Lesejahr B 2011/12
"Kannst Du unterscheiden?" (Gründonnerstag - Lesejahr B) |
Geschrieben von (pm) am 03.04.2012 |
"Ich bin das Brot des Lebens“, so sagt Jesus immer wieder von sich selbst an einigen Stellen des Evangeliums.
Doch was können wir darunter verstehen, gerade wenn wir heute Abend, am Gründonnerstag, die Messe vom letzten Abendmahl feiern. Wenn wir uns daran erinnern, wie es wohl damals war, im Abendmahlssaal in Jerusalem, als Jesus zum ersten Mal die Eucharistie mit seinen Jüngern feierte. Bischof Karl Heinz Wiesemann schreibt in seinem Hirtenwort zum heutigen Tag: Es ist dann nicht nur so, dass der Priester beim Hochgebet seine Worte als etwas Vergangenes wiederholt, sondern er spricht in der Person Jesu selbst, als sein Ich, hier und jetzt. Und wenn wir dann beim Kommunionempfang nach vorne treten, dann empfangen wir auch den Leib Christi, verborgen in der Gestalt des Brotes. Christus will so bei und sein durch alle Zeiten hindurch, in Feier der Messe kommt er neu in unsere Mitte.
Heute wird bei der Eucharistie oft nur vom Brot gesprochen, vom gesegneten Brot, etwa, das wir dann essen würden. Ich erinnere mich noch an meine Mutter, dass sie auf dem frisch gekauften Laib Brot, vor dem Aufschneiden, mit dem Messer das Kreuzzeichen machte, ihn so segnete. Eine Praxis, die besonders in den Nachkriegsjahren beliebt war, um die Kostbarkeit des Brotes und die Dankbarkeit gegenüber Gott auszudrücken. Brot ist für uns einen Lebensmittel, heute eher ein Genussmittel zum Leben und zum Überleben. Solche Brötchen etwa, wie wir sie täglich beim Bäcker kaufen, stillen unseren Hunger und unseren Geschmack für eine Zeitlang. Aber was unterscheidet so ein Brötchen von dem eucharistischen Brot, vom Leib Christi, den wir in jeder Messe empfangen?
Wenn man den Text in der zweiten Lesung (in der Bibel) weiter liest, hört man wie sich der Apostel Paulus über einige Unsitten beschwert, die sich bereits unter den ersten Christengemeinden von Korinth eingeschlichen haben. Man verwechselte schon dort die Feier der Eucharistie, also die Messe, mit einem gewöhnlichen Essen. Und Paulus wirkt ziemlich demnach ziemlich ungehalten, was diese Banalisierung der Kommunion betrifft. So sagt er: „Jeder prüfe sich selbst und esse dann von dem Brot… Denn wer isst und trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht, wenn er den Leib nicht unterscheidet.“
Wir sollen also unterscheiden zwischen gesegnetem Brot und Brötchen, das wir essen, um Satt zu werden und der heiligen Eucharistie. Letzteres empfangen wir bei der Kommunion, und bewahren es in goldenen, kostbaren Gefäßen auf, in einen Tabernakel verschlossen, weil es so wertvoll ist. Vor diesem Leib Christi beugen wir das Knie und sprechen in der Messe: „Herr ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach.“ Vor dem in der Eucharistie gegenwärtigen Herrn können wir es mit gutem Gewisse tun, er selbst hat uns gesagt, dass er so mitten unter uns sein will. „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“
In der Kommunion kommt der große und unbeschreibliche Gott in unsere Mitte. Ich trete ein in eine lebendige Beziehung mit ihm, in eine Communio beim Kommunionempfang. Und er bleibt unter uns, weshalb in vielen Kirchen nach der Messe am Gründonnerstag im Anschluss noch eine Zeit des Gebetes ist. Eine Zeit, in der wir das Sprechen mit ihm einüben können und die Beziehung zu Gott auffrischen dürfen. Eine Zeit in der jeder, der noch ein wenig bleibt, ihm vielleicht einmal ganz persönlich sagen kann: „Danke, dass du für mich da bist. Danke für das Brot des Lebens, durch das ich Anteil an dir haben darf." (pm)
Letzte Änderung: 05.04.2012 um 15:16
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