Lesejahr A 2013/14

"Geisterfüllte Menschen" (Fest Darstellung des Herrn - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 31.01.2014
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Das Grundwort unseres Glaubens ist nicht, „du musst“ oder „du sollst“, sondern „du bist“ von Gott geliebt. Und weil du geliebt bist, gerade deshalb sollst du, ja musst du aus dir herausgehen und dein Leben Gott anvertrauen.

Einer, der sein Leben lang mit dieser Erwartung nach vorne geschaut hat. Der alt und grau wurde, aber nicht aufgegeben hat, nicht resignierte und nicht verbitterte. Der auch nicht im Zweifel stecken blieb, sondern Hoffnung hatte bis ins hohe Alter, so dass der Geist des Herrn ihn führen konnte. Einer der seinem Gott die Treue hielt, von solch einem Menschen hören wir im Evangelium.

Simeon heißt dieser gläubige, alte Mann. Wie immer geht er in den Tempel um zu beten, um Almosen zu geben, das gehört zum Alltag für ihn dazu, das hat er sich angewöhnt. Und mitten in diesem Lebensrhythmus, ohne Ankündigung oder besondere Vorbereitung führt ihn der Geist des Herrn dorthin. Man könnte sagte, er hatte einen inneren Antrieb: „Ich gehe jetzt in den Tempel, um meine täglichen Gebete zu verrichten.“ Und genau zu diesem Zeitpunkt trifft Simeon auf dieses unscheinbare Kind, eines unter vielen, die täglich in den Tempel gebracht wurden und erkennt in ihm das Heil der Welt.

Nun hat sich sein Leben erfüllt, er braucht keine Angst mehr davor zu haben, seine Augen einmal schließen zu müssen, denn er weiß, mein Erlöser lebt, ich bin ihm begegnet. Er darf loslassen, sein Leben getrost wieder in die Hände Gottes zurückgeben, weil er glauben kann, nicht in ein Nichts fallen wird.

Und die zweite ergreifende Person, die uns geschildert wird, ist Hanna, eine ältere Frau, die kein einfaches Leben hinter sich hat. Als junge Frau hat sie ihren Mann verloren und lebte seither allein, nun ist sie 84 Jahre alt. Sie fastet, betet und hält sich viel im Tempel auf, auch ihr hat Gott eine prophetische Gabe geschenkt, auch sie darf in diesem unscheinbaren Kind den Erlöser erkennen. Zwei Lebensgeschichten, die uns der Evangelist Lukas hier schildert und die uns zu erkennen geben, dass kein Leben umsonst ist und jedes Leben von Gott zur Vollendung geführt werden will.

Glauben heißt nicht wissen, Glauben heißt für wahr halten.

Wir hören im neuen Testament Erzählungen aus einem über 2000 Jahre alten Buch und dürfen glauben, dass der lebendigen Gott durch dieses Wort zu uns spricht. Wir erhalten bei der Kommunion ein Stück Brot, eine Oblate und dürfen glauben dabei mehr als ein Symbol der Gemeinschaft zu empfangen, wir empfangen den Leib Christi, weil Gott sich uns schenkt. Wir sehen, hören, fühlen Gott nicht unbedingt und halten vielleicht auch keine göttliche Eingebung. Und doch halten wir seine Gegenwart für wahr, weil er uns gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“.

Hildegard Knef, die bekannte Schauspielerin und Sängerin schreibt in einem ihrer Bücher von einem Gespräch mit einem Pfarrer: „Ich liebe diese Kirche um dieser Botschaft willen. Ich liebe sie, weil sie im Gelächter einer arroganten Welt sagt, dass der Mensch ein Ziel hat, weil sie dort ihren Mund aufmacht, wo alle anderen nur die Achseln zucken.“ Hildegard Knef scheint etwas von dem geahnt zu haben, was Simeon und Hanna bezeugen. Jede Sehnsucht nach Leben, nach Erfüllung, nach Glück, auch wenn sie enttäuscht wird, wird am Ende nicht vergeblich sein, weil Gott sie dann erfüllt. (pm)


Letzte Änderung: 01.02.2014 um 12:22

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