Lesejahr A 2013/14
"Mühsal und Beschwerde" (14. Sonntag im Jahreskreis - Lesejahr A) |
Geschrieben von (pm) am 04.07.2014 |
Ein befreundeter Priester erzählte mir, dass er von seinen ersten Urlaubstagen im Sommer nicht viel hat. Kaum fährt er aus seinen Pfarreien weg, fällt der ganze Stress und die Anspannung von ihm ab und er übermüdet, so dass er die ersten zwei bis drei Tage erst einmal richtig ausschläft. Danach, so sagte er mir, kann er erst beginnen seinen Urlaub zu genießen.
„Ausspannen, innehalten, nichts tun“, danach sehnen sich heute viele Menschen, gerade unter denen, die hart arbeiten müssen. Und doch fällt es ihnen schwer, an einem freien Tag oder im Urlaub wirklich auszuspannen. Wenn man über den größten Teil des Jahres wie ein Hamster im Laufrad lebt, dann ist es schwer, diesen Rhythmus zu durchbrechen. „Diesen Termin, jene Mail, folgendes Gespräch, diese Aufgabe und kein Ende in Sicht.“ Wir Deutschen neigen dazu, uns gerne zu überschätzen. Und wenn wir dann an unsere Grenzen kommen, stehen wir mit leeren Händen da, seelisch und körperlich angeschlagen. Dabei sind es die kleinen Unterbrechungen im Tagesablauf, die uns gut täten. Orte, an denen wir zur Ruhe kommen können. Menschen, bei denen wir zur Ruhe kommen können.
Wem würden Sie ihr Vertrauen schenken? „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.“ Ohne Vorleistungen, ohne Bezahlung, ohne Wartezeit. Den Weisen und Klugen, wie sie Jesus nennt, kann das was Jesus uns hier anbietet unglaubwürdig vorkommen? Nicht, weil sie weise oder klug sind, sondern in der Gefahr von Gott nichts mehr empfangen zu wollen, von ihm auch nichts erwarten, sich einbilden, schon alles zu wissen oder besser zu wissen. Mit ihnen zusammen nennt Jesus die Unmündigen, die für uns vielleicht auf den ersten Blick als einfältig und einfach gestrickt Menschen gelten, aber durchaus bereit sind, ihre leeren Hände mit Gottes Gaben sich füllen zu lassen.
Wozu zähle ich mich? Zu den Weisen und Klugen oder zu den Einfältigen? Wenn wir in diesen Tagen von einer Ratlosigkeit im Bistum Trier in der Zeitung lesen können, die auch den Bischof trifft. Weil trotz aller Anstrengungen und Versuche die Kirche zu modernisieren, immer mehr Katholiken aus der Kirche austreten. Dann muss man sich auch fragen dürfen: „Was würde denn die Menschen in der Kirche halten?“ Was suchen denn Menschen in der Kirche, was sie nicht auch in einem anderen Verein finden könnten? Was macht uns denn als Kirche aus? Die geistliche Begleitung, die ja in unseren Breiten mittlerweile völlig außen vor ist, weil sie früher im Beichtstuhl stattfand. Sie hilft uns das eigene Leben mit dem Glauben zu verbinden und so intensiver und klarer erkennbar mit Gott zu leben, sie macht eigentlich Kirche aus. Glaube soll in meinem Leben wachsen und darf nicht verkümmern.
Eine Glaubenserfahrung bindet an Kirche, gibt Suchenden einen geistigen Halt. Und wo diese nicht mehr zu finden ist, im theologischen Wortgeschwall etwa, da wird Kirche als unnütz, ja sogar als Übel gesehen. Wir können auch Jesus den Weg verstellen, wenn wir uns mehr um uns selber drehen, um unsere eigenen Kirchenprobleme, als um ihn. Der Herr lädt ein, zu ihm zu kommen und so geistig aufzutanken, bei ihm Halt zu finden: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.“ (pm)
Letzte Änderung: 05.07.2014 um 07:26
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