Lesejahr A 2013/14

"Kirche als Dienstleistungsgesellschaft und Gott als Erfüllungsgehilfe" (Fest - Taufe des Herrn - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 10.01.2014
Lesejahr A 2013/14 >>

In einer Kirche, die von vielen, die in sie hineingetauft wurden, nur noch als Dienstleister gesehen wird, muss zwangsweise langsam und fortschreitend der Glaube zum Erliegen kommen. Wenn es in einer solchen Kirche um die Befriedigung eigener Bedürfnisse geht und die Beziehung zum Geld, aber der Glaube an den lebendigen Gott gleichgültig wird, das Mitleid, das Mittun und die eigene christliche Verantwortung von einer Kultur des Wohlstandes betäubt ist, dann geschieht genau das, was wir zur Zeit in unserer Kirche erleben.

Hauptsache die Dienstleistung stimmt für mich, erbringen sollen sie andere!

Das zieht aber kaum noch junge Menschen im Glauben an, in der Bereitschaft für eine Aufgabe in der Kirche, denn so eine Kirche ist unattraktiv und vor allem hemmt es unseren missionarischen Auftrag: „Geht hinaus in alle Welt und verkündet das Evangelium.“ Auch in der Gemeinschaft der Glaubenden hat sich dieser Mangel eingeschlichen, der den Menschen auf ein Bedürfnis reduziert: Den Konsum.

Papst Franziskus sagt dazu in seinem Lehrschreiben Evangelii Gaudium: „Wenn uns etwas in heilige Sorge versetzen und unser Gewissen beunruhigen soll, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne einen Horizont von Sinn und Leben.“

Doch wo wird über das Evangelium gesprochen, wo wird es verkündet, wo gelebt? In den letzten Jahrzehnten hat ein Bruch stattgefunden, weil die Weitergabe des Glaubens immer seltener in den Familien stattfindet und der Einfluss der Kommunikationsmittel die Lebensmitte vieler verändert.

Glaube und Gebet und damit Gott, haben einen übermächtigen Konkurrenten erhalten, dem sich viele kaum noch entziehen können: das Fernsehen. Laut einer aktuellen Umfrage verbringen die Deutschen durchschnittlich 336 Stunden (14 Tage, 0,038 Jahre) ihres Lebens damit zu Gott zu beten, aber 105.120 Stunden (4.380 Tage) um fern zu sehen, das sind rund 12 Lebensjahre.

Und doch wissen wir, dass es keinen Glauben ohne Gebet gibt und keine Kirche ohne Glauben. Beten ist keine Körperhaltung, beten ist eine Lebenshaltung und Gott nicht unser Erfüllungsgehilfe. Und dort wo dieser Glaube neu entdeckt und als Gemeinschaft von Glaubenden gelebt wird, da blüht auch die Menschlichkeit in der Kirche auf, denn da wird Gott die Ehre gegeben.

Am Fest der Taufe des Herrn, endet der Weihnachtsfestkreis, der uns auf das Geburtsfest Jesu vorbereiten sollte. Die Geburt eines Kindes ist etwas Großartiges und lässt uns die Kostbarkeit eines jeden Lebens in den Augen Gottes erahnen. Heute sind wir umso mehr aufgefordert, mutig für das werdende Leben einzutreten, gerade schwangere Frauen oder finanziell schwachen Familien auf diesem Weg nicht im Stich zu lassen. Durch die Busstaufe beugt sich Jesus selbst in die Lebensschicksale der Menschen hinein, in ihre Sünden und damit Trennungen von Gott und nimmt so heilenden Anteil am Leben aller. Er hält sich nicht raus, spielt nicht den Strahl- und Saubermann, sondern steht ein für dein und mein Leben und wird dafür selbst sein Leben hingeben.

Die Taufe ist sein Geschenk an dich und an mich. Denn in unserer Taufe sind wir zu geliebten Söhnen und Töchtern Gottes geworden, von ihm erwählte. Uns ist zugesagt worden: „Du bist nicht geboren, um zu sterben, sondern dein sterbliches Leben ist bereits gerettet, durch Jesus Christus.“ Taufe ist keine Dienstleistung und auch keine Privatangelegenheit. Taufe bedeutet Berufung und Verpflichtung zu einem Handeln, das sich am Handeln Jesu Christi orientiert. Etwa dem Einsatz für das Reich Gottes in dieser Welt, mit den Talenten und Fähigkeiten die mir dazu geschenkt worden sind. Oder Brückenbauer zu sein für suchenden Menschen und dem lebendigen Gott. (pm)


Letzte Änderung: 12.01.2014 um 10:06

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