Lesejahr C 2012/13

"Ist Liebe nur ein Gefühl oder mehr?"(6. Ostersonntag - Lesejahr C)

Lesejahr C 2012/13 >>

Die eben gehörten Zeilen aus dem Johannesevangelium enthalten so wesentliche Aussagen für uns Christen, dass ich diese mit ihnen zusammen noch einmal näher anschauen möchte. Jesus redet da zuerst einmal von „der Liebe“, so wie er sie versteht. Es geht ihm dabei um die Liebe, die wir für ihn empfinden. Sie ist für unser Glaubensleben, unsere Beziehung zu Gott sehr wichtig. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten.“ Wenn ich den Sohn Gottes lieben will, muss ich seine Worte, die Worte der Heiligen Schrift, die Worte der Bibel, für mich und mein Leben zunächst einmal ernst nehmen. Mich fragen, was will Jesus Christus mir mit seinem Wort, mit dem heutigen Evangelium ganz konkret sagen? Dass ist wichtig, wenn wir unseren Glauben nicht oberflächlich leben wollen. Denn sonst wird die Verkündigung des Evangeliums auf ein Vorlesen eines Textes reduziert, den ich gleich wieder vergesse oder erst gar nicht aufmerksam verfolge. Das können wir alle selbst einmal testen, wie weit uns das Wort Gottes anspricht, im Gedächtnis bleibt oder berührt. Vielleicht heute (Abend) Mittag einmal nach dem Essen. Indem sie sich versuchen zu erinnern, was da hängen geblieben ist, oder den Bibeltext noch einmal nachlesen (Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 23). Denn das Evangelium ist nicht ein einfaches Vorlesebuch, sondern es wird für den der es im Glauben annimmt, der es im Herzen aufnimmt, zu dem lebendigen, dem inspirierten Wort Gottes, das mir etwas zu sagen hat. Jesus möchte, dass wir daran festhalten, es zur Maßschnur unseres Lebens machen. Und Gott kommt uns entgegen, wenn wir uns mit seinem Wort beschäftigen, wenn wir es verstehen wollen, er will unseren Verstand dabei erhellen. „Mein Vater wird ihm helfen und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Der Heilige Geist will bei mir wohnen, in meine Seele kommen, dass ich auch das Wort Gottes verstehe. Wenn mir also beim Lesen und Hören des Evangeliums Fragen kommen, dann ist es immer gut, um den Heiligen Geistes zu beten. Darüber hinaus hat uns die Kirche auch eine Hilfe zur Hand gegeben, mit der wir in der Bibel richtig verstehen können. Der Katechismus der Katholischen Kirche.  Auch ich habe ihn schon oft zu Rate gezogen, denn hier sind die Erfahrungen von Generationen mit dem Wort Gottes für uns niedergeschrieben worden. „Wer mich nicht liebt, hält an meinem Wort nicht fest.“ Es ist Jesus also nicht egal, was ich ihm gegenüber empfinde oder wie ich lebe. Er lädt uns ein, auf seine Liebe zu antworten, im Glauben an sein gesprochenes Wort zu leben. Damit meint er auch seine Gebote, die uns davor bewahren durch eine falsche Lebensweise, vom Glauben an ihn zu entfernen. Wie so viele die durchs Leben gehen, als gäbe es keinen Gott. „Und das Wort, das ihr hört, stammt nicht von mir, sondern vom Vater, der mich gesandt hat.“ Das heißt, die Worte Jesu, die von den Evangelisten und deren Schülern aufgeschrieben wurden, sie kommen vom Vater im Himmel, sind für uns Licht und Wahrheit auf dem Lebensweg. „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Ohne den Heiligen Geist können wir das Wort Gottes nicht verstehen. Das war der Grund, warum die Jünger an Pfingsten um diesen Beistand des Heiligen Geistes beteten. „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht einen Frieden, wie ihn die Welt gibt, gebe ich euch.“ Der Herr spricht hier die tiefste Sehnsucht von uns Menschen an. Frieden zu finden. Nicht der Friede, von dem wie in den Medien lesen können. Ein Friede unter Nationen, der z. B. mit Waffengewalt aufrecht erhalten wird, bei dem die Menschen aber immer in der Angst vor der Zukunft leben müssen. Oder ein Frieden unter Menschen, der darin besteht, dem Anderen aus dem Weg zu gehen, wie zum Beispiel bei vielen Nachbarschaftsstreitigkeiten. Ein Friede, der nur dem äußeren Anschein nach existiert, meint Jesus nicht. Nein, sein Friede beginnt in unseren Herzen, es ist ein froh machender, ein beglückender Friede, denn er kommt von Gott selbst, der die Liebe ist. Er wird ausgegossen durch den Heiligen Geist, in die Herzen von uns Menschen, wenn wir aus dieser geforderten Liebe zu Jesus Christus leben. Ein ansteckender Friede, der nicht auf den eigenen Vorteil bedacht ist, sondern versöhnend wirkt will und verzeihen kann. Wenn wir uns den Friedensgruß geben, ist genau dieser Friede Gottes gemeint. Und nicht ein äußeren Anschein, nach dem wir uns die Hand reichen, um dann eventuell außerhalb der Kirche übereinander schlecht zu reden. Das ist auch nicht der Friede, den Jesus uns schenken möchte? Liebe Schwestern und Brüder, als ich bei der Vorbereitung der Predigt diese Zeilen aus dem Johannesevangelien gelesen und meditiert habe, da kam mir der Gedanke: Wird nicht hier ein wesentlicher Grund für die Krise in unserer westlichen Gesellschaft, auch in unserer Kirche beschrieben? Die Abwendung vieler Menschen von der Liebe zu Jesus Christus und seiner Kirche und die Hinwendung zum Materiellen, zum Wohlstand und Genuss, die mit einer Abkühlung in den Herzen einhergeht. Wo früher in der Familie zu Gott gebetet wurde, da steht heute das Fernsehen. Moderne Kirchen sind heute z. B. Fußballstadien, Restaurants und Discos. Glücklicher hat es die Menschen nicht gemacht und wirklichen Frieden auch nicht gebracht, vielleicht mehr Ablenkung! Wann werden die Menschen in unserer Gesellschaft wieder umdenken, sich Gott zuwenden, erst wenn es ihnen richtig schlecht geht? Wenn das Kartenhaus Europa ohne Gott bröckelt? „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten.“ Das wird einmal vor ihm zählen: Ob wir ihn geliebt haben, ob wir an seinem Wort festgehalten haben und nicht alles mögliche ihm vorgezogen haben. Das wünsche ich uns allen, dass wir daran arbeiten, um in dieser Liebe zu unserem Herrn zu wachsen. Damit sein Heiliger Geist uns erfüllt, uns erfreut und uns für sein Wort aufnahmefähig macht. Nicht auszudenken, was für einen Frieden das nach sich ziehen könnte, in unserem Land, in unseren Familien uns besonders in unseren Herzen. Tun wir den ersten Schritt. Es lohnt sich. (pm)

Letzte Änderung: 11.05.2013 um 18:40


Zurück