Lesejahr A 2013/14

"Mein Gott war meine Stärke" (2. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A)

Geschrieben von (pm) am 17.01.2014
Lesejahr A 2013/14 >>

Gerade in Lebenskrisen oder bei unvorhergesehenen Krankheiten beginnen Menschen nach Gott zu fragen. Fragen nach dem Warum, bitten um Hilfe.

Und heute, in einer Zeit, von der man den Eindruck hat, dass wir Menschen gerne leben und lange wollen leben wollen, aber viele nicht mehr glauben können, nach dem Tod weiterzuleben, ewig zu leben,  So, als sei dieses Leben alles und die einzige Gelegenheit zu leben. Wo der Wunsch nach maximalem und optimalem Glück wächst und viele natürlich enttäuscht, weil kein Leben das auf Dauer bieten kann. Wo die Veränderung des eigenen Wohlbefindens bei vielen Angst auslösen, weil das Leben immer schneller, besser und perfekter werden soll.

In eine solche Zeit spricht der Prophet Jesaja von seinen Erfahrungen mit dem lebendigen Gott, mit dem von ihm erfahrenen Gott, wenn er sagt: „Mein Gott war meine Stärke.“ Und manchmal kann man diese Stimmen auch noch bei uns hören, mitten im Trubel das Alltages: „Gott gab mir Kraft, er war mein Halt, ich habe seine Hilfe erfahren.“ Mitunter muss man bei einer solchen Aussage dann mit verdutzten und unschlüssigen Gesichtern rechnen, aber unsere Zeit hat diese Zeugnisse bitter nötig.

Auch wenn wir „auf dem Laufenden sein wollen“, Hochgeschwindigkeitszüge nutzen und in Flugzeuge steigen, Faxe und E-Mails versenden, im Internet surfen, Fernsehen und ein Handys benutzen, die Zeit vergeht, wir können sie nicht aufhalten. Und doch wollen alle Zeit haben, mehr Zeit haben, denn die Zeit ist kostbar geworden.

In diesem Klima der gehetzten Eile, hat das Gebet so gut wie keinen Raum und keine Chance mehr. In einem solchen Klima wird „das Salz der Erde schnell schal und das Licht der Welt unter den Scheffel gestellt.“ Und doch sind sie da, die Orte der Stille, wie etwa unsere Kirchen, die tagsüber offen stehen, in die auch Menschen aus der Gemeinde kommen, um in der Stille zu beten, eine Kerze anzuzünden, alles vor Gott zu bringen. Oder die Orte des Gebetes, wie etwa die Klöster, die heutzutage von „Oasentagen und Kurzzeitexerzitien“ überflutet werden. Vielleicht sind diese Klöster noch die einzigen Orte, in denen jemand zuhause ist, wenn Gott kommt. Wo die Zeit nicht zum Regulator des Lebens geworden wird, sondern um menschlich Leben zu können, um Arbeit, Leben und Gebet zu verbinden und so die geschenkte Zeit ganzheitlich anzugehen.

Als Christen haben wir die Chance das wieder mehr zu lernen, weil unser Leben ein Geschenk ist und wir so neben dem Zeitlichen auch dem Ewigen einen Sinn geben. Die Arznei dazu finden wir in der Zeit für Gott, die uns davor bewahrt ohne seine erbetene Hilfe zu leben, womöglich ohne tieferen Sinn drauf los zu leben.

Bin ich bereit am Tag inne zu halten, mein Leben da zu verorten, wo es Halt, Stütze und Orientierung findet?

„Mein Gott war meine Stärke.“ Der Prophet Jesaja richtet unsere Neugierde auf die Begegnung mit dem lebendigen Gott. Und er bezeugt uns die Erfahrungen, die er gemacht hat, die Auferbauung die er erfahren hat, den Halt, der ihm geschenkt wurde. Wer Gott im Leben entdeckt hat und sich im Glauben an ihn festhält, dem wird es auch besser gelingen, in jedem Mitmenschen die Gegenwart Gottes zu entdecken, ihn mit dieser Würde ausgestattet, auch entsprechend zu behandeln. Wecken wir diese Sehnsucht neu nach dem lebendigen Gott, indem wir den liebevollen Dialog mit ihm pflegen, den wir Gebet nennen und der uns hilft an ihn zu glauben und ihm im Leben zu begegnen, seine Gegenwart so zu erfahren. (pm)


Letzte Änderung: 18.01.2014 um 11:17

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