Lesejahr B 2011/12
"Herr zeige DU, wen du erwählt hast" (7. Ostersonntag - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 18.05.2012 |
Das Beten steht im Mittelpunkt der heutigen Lesung und des heutigen Evangeliums in den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Jesus betet für seine Jünger, er erhebt seine Augen zum Himmel und bittet den Vater um deren Schutz und Beistand für ihr Leben. Dass sie an ihm weiter festhalten, das ist seine Bitte, auch wenn er nicht mehr sichtbar bei ihnen sein wird. Nach seinem Tod, seiner Auferstehung und Himmelfahrt, wird es für die Frauen und Männer die ihm nachgefolgt sind anders werden, nicht mehr so wie sie es gewohnt waren. Die Krise wird kommen, ähnlich, wie die welche wir heute erleben, dass sie Angst hatten, sich fragten „was wird nun“ und sich damals sogar in ihre Häuser zurückzogen.
Kardinal Walter Kasper hat am Freitag (18.05.12) beim Katholikentag in Mannheim genau diese Krise angesprochen, indem er sagte: "Wir sind in der Krise, weil Gott in unserer Welt immer mehr ein Fremder wird." Auch in unserem Land ist Gott, ist Jesus Christus, ist Kirche für viele zu etwas fremden geworden. "Das Jammern hilft nicht weiter, ist auch nicht anziehend, manches Jammern ist geradezu gottlos", so der Kardinal. Haben wir uns nicht zu sehr an die Welt angepasst und zu wenig an Jesus Christus?
Jesus ist ein großer Beter, ein betender Mensch, obwohl er Gottes Sohn ist. Das Reden mit dem Vater ist seine Kraftquelle, aus der er lebt und wirkt. Und genau diese Haltung des Betens, der innigen Gottverbundenheit, legt er auch seinen Jüngern immer wieder neu ans Herz: "Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden, klopft an, dann wird euch aufgetan.“ Nach dem Pfingstereignis tun sie was er ihnen sagt. Bevor sie eine Entscheidung treffen, bevor sie einen Nachfolger aus ihrer Mitte wählen, beten sie erst einmal: „Herr, du kennst die Herzen aller; zeige, wen du … erwählt hast. …“ Das Du Gottes steht im Mittelpunkt ihres betens, nicht: „Mach was ich will!“ Dein Wille möge sich in meinem Leben erfüllen, wie wir es immer wieder im „Vater unser“ beten.
Der 19 jährige Abiturient Yannic Hassbach aus Trier schrieb vor einigen Tagen in einer großen deutschen Zeitschrift über seinen Glaubensweg: „Was einen als Teil einer völlig atheistischen Familie und Umgebung letztlich zur Begegnung mit Jesus Christus bringt, ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Jeder, der so eine geistige Begegnung einmal gehabt hat, kennt dieses Gefühl und den einen Moment, ab dem man weiß, dass man sich am Beginn eines unumkehrbaren Weges befindet, der zu Gott führen muss. … Gott ist in unsere Welt gekommen um uns zu erlösen und für uns ist er gestorben. Wie kann man da behaupten, dass Gott sich nicht für seine Schöpfung interessiert? … Wenn wir unser Christsein aufgrund von Ängsten verstecken, werden wir der Gnade, die uns verheißen worden ist, nicht gerecht. … So kommen die Menschen in meiner Umgebung durch mich zum Nachdenken und Diskutieren. …“
In den Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten ist es ein guter Brauch, um diese Gaben des Heiligen Geistes zu beten. Um eine Glaubens-Freude, die ansteckt und einen Glaubens-Mut, der nicht an Strukturen verzweifelt, sondern aus dem Heiligen Geist lebt, der uns frei macht. Frei für seine Botschaft, frei für die Treue zu seiner Kirche, frei nicht zu allem ja und amen zu sagen, nur weil es alle so sagen. Bitten wir Maria um ihre Fürsprache bei Gott und ihren mütterlichen Beistand auch für unsere Zeit, für unser Leben und für unseren Glauben an ihn: An Christus, den Herrn. (pm)
Letzte Änderung: 19.05.2012 um 07:32
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