Lesejahr B 2011/12

"Möchten Sie einmal Jesus sehen?" (5. Fastensonntag - Lesejahr B)

Geschrieben von (pm) am 23.03.2012
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"Möchte Sie einmal Jesus sehen?“

So, wie er uns in der Bibel beschrieben wird, wie er damals lebte, zum Anfassen, mit ihm sprechen, ihn einmal treffen? Ich bin mir sicher, wenn das so möglich wäre, würde der Besucherstrom nicht mehr abreißen. Und vielleicht könnten wir dann jedem ganz einfach beweisen: „Siehst du, es gibt ihn doch, jetzt kannst du dich selbst überzeugen. Wie einfach wäre es dann die Menschen zum Glauben an ihn zu bringen und wie leicht könnte er uns überzeugen. Mit ihm an unserer Seite, wären wir im Vorteil in der Welt!“

So dachten sicher auch die Jünger, die bei ihm waren. Aber, und das wird oft leider vergessen, wir müssen uns für ihn entscheiden, es reicht eben nicht aus, ihn zu sehen, von ihm zu hören und dann dem gewöhnlichen Alltag wieder nachzugehen. Und gerade der uns von Gott gegebene freie Willen, gibt uns auch die Möglichkeit, uns für ihn oder gegen ihn zu entscheiden. Wenn wir Gott sehen könnten, müssten wir auch nicht mehr an ihn glauben.

Also bleibt die Frage, wie kann ich Jesus Christus heute noch begegnen? Nun wissen wir aus der Bibel, dass Gott jeden Menschen nach seinem Abbild geschaffen hat. Wir können also in jeden Menschen das Bild Gottes sehen, wenn auch manchmal etwas verzerrt. Nehmen wir einmal an, es fragt uns jemand, wie Jesus zu finden ist, so wie im heutigen Evangelium die Griechen? Was würden wir ihm antworten? Geh in die Kirche und bete, hol dir die Bibel und lies mal oder sollten wir nicht über unsere eigenen Glaubenserfahrungen mit ihm sprechen? Ich meine, dass hier ein wesentlicher Punkt für die Glaubensflaute in unserer Kirche liegt, dass zu wenig von Jesus gesprochen wird oder mit ihm gesprochen wird und zu viel über alles andere.

Doch wie kann Jesus durch mich, so wie ich als Christ täglich lebe, für andere Menschen erfahrbar werden? Als Glaubende können wir in Zeichen und Dingen des Alltages die Fürsorge Gottes erkennen. Der nicht Glaubende wird darin wohl ein Naturphänomen sehen, weil er die Sprache Gottes nicht versteht. Doch bin ich mir bewusst, dass ich mit der Taufe zu einem Teil der Stimme Gottes in dieser Welt geworden bin, dass ich nun zu ihm gehöre und zu seiner Kirche. Diese Stimme Gottes ist es, die heute viele Menschen suchen und oft auch bei uns in der Kirche nicht mehr finden können. Sein Wort, das sie anspricht und zum Nachdenken bringt, seine Sakramente die heilen und befreien, seine bleibende Gegenwart in der verwandelten Kommunion. Einem kleinen unscheinbaren Stück Brot, das nicht dafür da ist, dass wir uns in der Messe satt essen, sondern, dass wir mit dem lebendigen Gott in Kontakt treten.

Im eucharistischen Brot will er nicht unsere Mägen füllen, sondern unser Herz mit seiner Liebe anrühren, weil er da ist. Und so lade ich sei ein, nach dem Empfang der Kommunion in der Bank für einen kurzen Moment einmal die Augen zu schließen und ihn direkt anzusprechen. Und vielleicht können wir für einen Moment spüren, dass er durch den Empfang der Kommunion nun bei mir ist. Dann brauche ich ihn evtl. auch nicht mehr zu sehen, weil ich weiß, er ist da. (pm)


Letzte Änderung: 24.03.2012 um 19:40

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