Lesejahr C 2012/13
"Herr ich bin nicht würdig" (9. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr C) |
Multikulti“ ist so ein Wort, das in unserer Gesellschaft einen bitteren Nachgeschmack bekommen hat. Oft wird damit eine misslungene Integration von Menschen verbunden, die in unser Land zugezogen sind und hier auf Dauer leben wollen. Dabei ist die jeweilige Kultur und auch religiöse Haltung wohl der ausschlagende Punkt, ob „Multikulti“ dann auch auf Dauer wirklich funktioniert.
Im Evangelium begegnet uns ein römischer Hauptmann, der als Besatzer in Israel die Einheimischen um Hilfe bittet. Einer seiner Diener ist schwer krank geworden und er befürchtet, dass dieser bald sterben wird. Nun bittet er die Ältesten im Volk, also die religiösen Führer, dass sie Jesus ansprechen und ihn bitten, dass er seinen Diener heilt. Ein heikles Unterfangen, wenn ein Heide, wie man die Römer damals im Volk Israel nannte und dazu noch ein Besatzer, die Unterlegenen um Hilfe bittet. Aber das Evangelium sagt uns auch, dass er einen guten Ruf im Volk hatte, denn er kümmerte sich um die Menschen und half beim Bau und der Restaurierung ihres Gotteshauses, obwohl er dieser Religion gar nicht angehörte.
Ein Suchender im Glauben also, dem dieses Geheimnis um die Person des Jesus von Nazareth ganz nahe gegangen ist. „Herr ich bin nicht würdig, … aber sprich nur ein Wort.“ Das ist eine Sprache der Hochachtung, des tiefen Respektes und eines vertrauenden Glaubens. Eine Sprache, die wir im Umgang mit unserem Gott nicht verlieren dürfen, wenn wir ihn ernst nehmen wollen. Und Jesus lobt diese Einstellung des Hauptmannes, er erhört seine Bitte und heilt den Diener.
Das mag mach einen Gläubigen innerlich aufwühlen, wenn er so etwas hört. „Jetzt habe ich schon so viel gebetet und Gott hat mich nicht erhört.“ Tausende von Dingen tut Gott täglich, damit wir leben können und doch wird lieber an ihm gezweifelt, als ihm vertraut. Die Haltung des Hauptmannes will uns aber zeigen, dass jede Hilfe Gottes nicht von uns her bestimmt wird, sondern immer ein unverdientes Geschenk seiner göttlichen Vorsehung ist. Das merken wir ja meist dann erst, wenn etwas aus dem Ruder läuft, gerade wie in diesem Jahr das Wetter, der Regen, die Kälte, die ausbleibende Sonne und womöglich die Ernte. Dann werden manche plötzlich wach und sagen: „Warum lässt Gott das zu? Lässt Gott das überhaupt zu, weiß er denn darum?“
Der Hauptmann hätte auch seinen Diener einfach sterben lassen können, weil dies eben der Lauf der Dinge ist. Weil er ihn aber mochte, war er bereit alles daran zu setzen, sein Leben zu retten. Und er setzt im Glauben auf das Wirken Jesu, also unbewusst auf den Beistand Gottes und wird belohnt. Lassen auch wir in unserem Glaubensleben nicht so schnell alles schleifen und nicht den lieben Gott einen guten Mann sein. Nutzen wir seine Gegenwart um ihn immer wieder neu auch zu bitten, um seine Hilfe, auch beim Wetter.
Für mich war an Fronleichnam seine Gegenwart nicht nur in der Eucharistie erkennbar, sondern auch in der Natur. Als wir in der Messe mit der Gabenbereitung auf dem Platz begannen, öffnete sich der Himmel und die Sonne zeigte ihrer Wärme und Helligkeit. Und verließ uns nicht mehr am Fronleichnamstag, so dass die meisten Gespräche, die ich auf dem anschließenden Pfarrfest führte, gerade um dieses unverdiente, aber umso schönere Geschenk gingen. Gott verlässt uns nicht, er ist an unserer Seite, auch jetzt, wenn wir die Gaben bereiten, um Eucharistie zu feiern, wenn er in unsere Mitte kommt. (pm)
Letzte Änderung: 01.06.2013 um 09:38
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