Lesejahr A 2013/14
"Ich bin der GUTE Hirte" (4. Ostersonntag - Weltgebetstag für geistliche Berufungen - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 09.05.2014 |
In vielen unserer Bistümer gab es vor einigen Jahrzehnten Pfarreien, die man damals als "geistliche Mistbeete" der Diözese bezeichnete. Aus ihnen gingen viele Priester- und Ordensberufe hervor. Oft in kinderreichen und auch religiös geprägten Familien, machten sich junge Männer auf den Weg um Priester- oder Ordensmann zu werden. Ebenso gab es auch Berufungen zum Leben als Ordensfrau, es ist noch nicht all zulange her, dass in fast jeder Kirchengemeinde einige von ihnen lebten und wirkten. In diesen Jahren, so erzählte mir ein Ruhestandsgeistlicher, gab es mehr Pfarrer als Pfarreien und so mancher musste einige Jahre warten, bis er endlich Pfarrer werden dufte.
Von solchen Zeiten können wir im Westen Europas als Kirche momentan nur träumen und beten, dass Gott seine Kirche wieder erneuern wird. Heute, am Weltgebetstag für geistliche Berufungen, wird uns das Bild vom Hirten und seine Bedeutung für uns als Kirche, vor Augen gestellt. Oft wurde der Hirte als kirchlicher Machtmensch interpretiert, der seine Schafe, die Gläubigen, kontrolliert und über ihnen steht. Und sicherlich wird dies auch bei einem Schafhirten und seiner Herde der Fall sein, keine Frage.
Aber Jesus zeigt uns sein Bild und meint mit dem guten Hirten sich selbst, legt das Hauptmerkmal auf unser Vertrauen zu ihm, das Hören auf seine Stimme, die Orientierung an seiner Person. Ohne dieses Hören auf seine Stimme werde wir als Christen Orientierungslos im Glauben und fühlen uns irgendwann vielleicht auch von Gott verlassen. Glauben heißt, sich in Christus verankern, ihm nachfolgen, auf seine Stimme hören lernen.
Unser Leben kann viel Glück und Segen empfangen, viel Freude und schöne Erlebnisse. Reichtum, Macht, Gesundheit, Genuss, all das können wir bei uns erreichen oder im Leben ausdehnen. Und doch findet niemand darin sein letztes Glück oder seine ganze Fülle, irgendwann kommt der Wendepunkt im Leben, mit der Frage: „Was das alles?“ Erfüllen kann sich unser Leben aber dann, wenn wir mit dem lebendigen und ewigen Gott verbunden leben, weil er das Leben ist und uns das Leben geschenkt hat, ein Leben das mit ihm auch über den Tod hinaus andauern wird. Durch die Menschwerdung Jesu ist uns Gott ganz nahe gekommen, ist er selbst Teil seiner Schöpfung geworden.
Die Meldungen über Missbräuche von Hirten in unserer Kirche, haben das Vertrauen vieler Gläubiger erschüttert und auf die Probe gestellt. Ebenso die fortschreitende Funktionalisierung von Kirche, wo der Pfarrer als Kirchenbeamter gesehen und die Sakramente als Dienstleistungen verstanden werden, für die man bezahlt.
Papst Franziskus wird deshalb nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen, dass unsere Religion im Wesentlichen aus der Begegnung mit einer Person besteht: Jesus Christus. Auch das Schwinden für die Bedeutung von Sünde und Schuld gegenüber Gott und dem Mitmenschen, so sagt er, haben zum Exodus aus unseren Kirchen geführt. Die Beichten bleiben aus, aber die Wartezimmer der Psychologen sind überfüllt.
Und doch bleibt für uns allen diese Tür geöffnet, durch die wir hindurchgehen müssen, um dem guten Hirten zu begegnen, um für das ewige Leben gerettet zu werden. Jesus hat von seinem Vater diese Vollmacht erhalten, Hirte zu sein, für die ihm anvertrauten. Um in unserem Leben eine Vertrautheit aufzubauen, die uns auf ihn hören, ihn verstehen, ihn erkennen lässt, als den guten Hirten, der uns kennt und uns liebt. (pm)
Letzte Änderung: 10.05.2014 um 11:19
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