele gerne gesehen, auch die Jünger.
Umso weniger verwunderlich ist die Reaktion des Petrus, als Jesus ihm und den anderen die zweite Halbzeit erklärt. Als er ihnen unmissverständlich sagt, dass er in Zukunft nicht der von vielen ersehnte politische König von Israel werden wird, sondern dass er bald vieles erleiden muss, von den Menschen verworfen wird, getötet, aber nach drei Tagen wieder auferstehen wird. Da platzt es aus Petrus heraus, denn das ist mit seinen Vorstellungen vom Messias nicht vereinbar? Ein Messias, ein gesalbter Gottes, der leiden muss, getötet wird und dann aufersteht?
Liebe Mitchristen, ist solch ein Messias nicht auch vielen Getauften heute fremd? Menschen setzen viel Kraft, Zeit und Geld ein, um ein möglichst leidensfrei Leben zu können und da ist ja an sich auch nicht schlecht. Und doch muss jeder von uns sein Lebenskreuz tragen, wird jeder von uns mit dem Leid anderen oder im eigenen Leiden konfrontiert, wird jeder von uns einmal sterben. Jesus Christus hat nicht das Leid und den Tod aus der Welt geschafft, aber er ist uns diesen Weg vorausgegangen, um uns zu zeigen, dass unser Leben nicht damit zu Ende gehen wird.
All jenen, die an ihn glauben, hat er versprochen, dass auch ihnen die Auferstehung geschenkt werden wird, die Auferstehung, die wir Jahr für Jahr an Ostern feierlich begehen und eigentlich in jeder Messe glaubend bekennen. Und trotzdem sagen nicht wenige heute: „Es ist noch keiner zurückgekommen?“ Das nennt man dann Unglaube, so wie wir ihn im Evangelium bei Petrus erleben. Zum Glück hat sich Petrus später eines Besseren belehren lassen, als er die Auferstehung Jesu als Zeuge miterlebte. Er hat sich später auch für Jesus Christus entscheiden und damit sein Leben gewonnen, sonst würde es wenig Sinn machen ihn heute als heiligen Petrus zu verehren.
Jesu Leiden und Tod waren ein Ausdruck der Liebe Gottes zu allen Menschen und mussten deshalb geschehen, damit wir unser Leben nicht mit dem Tod verlieren. Damit wir für das Leben bei Gott gerettet werden konnten, denn daraufhin sind wir als Christen getauft. Und so dürfen wir im Glaubenskenntnis immer wieder neu mit frohem Herzen sagen: „Ich glaube an Jesus Christus und ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Amen.
Letzte Änderung: 14.09.2012 um 06:55
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